„Der Besuch vom kleinen Tod“ gespieltes und vertontes Musiktheaterstück im Rahmen von „Wien Modern“ im Dschungel Wien – ab dem Totengedenktag.
Wie ein junges Mädchen dem Tod Lächeln ins Gesicht zaubert und ihn zum gemeinsamen Speilen animiert – das erzählt ein Musiktheater – auf der Basis des gleichnamigen Bilderbuchs „Der Besuch vom kleinen Tod“ – Link zur Buchbesprechung unten. Premiere ist am Totengedenktag nach Halloween, die folgende Aufführungsserie im Rahmen von Wien Modern läuft bis zum 6. November (2021) im Dschungel Wien.
Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … durfte rund eine Woche vor der Premiere proben besuchen. Die fanden in einem sterbenden Gebäude statt – einem der noch verbliebenen, abbröckelnden Pavillons des ehemaligen Krankenhauses auf der Baumgartner Höhe. Die „Alte Wäscherei“ kann seit einigen Jahren – nur mehr befristet – von (Musik-)theatergruppen als Proberäume genutzt werden. Vorbei an „Leichen“ alter medizinscher Geräte, großen Bühnen-Requisiten wie einer alten Kutsche – geht’s in jenen Raum, in dem Tod (Rino Indiono), Sterbender (Michael Welz), das Mädchen Elisewin (Jasmin Steffl) sowie ein Figurenspieler (Florian Haslinger) mit zwei Schwänen-Handpuppen für die Aufführungen üben.
Wie vieles in Lockdown-Zeiten war das Stück schon praktisch fertig. Neben Wiederaufnahmeproben steht aber mehr auf dem Programm. Die damalige Hauptdarstellerin hat jetzt keine Zeit. Nun schlüpft die 22-jährige Jasmin Steffl in die Rolle des Mädchens. Während niemand sonst mit dem Tod redet, er nur traurig seine Arbeit verrichtet, freut sie sich über seinen Besuch, neckt ihn, beginnt mit ihm zu spielen, er taut auf und wird sozusagen lebenslustig 😉
Die 22-jährige kam zufällig vor ziemlich genau neun Jahren zu ihrem ersten Bühneneinsatz. „Gemeinsam mit einer Freundin hab ich mich aus Spaß fürs Casting für ein Stück im Dschungel Wien beworben. Das war „Ich bin viele“ (Link – damals noch im Kinder-KURIER – unten am Ende des Beitrages). Später hab ich dann bei einem anderen Stück mitgespielt – „Spaß-Guerilla“, bei dem der Rino (der jetzt den Tod spielt) Choreografie mit uns Jugendlichen gemacht hat. (Link – damals noch im Kinder-KURIER – ebenfalls unten am Ende des Beitrages). Das hat mir so Spaß gemacht, dass ich dann Gesangsstunden und Tanzunterricht genommen habe und an der MUK Tanz studiert habe.“
Das Bilderbuch ist Michael Scheidl von netzzeit irgendwann in die Hände gefallen. „Ich hab mir gleich gedacht, dieser andere Zu- und Umgang mit Tod kann ein Stück werden. Es muss aber mit Musik sein, die sogar eine zentrale Rolle spielen soll. Es soll fast ohne Worte auskommen. Klaus Lang kann Musik komponieren, die wunderbar Räume und Atmosphären schafft.“
Das hat er gemacht und mit dem Orchester PHACE eingespielt. Als die Musik da war, hat das von netzzeit zusammengestellte kleine Team zu proben begonnen – genau auf diesen Rhythmus hin. Und das Team hat schon bei Proben zu Beginn dieses Jahres ein Komplett-Video des nicht ganz ¾-stündigen Stücks gedreht. Immer wieder lässt Regie-Assistent Alex Riff, selber Musiktheater-Schauspieler, Passagen des Videos am Laptop ablaufen. Die einen erinnern die Bewegungsabläufe, Jasmin Steffl findet so auch viel schneller in ihre übernommene Rolle.
Aus den beiden schwarzen Vögeln zu Beginn des Bilderbuchs baute Bühnen- und Kostümbildnerin Nora Scheidl zwei weiße Schwäne, die Florian Haslinger wie zwei überdimensionale Handschuhe anzieht. „Das Wenige das es an erzählendem Text braucht, sagt der Florian mit diesen beiden Schwänen. Weiß haben wir sie gemacht, weil sie so auch besser zu sehen sind.“
Die dreistündige Probe – nicht zuletzt das Fahren mit dem Tret-Boot – ist vorbei, doch Jasmin und Rino kippen nochmals in die Spiele als Tod und Mädchen, können kaum aufhören …
Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Kitty Crowther (aus dem Französischen von Maja Vogel)
netzzeit & WIEN MODERN
Musikmärchen, 50 Minuten; ab 6 Jahren
Komposition: Klaus Lang
Libretto, Inszenierung: Michael Scheidl
Cast
Tod: Rino Indiono
Elisewin: Jasmin Steffl
Sterbender: Michael Welz
Erzählende Schwäne-Handpuppen: Florian Haslinger
Orchester
PHACE:
Flöte: Sylvie Lacroix, Doris Nicoletti
Posaune: Stefan Obmann, Thomas Märzendorfer
Akkordeon: Georgios Lolas
Schlagwerk: Berndt Thurner
Violine: Thomas Wally, Daniele Brekyte
Viola: Rafal Zalech
Cello: Roland Schueler
Kontrabass: Maximilian Ölz
Bühne, Kostüme: Nora Scheidl
Körperarbeit, Regie-Assistenz: Alex Riff
Im Rahmen von 2021 out of control und Wien Modern
Kompositionsauftrag von netzzeit
Aufführungsrechte (Text): l´école des loisirs, Paris und Carlsen Verlag, Hamburg
Aufführungsrechte (Musik): Zeitvertrieb Wien Berlin
Bis 6. November 2021
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
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