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Szenenfoto aus "Und alles" vom Tiroler Landestheater - allerdings in teils anderer BEsetzung als beim Gastspiel im Wiener Akzent Theater
Szenenfoto aus "Und alles" vom Tiroler Landestheater - allerdings in teils anderer BEsetzung als beim Gastspiel im Wiener Akzent Theater
08.11.2024

„Nur Trash und Tragödie“ – vor solchen Nachrichten flüchtet der 12-Jährige

Einstündiges Jugendstück junger Schauspieler:innen vom Tiroler Landestheater gastiert(e) in Wien; Wenige Meter entfernt: Installation für gute Nachrichten!

Düster präsentiert sich die Bühne. Eine Art Vorhang aus Kunststoff-Sackerln und Säcken, davor wahllos rumkugelnde Autoreifen. Bevor sich diese „Müllhalde“ als Spielplatz für das (tod-)ernste Stück „Und alles“ (von Gwendoline Soublin) mit dennoch einigem an Humor entpuppt, tauchen die vier Schauspieler:innen sozusagen unter Wasser – Licht- und Sound-Effekte „zaubern“ das auf die Bühne.

Lauter schlechte Nachrichten

Es herrscht Aufregung. Die achtjährige Chalipa (gespielt von Julia Posch) sucht verzweifelt nach ihrem Bruder Ehsan (12). Ihr ist fad und sie will wen zum Spielen. Ihre allerdings auch erst 13-jährige Kinder-Sitterin Samantha, meist nur Sam genannte (Cansu Şîya Yıldız), hat wenig Zeit und noch weniger Lust. Eigentlich ist sie auf dem Sprung, einen Freund bei der Busstation zu treffen.

Doch Ehsan ist nirgends aufzufinden, auch in seinem Zimmer nicht – einfaches Umräumen, -schlichten oder verwerfen der Reifen ergeben den jeweils neuen Spielort. Beim Stöbern im „Saustall“ des Kinderzimmers von Ehsan stößt seine Schwester auf Notizen und dessen Tagebuch. Da hat er vor allem jede Menge Nachrichten aufgeschrieben, von Kriegen, Umweltkatastrophen, Abschmelzen des Eises der Polkappen und einem gestrandeten Wal. „Nur Trash und Tragödie!“ Er halte das alles nicht mehr aus, „ich hab’s satt!“ Keine Zukunft, keine Hoffnung. Er haue ab.
Wohin?

Ist er im Bunker?

Da kommt Chalipa die Idee: Im Garten haben sie einen Untergrund-Bunker – weitläufig und mit vielen Vorräten. Dort habe er ihn auch hineingehen sehen, deutet der auftauchende 4-jährige Nachbarsbub Nelson (Kristoffer Nowak) an. Doch die Klappe ist zu.

Jetzt wird auch Sam schön langsam nervös. Was wird der auf Dienstreise befindliche Vater der beiden Kinder sagen, wenn sie eines davon sozusagen verliert. Klopfen, der Versuch sanft den Buben aus dem Versteck zu locken mit seinem Lieblingsgericht bringen aber ebenso wenig Reaktion aus unter der Erde wie heftigere Ansprachen. Auch Sams Freund Salvador (Marko Sonkin) und der Einsatz seiner Werkzeuge lassen weder Klappe öffnen noch einen Ton von Ehsan hören.

Hilfe durch Empathie

Letztlich beschließen die vier, sie könnten Ehsan nur dazu bewegen, wieder aufzutauchen, indem sie sich in ihn hineinversetzen, ihn und seine Anliegen ernst nehmen, ihn in seinem Bemühen gegen die Klimakrise, für die Umwelt und für Frieden sich zu engagieren – mit einem dann doch sehr überraschenden Ende – das hier natürlich nicht verraten sei. Auch wenn das Stück in der Inszenierung des Tiroler Landestheaters, Abteilung Junges Theater (Regie: Felix Metzner; Bühne & Kostüme: Julia Neuhold; Dramaturgie: Uschi Oberleiter (vorläufig) nur mehr einmal als Gastspiel im Wiener Akzent Theater zu sehen ist (siehe Info-Block). Bei der Vormittagsvorstellung am 8. November 2024 für Schulklassen spendeten die Jugendlichen (ab 12 Jahren) immer wieder teils sogar heftigen Szenen-Applaus – und stellten urviele Fragen und Anmerkungen im Publikumsgespräch – mehr als dann letztlich drangenommen wurden.

Gute Nachrichten gesucht und erwünscht

Übrigens: Wenige Meter entfernt vom Theater Akzent, in dem das oben besprochen Stück spielt(e) und in dem es um die schlechten, katastrophalen täglichen Nachrichten geht, steht vor der Kirche St. Elisabeth ein Gebilde aus Kunststoff-Röhren wie sie bei Drainagen im Boden (zur Entwässerung) eingesetzt werden. Irritiert diese Installation zunächst ein wenig, so erklärt ein Plakat den Sinn: Ein gezeichnetes Megaphon und dazu in großen Buchstaben: „Gute Nachrichten..!!!! In Zeiten von Krisen laden wir dich ein, deine guten Nachrichten zu teilen…“

Die Pfarre „Zur Frohen Botschaft“ zu der diese und andere Kirchen dieses Bezirks und des Nachbarbezirks Margareten gehören, bittet Passant:innen hoffnungsfrohe Nachrichten, Schilderungen von positiven Erlebnissen usw. hier zu hinterlegen. An einer der Röhren gibt es Stifte und Zettel. In manchen Röhren lagen beim zufälligen Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schon Kuverts. Versprochen wird, dass die Zettel an einer Wand in der besagten Kirche präsentiert werden. Darüber hinaus gibt es auf dem besagten Plakat einen QR-Code über den auf ein Padlet solche Nachrichten veröffentlicht werden können; aber auch Links zu Websites mit guten Nachrichten zu finden sind.

Ergänzend und nachträglich – nach Rückruf aus der Pfarre: Die Installation bleibt hier bis zum Aschermittwoch. Und sie wandert seit der Pandemie und zu verschiedenen Themen, gedacht als Art „Klagemauer“ – derzeit eben mit dem Aufruf bzw. Angebot des Gegenteils von Klagen, sondern der Bitte um positive Nachrichten!

Follow@KiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Und alles

von Gwendoline Soublin
Ab 12 Jahren; eine Stunde
Tiroler Landestheater – Gastspiel im Theater Akzent (Wien)

Chalipa: Julia Posch
Samantha: Cansu Şîya Yıldız
Salvador: Marko Sonkin
Nelson: Kristoffer Nowak

Regie: Felix Metzner
Bühne & Kostüme: Julia Neuhold
Dramaturgie: Uschi Oberleiter

Wann & wo?

8. November 2024
19 Uhr
Theater Akzent: 1040 Wien, Theresianumgasse 18
akzent -> Und-alles

Tiroler Landestheater ->Junges Theater -> Und alles

Gute Nachrichten

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