Kinder Jugend Kultur und mehr - Logo
Kinder Jugend Kultur Und mehr...
Szenenfoto aus "Höllenangst - No Enlightenment please!" im TAG (Wien)
Szenenfoto aus "Höllenangst - No Enlightenment please!" im TAG (Wien)
14.02.2023

Posse um die Angst vor der Aufklärung

Nestroys „Höllenangst“ wird in einer Überschreibung im TAG (Wien) zwischen analoger und digitaler Welt verpflanzt.

Umgeben von drei Wänden mit unzählbaren grünen Oen und 1ern auf schwarzem Hintergrund spielt sich im TAG, dem Theater an der Gumpendorfer Straße in Wien das Nestroy’sche bitterböse satirische Stück „Höllenangst“ in einer Überschreibung (Text und Regie: Bernd Liepold-Mosser) ab – mit dem Zusatztitel „No enlightenment please!“ (also keine Aufklärung). Die Kritik am kriminellen Geschäftemacher Stromberg (Jens Claßen), der seine Nichte Adele (Lisa Schrammel, die dann auch ihre eigene Zofe Rosalie spielt) um deren Erbe bringen möchte und dafür deren aufrichtigen anderen Onkel Reichthal (Georg Schubert, gestylt als wäre er dem einen oder anderen Gott-Gemälde entstiegen) hinter Gitter bringt, findet sozusagen im digitalen Zeitalter ab.

In einem früheren Stadium des binären Code-Systems irgendwie. Die grünen Ziffern auf schwarzem Hintergrund erinnern an Computergenerationen des vorigen Jahrhunderts, das Setting postuliert einen aktuelleren Zeitraum, pendelt das Geschehen doch zwischen realer, analoger und digitaler, virtueller Welt. In dieser scheint der rettende Held Wendelin (Andreas Gaida) fast als Kämpfer gegen Windmühlen und Verschwörungstheorien, verbündet sich scheinbar mit dem Teufel, hier stets als Windows-Mann tituliert.

Die Nestroy’schen Couplets gibt’s hier als eigene, neugeschriebene Songs – meist im Duett eines wechselnden Solisten/einer Solistin mit den anderen Ensemble-Mitgliedern (neben den schon genannten noch Petra Strasser und Emanuel Fellmer). Die Texte und Songs pendeln zwischen einer Art Kärntnertlied und Protestsong. Thematisch spannen sie den Bogen vom Erheben über den Durchschnitt, über kein-Opfer-sein-wollen, Parallel-Universum bis zur Anklage „Des System måcht uns krånk“. Musikalisch begleitet werden nicht nur die Songs von Oliver Welter, dem Gitarristen der Band „Naked Lunch“, vielleicht DEM Überraschungs-Highlight des Abends.

Übrigens: Der Name des Bösewichts aus „Höllenangst“ hat sich schon lange sozusagen verselbstständigt, unter anderem geisterte Stromberg als Titelfigur fast ein Jahrzehnt in einer TV-Comedy-Serie als windiger Versicherungsheini über die Bildschirme.

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Höllenangst – No enlightenment please!

Frei nach Johann Nepomuk Nestroy
Ca. 1 ½ Stunden (ohne Pause)

Text und Regie: Bernd Liepold-Mosser

Es spielen
Stromberg: Jens Claßen
Thurming: Emanuel Fellmer
Reichthal: Georg Schubert
Wendelin: Andreas Gaida
Adele/ Rosalie: Lisa Schrammel
Eva: Petra Strasser

Live-Musik: Oliver Welter

Ausstattung: Renato Uz
Musik: Oliver Welter
Dramaturgie: Tina Clausen
Licht: Katja Thürriegl
Regieassistenz: Renate Vavera
Ausstattungshospitanz: Felicitas Löschnauer
Kostüm- und Requisitenbetreuung: Daniela Zivic
Tontechnik: Peter Hirsch
Bühnentechnik: Hans Egger, Andreas Wiesbauer, Manuel Sandheim

Wann & wo?

Bis 18. April 2023
Das TAG – 1060, Theater an der Gumpendorfer Straße 67
Telefon: 01 586 52 22
dastag -> hoellenangst

Zu einem Trailer geht es hier