Interview mit Özgür Anil, dem Regisseur und Drehbuchautor von „Wer wir einmal sein wollten“.
KiJuKU: Was war die Ausgangs-Idee für diesen Film?
Özgür Anil: Ich find es tragisch, wenn Menschen ihre Träume nicht verwirklichen können. Das ist ein Zustand, der für den Großteil der Menschheit zutrifft. Diese Melancholie, die bei vielen dann ein ganzes Leben lang mitschwingt, wollte ich einfangen.
KiJuKU: Anna wollte Schauspielerin werden, das kam nicht zustande, jetzt arbeitet sie neben der Matura tagsüber in einer Schauspielschule – ein besonderer Kniff?
Özgür Anil: Zum Teil hat sich das aus praktischen Überlegungen ergeben. Da unser Film ein Langfilm werden sollte, waren wir budgettechnisch eingeschränkt, so hat es sich angeboten, dass der Film an der Uni (mdw – für Musik und darstellende Kunst, zu der die Filmakademie gehört) spielt. Aber damit war auch gleich der Gegensatz zwischen alltäglicher Arbeit hier und der großen weiten Bühnenwelt aufgespannt. Als Sekretärin und Portierin ist Anna auch noch so etwas wie eine Schwellenhüterin zwischen diesen beiden Welten – und gehört zu keiner wirklich dazu.
KiJuKU: Der Film lebt über weite Strecken von Sprachlosigkeit zwischen den handelnden Figuren, die aber wiederum sehr viel genau darüber aussagt.
Özgür Anil: Ja, die wichtigsten Dinge bleiben ungesagt, weil Anna viel in sich hineinfrisst, mit sich selber ausmacht.
KiJuKU: Selbst zwischen ihr und ihrem Freund herrscht eher Lieblosigkeit, empfand ich.
Özgür Anil: Beide haben ganz unterschiedliche Ansprüche an diese Beziehung. Anna hat Angst, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren und für Konstantin ist es nichts wirklich Ernsthaftes, er will ja woanders hin.
KiJuKU: Was wolltest du mit der doch recht argen Beziehung zwischen ihr und dem Bruder zeigen, der so viel fordert und sie sich doch nicht abgrenzen kann/will?
Özgür Anil: Eine Idee war, als sie sich gerade intensiv auf die Abendmatura vorbereitet, um dann wenigstens zu studieren, holt sie ihre Vergangenheit wieder ein. Sie will einen Weg hinter sich lassen, spürt aber die Verantwortung, befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen ihrem eigenen individuellen Weg und der familiären Solidarität.
Sie selbst hat sich so einen dicken Panzer im Laufe der Jahre aufgebaut, dass sie ihre eigene große Verletzung – ihren Traum schon nicht erfüllen zu können – meist gar nicht mehr wahrnehmen kann. Nur mehr in den wenigen Szenen, wo ihr jüngeres Ich auftaucht. Und in der wo sie beim Wegräumen von Requisiten auf der Bühne selber kurzfristig ins Schauspielen kommt. Und dann kollidieren wieder ihre Träume mit der Realität.
KiJuKU: Wie und wann bist du aufs Filmemachen gekommen?
Özgür Anil: Mit ungefähr 16 Jahren hab ich gedacht, ich will Filme machen und begonnen alles zu versuchen, um das zu erreichen.
KiJuKU: Und was war dafür ausschlaggebend? Einige oder ein Film?
Özgür Anil: Ich weiß es nicht mehr genau, wie es dazu gekommen ist. Aber rückblickend glaub ich, es war, weil ich viele Filme geschaut habe, die mich überwältigt, voll erfasst haben. Und diese Erkenntnis, dass Filme so etwas mit einem beim Zuschauen machen können, hat mich offenbar so fasziniert und in diese Welt reingezogen, dass ich selber etwas mit diesem Medium machen wollte.
KiJuKU: Das heißt, du hast im Gegensatz zu deiner Hauptfigur Anna in deinem aktuell laufenden Film, deinen Traum erfüllt.
Özgür Anil: Genau, dieses Privileg weiß ich auch zu schätzen. Es hätte ja auch ganz anders kommen können.
KiJuKU: Woran arbeitest du derzeit?
Özgür Anil: Ich bin gerade in der Schreibphase für einen Kino-Spielfilm, in dem es um den Generationenkonflikt eines Vaters und seiner Tochter geht. Unterschiedliche Moralvorstellungen sind da auf dem Prüfstand.
Drehbuch/Regie: Özgür Anil
Kamera: Lukas Allmaier
Montage: Philipp Mayer
Musik: Alania Gonzalez, Benedikt Palier
Ton/Sounddesign: Lara Zill
Szenenbild: Johanna Mitulla, Patrick Loibl
Kostümbild: Marlene Pleyl
Cast
Anna: Anna Suk
Patrick, ihr Bruder: Augustin Groz
Konstantin, ihr Freund: Gregor Kohlhofer
Jakob, Mitschüler: Phillipp Laabmayr
Clara, (Film-)Schauspielerin: Maya Unger
Produzentinnen Clara König, Saskia Arth
24. bis 28. Mai 2024
Stadtkino im Künstlerhauskino
1010, Akademiestraße 13
Tourt anschließend durch ausgewählte Programmkinos in Linz, Graz, Krems, Salzburg und Innsbruck
Telefon: 01 712 62 760
stadtkinowien -> wer-wir-einmal-sein-wollten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen