Opern-Sängerin aus Sarajevo, die in Wien studierte und lebt, im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …
Diese Stiiiimmmeeee!!! In den Kammer- und Kurzopern „Pfiff . Pfaff . Pfuff“ und „Störung“ beim Konzert des ARBOS-Ensembles im Salzburger Hüttschlag, einem genialen Zusammenspiel der Instrumentalmusiker:innen, Sänger:innen und Schauspieler, stach sie dennoch heraus. Und sie gehört der ausgebildeten Opernsängerin Selma Aljović. Die kann aber nicht nur Oper – auch wenn sie vorwiegend damit auf internationalen Bühnen auftritt, sondern auch Jazz, Schlager, traditionelle Lieder vom Balkan und was immer du noch willst. Naja, vielleicht würde ihr Rap oder Metal nicht so leicht fallen.
Die geschätzte Mitt-Zwanzigerin, ihr Alter möchte sie lieber nicht verraten oder zumindest nicht medial lesen, spielt aber auch noch Klavier und Gitarre. Und sie hat knapp nach Ende ihres Gesangsstudiums am Richard-Wagner-Konservatorium eine private Musikschule gegründet, Vienna International Music School, „ein mehrsprachiges, vielfältiges und stark vernetztes Kollegium, das sich der Etablierung hochwertiger musikalischer Lernmöglichkeiten in Wien und im Ausland widmet“.
Bevor Aljović zum Operngesangsstudium nach Wien gekommen – und hier geblieben – ist, wuchs sie in Sarajevo auf. Die Erinnerung an ihre erste Begegnung mit Opernmusik (mit sechs Jahren) wird als sie diese erzählt, fast körperlich spürbar. „Ich war in der Oper geschockt, aber positiv, richtig fasziniert, dass eine Frau so laut schreien kann“, schildert sie dieses Opern-Erweckungserlebnis. „Ich habe diese Frau bewundert und dann zu Hause gesagt: Das will ich auch können!“
Mit sechs, sieben Jahren „hab ich immer und überall und alles gesungen – Pop und Jazz, das ich bei den Eltern gehört habe und bosnische Volkslieder (Sevdah Lieder), die bei Oma und Opa gespielt wurden. Alles hab ich nachgesungen. Oft fand ich mich wieder beim Umkleiden, Schminken und Abhalten von Gesangsauftritten für Familienmitglieder, Freunde und Bekannte. Kurz danach durfte ich bei jeder Schulaufführung, oft in Hauptrollen, auftreten. Meine ersten Gesangsunterricht erhielte ich mit neun Jahren an der Musikschule in Sarajevo. Ein Jahr später gab ich mein erstes Konzert.“
Mit der Anmeldung in einem Musik-Gymnasium stellte sie die Weichen dafür, dass das leidenschaftliche Hobby ein möglicher Beruf werden könnte. In der Zwischenzeit hatte sie zu Hause schon Klavier spielen gelernt und begann ab dem 12. Geburtstag auch Gitarre zu spielen – „die hab ich mir zum Geburtstag gewünscht und auch bekommen“.
Im Musikgymnasium war sie die einzige Schülerin, die für die berühmte US-amerikanische Opernsängerin (Mezzo-Sopran) Denyce Graves auf einem Meisterkurs für akademisch ausgebildete Sänger und Sängerinnen gesungen hat. Graves war „von meiner Stimme so begeistert, dass sie mir empfahl, in den USA zu studieren.“ Aljović zog Näheres vor und studierte in der Musik-Welthauptstadt Wien am Richard-Wagner-Konservatorium (RWK).
Neben jener Sprache, die fast immer als überall verständlich bezeichnet wird, der Musik, eignete sich Selma Aljović aber auch noch mehrere Fremdsprachen über die Bosnische Muttersprache hinaus an. Deutsch hat sie schon kurz in der Schule in Sarajevo, vor allem aber später während des Studiums selbsttätig, gelernt. Auch Englisch und Italienisch standen auf dem Stundenplan – samt privatem zusätzlichem Studium. Ganz jung – vor und während der ersten Schuljahre saugte sie Spanisch ein – „mit Telenovelas. Die durfte ich bei meinen Eltern nicht schauen, aber wenn ich bei Oma und Opa war, durfte ich alles schauen!“
Später kam noch Türkisch hinzu: „Zwischen Gitarre und Gesangs-Unterricht hatte ich Zeit und einen Türkisch-Kurs besucht. Ich versteh fast alles, beim Sprechen kann ich die Basics. Meine Lieblingssprache aber ist die Musik.“
Zum Ensemble ARBOS stieß sie, „weil mich Dževad Karahasan empfohlen hat“. Dieser berühmte, international bekannte, vielfach ausgezeichnete Schriftsteller aus Sarajevo hatte schon Anfang der 90er Jahre, nachdem er flüchten musste, viel mit dieser Theatergruppe zusammengearbeitet.
Diese Arbeit an den Werken Neuer Musik „finde ich cool, das war für mich relativ neu und ich liebe Herausforderungen, sie bereiten mir Vergnügen“, sagt Selma Aljović knapp nach dem Konzert im Turnsaal der Volksschule Hüttschlag – siehe Bericht unten.