Erweiterte poetische Version nach dem Bilderbuch „Der Maulwurf und die Sterne“ im Theater des Kindes in Linz.
Leuchtende Sterne, aber Kinder-Hochbett statt Maulwurfshügel? Wer das Bilderbuch „Der Maulwurf und die Sterne“ (Britta Teckentrup – Link zu einer Besprechung des Bilderbuchs am Ende dieses Beitrags) kennt, das die Vorlage fürs jüngste Stück im Linzer Theater des Kindes, ist vielleicht aufs erste verwirrt. Ohne allzu viel zu spoilern, der Beginn kann verraten werden. Am Hochbett oben liegt tatsächlich ein Kind – also nicht wirklich, sondern ein Schauspieler, der in die Rolle eines Kindes schlüpft. Aus dem Off kommt die Stimme seiner „Mutter“, die schon einige Geschichten vorgelesen hat, jetzt aber wäre endlich Schlafenszeit. Nur noch eine…
… nein, dies hier entwickelt sich nicht zu einer Variante von „Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel“, das übrigens derzeit im selben Theater auf dem Spielplan steht. Sondern wirklich nur noch eine einzige Geschichte – und zwar die Titelgebende. Und dazu „verwandelt“ sich das Kind in den Titelhelden Maulwurf. So wie auch all die anderen Tiere, die in der Geschichte vorkommen und im Bilderbuch namenlos bleiben, hat ihm die Stück-Autorin Nora Dirisamer benamst – ihn Mo.
Christian Lemperle bleibt der einzige Schauspieler auf der Bühne – die anderen Tiere des Waldes kommen – ebenso wie die Mutter – als voraufgezeichnete eingespielte Stimmen vor. Bei den Namen tobte sich Dirisamer mit Wortspielen ebenso fantasievoll aus wie beim Text vor allem mit gereimten Zeilen; im Buch ganz wenige Sätze, hier ziemlich – aber nicht zu – viele. High-Light an Namens-Wortspielen: Reh-bekka (Simone Neumayr, die u.a. die Mutter spricht) und ihr Kind Reh-Ne (David Baldessari, der auch noch Elli Eichkätzchen sowie (Stern-)Schnuppi und eine der vielen Ameisen die Stimme leiht).
Aus pragmatischen Gründen hatte sich Regisseur und Theaterleiter Andreas Baumgartner von Anfang an für ein Maulwurf-Solo entschieden, wie er nach der Premiere Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… anvertraute. „Wir hatten schon lange kein Solo-Stück für die Allerjüngsten (ab 3 Jahren). Außerdem ist im Buch ja der Maulwurf die zentrale Figur.“
Die Stückversion, die den durchgängig poetischen Touch des Bilderbuchs – der dort vor allem auch in den Bildern zum Ausdruck kommt – aufnimmt, gesteht den anderen Tieren aber mehr Eigenleben zu – nicht nur durch die Namen, sondern auch durch die Auftritte als Figuren unterschiedlichster Art (Bühne Michaela Mandel; Kostüme: Anna Katharina Jaritz). Und so wird noch viel deutlicher, wieso Maulwurfs in Erfüllung gegangener Wunsch, alle Sterne für sich allein in seinem Bau zu haben, für andere bei Weitem nicht nur enttäuschend, sondern teils unbedingt notwendig ist.
Für Tiere, die in der Nacht aktiv sind, bedeuten Sterne viel mehr als eine nette nächtliche Beleuchtung! Und so lernt Mo hier noch viel stärker, weshalb sein Sternenklau alles andere als toll war. Ohne dass das Stück auch nur im Geringsten an einem erhobenen pädagogischen Zeigefinger anstößt.
Dirisamer hat ins Stück als Running Gag noch viiiiele Ameisen als Putztrupp des Waldes hieingeschrieben, die sich immer wieder zu Wort melden – materialisiert durch die verschiedenen Schauspieler:innen des Theaters, die ihnen ihre Stimmen – neben den schon genannten, leihen: Katharina Schraml (Flora Fledermaus / eine weitere Ameise / Sissi Waldspitzmaus, Harald Bodingbauer (Sigi Siebenschläfer / Ameisenchef), Peter Woy: Sir William Waldkauz / noch eine Ameise und nicht zuletzt Andreas Baumgartner, der neben einer Ameise noch Werner Wildschwein seine Stimme im oberösterreichischen Dialekt gibt: Letzteres übrigens einfach zwei üppige plüschige Schlapfen, in die Maulwurf Mo hin und wieder, wenn Werner an der Reihe ist, schlüpft.
Musik (David Wagner) und natürlich nicht zuletzt das Lichtdesgin (Natascha Woldrich) runden den Zauber dieser Geschichte mit Botschaft zu einem wunderbaren Theater-Vor- bzw. -Nachmittag ab.
Von Nora Dirisamer nach dem Bilderbuch von Britta Teckentrup
Ab 3 Jahren; ca. ¾ Stunde
Mitwirkende
Mo der Maulwurf: Christian Lemperle
Die Stimmen von
Mutter / eine Ameise / Reh-Bekka: Simone Neumayr
Flora Fledermaus / eine weitere Ameise / Sissi Waldspitzmaus: Katharina Schraml
Werner Wildschwein / noch eine Ameise: Andreas Baumgartner
Reh-Ne / noch eine Ameise / Elli Eichkätzchen / (Stern-)Schnuppi: David Baldessari
Sir William Waldkauz / noch eine Ameise: Peter Woy
Sigi Siebenschläfer / Ameisenchef: Harald Bodingbauer
Regie: Andreas Baumgartner
Bühne Michaela Mandel
Kostüme: Anna Katharina Jaritz
Musik: David Wagner
Lichtdesign: Natascha Woldrich
Regieassistenz: Martin Etzelsdorfer
Vorstellungstechnik Stögner/Woldrich
Bis 21. April 2024 und weitere Spieltermine
Theater des Kindes, Linz:
4020 Linz, Langgasse 39
Telefon: 0732/60 52 55
eMail: office@theater-des-kindes.at
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