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Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
29.02.2024

Von der „Lockdown-Linde“ zur Solo-Kabarettistin – mit viel (Selbst-)Zweifel

Suse Lichtenberger „berichtet aus der Vorhölle zum Erfolg“ – derzeit in der Drachengasse (Wien), dann in Ober- und Niederösterreich und wieder Wien.

Bevor sie ab 9. März im Theater am Werk/Kabelwerk im Anti-Musical „Horses“ bei der Wiederaufnahme in die Rolle der esoterisch angehauchten Pferdehof-Erbin Birgit schlüpft, spielt und singt Suse Lichtenberger in Wien, Ober- und Niederösterreich noch mehrmals ihr erstes Solo-Kabarett „Willkommen Zuhause“. Der Untertitel „aus der Vorhölle zum Erfolg“ ist durchgängiges Motto der rund eineinhalb Stunden.

Zwischen einem Barhocker neben dem Mikrofonständer und einem Piano klagt sie im fiktiven Telefonat mit der Mutter ihr Leid, dass diese sich ständig mehr und größere Erfolge weniger für als von der Tochter wünscht – eher um bei ihren Freundinnen angeben zu können, dass es die Suse ins Burgtheater geschafft hätte statt in kleinen Theatern auftreten zu müssen…

Die Vorhalte der Mutter verinnerlicht die Tochter, auch schon Mitte 40, als Selbstzweifel. Aber auch als Kritik an noch immer herrschenden Klischees bei Besetzungen für Filme. Dünn schlägt Schauspielkunst sozusagen.

Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin

Themen-Strauß

Suse Lichtenberger, die in der Pandemie als Theater mehr als alles andere geschlossen blieben, das Videoformat „Lockdown Linde“ erfand, das vor Witz und Energie sprühte, ließ sich davon inspirieren, danach auch ein eigenes Kabarettprogramm zu schreiben – Co-Autor, dramaturgische Beratung und Komposition einiger Lieder: Michael Smulik). Die Erfolgs-Erwartung der Mutter, die sie in ihrem schwäbischen Herkunftsdialekt akustisch auf der Bühne erscheinen lässt, ist das Eröffnungsthema.

Es folgen der Autorin und gleichzeitig Spielerin wichtige persönliche Themen vom Klimawandel, dem Fleischkonsum, Biologische Produkte, Mann-Frau-Verhältnis was di Bewältigung des Alltags betrifft, Elternschaft von Teenies, Expert:innen und als Gegensatz das Absondern von Meinungen, wenn man ziemlich genau gar nichts weiß, geschönten, inszenierten Insta-Fotos und einiges mehr.

Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin

Solistin lässt zwei „Mitspieler:innen“ erscheinen

Neben der Mutter lässt die Kabarettistin in ihrem Premierenprogramm noch mehrmals einen „Günther“ auftreten, der insbesondere bei den Themen rund um Umwelt ständig kontert – was ihr wiederum die Gelegenheit gibt als Suse dagegen zu argumentieren. Das Switchen in andere Personen mit anderem Dialekt, Tonfall, Mimik, Körperhaltung und unterschiedlichem Tempo zeigt auch die schauspielerische Vielfalt. In praktisch jeder Passage baut Lichtenberger so manchen Wortwitz ein, der die kabarettistische Demaskierung zum jeweiligen Bereich humorig unterstützt.

Und sie kann singen, auch wenn sie gleich einmal ihr Klavierspiel runtermacht, weil sie nicht auswendig, sondern nur vom Blatt spielen kann. Mit im Programm das – zumindest von der Melodie und der ersten Textzeile – bekannte Volkslied „Auf der Schwäbischen Eisenbahn“. Erst durch ihre Zwischendurch-Übersetzung aus dem Dialekt wird bekannt, wie absurd Story und Text sind. Dazu bringt sie eigene getextete Lieder wie den leider immer wieder noch aktuellen „Nein“-Song und jenen, dass der Mann oft das Hirn ausschaltet, wenn er weiß, dass seine Frau ohnehin dran denkt – was im Alltag eigentlich zu erledigen wäre.

Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin

Gegen „Selbst-Optimierung“

Der Abend, der ein offenen Plädoyer gegen den Trend zur dauernden Selbstoptimierung darstellt, endet mit dem „Mittelmaß-Song“, in dem es im Refrain heißt: „Die Mitte ist die Hälfte und die Hälfte ist schon viel/ Das Halbe ist der Weg, das Ganze nur das Ziel/ Mittel hier, mittel da, / mit der Mitte komm ich klar. / Mittelschön, mittelalt / Das ist mein Sachverhalt / Die Mitte ist das Maß und da bin ich zuhaus…“

Auch wenn Suse Lichtenberger damit spielt, vielleicht lässt sie ein bisschen zu viel mitschwingen, dass ihr das eigene Können nicht genug ist. Auch wenn das fast ständige sich-in-Frage-stellen durchaus sympathisch ist, hat sie es nicht notwendig, an ihrem Können zu zweifeln, nur weil (noch) nicht die Massen ihr Programm stürmen.

Follow@kiJuKUheinz

Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
Suse Lichtenberger als Solo-Kabarettistin
INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Willkommen Zuhause

Suse L. berichtet aus der Vorhölle zum Erfolg
Solokabarett von und mit Suse Lichtenberger
ca. 1½ Stunden (eine Pause)

Texte: Suse Lichtenberger
Co-Autor und Outside Eye (dramaturgische Beratung): Michael Smulik

Songs
Auf der Schwäbischen Eisenbahn (Volkslied), letzte Strophe von Suse Lichtenberger
Nein-Lied: Text: Suse Lichtenberger und Michael Smulik (auch Komposition)
Mann-Song: Text: Suse Lichtenberger und Michael Smulik (auch Komposition)
Mittelmaß-Song: Text: Suse Lichtenberger und Michael Smulik; Komposition: Imre Lichtenberger Bozoki

Wann & wo?

29. Februar 2024
Theater Drachengasse, Bar & Co
1010 Fleischmarkt 22/Drachengasse
Telefon: 01 512 13 54
drachengasse -> Willkommen Zuhause

1./2. März 2024
Frischling 24 Wettbewerb
Salzhof Freistadt: 4240, Freistadt, Salzgasse 15
local-buehne -> frischling-2024

8. März 2024
Kulturbühne Dakig
2230 Gänserndorf, Bahnstraße 33a
kulturbuehne -> willkommen-zuhause

9. April 2024
Kabarett Niedermair
1080 Wien, Lenaugasse 1A
niedermair -> suse-lichtenberger

Weitere – laufend aktualisierte – Termine
suselichtenberger -> termine