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Szenenfoto aus "Who eh F*ck is Alice?!" von Theater Delphin
Szenenfoto aus "Who eh F*ck is Alice?!" von Theater Delphin
14.10.2025

Who the f*ck is Alice? Und wer ist denn dieser Lewis Carroll?

Inklusives Theater Delphin spielte eine spannende Zeitreise einer jungen Influencerin namens Alice, dem viktorianischen Zeitalter und den Wunderland-Geschichten.

„Alice im Wunderland“, eines der großen Loblieder auf Fantasie und Durchbrechen herkömmlicher Logiken, noch dazu geschrieben von einem Dozenten für Mathematik an der berühmten Universität von Oxford (Großbritannien), hat schon viele kreative zu weiteren Kunstwerken inspiriert – ob als Bücher, Filme oder Theaterstücke und nicht zuletzt zu Musik-Nummern. Aus „Living Next Door to Alice“ der britischen Band Smokie (1976). Rund 20 Jahre später schufen die niederländischen Band Gompie den Song „Alice, Who the fuck Is Alice?“ (1995), angeblich nachdem sie in einer Bar Die Smokie-Version gehört hatten, wo der DJ jedes Mal nach dieser Nummer diesen Spruch losgelassen hatte.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who eh F*ck is Alice?!“ von Theater Delphin

Influencerin als (Zeit-)Reisende

Diesen Songtitel – nur mit der Abwandlung eines * anstelle des „u“ sowie einem Ruf- nach dem Fragezeichen – machte das inklusive Theater Delphin (Wien) zum Ausgangspunkt eines eigenen Stückes. Dieses – geschrieben und co-inszeniert von Valentina Himmelbauer – baut eine Brücke zwischen den berühmten Geschichten und einigen Szenen aus den Alice-Büchern (im Wunderland sowie hinter den Spiegeln) von Charles Lutwidge Dodgson, besser bekannt unter seinem Künstlername Lewis Carroll und der Gegenwart. Das heute kommt vor allem in Gestalt einer Influencerin (Alea Steiner) daher, die in so mancher Szene ihre eigene Rolle auch mit ein wenig Selbst-Ironie als Möchtegern-Influencerin anklingen lässt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who eh F*ck is Alice?!“ von Theater Delphin

Personal aus Carrolls Stories

Als solche landet sie in Wien inmitten der Gruppe einer Reiseführerin für Tourist:innen und begegnet unter anderem der „Zeit“ (Stefan Musil) und damit einer ganz anderen Reise – einerseits ins britische viktorianische Zeitalter des Alice-Autors und später auch dessen berühmten Geschichten mit Protagonist:innen daraus wie Grinsekatze (Ulli Munsch), Herzkönigin (Angela Wirnsberger), Herzogin (Maria Meitner), Weißes Kaninchen (Valentina Himmelbauer), Raupe (Julia Gassner) Tweedledum (Georg Wagner), Teweedeldee (Schülerin: Gabriele Weber; Co-Regie), Weiße Königin (Sinah Steamberg), Jabberwocky (Bianca Bruckner), Herzbube (Judith Czerny), Hutmacher (Rigel Flamond), Märzhase (Verena Spiesz), Haselmaus (Pia Bernardi) und Herzkönig (Lukas Ratzinger). Die genannten Darsteller:innen schlüpfen natürlich auch in der Gegenwart sowie im historischen Zeitalter in andere Rollen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Who eh F*ck is Alice?!“ von Theater Delphin

Wer sind die denn?

Wer ist diese andere Alice, angeblich ihre Ururur-Großmutter? Und was ist dem berühmten Autor so an kleinen Mädchen gelegen? Gibt es da eventuell toxische, missbräuchliche Beziehungen? Auch solche Fragen spielt das Stück an, in dem die Influencerin recht exzessiv mit „denglische“ Begriffen um sich wirft – die im Programmheft erklärt werden. Und in dem Smartphones und der Hang zu Selfies in der Gegenwarts-Szene ebenso eine Rolle spielen wie Chats und Projektionen – bis hin zu Text-Passagen aus einer deutschen Übersetzung von Carrolls Büchern – gesprochen und gleichzeitig projiziert – auf das nun ins Querformat gedrehte vormalige Handy-Display 😉 Und wer ist überhaupt sie selber?

Titelseite des Buches
Titelseite des Buches „Who the Fukc ist Alice? 101 Antworten auf die drängendsten Fragen der Propmusik“

Übrigens…

… vor rund zehn Jahren erschien ein Buch mit dem Titel „Who the Fuck is Alice?“, Untertitel „101 Antworten auf die drängendsten Fragen der Popmusik“ von Evelyn Peternel & Andreas R. Peternell (Rogner & Bernhard Verlag), unter anderem natürlich zum Titel-gebenden Song.

Darunter spielten die Autor:innen mit dem rund zehn Jahre davor entwickelten Computerprogramm A.L.I.C.E. (Artificial Linguistic Internet Computer Entity; ursprünglich vom Informatiker Richard S. Wallace programmiert, wurde er als Open-Source-Projekt seither von mehr als 300 Wissenschafter:innen weltweit weiterentwickelt), sozusagen einer Vorvor-Form von Chat GPT, das in der Version von Theater Delphin auch eine Rolle spielt. Mit Hilfe dieses Programms führten sie ein Interview mit „Alice“, in dem es unter anderem heißt:
„PP (Peternel & Peternell): Nun, dann sag mir: Ist 42 der Sinn des Lebens?
A: Was ich dir sagen möchte, ist, wie lustig es ist, mit dir zu sprechen.
PP: Es ist offensichtlich 42, oder?
A: Das ist nicht wahrscheinlich.
PP: Eine Schande. Bist du der Sinn des Lebens?
A: Eine Schande, nicht? Ja, ich bin der einzig wahre Sinn des Lebens.
PP: Oh yeah, dank dir vielmals. Jetzt kann ich in Frieden ruhen.“

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Who the F*ck is Alice?!

Theater Delphin
Ca. 2 ½ Stunden (eine Pause)

Text: Valentina Himmelbauer
Regie: Gabriele Weber, Valentina Himmelbauer

Alice / Influencer: Alea Steiner
Die Zeit: Stefan Musil
Grinsekatze / Reiseführerin: Ulli Munsch
Herzkönigin / Politikerin: Angela Wirnsberger
Herzogin / Sekretärin: Maria Meitner
Weißes Kaninchen / Wissenschafterin: Valentina Himmelbauer
Raupe / Lehrer: Julia Gassner
Tweedledum / Schüler: Georg Wagner
Teweedeldee / Schülerin: Gabriele Weber
Weiße Königin / Promoterin: Sinah Steamberg
Jabberwocky / Skinhead: Bianca Bruckner
Herzbube / Der Autor: Judith Czerny
Hutmacher / Standverkäufer: Rigel Flamond
Märzhase / Standverkäuferin: Verena Spiesz
Haselmaus / Straßenmusikerin: Pia Bernardi
Herzkönig / Straßenmusiker: Lukas Ratzinger

Produktionsleitung, Lichtdesign, Raumkonzept: Georg Wagner
Regie-Assistenz, Graphik & Layout, Bühnenbild: Sara Bonk
Kostüme: Sigrid Dreger
Musik: Pia Bernardi und Lukas Ratzinger
Technik: Stefan Bauer
Aufführungsrechte: Verein Theater Delphin

Wann & wo?

15. bis 18. Oktober 2025
Theater Delphin: 1020, Blumauergasse 24
Telefon: 0 664 501 8164
theater-delphin.at

Buch

Text: Evelyn Peternel & Andreas R. Peternell
Who the Fuck is Alice? – 101 Antworten auf die drängendsten Fragen der Popmusik
200 Seiten
Rogner & Bernhard Verlag, Berlin (insolvent, übernommen von Kein & Abe; aber nicht mehr im Programm, nur mehr Restexemplare via
buecher.de -> Who teh fuck is Alice?

booklooker.de -> Who the fuck is Alice?

amazon -> Who the fuck is Alice?