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Preisträger Till Wiebel
Preisträger Till Wiebel
14.06.2021

Wird die Utopie zur Dystopie?

Aus der Begründung der Jury für den Preis für Till Wiebel und kurze Text-Auszüge aus seinem Stücktext „Funken“.

„Der 13-jährige Malte Schröder verabschiedet sich von seiner Mutter, als sie ihn am Tor eines mysteriösen Ferienlagers zurücklässt. Beim Betreten des Lagers und im Verlauf des Stücks lernt Malte, der als völlig durchschnittlich beschrieben wird, eine Reihe einzigartiger, starker Jugendlicher kennen. Wie sich langsam herausstellt, befinden sich alle anderen wegen ihrer besonderen Begabungen im Lager und werden von der Stimme des ominösen Lager-Initiators, der „Arthur McPush Cooperation, dazu gedrängt, das Beste aus ihren Fähigkeiten und aus sich selbst zu machen. In einer Welt ohne Erwachsene sind die Bewohner*innen des Lagers frei, für sich selbst zu entscheiden – wie sie ihre Zeit verbringen, wie sie miteinander umgehen, wer und wie sie sein wollen. So entwirft der Autor eine Welt voller Humor, kluger Beobachtungen und fesselnder Exzentriker*innen, die sich trauen zu träumen und ihre Ideen umzusetzen…

Diese utopische Welt voller Fantasie und Hoffnung droht bald zusammenzubrechen, als die Ideologie, mit der die McPush Cooperation das Camp gegründet hat, in einen Gegensatz zu den Werten tritt, die seine jungen Bewohner*innen für sich selbst gewählt haben. Der fragwürdige Plan der Stimme kommt ans Licht und bringt einen Generationskonflikt zu Tage: Mc Push will die Jugendlichen und ihr Potenzial für seine eigene Zukunftsvision benutzen. Nun sind die Jugendlichen dazu aufgefordert, sich zu positionieren und aktiv zu werden, um über ihre eigenen Chancen zu entscheiden und diese in die Hand zu nehmen.

Jury junges Publikum: Liat Fassberg (Dramaturgie), Anah Filou (Autorin), Claudia Freßner (Dramaturgin), Brigitte Korn-Wimmer (Bühnenverlegerin, Übersetzerin, Autorin), Lucie Ortmann (Dramaturgin), Christian Ruck (Landesspielberater)

preisträger Till Wiebel

Text-Auszüge

Schawn: „Werich bin? Wie nett von dir, dass du fragst. Ich bin Shawn. Shwan Elketro El Firestorm von und zu Rosenstock Baker.
Malte: Deine Eltern scheinen aber ziemlich kreative Menschen zu sein.

Shwan: ich verstehe nicht ganz. Du hast doch gefragt, wie mein Name ist und nicht, was meine Eltern sich irgendwann mal vor Jahren für mich ausgedacht haben, oder? Das wäre nun wirklich eine sehr langweilige Antwort gewesen. Und wo fängt gute Kunst an, wenn nicht beim Namen des Künstlers, nicht wahr?“
….
Malte: Zum ersten Mal können wir uns entscheiden, zu sein, wer oder was auch immer wir sein wollen. Wir können das Ende der Geschichte selbst erzählen und behaupten, es sei der Anfang und alles vorher nur ein Missverständnis. Die Erwachsenen haben sich geirrt – in allem, was sie uns über die Welt und wie sie funktioniert, erzählt hatte.“