Hunderte Kinder wurden in St. Pölten im Landestheater von der hauseigenen Version von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ mitgerissen.
„Zugabe! Zugabe! Zugabe!“ Rufe wie sie bei Konzerten recht oft vorkommen, waren Mittwochvormittag aus Hunderten Kindemündern nach eineinhalb Stunden zu hören. Eben hatten sich die (Ersatz-)Schauspieler:innen der hauseigenen Version von Erich Kästners „Emil und die Detektive“ verbeugt. Und das hab ich – in Hunderten Theaterbesuchen doch noch seeeeehr selten erlebt. Auch nicht viel öfter davon gehört.
Die Rufe waren sicher eine Folge der spritzig-witzigen mit filmischen Stilmitteln wie Slow Motion immer wieder angereicherten Inszenierung (Felix Metzner) sowie der spielfreudigen Umsetzung durch das kleine Ensemble (Mehrfachrollen). Dass Coco Brell nach einem Unfall mit stark bandagiertem Knie und meist mit Krücke spielte tat dem keinen Abbruch. Insbesondere in die Detektiv-Banden-„Professorin“, sowie Emils Berliner Großmutter konnte sie ihren Krückengang sehr gut einbauen, ja die Gehhilfe bei der Verfolgung des Diebes fast als bedrohliche Waffe einsetzen.
Dass Hupen-Gustav/ Jeschke und Polizist nicht vom erkrankten Elias Eisold gespielt werden konnte, sondern von Regie-Assistentin Anna-Katharina Hofbauer aus dem Textbuch eingelesen werden musste, holperte zwar an manchen Stellen, verzögerte den Spielfluss aber nicht wirklich.
Extreme Vielseitigkeit beweist Katharina, die von der kurzen Rolle der Zugfahrgästin im Abteil von Emil und dem Dieb sowohl in die häufig auftretende Mit-Kinder-Detektivin Dienstag als auch die von Emils Cousine Pony Hütchen switcht. Und obendrein noch am Ende die Bankangestellte spielt und zwischendurch immer wieder eine Passantin.
Julian Tzschentke ist der einzige, der immer in seiner Rolle als Emil Tischbein bleiben darf. Sven Kaschte sorgte schon zu Beginn als überbefürsorgende Mutter Tischbein mit Dutzenden Ratschlägen und Verhaltensregeln für Schmunzeln. Als Dieb Grüneis für heftige, mitunter lautstarke Unsympathie-Bekundungen im Publikum.
Was nicht zuletzt auch damit zusammenhängt – so wie auch die gleich zu Beginn hier zitierten „Zugabe!“-Rufe – dass die Detektiv-Freundschafts-Geschichte in der Fassung von Kirstin Hess, Frank Panhans und Franziska Steiof das Publikum an manchen Stellen immer wieder zum Mitmachen animierte bis aufforderte. Allerdings wurde mitunter „vergessen“, darauf auch einzugehen. So fielen dann Sätze auf der Bühne, die niemand hören konnte, weil das Publikum eben gerade noch im „Lügner“-Rufe-Modus war. Oder die Enttäuschung, dass auf die „Zugabe!“-Rufe die Schauspieler:innen nur mehr zu einer weiteren Verbeugung rausgekommen sind. Dabei wäre es sicher möglich gewesen einen der Songs (Musik: Stefan Lasko), die sie zuvor im Stück performten, nochmals zum Besten zu geben.
Wenn schon Musik sind natürlich auch die Videos von Ece Anisoğlu zu erwähnen, die an mehreren Stellen zu sehen sind: Von Landschaftsbildern, die im Zugfenster-Monitor laufen bis zum fast chaotischen Traum des im Zug eingeschlafenen Emil Tischbein.
Ein kleines Hoppala bildet der Sprung von der voraufgenommenen Ansage, die ans Handy-Abdrehen erinnert, wo „viel Spaß in der Großstadt“ gewünscht wird und der anschließenden Einblendung der Schrift: „Es war einmal in einer kleinen Stadt“. Letztere ergibt sich daraus, dass die Geschichte ja im kleinen Neustadt beginnt, von wo aus Emil – mit 140 Mark (frühere deutsche Währung) – nach Berlin zur Großmutter aufbricht. Grüneis stiehlt dem schlafenden Emil im Zug das Geld, worauf sich der zuerst gar nicht zur Oma traut und erst das Geld zurückholen will. Wobei ihm die Kinder-Detektiv:innen – Professorin, Dienstag, Gustav und später die Cousin Pony helfen.
von Erich Kästner
in einer Fassung von Kirstin Hess, Frank Panhans und Franziska Steiof
Landestheater Niederösterreich
Emil Tischbein: Julian Tzschentke
Pony Hütchen, Emils Cousine / Frau im Zug / Passantin / Dienstag / Bankangestellte: Katharina Rose
Gustav / Jeschke / Passant/ Polizist: Elias Eisold – im Gesundheitsfall; (zumindest am 7. Dezember 2023 von Regie-Assistentin Anna-Katharina Hofbauer eingelesen)
Professorin / Passantin / Großmutter / Kellnerin: Coco Brell
Grundeis / Mutter Tischbein: Sven Kaschte
Inszenierung: Felix Metzner
Bühne: Johannes Weckl
Kostüme: Elena Kreuzberger
Musik: Stefan Lasko
Video: Ece Anisoğlu
Dramaturgie: Thorben Meißner
Regie-Assistenz: Anna-Katharina Hofbauer
Ausstattungs-Assistenz: Silvia Aguilar Riveroll
Soufflage: Pierre Balazs
Insoizienz: Johanna Wildling
Bis 12. April 2024
Landestheater Niederösterreich: 3100 St. Pölten, Rathausplatz 11
Telefon: 0 2742/ 90 80 80 600
landestheater NOE -> emil-und-die-detektive
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