Wie an vielen Orten entsteht in einer Sackgasse in Wien-Landstraße eine Grätzel-Oase. Bisherige hölzerne Sitzmöbel bei Bauminseln müssen entfernt werden, weil sich eine Anrainer-Person beim Stadtgartenamt beschwert hat.
Bretter sägen, schrauben, zusammenbauen, unter etliche der Bretter kleine Holzstücke montieren, immerhin verläuft der Boden schräg. Latte für Latte entsteht ein Bretterboden, werden Seitenwände aufgestellt, Kunststofftröge in hölzern Halterungen reingestellt und mit Blumenerde befüllt. Wie an so manchen Orten der Stadt entsteht hier in der Baumannstraße (Wien-Landstraße) eine Grätzeloase.
Kreative, geschickte künstlerische Handwerker:innen von „Die Werkstatt – Baumanstraßen-Verschönerungsverein“, die schon im Vorjahr erstmals am letzten Samstag im August für das erste Straßenfest hier sorgten, bauen nun hier eine kleine, feine Erholungsinsel. Das Gestell für eine Hollywoodschaukel ist noch mit Klebestreifen abgesperrt, auf dem Zettel der Hinweis, dass das Holz frisch eingeölt ist.
Einige Kinder aus der Gasse helfen beim Zimmern des Bretterbodens mit, eine kleine Gießanlage ist schon montiert. Demnächst werden Pflanzen in die Beete eingesetzt. Eine Bank aus der benachbarten Baum-Insel muss hierher übersiedelt werden. Offenbar gefällt nicht allen in der Gasse die wohnlichere Umgestaltung.
Auf der besagten Bank – und zwei weiteren bei Baum-Inseln in der kurzen Sackgasse, die im Sünnhof nahe von Wien-Mitte mündet, kleben Zettel vom Stadtgartenamt „mit der Bitte um Entfernung“, ansonsten würden „Unsere Gärten“ der Stadt Wien die Sitzgelegenheiten wegräumen müssen. „Schlechter Aprilscherz“, dachten die „Verschönerer:innen“ und vorbeikommende Bewohner:innen.
War es leider nicht, wie Luca, einer der führenden Köpfe des „Verschönerungsvereins“ Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf Nachfrage mitteilte: „Habe heute mit dem Verantwortlichen der MA42 (Wiener Stadtgärten) telefoniert, dessen Nummer auf dem Zettel angeführt wird. Er findet die Sitzelemente grundsätzlich gut und in der Vergangenheit haben sie da gerne ein Auge zugedrückt, aber grundsätzlich nicht erlaubt.
Vor kurzem hat sich scheinbar ein Anwohner der Baumannstraße offiziell über die Bänke beschwert und dadurch eine offizielle Handlung der MA42 erzwungen.“
Am Ende fügte er noch seine Enttäuschung hinzu: „Bin echt ein wenig sprachlos, mit welcher negativen Energie sich einzelne Personen hier vehement gegen eine offensichtliche Verschönerung des Grätzels stemmen. Gleichzeitig bekommen wir aber täglich auch zahllose positive Reaktionen zu hören und lächelnde Passanten zu sehen – das gibt uns die nötige Kraft und Motivation zum Weitermachen.“
Das erinnert den Autor dieses Textes übrigens an eine Bewohnerin im Wiener MuseumsQuartier über dem Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum. Immer wieder beschwert sie sich – mitunter mehr als lautstark, einmal sogar mit einem Kübel Wasser auf spielende Kinder an einem Wochenend-Nachmittag. „Höhepunkt“: Bei einem Kinder-Silvester vor einigen Jahren mussten Polizisten antanzen. Je näher sie kamen, desto breiter wurde ihr Grinsen: „Wir müssen kommen, weil es eine Beschwerde gab. Aber wissen sie, das ist der leiseste Ort im ganzen Umkreis…“ Denn das Krachen von Böllern im MQ ebenso wie auf der dahinter liegenden Mariahilfer Straße konnte die Dame nicht wirklich anzeigen.
Unwillkürlich kommt da Friedrich Schillers Zitat aus Wilhelm Tell in den Sinn: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
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