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Foto von der Räumung sowie Baumrodungen
Foto von der Räumung sowie Baumrodungen
01.02.2022

„Klima-Musterstadt“ lässt junge Klima-Aktivist:innen räumen und Bäume roden

Dienstagfrüh schickte die Wiener Stadtregierung Hunderte Polizist:innen, um jene, die sich für den Erhalt des Naturschutzgebietes und gegen die Autobahn engagieren, räumen zu lassen.

Keine Woche nachdem die Wiener Stadtregierungs-Spitzen ein ambitioniertes Programm zur „Klima-Musterstadt“ vorgelegt hatte und zwei Tage nach einem ergebnislosen Gespräch im Rathaus gab die Stadt Wien an die Polizei den Auftrag, die Camps der – vor allem jungen Leute – die sich für den Erhalt des Naturschutzgebietes Lobau einsetzen, zu räumen.

Dienstag früh fuhr die Polizei mit Dutzenden Autos an, Hunderte Polizist:innen rücken aus, um die Besetzer:innen aus dem Gelände mit selbst gebauten Holz-Hütten und Türmen teils mit Solarpanelen zu vertreiben. Ja, sogar die Wiener Linien wurden eingespannt. Die U2 durfte nicht mehr bei der Hausfeldstraße halten, Busse nicht in die Gegend fahren. Damit sollte verhindert werden, dass möglichst viele, die sich mit dem Anliegen „Lobau bleibt“ und „Mobilitäts-Wende“ statt Beton und Autobahn solidarisierten, überhaupt zur Protestkundgebung auf das Gelände kamen.

Foto von der Räumung sowie Baumrodungen
Massives Polizeiaufgebot vor dem Protest-Camp

„Zugleich (mit der Räumung) werden für den Bau der Stadtautobahn mehrere Rodungen von über hundert Bäumen durchgeführt“, heißt es in einer Medien-Aussendung der Initiativen „System Change not Climate Change“ und „LobauBleibt“.

„Rodung statt Radwege scheint das Motto, dem sich die Stadtregierung verschrieben hat – und will damit auch Fakten für den Bau der Lobauautobahn schaffen”, sagt Simon Pories von Fridays for Future Wien.

„Nach seinen Deals mit der Wirtschaftskammer hat Bürgermeister Ludwig mit der heutigen Räumung und den massiven Baumfällungen für den Autobahnbau die Mobilitätsziele des Klimafahrplans endgültig der Lächerlichkeit preisgegeben. Er scheint die Reichweite der Klimakatastrophe tatsächlich nicht zu begreifen und betoniert Wien immer weiter in die Autoabhängigkeit“, so Lucia Steinwender, Sprecherin der beiden oben genannten Initiativen.

„Bürgermeister Ludwig und Stadträtin Sima hatten vor Medien immer von einer ‘friedlichen Lösung’ für die Besetzungen gesprochen. Damit meinten sie wohl massiven Polizeieinsatz und Räumung. Aber mit der längsten Besetzung der österreichischen Klima- und Umweltbewegung jemals haben wir gezeigt, wie stark die Bewegung für eine Verkehrswende und gegen neue Autobahnen mittlerweile ist! Auch nach der heutigen Räumung wird unser Widerstand gegen die Klimakiller Stadtautobahn und Lobauautoban weitergehen“, so Lobaubleibt-Sprecherin Lena Schilling.

Aktuell läuft die Räumung weiter. Gerodet wird in der Süßenbrunnerstraße, Spargelfedlstraße, Quadenstraße, Emichgasse und Guido-Lammer-Gasse. Klimaaktivist:innen halten einen Bagger und Bäume bei der Hausfeldstraße besetzt, um diesen vor der Rodung zu schützen. Nach Bekanntwerden der Räumung haben sich rund 200 Personen zu einer angemeldeten Spontankundgebung neben der Räumung eingefunden.

Für Dienstagabend rufen die Aktivist:innen zu einer Kundgebung vor der SPÖ-Zentrale (1010, Löwelstraße 18) auf, um gegen die Rodungen und den Autobahnbau mitten in der Klimakrise zu demonstrieren.

Videoberichte von Wien-TV

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