Der Österreichische Gehörlosenbund mahnt: An Barrierefreiheit und echter Teilhabe für gehörlose Menschen darf im Doppelbudget 2025/26 nicht gespart werden.
Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen warnt auch der Österreichische Gehörlosenbund (ÖGLB) vor massiven Rückschritten bei Barrierefreiheit und gleichberechtigter Teilhabe durch die im Doppelbudget 2025/26 angekündigten Sparmaßnahmen im Sozialbereich.
„Inklusion ist kein Nice-to-have und kein Projekt für ‚bessere Zeiten‘ “, warnt Helene Jarmer, Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes. Inklusion braucht ausreichend finanzierte Gebärdensprach-Angebote, klare bildungspolitische Prioritäten und eine konsequente Umsetzung des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK). „Wer beim Doppelbudget 2025/26 Inklusion und Menschen mit Behinderungen nicht mitdenkt, produziert Ausschluss mit Ansage. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen ist ein Reminder: Österreich hat sich zu einer inklusiven Gesellschaft bekannt – jetzt muss dieses Bekenntnis im Budget und in der Umsetzung des Regierungsprogramms sichtbar werden “, so Jarmer.
Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist zentrale Kommunikations- und Unterrichtssprache für gehörlose Kinder, Jugendliche und Erwachsene. In Österreich leben schätzungsweise 8.000 bis 10.000 gehörlose Menschen, die die ÖGS als ihre Hauptkommunikationsform nennen. Darüber hinaus profitieren viele schwerhörige Personen von barrierefreien Angeboten und unterstützenden Maßnahmen. Ohne flächendeckende ÖGS-Kompetenz in Bildungseinrichtungen, Behörden und öffentlichen Institutionen sowie ohne flächendeckende Dolmetschangebote bleiben Informationszugang und Teilhabe für gehörlose und schwerhörige Menschen strukturell eingeschränkt.
Im September 2025 fand in Wien unter dem Titel „Gebärden.Sprache.Bildung – Gebärdensprache stärken, Bildung verbessern“ der 5. Bildungskongress der Gehörlosenverbände des DACH-Raums (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit international renommierten Expertinnen und Experten aus Pädagogik, Linguistik und Gehörlosenforschung statt. Er hat gezeigt, dass bilingual-bimodale Bildungskonzepte – mit ÖGS und Deutsch – nachhaltige positive Effekte auf Bildungsbiografien und langfristig verbesserte gesellschaftliche Teilhabe gehörloser Menschen haben. „Die dort erarbeiteten Empfehlungen müssen als Grundlage für bildungspolitische Entscheidungen dienen und dürfen nicht aus Spargründen aufgeschoben werden “, stellt Helene Jarmer fest.
Die im Doppelbudget 2025/26 vorgesehenen Sparmaßnahmen drohen jedoch genau jene Strukturen zu schwächen, die für eine inklusive Gesellschaftspolitik notwendig sind. Einschnitte bei barrierefreien Angeboten, bei Gebärdensprachförderung und bei Unterstützungsleistungen treffen gehörlose Menschen überproportional und stehen im klaren Widerspruch zu nationalen und internationalen Verpflichtungen.
Der ÖGLB hat dazu in den vergangenen Wochen eine Umfrage unter seinen Vernetzungspartnern – von Gehörlosenvereinen über Krankenhäuser und Universitäten bis hin zu Beratungs- und Bildungseinrichtungen – durchgeführt, um zu erheben, ob und in welcher Form sie bereits von Kürzungen betroffen sind oder Einschnitte befürchten. Die ersten Rückmeldungen sind ernüchternd: Sie reichen von drohendem Personalabbau, gekürzten Projekten und sinkender Dolmetsch- und Beratungsqualität über zusätzliche bürokratische Hürden bis hin zur akuten Gefährdung spezialisierter Angebote, etwa für taubblinde Menschen.
Der ÖGLB fordert die Bundesregierung auf, im Doppelbudget 2025/26 verbindlich und umfassend folgende Maßnahmen zur Stärkung von Gebärdensprache, Barrierefreiheit und Inklusion zu sichern:
„Diese Forderungen spiegeln die dringende Notwendigkeit wider, Inklusion als integralen und nicht verhandelbaren Bestandteil von Politik und Budgetpolitik zu verankern “, denn „wer Barrieren für gehörlose Menschen stehen lässt, baut gleichzeitig Mauern in den Köpfen. Es geht um nichts weniger als um Chancengleichheit und Menschenrechte “, so Helene Jarmer abschließend.
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