2200 Kinder zeichnen für Kinder in Lagern auf Lesbos

Ladislav greift zunächst zu einer gelben Wachsmalkreide und zeichnet einen großen Bogen, voll konzentriert, fast in sich versunken. Während der beobachtende Reporter noch denkt, dass hier eine große wärmende Sonne entsteht, zeichnet der Noch-5-Jährige schon einen orangefarbenen Halbkreis, und gleich danach lila … „Das wird ein Regenbogen“, erzählt er lächelnd auf einem der Tische auf der Wiese des Held*innen-Platzes neben den Ausweich-Containern des Parlaments und vor einem der Seitentrakte der Hofburg. Und dass er schon bald sechs wird und sich auf die Schule freut, in die er deswegen im Herbst schon gehen darf.

Heinz Wagner

Ladislav zeichnet einen Regenbogen – Sonne und Regen verbünden sich sozusagen zur Freundschaft …

Julia von den Roten Falken übernimmt die Zeichnung von Ladislav

„Und ich freu mich auf meine erste Aufgabe, am liebsten hätt ich eine Rechenaufgabe, ich kann schon eine Mal-Rechnung: 10 x 100 = 1000!“ Und wie viele andere Kinder in dem Alter kann er auch schon seinen Namen schreiben. Den malt er unter den Regenbogen. Davor hat er „natürlich“ noch eine Sonne und eine fette Regenwolke gezeichnet und erklärt, dass es ja beide brauche, um einen Regenbogen zu erzeugen.

2200 Packerln

Diese Zeichnung wird – gemeinsam mit 2199 anderen Kinderzeichnungen, Farbstiften, Zeichenblöcken, Murmeln, Zahnbürsten, Turnsackerln und Schokoladen – noch im April auf die griechische Insel Lesbos gebracht, wo die Packerln an Kinder im Flüchtlingslager Karatepe übergeben werden. Und zwar wirklich. Dafür wird vor Ort in Kara Tepe die Flüchtlingshelferin Doro Blancke mit ihrer NGO sorgen. Sie hat auch übermittelt, was den 2200 Kindern unter den ärgsten Bedingungen wenigstens ein bisschen Freude bereiten könnte. Und was sie gut und dringend brauchen.

Die Turnsackerln beispielsweise, damit sie ihr weniges Hab und Gut mit sich auf dem rücken tragen können. Mit Murmeln spielen sie gerne. Und die Zeichnungen im weitesten Sinn zum Thema Freundschaft, vermitteln ihnen auch einen Gruß, der sagt: Auch wir Kinder vergessen nicht auf euch. Letztlich ist auch die Idee, dass Kinder im Lager Zeichnungen anfertigen, die sie nach Österreich schicken – im besten Fall landen diese bei Kindern, die jetzt gezeichnet haben und noch zeichnen.

Die großen memory-Karten zeigen Bilder, die symbolisch je für eines der Kinderrechte stehen …

Nicht nur Wochenende für Kinder auf Lesbos

An diesem späteren Samstagnachmittag an dem es schon kalt wird, sind nicht viele Kinder hier auf der Wiese mit wenigen Zelten. Einige wärmen sich mit Ballspielen auf, andere spielen ein Riesen-Memory mit Bildern zu Kinderrechten, was auch der eingangs begleitete Zeichner später macht.

Es ist wieder Wochenende. Und da campieren Menschen hier, um auf die viel weniger angenehmen Zelte und den gatschigen Boden in den Lagern auf der Insel Lesbos hinzuweisen. „Holt die Kinder raus!“ steht mit Kreide vor der Wiese auf den Boden geschrieben.

Ein paar bilder von der Wochenend-Aktion am Held*innen-Platz

Schreckliche Bilder und Videos aus dem Ersatz-Lager für das abgebrannte Moria, das auch schon unerträglich war, sind bekannt, die Berichte von Kindern, die von Ratten gebissen wurden und werden, ebenso.

Verschiedene Organisationen – mit neuen Corona-Schutzkonzepten (u.a. alle Übernachtenden bringen einen negativen Test, der höchstens 24 Stunden alt ist, mit) – weisen regelmäßig auf diese massive Verletzung von Kinderrechten hin – noch dazu auf dem Boden der EU. Am letzten März-Wochenende gesellten sich zu den Initiativen auch die österreichischen Kinderfreunde und die Roten Falken dazu. Und die haben eine Aktion unter dem Titel „Kinder zeichnen für Kinder“ gestartet – mit der Sammlung der oben genannten und noch einiger Gegenstände – und Spenden – siehe Infos.

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