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Kariaktur als Illustration zu ihrer Petition für Kinderrechte auch im digitalen Raum - mit einer Analogie zu Alkohol
Kariaktur als Illustration zu ihrer Petition für Kinderrechte auch im digitalen Raum - mit einer Analogie zu Alkohol
15.09.2025

Kinderrechte im digitalen Raum durchsetzen!

Petition für ein EU-weites TikTok-Verbot, gegen Klassen-WhatsApp-Gruppen und Schul-Insta-Kanäle.

Im Zuge von Berichten über Workshops, Interviews mit Jugendlichen zum bewusste(re)n Umgang mit Smartphones, Bildschirmzeiten usw. berichtete Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… vor wenigen Tagen auch über die ORF-Aktion gemeinsam mit einem niederösterreichischen Gymnasium, bei der 69 Jugendliche begannen, für drei Wochen auf ihr Handy zu verzichten, was dann zwei Drittel auch die ganze Zeit durchhielten.

Seit Kurzem gibt es eine Online-Petition für strenge Einschränkungen von Social Media Kanälen für Kinder und Jugendliche. Gestartet von dem Künstler:innen-Kollektiv „Die Schweigende Mehrheit“ werden auf der Plattform #aufstehn Unterschriften für folgende Forderungen, die an den für Kunst, Kultur und Medien zuständigen Vizekanzler (Andreas Babler), den Bildungsminister (Christoph Wiederkehr) sowie die auch für Jugend (neben Familien, Integration und Europa) zuständige Ministerin Claudia Plakolm gesammelt, um sich in Österreich und auf EU-Ebene einzusetzen für:

  • ein Verbot von TikTok in Österreich und der EU
  • eine Altersbeschränkung von mindestens 16 Jahren für die Nutzung der Sozialen Netzwerke Instagram, Facebook und Snapchat
  • eine Verpflichtung aller Anbieter von digitalen Angeboten, inklusive Streamingdiensten und Onlinespielen, die gesetzlichen Altersbegrenzungen durchzusetzen.
Bild-Montage aus Social-Media-Logos und einem Verbotsschild mit der Schrift:
Bild-Montage aus Social-Media-Logos und einem Verbotsschild mit der Schrift: „Kein Zutritt unter 16“

Kurzfristig und in Österreich

Weiters heißt es in der Petition: „Da diese Maßnahmen rechtliche und politische Abstimmung und damit vermutlich einiger Monate bedürfen, fordern wir Sie auf, in Österreich sofort, ab heute, folgende Maßnahmen zu setzen und ausreichend zu finanzieren:

  • Die Einrichtung von Ansprechstellen an allen Schulen und Bildungseinrichtungen, gebildet durch geschulte Teams aus jugendlichen Peers und erwachsenen Vertrauenspersonen, mit denen Kinder und Jugendliche verstörende Erlebnisse im digitalen Raum besprechen können.
  • Die Sammlung und Weiterleitung der bei diesen Ansprechstellen eingehenden Informationen an eine zentrale unabhängige Monitoringstelle, die umgehend eingerichtet wird, um umfangreich Wissen zu sammeln als Grundlage für netzpolitisches Handeln.
  • Ein Netzwerk des Diskurses und der Weiterbildung, in dem Lehrpersonen, netzpolitische NGO, Jugendverbände, die Kinder- und Jugendanwaltschaften, Expert*innen  und die politisch Verantwortlichen sich ständig austauschen über die rasanten Entwicklungen in den digitalen Räumen. Alle Erkenntnisse sollen für die Bevölkerung transparent und leicht zugänglich gemacht und vor allem regelmäßig und leicht verständlich und vielsprachig über die Schulen analog an die Eltern und Obsorgeberechtigten weitergegeben werden, mindestens zweimal im Jahr.
  • Eine Digitale Grundbildung, die sehr viel tiefgreifender, als das heute geschieht, die Kinder – und auch die Eltern und Obsorgeberechtigten – darin schult, die psychologischen Mechanismen und die technischen, ökonomischen und politischen Strukturen ihrer digitalen Umwelt zu erkennen.
  • Eine Verankerung von Grundinformationen für Eltern zum Umgang mit digitalen Medien im Eltern-Kind-Pass.
  • Ein Verbot für öffentlich geförderte Bildungseinrichtungen, ihre Schüler*innen zur Nutzung von Apps zu zwingen, die ihre Daten außerhalb der EU speichern und den digitalen Feudalismus weiter stärken. Also z.B. keine Klassen-Whatsapp-Gruppen, keine Schul-Instagram-Kanäle, keine Google-Docs für den Unterricht etc.
Mehrsprachiges Großplakate zu Kinderrechten
Mehrsprachiges Großplakate zu Kinderrechten

Kinderrechte

Die Initiative beruft sich in der Begründung ihrer Forderungen auf die Kinderrechte – verankert in der Kinderrechtskonvention – von der UNO-Generalversammlung am 20. November 1989 beschlossen. „Wir haben als Gesellschaft unsere Kinder und Jugendlichen in digitale Räume entlassen, in denen die Kinderrechte nicht gelten, in denen die Sozialen Medien sie süchtig machen und in denen sie vom Aufwachen bis in die Träume mit Inhalten konfrontiert sind, die nicht für Kinder geeignet sind und sie nachhaltig schädigen.“ Speziell wird Bezug genommen auf Artikel 19, in dem es heißt: „Die Staaten müssen das Kind vor körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung und Schadenszufügung schützen.“

Beispiele

In der umfangreichen erklärenden Begründung wird auf einige besonders krasse Beispiele und Fakten verwiesen, u.a.: „Echte und gefakte Videaufnahmen des Attentats in Graz machen seit Monaten die Runde. Nicht nur Erwachsene sahen diese verstörenden Bilder, sondern auch viele Kinder und Jugendliche…

TikTok ist Vorreiter bei der Verbreitung von „Rage Bait“, das ist Content, der durch die Provokation von Empörung und heftiger emotionaler Reaktion die Empfänger*innen überwältigt. Es sind strategisch eingesetzte Mechanismen der Unternehmen – auch Instagram, Facebook oder Snapchat nutzen ähnliche Strategien – um Nutzer*innen emotional an die Plattformen zu binden, die Verweildauer zu erhöhen und dadurch Werbeeinnahmen zu steigern…

Social-media-Posting
Social-media-Posting“ der österreichischen Assitej zum Kinderrechtetag

Viele, die sich für Beauty und Mode interessieren, haben die Videoaufzeichnung der Ermordung der Beautyinfluencerin Valeria Marquez in Mexiko vor laufender Kamera im Mai 2025 gesehen. Sogenannte „Pädohunter“ bewerben Lynchjustiz als Rettung vor Sexualstraftätern gegen die Polizei und Justiz angeblich nichts unternehmen würden. Religiöse oder rechtsextreme Fanatiker finden riesige Fangemeinden, denen sie mit Hetze gegen Eingewanderte oder gegen Andersgläubige oder gegen queere Menschen die Gehirne waschen. Frauenfeindlichkeit, Bodyshaming, Sexismus ist vor allem in den Kommentaren allgegenwärtig. Kinder sehen Aufnahmen von Kriegsgräueln in der Ukraine. TikTok-Challenges ermutigen zu gesundheitsgefährdenden Praktiken. Wer Tanz- oder Spaßvideos postet, muss mit kübelweisem Hass und Beleidigungen rechnen. Fast alle Jugendlichen bekommen politische Werbevideos hauptsächlich von Antidemokraten…“

kijuku_heinz

mein.aufstehn.at -> kinderrechte-im-digitalen-raum-durchsetzen