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Baby bei einer Impfung im April des vorjahres im Gesundheitszentrum von Gonzagueville in Abidjan In der Elfenbeinküste (Westafrika)
Baby bei einer Impfung im April des vorjahres im Gesundheitszentrum von Gonzagueville in Abidjan In der Elfenbeinküste (Westafrika)
26.04.2021

Millionen Kinder weltweit sind durch tödliche Krankheiten gefährdet

Zum Start der internationalen Impfwoche warnen die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und die Impfstoffallianz Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunisation).

Die Pandemie, die die Welt seit mehr als einem Jahr beschäftigt, hat einen Ruf praktisch überall laut erschallen lassen: „Impfen, impfen, impfen!“ Aber nicht nur, dass es auch da weltweit krasse Unterschiede des Zugangs zu Impfstoffen gibt – und da ist die inner-EU-Diskussion ein Lercherl, leiden mitunter auch andere wichtige Impf-Kampagnen, so die Vertreter*innen von Weltgesundheitsorganisation (WHO), UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen) sowie der Impfstoff-allianz Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunisation) am Montagabend. Anlass: Start der internationalen Impfwoche. (Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … berichtete kürzlich über eine Fragerunde von Kindern mit einer Ärztin.)

Die drei Welt-Organisationen betonten die dringende Notwendigkeit eines erneuten globalen Engagements zur Verbesserung des Zugangs zu und der Akzeptanz von Impfungen. „Impfstoffe werden uns helfen, die COVID-19-Pandemie zu beenden, aber nur, wenn wir einen fairen Zugang für alle Länder sicherstellen und starke Systeme aufbauen, um sie bereitzustellen“, sagt Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. „Und wenn wir mehrere Ausbrüche lebensbedrohlicher Krankheiten wie Masern, Gelbfieber und Diphtherie vermeiden wollen, müssen wir sicherstellen, dass in allen Ländern der Welt Routineimpfungen angeboten werden.“

228 Millionen Menschen von Verschiebungen betroffen

Eine Umfrage der WHO hat ergeben, dass trotz Fortschritten im Vergleich zur Situation im Jahr 2020 immer noch mehr als ein Drittel der befragten Länder (37%) von Unterbrechungen ihrer Routineimpfdienste berichten. Auch Massenimpfkampagnen werden gestört. Nach neuen Daten werden derzeit 60 dieser lebensrettenden Kampagnen in 50 Ländern verschoben, wodurch rund 228 Millionen Menschen – meist Kinder – dem Risiko ausgesetzt sind, an z.B. Masern, Gelbfieber und Polio zu erkranken. Mehr als die Hälfte der 50 betroffenen Länder liegt in Afrika, was die anhaltenden Ungleichheiten beim Zugang zu wichtigen Impfungen verdeutlicht.

Als Folge von Unterbrechungen in der Impfabdeckung wurden in jüngster Zeit schwere Masernausbrüche in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Pakistan und dem Jemen gemeldet. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass sie auch in anderen Ländern auftreten werden, da eine wachsende Anzahl von Kindern die lebensrettenden Impfstoffe verpasst, warnen die Organisationen. Diese Ausbrüche ereignen sich an Orten, die bereits mit Konfliktsituationen sowie mit Unterbrechungen der Versorgung aufgrund der laufenden Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 zu kämpfen haben.

Dreijähriges Mädchen posiert lächelnd für UNICEF-Delegation und zeigt ihren markierten Finger nachdem sie eine Polio-Impfung in Lahore (Pakistan) bekommen hat
Dreijähriges Mädchen posiert lächelnd für UNICEF-Delegation und zeigt ihren markierten Finger nachdem sie eine Polio-Impfung in Lahore (Pakistan) bekommen hat

Pandemie verschlimmert auch Lage bei Kinderkrankheiten

„Schon vor der Pandemie gab es besorgniserregende Anzeichen dafür, dass wir im Kampf gegen vermeidbare Kinderkrankheiten an Boden verlieren, da bereits 20 Millionen Kinder wichtige Impfungen verpasst haben“, sagt Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin. „Die Pandemie hat eine schlechte Situation noch verschlimmert und dazu geführt, dass Millionen weiterer Kinder nicht geimpft werden. Jetzt, wo Impfungen in aller Munde sind, müssen wir diese Energie aufrechterhalten, um jedem Kind zu helfen, seine Masern-, Polio- und andere Impfungen nachzuholen. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Verlorener Boden bedeutet verlorene Leben.“

Die Versorgung mit Impfstoffen und anderen Equipment ist auch für Kinderimpfungen unerlässlich. Aufgrund von Unterbrechungen zu Beginn der COVID-19-Pandemie lieferte UNICEF im Jahr 2020 2,01 Milliarden Impfstoffdosen aus, verglichen mit 2,29 Milliarden im Jahr 2019.

Pandemie droht Impffortschritte von 20 Jahren zu zerstören

„Millionen Kinder auf der ganzen Welt werden wahrscheinlich auf grundlegende Impfstoffe verzichten müssen, da die aktuelle Pandemie zwei Jahrzehnte des Fortschritts bei der Routineimpfung zunichte zu machen droht“, sagt Dr. Berkley, CEO von Gavi, der Impfstoffallianz. „Um die Genesung von COVID-19 zu unterstützen und künftige Pandemien zu bekämpfen, müssen wir sicherstellen, dass Routineimpfungen Vorrang haben, während wir uns auch darauf konzentrieren, Kinder zu erreichen, die keine Routineimpfungen oder überhaupt keine einzige Impfung erhalten. Um dies zu erreichen, müssen wir zusammenarbeiten – über Entwicklungsorganisationen, Regierungen und die Zivilgesellschaft hinweg – um sicherzustellen, dass kein Kind zurückgelassen wird.“

Das 3-monatige Baby bekommt eine Polio-Schluckimpfung im Gesundheitszentrum von Hargesia in Somaliland, einer autonomen Region in Somalia.
Das 3-monatige Baby bekommt eine Polio-Schluckimpfung im Gesundheitszentrum von Hargesia in Somaliland, einer autonomen Region in Somalia.

Forderung und Impfstrategie 2030

Um diese Herausforderungen zu bewältigen und die Erholung von der COVID-19-Pandemie zu unterstützen, haben WHO, UNICEF, Gavi und andere Partner nun die Immunisierungsagenda 2030 (IA2030) vorgestellt, eine ehrgeizige neue globale Strategie zur Maximierung der lebensrettenden Wirkung von Impfstoffen durch stärkere Immunisierungssysteme.

Die Agenda konzentriert sich auf Impfungen während des gesamten Lebens, vom Säuglingsalter über die Jugend bis ins hohe Alter. Wenn sie vollständig umgesetzt wird, wird sie laut WHO schätzungsweise 50 Millionen Todesfälle verhindern – 75% davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

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