Das Wiener Rathaus und sein Vorplatz wurden wieder einer eigenen österreichischen – verspielten – Großstadt.
Ob das Ortsschild vor dem Wiener Rathaus fürs kommende Jahr verändert werden muss, stand nach zwei Tagen noch nicht fest. Bis Sonntag 19 Uhr können Fans und Interessierte von vor allem Computer- und Videospielen noch ihrer Leidenschaft kostenlos in vielen Räumen des Rathauses und dem Platz davor frönen. Zum 16. Mal findet – wie immer bei gratis Eintritt – die 16. Game City von wienXtra, dem Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche der Bundeshauptstadt statt. Mit zuletzt 85.000 Besucher:innen in den drei Tagen wurde sie zur siebentgrößten Stadt Österreichs wie auf dem blau umrandeten Ortsschild steht. Die Vorstandsvorsitzende von weinXtra, Neos-Gemeinderätin Dolores Bakos, hofft, dass bald einmal die 100.000er-Grenze überschritten werde – Klagenfurt mit knapp mehr als 105.000 Einwohner:innen liegt auf Platz 6.
Aber ob mehr, gleich viele oder gar weniger – die Homepage zeigt übrigens via Ampelsystem an, ob gerade minimale oder längere Wartezeiten beim Eingang in Kauf zu nehmen sind. Geboten wird einerseits etliche Turniere in eSports-Bewerben, ein besonders „Zuckerl“ bietet ein großer Glas-Container schon am Platz vor dem Rathaus. Das alte, aber immer noch sehr beleibte Spiel Tetris, ermöglich jenem halben Dutzend mit den höchsten Scores zum Weltfinale nach Dubai zu fliegen. Wo 2000 Drohnen so programmiert werden, dass sie die jeweiligen fallenden Spielsteine am Himmel abbilden.
Österreich war übrigens eines der ersten Länder mit einem eigenen eSports-Verband, in dem unter anderem Riesen-LAN-Partys mit bis zu 1000 Spieler:innen organisiert wurden und federführend mitbeteiligt am Aufbau des internationalen Verbandes. Neben Turnieren gab und gibt es fast ständig in der Game-City auch zwischendurch kleinere Bewerben und Wettkämpfe. Manche davon werden auf der großen Bühne im Arkadenhof ausgetragen, was und wie die Spieler:innen dabei schaffen, wird auf große Monitore übertragen und live kommentiert.
Eine, die sich dabei die Seele aus dem Leib zu schreiben scheint ist Rebecca Raschun, besser bekannt unter ihrem Gamerinnen-Namen JustBecci. Sie kennt sich auch voll aus, war und ist sie doch schon seit ihrer Schulzeit kompetente und leidenschaftlicher Spielerin. „Meine Eltern haben mir damals zwar immer wieder gesagt, mit Videospielen kannst du kein Geld verdienen, aber seit einigen Jahren ist das Gegenteil der Fall“, sagt sie in einem kurzen Interview zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Manchmal sei damals im Gymnasium schon zu wenig Zeit fürs Lernen geblieben, dann gab’s Gaming-Verbot, aber nach der Matura das Studium von Medien- und Eventmanagement.
2012 startete sie auf Twitch ihren Kanal „Basicplayground“, mittlerweile mit 40.000 Followern. In Streams unterhält sie diese – entweder beim selber Zocken, macht aber auch die Moderationen beim Kommentieren von Spielen anderer zur unterhaltsamen, mitreißenden Show.
„Ich hab immer schon in der Schule gern vor Leuten geredet, Referate geliebt und ähnliches. So hab ich begonnen die beiden Dinge, die ich liebe – Gaming und Reden – beim Moderieren zu verbinden. Davon kann ich ganz gut leben, ich komm nur für meinen Geschmack nicht mehr so viel zum Spielen, halte dafür aber auch Vorträge vor Unternehmen über die Bedeutung von Gaming.“
„Gaming verbindet“ – über viele Grenzen hinweg. Das ist der Leitspruch der Veranstaltung und damit ein Gegengewicht zu Vorurteilen und Schuldzuweisungen, wie sie sehr oft dann kommen, wenn Jugendliche etwas anstellen. Aber das war schon davor beim Fernsehkonsum und noch 100 Jahre früher gab es ähnliche „Argumente“ gegen zu viel Lesen, wie Armin Maiwald, federführender Miterfinder der „Sendung mit der Maus“ vor gut 20 Jahren in einer TV-Diskussion in den Bavaria-Studios von München erzählte.
Seit 2017 findet in der Game-City auch eine starke inhaltliche internationale Konferenz – FROG (Future and Reality of Gaming) statt, heuer unter anderem mit der Präsidentin von „Games for Change“, Susanna Pollack aus den USA. „Wir setzen aber auf positiven Wechsel, nicht auf den, den wir gerade in unserem Land erleben“, sagt sie kurz und bündig zu KiJuKU.at
Aber auch wer nicht bewerbsmäßig spielen, sondern „nur“ das eine oder andere ausprobieren will, kann sich jedes Jahr an diesen drei Tagen im Wiener Rathaus richtiggehend „zu Hause“ fühlen. Unterschiedlichste Spiele – großer Hersteller, aber auch von kleinen unabhängigen Entwickler:innen und in der Kinderzone sogar Brettspiele mit der wienXtra-Spielebox können ausprobiert werden. In einer eigenen Retro-Zone gibt es uralte Spiele und Konsolen, nicht zuletzt Ur-Versionen von Tetris.
Samstag gab’s nicht nur die aus Wien-Mariahilf zum Rathaus führende Cosplay-Parade. Figuren aus Games und Animes tummeln sich ohnehin immer wieder auf der Game-City, die 2007 zum ersten Mal stattfand – und Pandemie-bedingt natürlich Pausen einlegen musste. Zum dritten Mal wählt die Community auch Bürgermeister:innen, heuer mit Lukas Jobst alias Siptom zum ersten Mal einen jungen Mann. Der Einzelhandelskaufmann in einer großen Supermarktkette wurde gleich noch von einer Kollegin als Vizebürgermeisterin begleitet, Carolin Pawel wählte Fantasy Heaven zu ihrem alter ego.
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