Kinder bauen im Rahmen der Kunsthalle-Wien-Ausstellung „Das Kunst_Natur-Labor oder Die wuchernde Wunderkammer“ ihre eigenen Fantasie-Tiere und -Wesen sowie eigene „Wunderboxen“.
Eine lange Reihe von Ameisen zieht ihre Straße schräg über eine der Wände der Kunsthalle Wien am Karlsplatz. Von Weitem wirken sie wie gemalt. Doch ein paar Schritte näher und du merkst, sie sind 3D. Aber nicht echt. Das heißt echt schon, aber nicht lebendig. Kunst(hand)werke von Birke Gorm. An anderen Stellen hängen von der oder kleben in Ecken an der Ecke orangefarbene Gebilde. Sind es Wespennester? Termitenhügeln entfernt und umgekehrt aufgehängt? Mitnichten. Ebenfalls Kunstwerke – diese von Šimon Chovan. Rund um Drahtgestelle, die er mit Silikon überzogen hat, so die beiden Kunstvermittler, hat der Künstler Erde aus der Umgebung seiner Heimat Bratislava (Hauptstadt der Slowakei, ungefähr gleich weit weg wie St. Pölten – nur in die andere Richtung) darum herum geklebt.
„Das Kunst-Natur-Labor oder die wuchernde Wunderkammer“ heißt die bis 9. Oktober 2022 laufende Ausstellung in der Außenstelle der Wiener Kunsthalle. Alle Kunstwerke beschäftigen sich mit Natur, viele sind von Natur beeinflusst – oder gar gebildet. So nahm Lois Weinberger Baumschwämme, bemalte sie neongrün – und nun scheinen sie aus der Wand zu wachsen. In einem anderen Werk sammelte er von Mardern verdaute und ausge-kackte Kirschkerne und gruppierte sie zu einem 3D-Bild, das er Kirschgarten nannte. Marcus Coates formte aus dreidimensional geformten Gipshände wie für ein Schattenspiel Tiere – und zwar solche, die schon ausgestorben, in Wahrheit vom Menschen ausgerottet worden sind. Beispielsweise die Wandertaube in den USA (1914) oder der Kaspische Tiger (2003).
Übrigens: Seit einigen Jahren befindet sich neben der Kunsthalle am Karlsplatz der Karlsgarten, ein lebendiges Forschungslabor mit einer Reihe von Hochbeeten – und einem der Werke von Šimon Chovan, das in einem der Bäume hängt.
Im Rahmen der Ausstellung bietet die Kunsthalle Wien – nicht zuletzt jetzt in den Ferien – Workshops für Kinder als „space for kids“ an. „Eine Schachtel voller Wunder“ lädt Kinder ein, über Sammelleidenschaft zu reden, sich die Werke anzuschauen und inspirieren zu lassen, um eigene „Insekten“ oder andere Tiere aus Natur- bzw. Recycling-Materialien herzustellen, selber Schachteln zu bauen und die eigenen Werke darin mitzunehmen.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … durfte einer Gruppe des Herz-Jesu-Horts aus Wien-Landstraße auf die Finger und über die Schulter schauen und fotografieren. Schon die Schachteln wurden recht vielfältig. Die meisten unterschieden sich von der streng strukturierten Vorlage. Kinder bauten V-förmige-Abtrennungen oder bogenförmig. Eine solche Wunderschachtel wurde zum großen, bunten Heimkino für Insekten, eine andere zum Gefängnis „für Insekten, die mich gebissen haben“, meinte sein Erbauer.
Knetmasse, Korken-, Dreh-, Kronen-Verschlüsse von Flaschen, Zahnstocher und echte Stroh-Halme, also nicht aus Plastik, sondern aus Stroh, wie sie vor Jahrzehnten ewig lang zum Trinken verwendet worden sind, sind die wichtigsten Materialien, aus denen die jungen Kreativen verwenden. Manche der Wesen erinnern an Insekten, andere an Dinosaurier oder sind völlige Fantasiewesen – eben „Wunder“ für die eigenen Karton-Boxen.
Gegen Ende wird’s hektisch. Am liebsten hätten fast alle Kinder noch viel länger an ihren „Wunderkammern“ gewerkt.
Buchbesprechungen im Kinder-KURIER ua.a. über die letzte Wandertaube
Künstler:innen: Monira Al Qadiri, Alice Bucknell, Šimon Chovan, Marcus Coates, Regula Dettwiler, Birke Gorm, Christian Hutzinger, Uriel Orlow, Michèle Pagel, Kristel Peters, Gala Porras-Kim, Lois Weinberger
Kurator:nnen das Kunstvermittlungsteam der Kunsthalle Wien: Wolfgang Brunner, Michaela Schmidlechner, Michael Simku und Martin Walkner
Bis 9. Oktober 2022
Kunsthalle Wien, Karlsplatz, 1010 Wien
kostenlos
Space for Kids
Workshops „Eine Schachtel voller Wunder“
Bis 21. Juli 2022: Di – Do, 10 bis 12 Uhr; 14 bis 16 Uhr
sowie 23., 26. – 28. Juli, 10 bis 12 Uhr
Im Herbst auch Workshops für Schulklassen
kunsthalle wien -> spaceforkids