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Adrian am Klavier und Slagean am Saxofon begleiten Jasmin bei Bésame Mucho
Adrian am Klavier und Slagean am Saxofon begleiten Jasmin bei Bésame Mucho
31.07.2023

Musik be-greifen statt stur Noten lernen

Besuch bei einem Konzert und in der Schule der Improvison Academy (Wien).

In einem der vielen Häuser in der Mariahilfer Straße, hinter deren Eingang sich etliche Höfe auftun, befindet sich auch eine kleine Bühne mit Publikumsraum und Foyer. Einige Jahre lang hieß es „Blaues Theater“, nun „MusikQuartier“. Hier fand kürzlich ein kleines, aber sehr feines Konzert einiger talentierter junger Menschen statt – der, verspätete in die Ferien verlegte, Abschluss des Studienjahres bzw. Semesters der „Improvison Academy“.

Der Name ist Programm, selbst Anfänger:innen spielen nicht stur Note für Note auf dem jeweiligen Instrument, sondern beherrschen ihre Stücke nicht als auswendig abgespulte Partituren, sondern auch so, dass sie zwischendurch oder mal auch schon zu Beginn rund um ihre Nummer improvisieren.

Multi-Instrumentalist

Das galt/gilt insbesondere für den jüngsten der Schüler:innen, den 15-jährigen Slagean Jurj, der DEN Klassiker für Klavier-Eleven, Ludwig van Beethovens „Für Elise“ gleich mal in seinem Stil einleitete bevor er die Melodie so über die weißen und schwarzen Tasten zauberte wie si allgemein bekannt ist. Er ist DAS Multitalent der von Adrian Gaspar gegründeten und geleiteten Musikschule besonderer Art. Er selbst hatte schon mit 16 seine erste kleine Band („Gipsy Diamonds“) gegründet, trat bereits zwei Jahre später mit 32-köpfiger junger Big Band auf, komponiert und stellt immer wieder diverse Formationen zusammen.

Slagean Jurj spielte aber nicht nur am Klavier, sondern auch auf seinem Erst-Instrument, der Trompete, auf der er schon mit sechs Jahre zu spielen begann. Bei diesem Konzert begleitete er auf der Trompete Adrian Gaspar (36) bei dessen, wie er es nannte, Lieblingslied, der Hymne des Fußballklubs Real Madrid, „Hala Madrid Y Nada Mas“ (So, Madrid und nichts anderes; geschrieben von RedOne und Manuel Jabois) – FunFact, wenige Tage später organisierte Gaspar ein Fußballturnier im Kaiserpark (Wien-Neubau), bei dem er mit einem Real-Madrid-Fanklub antrat.

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Der jüngste Academy-Schüler blies aber nicht nur diese Hymne, sondern begleitete den Lehrer und Leiter auch bei dessen Eigenkomposition „BalkanFever“, die dieser bereits vor 17 Jahren für das gleichnamige Festival geschrieben hatte, und die er nun am Klavier spielte.

Trompete ist nur eines von mehreren Blasinstrumenten, die Slagean Jurj spielt, vor zwei Jahren begann er mit Klarinette auf der er zwei traditionelle türkische Stücke „Kütahya’nın Pınarları“ und „Şurmat“ sowie das Jazz Standard-„Beautiful Love“ von Victor Young zum Besten gab. Außerdem griff er noch zum Saxofon, mit dem er vor nicht ganz zwei Jahren noch zusätzlich begonnen hatte und Kenny Garretts „Happy People“ spielte sowie die Sängerin Jasmin Azócar bei ihrem „Bésame Mucho“ der mexikanischen Komponistin Consuelo Velázquez – neben Adrian Gaspar am Klavier – begleitete.

Zahlenmethode

Die Vielzahl der Instrumente, die er leicht erlernte, baut nicht zuletzt auf der Philosophie des Unterrichts von Gaspar auf, einer wie er es nennt „Zahlenmethode. Nicht Note für Note, sondern das Verhältnis, die Harmonien der jeweiligen Musik zu hören, spüren, begreifen – denn dann ersparst du dir mühsames Transponieren, du kannst das jeweilige Stück mühelos auf einem anderen Instrument umsetzen“, so der Improvision-Academy-Leiter, der auch bereits zwei Contests, den letzten im Vorjahr fast zeitgleich zum Eurovison-Songcontest, organisiert hat (KiJuKU berichtete)

Sängerinnen

Zur schon genannten Sängerin Jasmin Azócar (19), die beim ebenfalls schon erwähnten weltberühmten Küss-mich-oft-Song insbesondere gegen Ende unzählige Variationen improvisierte. Im abgelaufenen Studienjahr hat sie mit einem Semester-Stipendium, das sie beim genannten Improvision Contest im Vorjahr gewonnen hatte, erstmals (Gesangs-)Unterricht genommen. Singen ist ihre Leidenschaft, über den sie zuvor aber nur in Chile in einem Kirchenchor ausgeübt hatte. Azócar sang noch „I Love You“ von Billie Eilish sowie „Best Part“ von „H.E.R.“ und Daniel Caesar, wobei sie sich beim zuletzt genannten Lied selber auf der Gitarre begleitete.

Eigene Songs

Gesang – und vor allem Eigenkompositionen und -Dichtungen ist die Sache der 17-jährigen Luna Gehart, die aber auch schon mehr als ihr halbes Leben Klavier spielt („mit 8 hab ich begonnen), den Musikzweig im Gymnasium Boerhaavegasse besucht und zum Auftakt Wolfgang Amadeus Mozarts „Türkischen Marsch“ aus dem Flügel fliegen ließ. Als sie vors Mikro wechselte, setzte sich Adrian Gaspar ans Klavier, um sie bei zwei ihrer eigenen Lieder zu begleiten – „Mein Problem“ und einem noch titellosen Song.

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„Bei mir entstehen meist Melodie und Text gleichzeitig“, antwortet sie auf die KiJuKU-Frage, wie sie komponiere bzw. dichte. „Jedenfalls muss mir etwas sehr wichtig sein, dass ich darüber einen Song mache, es muss von Herzen kommen.“

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Diese Logik hat mich angesprochen

Last but not least zu nennen ist der Alexandru Spataru, der das Konzert sogar eröffnete mit „Kleines Präludium in c-Moll“ von Johann Sebastian Bach. Warum er hier erst am Ende genannt ist? Der 21-jährige ist mehr als schüchtern, wollte keinesfalls auf ein Foto und hatte kaum Zutrauen zu seinem eigenen Können. Klavier spielt er „erst seit ungefähr März, eigentlich hab ich mit Saxofon angefangen, aber dann wollte ich doch lieber wieder Klavier spielen.“ Warum er dennoch schon so ein Stück vorspielen konnte? „Weil wir hier wirklich zwei Stunden in der Woche Unterricht haben, in den meisten anderen Musikschulen ist es oft nicht einmal eine halbe Stunde“, meint Alex, wie er gerne genannt werden möchte. „Schon mit sechs Jahren hab ich, aber nur einige Monate, Klavier gespielt, dann später ein bisschen Cello, Flöte und eben Saxofon – nie wirklich viel, aber hier hat mich diese Zahlenmethode angesprochen, weil sie eine logische Systematik hat. Und das liegt mir mehr.“

Follow@kiJuKUheinz

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adriangaspar