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Alle Finalist:innen, die bei der Preisverleihung anwesen waren, auf der Bühne
Alle Finalist:innen, die bei der Preisverleihung anwesen waren, auf der Bühne
16.12.2024

So vielfältige spannende Augenblicke…

Ganz unterschiedliche qualitativ hochwertige Texte im 14. Durchgang des Jugendliteraturbewerbs „texte.wien“; Überblick plus Interviews mit den drei Erstplatzierten sowie dem gesamten Text der Gewinnerin.

„Das Jetzt ist der einzige Zustand, den es wirklich gibt. Vergangenes war und Zukünftiges wird sein. Jetzt ist. Jetzt ist real. Jetzt kannst du ändern.“ Das sind die letzten Sätze des Textes von Adele Bardelli. „Jetzt ist“ schrieb die Jugendliche aus der Wiener Neulandschule Grinzing als eine von 23 von 25 Finalist:innen für den Jugendliteraturbewerb texte.wien 2024. Es war die 13. Ausgabe, die neunte in der Neugründung als „Literarische Bühnen Wien“. Das Motto des nun zu Ende gegangenen Durchgangs lautete „Augenblicke“.

Erstmals fand die Final-Gala samt Preisverleihung im Schauspiel^haus Wien statt. Und so lasen neben Markus Meyer aus dem Burgtheater (der auch die Obmannschaft des Vereins von Cornelius Obonya übernommen hat) die beiden Ensemblemitglieder des Gastgeberhauses Sissi Reich und Maximilian Thienen sowie die Film- und TV-Schauspielerin Sarah Zaharanski aus allen 23 Finaltexten vor. Immer genau zwei Minuten – so die Dramaturgie des Initiators des Bewerbs und Regisseurs des Abends, Christoph Braendle.

Den „Gong“ setzte mit musikalischen Interventionen die junge Band Ginger Shot – sozusagen ein scharfer Einschnitt. Der „Ingwer-Schuss“ besteht übrigens aus dem Sänger Nikolaus Blin, Joana Nikolov (ebenfalls Vocal) sowie dem Drummer (Schlagzeuger) Lazar Jevtić, Paul Brandstötter an der Gitarre und dem Bassisten Linus Weinek. Natürlich sorgten diese jungen Musiker:innen nicht nur für die Breaks nach jedem der Texte, sondern immer wieder für ganze Nummern, die sehr zum Mitswingen einluden.

Gleichwertige Präsentation, alles nachzulesen

Mit diesen 2-Minuten für alle wird – trotz Bewerb und Reihung durch die Jury – jedem Text derer, die es ins Finale der immerhin 400 Einreichungen aus dem deutschsprachigen Raum geschafft haben, die gleiche Aufmerksamkeit und Wertung zuteil. Übrigens sind nach wie vor alle Final- sowie Vorrunden-Texte auf der Homepage des Bewerbs (nach) zu lesen 😉 – Link unten am Ende des Beitrages.

Preisverleihung an die Gewinnerin
Preisverleihung an die Gewinnerin

Kaum bekanntes Fremdwort

Trotz wirklich spannender, vielseitiger, ganz unterschiedlicher Zugänge – sowohl von den Themen als auch den literarischen Genres – von Kurzgeschichten über Gedichte bis zu theatralen bzw. filmischen Szenen – beschränkt sich dieser Bericht auf die drei Erstplatzierten – mit ihnen gibt es als eigene Beiträge Interviews. Und traditionell wird der Text von Platz 1 – in diesem Fall „Vellichor“ von Emilia Masek aus dem Leopoldstädter Sperlgymnasium (2. Bezirk in Wien) – in voller Länge als eigener Beitrag veröffentlicht – Link ebenfalls am Ende dieses Beitrages.

Laut Duden bedeutet der aus dem Englischen kommende Begriff Vellichor „die empfundene Nostalgie und Wehmut, die beim Besuch von Antiquariaten durch den Geruch von altem Papier hervorgerufen wird. Der wunderschöne Neologismus geht auf John Koenig (US-amerikanischer Leutnant, Szenenbildner und dafür ein Mal für den Oscar für das beste Szenenbild nominiert) zurück“.

Die Autorin wollte unbedingt einen Text über ein kaum bekanntes Fremdwort schreiben, erzählt sie im Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Und nach dem Besuch eines Wiener innerstädtischen Antiquariats entschied sie sich für diesen Begriff und einen Text bei dessen Lesen ein solches vor dem eigenen geistigen Auge entsteht, ohne je verstaubt zu wirken 😉

Dieser Text hinterließ bei der Jury „den stärksten Eindruck und hat am meisten überzeugt… ein richtiges Liebeslied an die Literatur und das Erzählen“.

Würdigung der Zweitplatzierten
Würdigung der Zweitplatzierten

Unbekümmert, neckisch, verständnisvoll…

Platz 2 ging – ebenso wie der folgende dritte Rang nach Salzburg an Jugendliche des selben Musischen Gymnasiums der Landeshauptstadt. Theresa Schmerold beschreibt in „Unsere Stadt, 1:34 nachts, örtliches Altenheim“ als Jugendliche dennoch plastisch das Leben am anderen Ende desselben – nicht romantisierend – von wegen sanft entschlafen, sondern realistisch hart und doch empathisch.

„Nachdem wir den Text gelesen haben, wissen wir (wieder einmal) etwas, das im Grunde gar nicht direkt angesprochen wird“, fand die Jury. „unter anderem gelingt das dank einer durchgängigen Ambivalenz, die damit beginnt, dass ein sogenanntes heikles Thema – die (freiwillige) Konfrontation mit Menschen, die sich unmittelbar vor dem Sterben befinden – aufgegriffen und mit einer gewissen Unbekümmertheit, niemals verunglimpfend, mal liebevoll, mal neckisch, verständnisvoll, dann wieder ein wenig spöttisch behandelt wird.“

Verlesung der Jurybegründung für den Dritten
Verlesung der Jurybegründung für den Dritten

Regional und szenisch

Zwar aus Salzburg, aber ein Wien-Aufenthalt war’s, der Felix Denk zu seinem sehr szenisch geschriebenen Text „Auf der Mariahilfer Straße“ inspiriert. Wobei er bei der Preisverleihung und im KiJuKU-Interview verriet: Für die Art der Beschreibung dessen, was er auf der berühmten stillstehenden Baustelle des von René Benko geplanten nach Hedy Lamarr benannten Hotels am Beginn dieser Einkaufsmeile ansiedelte sei auch Roland Schimmelpfennings „Auf der Greifswalder Straße“ eine mehr als anregende Lektüre gewesen. Ein Mix aus Sozialreportage und Kriminalfall veranlasste die Jury, Felix Denks Text aufs „Stockerl“ zu heben.

„Besonders hervorzuheben ist der genaue Blick auf eine Sprache, die zur Komplizin der Corporate Reality wird“, meinte die Jury. „Mal sind es scheinbare Zitate aus dem Kontext von Motivationsseminaren, mal sind die Aussagen derart überspitzt, dass sie die Irrationalität dieser verharmlosenden, individualisierenden Slogans aufdecken, etwa Probleme sind nur dornige Chancen… Das Erscheinen eines Kommissars lässt einen Kriminalfall und eine Auflösung erwarten – stattdessen gehen die Figuren ins Nichts ab… Der Text endet als Fragment… der die Phantasie anregt…“

kijuku_heinz

Hier unten der Text der Siegerin

Interview mit der Siegerin

Interview mit der 2.-Platzierten

Interview mit dem Dritten

texte.wien

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