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Szenenfoto aus "lila in concert"

Lila – Liebe und Küsse überwinden Gräben

Ein Mix aus Geggis, Romeo & Julia und ein bisschen kleiner Prinz – so könnte am ehesten und leichtesten „Ljubičasto“ erklärt werden. Als großes Tanztheaterstück in Kroatien von Profi-Schauspieler:innen und -Tänzer:innen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen auf der Bühne im Nationaltheater von Varaždin gespielt, gastierte eine konzertante Version mit einem Musik-Duo und zwei der Tänzer:innen beim Kultursommer in Wien.

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Szenenfoto aus „lila in concert“

Blau vs. rot

Iris vom Stamm / der Familie der blauen Schwimmer:innen und Mak von den roten Springer:innen verlieben sich ineinander. Ihre Familien mögen das ganz und gar nicht. Das Liebespaar haut deswegen vom Heimatplaneten Đumbatron ab. Irgendwann machen sich die jeweiligen Eltern auf die Suche nach ihren Kindern und landen auf unterschiedlichsten Planeten mit gewöhnungsbedürftigen Bewohner:innen. Die einen sehen fast nichts, weil sie ihre Pony-Frisuren lange wachsen lassen und ihre Augen so hinter einem Vorhang sind… Auf der Erde treffen sie auf Smombies (Smartphon-Zombies), die wiederum nix checken, weil sie beim Gehen in ihre – genau – starren!

Und als sie letztlich wieder zu Hause landen, spielen alle roten und blauen Kinder friedlich miteinander.

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Szenenfoto aus „lila in concert“

Mehrdeutig

Und was ergibt blau und rot?
„Ljubičasto“ heißt in den Sprachen Bosnisch, Kroatisch, Mazedonisch, Serbisch und Slowenisch „lila“! Und spannenderweise – sicher nicht ganz unbeabsichtigt – heißt der erste Teil in einigen der genannten Sprachen Liebe, in den anderen küssen!

In Originalsprachen gesungen und gespielt, tanzte Hedera Perhaj die Iris und Endi Schrotter den Mak. Vanesa Petrac als Sängerin in Weiß versuchte hin und wieder das Publikum – davon hätte sich das Tanz-Konzert schon einiges mehr verdient – zum Mitmachen zu animieren. Ihr ebenfalls weiß gekleideter Musiker-Kollege Ivan Marojević spielte Gitarre, vor allem aber Elektronik.

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Szenenfoto aus „lila in concert“

Das Ganze erleben!

Eine höchst stimmige Performance vom VRUM Performing Arts Collective, das schon viele Stücke auch für den Dschungel Wien entwickelt hat. Noch dazu ein so organisches sinnliches Plädoyer für Brücken bauen, wo andauernd Gräben aufgerissen werden. Wäre spannend die Vollversion – egal ob in Originalsprache, zweisprachig oder mit Übersetzungen zu erleben!

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Szenenfoto aus „lila in concert“
Szenenfoto aus "Die Schöne und das Biest", Theater der Jugend (Wien)

Herzliche, hilfsbereite Schöne sieht mit dem Herzen

Zwei verwöhnte, nur den Luxus genießende Schwestern und eine dritte, die für die ganze Familie arbeitet, niedere Dienste verrichtet aber dafür mit einem Prinzen belohnt wird – klingt nach Aschenputtel. Ein Kuss für den Frosch – der zum Prinzen wird: Froschkönig. Ein hässliches Entlein, das beim Heranwachsen zum Schwan wird… Viele Märchen transportieren gleichsam pädagogische Botschaften. Nicht arrogant und hochnäsig sein. Fleißig arbeiten. Hilfsbereitschaft. Und nicht (nur) auf das Äußere achten – innere Werte sehen, spüren, lieb sein…

Viele dieser Elemente verknüpft das aus Frankreich stammende Märchen „Die Schöne und das Biest“. Eine Version, die vor allem auf die französischen Versionen zurückgreift, ist derzeit in einer opulenten, märchenhaften Fassung im Wiener Renaissancetheater zu sehen, die ins Jahr 1920 verlegt wurde.

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Szenenfoto aus „Die Schöne und das Biest“, Theater der Jugend (Wien)

Die Story knappest gefasst

Die reiche Familie – die pflanzen-forschende Mutter der drei Töchter ist im Dschungel von Borneo verschollen – wird plötzlich arm. Villa brennt ab, Schiffe mit Stoffen aus Fernost saufen ab. Vater und die Töchter müssen aufs Land in eine abgefuckte Hütte ziehen, in der er aufgewachsen ist. Die jüngste Tochter schuftet für alle, ihre beiden Schwestern weinen nur dem verlorenen Reichtum nach. Da kommt die Nachricht aus Paris, eines der Schiffe sei doch nicht gesunken und am Hafen gelandet. Vater fährt nach Paris – die kostbare Schiffsfracht wurde aber beschlagnahmt, um aufgelaufene Schulden zu begleichen. Auf dem Rückweg ins Dorf landet der Vater im Wald in einem geheimnisvollen Schloss – bewohnt vom Biest, einem monsterartigen Wesen. Vater tauscht seine Freiheit gegen das Versprechen, seine Tochter würde kommen. Die kommt tatsächlich, fürchtet sich zwar, sieht in ihm aber „kein Scheusal“…

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Szenenfoto aus „Die Schöne und das Biest“, Theater der Jugend (Wien)

Rückgriff auf ursprüngliche Versionen

Seit Kurzem wird im Renaissancetheater, dem großen Haus des Theaters der Jugend in Wien diese Geschichte in einer Fassung von Henry Mason, der auch Regie führte, gespielt. Diese Version greift auf jene von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont (1711 – 1780), die „La Belle et la Bête“ 1757 veröffentlichte zurück, die wiederum auf der ausführlicheren Geschichte von Gabrielle-Suzanne Barbot de Vielleneuve aufbaute – aus der im Programmheft zitiert wird. Laut dem Online-Lexikon Wikipedia kamen portugiesische und britische Forscher kamen jedoch mit phylogenetischen Methoden zu dem Schluss, dass das Märchen mit großer Wahrscheinlichkeit etwa 2500 bis 6000 Jahre alt ist.

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Szenenfoto aus „Die Schöne und das Biest“, Theater der Jugend (Wien)

Scheusal – als er noch Mensch war

Wie auch immer: Das Biest, gespielt von Valentin Späth, der wie alle anderen außer Belle (Shirina Granmayeh) in viele andere Rollen schlüpft, bzw. im geheimnisvollen Spiegelschloss (märchenhaftes Bühnenbild – sowohl die anfängliche Villa als auch dieses Biest-Schloss oder die alte Landhütte: Rebekah Wild) Gegenständen seine Stimme leiht, verhält sich zuvorkommend, freundlich, ja fast unterwürfig. Er war – damals noch in Menschengestalt – ein Scheusal, ein despotischer, herrschsüchtiger Gutsherr, der vielen Menschen das Leben zur Hölle gemacht hat. Seine neue Gestalt ist die Strafe dafür.

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Szenenfoto aus „Die Schöne und das Biest“, Theater der Jugend (Wien)

„Wunder“-Pferd

Fleur (Benita Martins) und Florence (Violetta Zupančič), Belles Schwestern, sind in ihrer arroganten Bösartigkeit vielleicht ein wenig zu dümmlich angelegt. Daniel Große Boymann als Vater erfüllt immerhin den Herzenswunsch der jüngsten Tochter nach einer Rose, hadert dann doch damit, Belle zum Biest ziehen zu lassen. Die überraschendste Figur des Stücks ist das „Wunder“-Pferd in Gestalt eines Hochradfahrers mit Rosskopf und-gebiss (Kostüme: Anna Katharina Jaritz), gespielt von Stefan Rosenthal, der auch einen humorvollen Chauffeur – und wie seine Kolleg:innen unsichtbare Diener und mehr gibt.

Mason lässt aber auch die verschollene Maman (als Anklang an die französischen Märchenversionen) immer wieder der jüngsten Tochter, die ebenfalls Blumen und Pflanzen liebt, erscheinen. Maria Fliri ist aber auch in und ums alte, halb verfallene, Bauernhaus als Magd Madeleine allgegenwärtig – und einstiges Opfer der mehr als unguten Behandlung des vormaligen Biestes.

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Szenenfoto aus „Die Schöne und das Biest“, Theater der Jugend (Wien)

Vorurteile

„Es gibt viele Menschen, die schlimmere Ungeheuer sind, als du eines bist! Ich mag dich mit deinem Aussehen lieber als die, die in menschlicher Gestalt ein falsches, verdorbenes und undankbares Herz besitzen“, heißt es in der Übersetzung der Märchenversion von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont. Auch wenn das in einem Märchen natürlich doch leichter ist als in der Wirklichkeit sehender Menschen, die sich von optischen Eindrücken stark leiten lassen. Das können blinde Menschen besser ausblenden.

Und natürlich drängt sich beim Biest der millionenfach zitierte Spruch „man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“ aus „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry auf.

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Szenenfoto aus "Der kleine Prinz", Volkstheater in den Bezirken

Feuer niesen, Weisheiten ausspucken

Dafür, dass diese Theaterversion von „Der kleine Prinz“ durch Wiens Bezirke tourt und damit stets woanders gespielt wird, ist das Bühnenbild (Patrick Loibl, Studio Kudlich) ganz schön aufwendig. Zwischen zwei großen Vulkanen im Pappmaschee-Style und einer Riesenpflanze, die an eine Titanwurz mit einer aufrechten, länglichen Blüte in der Mitte erinnert, taucht er auf, der Reisende von Planet zu Planet, besser bekannt als die Hauptfigur des so weltweit erfolgreichen Buches von Antoine de Saint-Exupéry. Laut Wikipedia ist das 1943 erstmals veröffentlichte Buch in den vergangenen 80 Jahren in 505 Sprachen und Dialekte übersetzt worden, öfter erfolgte dies nur bei den heiligen Schriften des Christentums und des Islam, also der Bibel und dem Koran.

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Szenenfoto aus „Der kleine Prinz“, Volkstheater in den Bezirken

Kinderstimme vom Band

Die Volkstheater-Tourfassung lässt die berühmte Rahmenhandlung vom in der Wüste abgestürzten Piloten (dem Autor selbst) ebenso weg wie die Geschichte mit den Zeichnungen – wo Erwachsene statt eines Elefanten in einer Riesenschlange nur einen Hut sehen. Dass Erwachsene irgendwie seltsame Leute sind, wird hier als voraufgenommene Stimme eines Kindes (Jamo Bauer) eingespielt, auch wenn das weder im Internet noch in der Medieninformation steht und im Programmfolder kryptisch versteckt ist (mit besonderem Dank an…).

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Szenenfoto aus „Der kleine Prinz“, Volkstheater in den Bezirken

Zwei Schauspiel-Studierende

Und natürlich gehen sich in knapp mehr als einer Stunde für Fabian Reichenbach als irgendwie schüchtern und doch neugierigem „kleinen Prinzen“ nicht die Besuche bei allen vom Autor beschriebenen Planeten aus. In alle anderen Rollen schlüpft Hardy Emilian Jürgens – so wie sein Bühnenkollege Schauspiel-Studierender (Universität für Musik und darstellende Kunst Graz -KUG). Ganz schön viel Stress zwischen Bühnenhintergrund und dahinter verschobener Puppenbühne in der Urania wo KiJuKU die Aufführung gesehen hat, sich immer wieder in doch recht aufwendige Kostüme (Vanessa Sampaio Borgmann) zu begeben: Als König, der sich über den nun einzigen Untertanen freut. Als Eitler mit Riesen-Papierschiff auf dem Kopf fordert er mehr und mehr Bewunderung ein. Wenn er den traurigen Alkoholiker spielt, der stets vergessen will und immer wieder umkippt, fordern Kinder den kleinen Prinzen auf, dem Trinker doch zu helfen. Großes Gelächter gab’s als der Reiche, der Millionen von Sternen zählt, weil er sie besitzt, so nicht und nicht auf die Frage des Besuchers eingehen will, wofür dieser Besitz denn nun gut sei. Einfach reich sein, das genügt ihm.

Säugetier aus dem Ei?

Weshalb Jürgens im Plüsch-Fuchs-Kostüm aus einem Riesen-Ei schlüpft, erschließt sich nicht wirklich. „Weil’s lustig ist und auf der Bühne ist alles möglich“, bekam Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf die Nachfrage nach der Vorstellung von Dramaturgin Lisa Kerlin zur Antwort.

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Szenenfoto aus „Der kleine Prinz“, Volkstheater in den Bezirken

Beeindruckt zeigten sich die jungen Besucher:innen, von denen vielen das letzte Viertel zu lang zu werden schien, von den immer wieder eingebauten Lichtspielen mit Lampen und der großen Disco-Kugel, die sozusagen einen Sternenhimmel erzeugten. Und ein großes „Oha“ war zu hören, als der erste Nieser des kleinen Prinzen von einer kleinen Flamme begleitet war – sozusagen ein Hatschi-Drachen.

Spannend auch, dass die Schlange in der Wüste nur als Spiel des kleinen Prinzen mit einer Taschenlampe – und einer Stimme aus dem Off funktionierte. Dass er DIE zentralen Sätze, die sich von der ganzen Geschichte längst verselbstständigt haben am Ende einer langen Schnur, die er rauskotzt, scheinbar aus dem Mund zieht – sollte wahrscheinlich auch lustig wirken; relativiert aber möglicherweise die bedeutungsschwangeren Weisheiten „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

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