„Die Hose wollte ich an manchen Stellen ein bisschen weit haben und am T-Shirt so gelbe Flecken und mit schiefen Ärmeln. Das erinnert mich an Astronauten. Das wollte ich früher einmal werden, jetzt nicht mehr. Nun möchte ich Pilot werden“, erklärt Abdullahi Quadu Aden Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… seinen Entwurf, der zu jenen 63 – aus 3000 Einsendungen – zählt, die im Sommer von Modeschüler:innen unter Anleitung von Profis verwirklicht wurden. Und nun in der Mensa der Wiener Wirtschaftsuniversität Samstagabend von jugendlichen Models am Laufsteg vorgeführt wurde.
Kids in Fashion, zum 31. Mal von den Wiener Jugendzentren organisiert, ist der sicher größte Mode-Design-Nachwuchsbewerb, wahrscheinlich nicht nur Österreichs. Jahr für Jahr zeigen Kinder und Jugendliche – gewertet wird in drei Altersgruppen (4 – 10, 11 – 14 sowie 15 bis 21 Jahre) – ausgefallene, kreative, schräge Ideen, die sie zu Papier bringen, und das nicht nur gezeichnet, sondern oft auch mit unterschiedlichsten Materialien colllagiert.
Zu den zuletzt erwähnten zählt etwa Amina Dudaeva. „Wir haben die Entwürfe in der Schule gemacht und hatten einige Materialien. Die lila Federn haben mir besonders gefallen, die hab ich als ersten genommen und an die Schultern der Modezeichnung geklebt“, verrät sie den Start ihres Designs. Außerdem wählte sie noch glitzernde perlen und einen auch glänzenden, sehr weichen Stoff. „Ich zeichne zu Hause auch sehr oft, da aber vor allem Tiere und Zeichentrickfiguren. Und jetzt bin ich schon gespannt, wie das echte Kleid aussehen wird“, ist sie wie viele ihrer Jungdesigner-Kolleg:innen aufgeregt, was aus ihrem Entwurf geworden ist. Am Ende der Show darf sie wie alle, deren Entwürfe realisiert worden sind und die das wollen – manche scheuen das Rampenlicht – mit „ihrem“ Model den Laufsteg entlang gehen.
Ein für Kinder doch mittlerweile recht ungewöhnliches Material verwendete Svea Bofeldt (8): „Ich wollte unbedingt ein Kleid mit Zeitungspapier machen, schon seit der ersten Klasse“ und verneint glich die Nachfrage, ob sie selber überhaupt Zeitungen lese. „Aber ich wollte das eben machen und hab von zu Hause Zeitungen mit in die Schule genommen, als wir die Mode-Entwürfe gemacht haben.“
Zu ganz anderem Material griff die – damals elfjährige – Miep Weissmann für jenen von mehreren Entwürfen, der von der Jury ausgewählt worden ist. „Dafür hab ich einen Badeschwamm von meiner Oma zerlegt. Ich hab aber nicht erwartet, dass dieses Kleid genommen wird, ich hab noch mehrere andere entworfen, unter anderem mit zerschnittenen CD. Von solchen hab ich auch mehrere in meinem Zimmer aufgehängt, weil es so schön glitzert.“
Voll verschmitzt lächelt und lacht Liya Kivrak und streckt sich kräftig, doch ihre Zeichnung hängt viel zu hoch. Aber auch die Vierjährige hat mit Glitzerzeug geklebt – „Sticker und Folien, ich wollt, dass es glänzt“, grinst sie. Übrigens auch ihre Kindergartenkolleg:innen Sara Lale (5) und Berat Çetin (5) haben es mit ihren Designs in dieses Finale geschafft, in dem die gezeichneten und geklebten Bilder Stoff geworden sind. Weitere Kolleg:innen und die Elementarpädagog:innen rauschten mit Geschenken und einem Gratulations-Schild zur großen Show an.
Extra für ihren Auftritt – auf dem Laufsteg, aber auch schon für die Präsentation ihres Entwurfs für KiJuKU.at – legt sich Milla Emilia Valerio einen bodenlangen schwarzen Tüll-Überrock an und probt mit ihren Freundinnen das Stolzieren in einer Ecke der WU-Mensa. Ihr Entwurf ist kunterbunt: „Ich mag bunt, aber hab mir gedacht, da passt auch das elegante schwarz gut dazu“, gibt sie sich auch ein wenig kokett.
Sie ist bei Weitem nicht die Einzige, die sich für den Gala-Abend in „Schale“ geworfen hat. Wobei die Outfits der Designer:innen selber ganz unterschiedlich sind. Holly Arnold, die die mittlere Alterskategorie gewonnen hat, kreuzt in einem kreativen, bunten, mit Knöpfen puzzlebaren Pullover auf und hat ein farbenfrohes, schräges Kleid mit noch viel „ver-rückterem“ Netz-Kopfteil kreiert. „Ich hab einfach so drauflos gezeichnet, hatte aber auch einen anderen Entwurf, der mir selber noch besser gefallen hat.“
Ebenfalls „einfach so“, hat Joshua Odemwingie gezeichnet, „aber ich hatte das Bild schon zuerst im Kopf. Und ich zeichne immer, aber sonst nicht Mode, sondern eher Anime-Figuren und ich will Architekt werden“, vertraut er dem Reporter an. „Als ich erfahren habe, dass mein Entwurf ausgewählt wurde, war ich zuerst irgendwie schockiert.“ Wie aus seinem Entwurf echtes Gewand wird – „das hab ich schon auf der Einladungskarte gesehen“.
Ein wuchtiger, kräftiger, breitschultriger orangefarbener Anzug mit schwarzen Flecken ist das Ergebnis von Arthur Vischers Mode-Entwurf. „Ich hab einfach meiner Hand vertraut, ich wollte schon etwas Kräftiges zeichnen.“
Aus vielen lila Kreisen besteht das Kleid, das Nur Shabuk designt hat. „Ich hab einen Schminkpinsel genommen, in diese Farbe eingetaucht und kräftig gedreht“, beschreibt sie di Technik ihres Entwurfs. „Und als Gegenstück hab ich über den Haaren und bei den Füßen einen feineren Pinsel genommen und zarte Kreise drehend getupft.
Eines von zwei Design-Duos, deren Entwürfe ausgewählt und verwirklicht wurden ist ein „Schach“-Kleid. Johanna Strandl und Szofi Szennay haben es sich ausgedacht und gezeichnet. „Wir wollten etwas gemeinsam machen und wir haben cool gefunden, eine Hälfte eher dunkel, schwarz-weiß, zu gestalten und die andere bunt. Und wir lieben beide Schach und abstrakte Kunst – so wie die farbige Hälfte“, grinsen die Jung-Designerinnen.
Last but not least sei hier Emilia Hazra Ashwariya und ihr Entwurf vorgestellt. Sie hat nicht – wie die meisten – auf die Vorlage der Jugendzentren gezeichnet, sondern ein großformatiges Blatt, mit kleinteiligen, fein gegliederten, zarten, eleganten Blumenmustern gefüllt – und zwar viel mehr als zu sehen ist, wie sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verrät. „Ich hab das ganze Blatt voll gemalt und dann sie Silhouette einer eleganten Robe aus Karton ausgeschnitten und darüber geklebt.“ Und mit einem geschwungenen Schriftzug „Little Miss E.“ versehen.
„In der vierten Klasse Gymnasium bin ich eines Tages aufgewacht und wusste, ich will in eine Modeschule wechseln. Dann hab ich neben der Schule begonnen, mir Modezeichnen selber beizubringen, hab mir Bücher besorgt und viele YouTube-Videos angeschaut, ganz viel geübt und gezeichnet. Aber das meiste hab ich dann in der ersten Klasse Modeschule gelernt.“
1: Miloude Amgalantuul
2. Ella Reindl
3. Baraah Shalili
1: Holly Arndold
2. Miep Weissmann
3. Samir Mohamadi
1. Emilia Hazra Ashwariya
2. Charlotte Nordberg
3. Maya Kofler
Am Rande der Show werden immer auf großen Plakaten jene Zeichnungen und Collagen präsentiert, die von der Jury aus den – in diesem Jahr – 3000 Einsendungen ausgewählt und realisiert worden sind.
Nach der Verleihung der neun Hauptpreise – je drei in den drei Alterskategorien – können, müssen aber nicht, all jene Kinder und Jugendlichen, deren Designs umgesetzt wurden, mit „ihren“ Models im Rampenlicht auf den Laufsteg. Immerhin sind sie alle Gewinner:innen, wurden doch ihre Entwürfe – aus 3000 Einsendungen – ausgewählt, um in der Schneiderei-Werkstatt umgesetzt zu werden. Jugendliche Models führten diese Designs am Laufsteg vor, in einer zweiten Runde mit ihren Designer:innen.
Im Jahr nach dem 30er-Jubiläum quollen die analogen und digitalen Postfächer der Wiener Jugendzentren mit kreativen Einsendungen von Mode-Designs noch mehr über als sonst. Sind es üblicherweise knapp mehr als 2000 Einsendungen von Kindern und Jugendlichen (4 bis 21 Jahre), so waren es im 31. Jahr des größten Mode-Nachwuchsbewerbs sogar 2800 Entwürfe. Aus diesem Berg – viele Entwürfe übrigens nicht nur Zeichnungen, sondern auch Collagen mit aufgeklebten Teilen – muss eine Jury jeweils rund 60 Entwürfe, die auch real geschneidert werden, darunter sind natürlich auch die der jeweils drei Preisträger:innen in den drei Altersgruppen (in drei Altersgruppen: 4 – 10, 11 – 15, 16 – 21 Jahre).
Phase 2 ist wohl die aufwändigste: Zwei Monate lang verwandelt sich das Jugendzentrum am Simmeringer Muhrhoferweg (J.A.M.) unter der Volksschule Hoefftgasse in die Schneiderwerkstatt. „Möglichst getreu am eingesandten Entwurf soll das Kostüm liegen – und das ist immer wieder eine Herausforderung“, wie die neue Co-Leiterin des gesamten Projekts, Bernadett Skoda Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… beim Werkstattbesuch erzählt. (Der Erfinder und jahrzehntelange Leiter Leo Oswald zieht sich schrittweise in die Pension zurück.) Sie, die vor allem für Theater, Film und Fernsehen Kostüm-Ausstattungen macht und sich oft selbst kreative Outfits schneidert, hatte schon vor rund eineinhalb Jahrzehnten drei Mal die Kids-in-Fashion-Werkstatt (mit-)geleitet.
Eine der Jung-Designerinnen, Mira Breunhölder ist für ein Interview in die Werkstatt gekommen – und steht gleich nach dem Eingang vor einem Kleiderständer, auf dem ihr Design schon einigermaßen Gestalt angenommen hat. Es ist übrigens nur einer ihrer Einsendungen. „Ich hab sehr viele Entwürfe gezeichnet“, vertraut sie dem Journalisten an. „Und ich hab nicht nur gezeichnet, sondern manches auch geklebt, zum Beispiel da viele grüne und lila Krepp-Papier-Fleckerln. Die hab ich einzeln aufgepickt – das Kleid ist sehr cool geworden“, strahlt sie über den doch großen Gleichklang mit ihrem Entwurf.
„Ein bisschen überrascht war ich schon, als ich erfahren habe, dass einer meiner Entwürfe genommen worden ist.“
Und sie darf mit Pinsel und Farbe noch weiter Hand an einige der schon fix montierten Teile anlegen, was sie freudig in Angriff nimmt und ausführt. Daneben verrät sie noch, „Ich zeichne überhaupt sehr gerne.“
Auf die Frage, ob sie sich beim Gestalten der Kostüm-Designs vielleicht das eine oder andere Mal überlegt habe, das Kleidungsstück selber anzuziehen, meint die Zehnjährige: „Schon manches Mal, aber eher, dass andere Leute das anziehen könnten.“
Was übrigens definitiv im konkreten Fall passieren wird. Am 4. Oktober 2025 steigt die 31. Kids-in-Fashion-Gala, wo junge Models die 63 umgesetzten kreativen, ausgefallenen Outfits am Laufsteg vorführen werden – bis 5. September können sich 14- bis 23-Jährige dafür bewerben – siehe Info-Box am Ende des Beitrages.
Zurück zum Umsetzungs-Prozess: Das was wie versteiftes Krepp-Papier wirkt und sich so steif angreift, „ist Baumwollstoff, den haben wir mit Holzleim und Farbe dick und mehrfach bestrichen und dabei gekreppt“, schildert Bernadett Skoda dem neugierigen Reporter. Und wischt die Bedenken, dass das dann doch für jene Person, die das tragen darf / muss, sehr kratzen dürfte, beiseite: Wir haben das alles auf ein weiches Unterkleid genäht!“
Da eine weitere angesagte Interviewpartnerin leider dann doch nicht aufgetaucht ist, schaut und hört sich Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… – zu zweit – noch ein bisschen in der Werkstatt um. An einem Kleiderständer hängt ein Kostüm, zur Hälfte Schachbrett, dahinter steht eine schwarze Styropor-Figur, scheint ein König zu sein. „Der kommt auf die rechte Schulter. Und als Ausgleich auf die linke eine rote Kugel“, zeigt die schon zitierte Bernadett Skoda vor.
Im Raum neben dem Kleid der Jung-Designerin, die zum Interview gekommen ist, häkelt Natalie mit ihren Fingern einen gelben Woll-Schlauch. „Der soll sich dann am Ärmel eines Oberteils entlang schlängeln“, erklärt die Mode-Fachschülerin, die hier ihre 160 erforderlichen Praxis-Stunden für die Abschlussprüfung im dritten Jahr absolviert. Ihre Kollegin Dina schneidet gold-glitzernde Quadrate aus einer Moosgummi-Platte. „Die kommen auf ein Kleid“ – und die spontane Reaktion von KiJuKU beim Blick auf den entsprechenden Entwurf „erinnert ein wenig an Klimt“, kommentieren Werkstattleiterin und Projekt-Co-Leiterin: „Wir haben das intern auch schon Klimt-Kleid“ genannt.
Altes Zeitungspapier ist offenbar bei jungen kreativen Mode-Designer:innen auch recht beliebt als Material für eigene Entwürfe – und bei der Jury 😉 Gab es im Vorjahr eine zeitungs-Latzhose, so kramt Bernadett Skoda aus einem der vollgeräumten Ecken ein enges, stark tailliertes Kleid hervor, dessen äußerste Schicht – entsprechend der eingesandten Collage aus solchem besteht.
Mit den zwei schon genannten Praktikantinnen – von insgesamt zehn Modeschüler:innen – sowie einer der drei diesjährigen Werkstätten-Leiterinnen, Alice Petra Schanowsky, die übrigens nun als Schneidermeisterin nochmals die Uni besuchen wird, und zwar die Pädagogische Hochschule, um Lehrerin für Schnittzeichnen und Werkstatt an einer Modeschule zu werden, hat Stefanie Kadlec, die seit einiger Zeit journalistische Praxis-Erfahrung bei KiJuKU führt drei kurze Interviews geführt, die hier unten am Ende dieses Beitrages verlinkt sind.
Vor der Schule Hoefftgasse und dem Abgang zum Jugendzentrum (Wien-Simmering – 11. Bezirk) befindet sich aktuell eine Baustelle. Im Jugendzentrum – wie in den Jahren zuvor eine Werkstatt. Nähmaschinen, Tische mit Stoffen, Farben, Scheren, Nadeln. Ein Kleiderständer mit fertigen Kostümen. Schneiderpuppen mit halbfertigen Gewändern. Von einem Berg mit Stoffen und (halb-)fertigen Objekten schlängelt sich eine Stoff-Schlange bis auf den Boden und zu Füßen eines hellrosa luftigsten Kleides.
Regelmäßige Leser:innen von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kommt das Ambiente vielleicht aus Reportagen vergangener Jahre einigermaßen bekannt vor. Genau – wie auch schon dem Untertitel zu entnehmen -, Treffpunkt Werkstatt für die rund fünf Dutzend besten von 2300 Mode-Entwürfen von Kindern und Jugendlichen.
Phase 2 von „Kids in Fashion“ – in diesem Jahr übrigens zum 30. Mal – und daher findet die Gala, bei der jugendliche Models die kreativen Kleidungsstücke am Laufsteg vorführen, wieder einmal im Wiener Rathaus statt – in diesem Fall im Arkadenhof (5. Oktober 2024 – Details siehe Infobox am Ende des Beitrages).
KiJuKU darf den Schneider:innen aber nicht nur auf die Finger, Nähmaschinen, Scheren und so weiter schauen und mit ihnen reden. Zu dem Reportagenbesuch kommt auch eine Preisträgerin. Elida Çulhacı kommt – und wird überrascht. Leo Oswald, der Erfinder und künstlerischer Leiter dieses größten Modedesign-Nachwuchs-Bewerbs, wahrscheinlich nicht nur Österreichs, setzt der 12-Jährigen einen silbernen Haarreifen mit großem glitzernden Stern auf den Kopf.
Einen solchen hat sie dem Model auf ihrer Zeichnung ins Haar gezeichnet. Und flugs ziehen die Werkstätten-Leiterinnen – Verena Draxler und Nina Mittendrein – vom Kleiderständer auch schon das bereits genähte Kleid nach dem Entwurf der jungen Modeschöpferin aus der Reihe jener schon fertigen Gewänder auf dem Kleiderständer.
Auf dem dunklen Stoff finden sich kleine und größere runde, ovale aufgenähte Objekte, eine Art Bommel in verschiedenen Größen und Farben. Und dies entspricht ziemlich genau dem Entwurf.
„Im Jugendzentrum (einem anderen, dem Si:Ju, aber auch im selben Bezirk) hab ich mir Farben und Material geholt, zurechtgelegt und dann zu zeichnen und kleben angefangen“, schildert Elida Çulhacı dem Journalisten. „Ich hab auch noch zwei andere Entwürfe eingeschickt, aber dieser hat mir schon am besten gefallen.“ Eigentlich hätte sie, so erzählt sie später im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr aber auch den Schneiderinnen, „gern noch Teddybären-Schuhe für dieses Kleid gehabt, aber ich hab nicht gewusst, wie ich die zeichnen soll“.
Und, so verrät sie, „ich zeichne auch zu Hause und schon lange immer wieder Models mit eigenen Mode-Designs“. Ob sie dann nicht auch – wie sowohl die Werkstätten-Leiterinnen oder die Praktikant:innen – nach der vierten Klasse in eine Modeschule wechseln möchte, will KiJuKU wissen. Und schon beginnt sie die Fachleute zu fragen, wie denn die Schule sei, was sie da alles können müsse…
Nina Mittendrein, eine der beiden Werkstätten-Leiterinnen in diesem Jahr, hat in Graz in der Modeschule auf dem Ortweinplatz maturiert und vor wenigen Wochen die Bühnen-Kostüm-Meisterklasse in der Wiener Herbststraße absolviert. „Das war richtig magisch, ich hab nicht nur neue Techniken gelernt, sondern auch eine neue Perspektive auf Material-Wahl und überhaupt aufs Nähen gewonnen“, strahlt sie richtig, als sie das dem Reporter erzählt. Und vertraut Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auch an, dass sie schon mit ihrer Klasse in der Mittelschule Zeichnungen für Kids in Fashion eingeschickt hatte. „Wir haben zwar nichts gewonnen, aber es war für uns schon eine große Sache, Entwürfe zu einem Bewerb nach Wien einschicken zu können.“
Ihre Kollegin als Leiterin – die sind dafür zuständig, dass die Zeichnungen und das möglichst originaltreu und das noch dazu tragbar verwirklicht werden – ist Verena Draxler. Sie hat das Kolleg in der Modeschule Herbststraße abgeschlossen – und nebenbei noch geringfügig als Ankleiderin in der Volksoper gearbeitet. . Im Vorjahr war sie schon als Praktikantin in der Kids-in-Fashion-Werkstatt an der Umsetzung beteiligt. Sie näht gerade mit einer der Maschinen Teile für ein luftig-lockeres pinkfarbenes Tüll-Kleid. Dutzende Längsnähte gilt es in diesen so rutschigen Stoff zu nähen – auch wenn’s mühsam ist – das Kleid soll ja dem Entwurf entsprechen. Übrigens, neues Wort gelernt: Biesen heißen in der Fachsprache diese vielen Nähte, die fast unzählige lange, kleine Säumchen ergeben.
Das sei aber noch gar nichts gegen – beginnen die beiden Leiterinnen und dazu noch von drei Praktikant:innen – und holen ein dunkelrotes Kleid mit schier unzähligen aufgenähten Stoff-Rosen hervor. „Das wird was ganz Spezielles, für eine special Guest, wir dürfen aber noch nicht verraten, wer das sein wird. Das soll eine Überraschung bei der Show werden!“
Jedenfalls haben – so berichten die drei – mehrere an den Rosen und diese auf das Kleid genäht. Ein paar hätten sie, gestehen sie, unten in Richtung Saum auch angeklebt. Und, so verraten sie ebenfalls, es hätten noch mehr Rosen werden sollen, aber erstens sei der Stoff ausgegangen und zweitens ist das Kleid so schon ziemlich schwer. Und immerhin muss ja jemand damit auch über den Laufsteg gehen können.
Die schon kurz erwähnte Praktikantin, Amelie Ullrich, besucht nun – nach der Matura an der Grafischen – das Kolleg an der Modeschule Herbststraße. „Da müssen wir 160 Stunden Pflichtpraktikum machen – und das mach ich jetzt eben hier, ich wollt immer schon was Kreatives machen. Als Kind hab ich mein Taschengeld gespart, weil ich später ein eigenes Modelabel gründen wollte“, erzählt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…
Im Nebenraum sitzen zwei weitere Jugendliche von der Herbststraße. Sie malen Linien auf blaue Stoff-Quadrate. Auf einigen dieser Jeans-blauen Stoff-Quadrate klebt dünner, feiner, gitterartiger Stoff. Vanessa und Adrian bringen dem Journalisten noch einen weiteren Begriff bei: „Hexenspucke“. Eine spezielle Schicht auf diesem Stoff, auch Viledon benannt, haftet nach dem Bügeln auf einem anderen Stoff.
Dass Kleider Leute machen wie es der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller in einer Novelle vor 150 Jahren geschrieben hat, ist zwar nicht fein, eine Sache von Vorurteilen – und dennoch kommt es viel zu oft immer wieder vor. Da helfen auch die vielen kreativen Outfits, die sich Kinder und Jugendliche für Kids in Fashion einfallen lassen, nicht so viel wie es wünschenswert wäre.
Dem Thema widmet sich eine Performance im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, dem Dschungel Wien, zur Saison-Eröffnung (21. bis 24. September 2024 – Details siehe Info-Box).
„Who cares what you wear?“ („Wen interessiert was du trägst?“) will die Zusammenhänge von Kreativität, Mode, gesellschaftlichem Wandel und gerechter Nachhaltigkeit sichtbar machen, wie es in der Ankündigung der Koproduktion mit der Austrian Fashion Association – basierend auf einer Idee und in Zusammenarbeit mit Fashionclash und Mayke Roels (Niederlande) heißt. Begleitend sollen auch Workshops mit Mode-Designer:innen stattfinden.
Ob da eventuell auch einige der (sehr) jungen kreativen Designer:innen von Kids in Fashion angefragt werden? KiJuKU hat dies jedenfalls beim Dschungel angeregt…
In knapp weniger als einem Jahr, genauer geschrieben am 5. Oktober 2024 steigt die dann 30. Kids-in-Fashion-Gala – anlässlich des runden Jubiläums dann zum dritten Mal im Wiener Rathaus. Das wurde gegen Ende der diesjährigen 29. Show in der Mensa der Wiener WirtschaftsUniversität bekanntgegeben.
Zuvor führten jugendliche Models rund fünf Dutzend meist farbenfrohe, jedenfalls sehr kreative Gewänder – nicht nur aus Stoff – auf dem Laufsteg vor. Es handelt(e) sich wie immer um die verwirklichten Entwürfe von Kindern und Jugendlichen, die in diesem Jahr sogar mehr als 3000 schräge, ver-rückte Designs an die Wiener Jugendzentren eingeschickt haben.
Sozusagen Stammgästin mit ihren Entwürfen ist Sophie Zheng, mehrmals schon stachen ihre Designs der Jury ins Auge und wurden in den Sommermonaten von Modeschüler:innen in den Werkstätten verwirklicht. Sogar Preisträgerin war sie in mehreren Jahren; heuer nicht, aber wieder erregte eine Zeichnung von ihr so viel Aufmerksamkeit, dass sie Stoff wurde. Zwei riesige Tränen von den Augen ausgehend, werden zu einem riesigen Kleid. „Weinen war mir zu der Zeit als ich den Entwurf gezeichnet habe, sehr wichtig!“, verrät die nunmehr 14-Jährige Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Bereich der Ausstellung aller ausgewählten Designs. Um das Kleid tragbar zu machen, wurde in der Werkstatt aus den Tränen nicht das ganze Kleid, sondern diese wallern über einem Kleid in der Farbe der gemalten Tränen – tatsächlich unter den Augen wurden zwei feine, leichte Stofftücher fixiert, die bis zur Höhe des Kleidsaumes unter dem Knie immer breiter werdend „fließen“.
Ihre gleichaltrige Freundin Xu Xueli sorgte sowohl bei Schneider:innen als auch bei Jennifer Zenz, die als Model die zum Gewand gewordene Zeichnung präsentierte, für Verwirrung. Was alle als Haifisch sahen – das Model hatte sogar für die Stunden im Backstage-Bereich entsprechende Patschen mitgebracht – hatte die Designerin als Dinosaurier angelegt.
Modelkollegin Yasmin Bozkurt hatte beim Backstage-Besuch von KiJuKU schon bunte Würfel im Haar. Die sind die passende Kopfbedeckung zum aus verschiedenfärbigen Quadraten bestehenden Kleid, die in vielen bunten, langen Fransen enden. Modeschöpferin dieses Kleides war Isabella Gawin (9). „Mein Kleid sollte laut und bunt sein“, erläutert die Designerin dem Journalisten den Hauptbeweggrund für ihre Zeichnung. „Und ich mag diese viereckigen Formen“, ergänzt sie die zentralen Elemente ihres Mode-Entwurfes, der zu ihrer Freude auch verwirklicht wurde; was sie, ihre Schwester und die Eltern überhaupt erst zum Besuch der KiF-Gala brachte.
„Ozean überhaupt und Quallen besonders faszinieren mich“, so Valentin Steiner (13), der mit diesem Entwurf die mittlere Alterskategorie gewonnen hat. „Ich habe aber gleich mehrere Bilder eingeschickt und bin froh, dass wenigstens eines genommen worden ist. Und das sogar 1. Platz wurde.“
Das Werkzeug zum Inhalt gemacht hat Milena Gulshadayan. „Ich hab beim Zeichnen auf meinen Schreibtisch geschaut, überlegt und mir dann gedacht, ich mal ein Kleid als Buntstift.“ Und so spazierte bei der Show ein Stift über den Laufsteg 😉
KiJuKU schaute und hörte sich auch wieder ein wenig im Backstage-Bereich um, wo die Models, die die Gewänder am Laufsteig vorführen oft schon seit Stunden unterwegs sind. Bis alle kunstvollen Frisuren angefertigt sind – immer wieder auch Elementen aus den Kinder- bzw. Jugendzeichnungen angereichert, jede und jeder geschminkt ist – das dauert schon so seine Zeit.
Constantin Ruf (15) modelt seit rund fünf Jahren. Auftritte vor Publikum hat er aber auch als Schauspieler mit Theatergruppen. Die schon weiter oben erwähnte Yasmin Bozkurt hat schon 2019 bei Kids in Fashion ge-modelt. Heuer präsentierte sie ein Kleid mit bunten Würfeln auf dem Kopf (Zeichnung: Isabella Gawin). Sie sieht, „wenn ich mir die Entwürfe jetzt und vor der Pandemie anschaue, schon zum Teil ganz andere Perspektiven. So ein Kleid mit Riesentränen (Sophie Zheng) hätte es vorher wahrscheinlich nicht gegeben“, meint sie, die seit kurzem als Hortpädagogin arbeitet, weil sie Kinder mag und mit diesem Beruf „etwas total Sinnvolles tun kann“.
Wenngleich sie in einem ganz anderen Bereich tätig ist, schätzt Model-Kollegin Jennifer Zenz (19) aus genau demselben Grund ihren Job: Sie hat die Lehre als Orthopädie-Technikerin absolviert. „Ich wollte etwas im medizinnahen Bereich, aber jedenfalls etwas Handwerkliches machen. Ob Prothesen oder angepasste Rollstühle – du erlebst wie du mit deiner Arbeit das Leben von Menschen einfach erleichtern kannst.
Natürlich moderierten auch dieses Mal wieder Jugendliche die KiF-Show: Zum ersten Mal die 21-jährige Ronja Rößner und schon zum dritten Mal Fatih Yalcın – und sowieso in sehr kreativen, bunten Outfits. Es war übrigens – wie schon eingangs erwähnt – die bereits 29. – samt Ankündigung, dass die nächstjährige Jubiläums-Show im Wiener Rathaus über die Bühne gehen wird – 5. Oktober 2024, Arkadenhof mit Backstage-Bereich in der Volkshalle.
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