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Elida Çulhacı mit dem Stern auf dem Haarreifen vor dem Spiegel

„Nehme erst Farben und Material, dann zeichne ich meine Entwürfe“

Vor der Schule Hoefftgasse und dem Abgang zum Jugendzentrum (Wien-Simmering – 11. Bezirk) befindet sich aktuell eine Baustelle. Im Jugendzentrum – wie in den Jahren zuvor eine Werkstatt. Nähmaschinen, Tische mit Stoffen, Farben, Scheren, Nadeln. Ein Kleiderständer mit fertigen Kostümen. Schneiderpuppen mit halbfertigen Gewändern. Von einem Berg mit Stoffen und (halb-)fertigen Objekten schlängelt sich eine Stoff-Schlange bis auf den Boden und zu Füßen eines hellrosa luftigsten Kleides.

Regelmäßige Leser:innen von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… kommt das Ambiente vielleicht aus Reportagen vergangener Jahre einigermaßen bekannt vor. Genau – wie auch schon dem Untertitel zu entnehmen -, Treffpunkt Werkstatt für die rund fünf Dutzend besten von 2300 Mode-Entwürfen von Kindern und Jugendlichen.

Phase 2 von „Kids in Fashion“ – in diesem Jahr übrigens zum 30. Mal – und daher findet die Gala, bei der jugendliche Models die kreativen Kleidungsstücke am Laufsteg vorführen, wieder einmal im Wiener Rathaus statt – in diesem Fall im Arkadenhof (5. Oktober 2024 – Details siehe Infobox am Ende des Beitrages).

Stern von und für Preisträgerin

KiJuKU darf den Schneider:innen aber nicht nur auf die Finger, Nähmaschinen, Scheren und so weiter schauen und mit ihnen reden. Zu dem Reportagenbesuch kommt auch eine Preisträgerin. Elida Çulhacı kommt – und wird überrascht. Leo Oswald, der Erfinder und künstlerischer Leiter dieses größten Modedesign-Nachwuchs-Bewerbs, wahrscheinlich nicht nur Österreichs, setzt der 12-Jährigen einen silbernen Haarreifen mit großem glitzernden Stern auf den Kopf.

Einen solchen hat sie dem Model auf ihrer Zeichnung ins Haar gezeichnet. Und flugs ziehen die Werkstätten-Leiterinnen – Verena Draxler und Nina Mittendrein – vom Kleiderständer auch schon das bereits genähte Kleid nach dem Entwurf der jungen Modeschöpferin aus der Reihe jener schon fertigen Gewänder auf dem Kleiderständer.

Auf dem dunklen Stoff finden sich kleine und größere runde, ovale aufgenähte Objekte, eine Art Bommel in verschiedenen Größen und Farben. Und dies entspricht ziemlich genau dem Entwurf.

Farben und Material zurechtlegen und dann…

„Im Jugendzentrum (einem anderen, dem Si:Ju, aber auch im selben Bezirk) hab ich mir Farben und Material geholt, zurechtgelegt und dann zu zeichnen und kleben angefangen“, schildert Elida Çulhacı dem Journalisten. „Ich hab auch noch zwei andere Entwürfe eingeschickt, aber dieser hat mir schon am besten gefallen.“ Eigentlich hätte sie, so erzählt sie später im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr aber auch den Schneiderinnen, „gern noch Teddybären-Schuhe für dieses Kleid gehabt, aber ich hab nicht gewusst, wie ich die zeichnen soll“.

Und, so verrät sie, „ich zeichne auch zu Hause und schon lange immer wieder Models mit eigenen Mode-Designs“. Ob sie dann nicht auch – wie sowohl die Werkstätten-Leiterinnen oder die Praktikant:innen – nach der vierten Klasse in eine Modeschule wechseln möchte, will KiJuKU wissen. Und schon beginnt sie die Fachleute zu fragen, wie denn die Schule sei, was sie da alles können müsse…

Schon mit der Klasse teilgenommen

Nina Mittendrein, eine der beiden Werkstätten-Leiterinnen in diesem Jahr, hat in Graz in der Modeschule auf dem Ortweinplatz maturiert und vor wenigen Wochen die Bühnen-Kostüm-Meisterklasse in der Wiener Herbststraße absolviert. „Das war richtig magisch, ich hab nicht nur neue Techniken gelernt, sondern auch eine neue Perspektive auf Material-Wahl und überhaupt aufs Nähen gewonnen“, strahlt sie richtig, als sie das dem Reporter erzählt. Und vertraut Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auch an, dass sie schon mit ihrer Klasse in der Mittelschule Zeichnungen für Kids in Fashion eingeschickt hatte. „Wir haben zwar nichts gewonnen, aber es war für uns schon eine große Sache, Entwürfe zu einem Bewerb nach Wien einschicken zu können.“

Nicht immer einfach

Ihre Kollegin als Leiterin – die sind dafür zuständig, dass die Zeichnungen und das möglichst originaltreu und das noch dazu tragbar verwirklicht werden – ist Verena Draxler. Sie hat das Kolleg in der Modeschule Herbststraße abgeschlossen – und nebenbei noch geringfügig als Ankleiderin in der Volksoper gearbeitet. . Im Vorjahr war sie schon als Praktikantin in der Kids-in-Fashion-Werkstatt an der Umsetzung beteiligt. Sie näht gerade mit einer der Maschinen Teile für ein luftig-lockeres pinkfarbenes Tüll-Kleid. Dutzende Längsnähte gilt es in diesen so rutschigen Stoff zu nähen – auch wenn’s mühsam ist – das Kleid soll ja dem Entwurf entsprechen. Übrigens, neues Wort gelernt: Biesen heißen in der Fachsprache diese vielen Nähte, die fast unzählige lange, kleine Säumchen ergeben.

Rosen

Das sei aber noch gar nichts gegen – beginnen die beiden Leiterinnen und dazu noch von drei Praktikant:innen – und holen ein dunkelrotes Kleid mit schier unzähligen aufgenähten Stoff-Rosen hervor. „Das wird was ganz Spezielles, für eine special Guest, wir dürfen aber noch nicht verraten, wer das sein wird. Das soll eine Überraschung bei der Show werden!“

Jedenfalls haben – so berichten die drei – mehrere an den Rosen und diese auf das Kleid genäht. Ein paar hätten sie, gestehen sie, unten in Richtung Saum auch angeklebt. Und, so verraten sie ebenfalls, es hätten noch mehr Rosen werden sollen, aber erstens sei der Stoff ausgegangen und zweitens ist das Kleid so schon ziemlich schwer. Und immerhin muss ja jemand damit auch über den Laufsteg gehen können.

Taschengeld für eigenes Mode-Label

Die schon kurz erwähnte Praktikantin, Amelie Ullrich, besucht nun – nach der Matura an der Grafischen – das Kolleg an der Modeschule Herbststraße. „Da müssen wir 160 Stunden Pflichtpraktikum machen – und das mach ich jetzt eben hier, ich wollt immer schon was Kreatives machen. Als Kind hab ich mein Taschengeld gespart, weil ich später ein eigenes Modelabel gründen wollte“, erzählt sie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…

Im Nebenraum sitzen zwei weitere Jugendliche von der Herbststraße. Sie malen Linien auf blaue Stoff-Quadrate. Auf einigen dieser Jeans-blauen Stoff-Quadrate klebt dünner, feiner, gitterartiger Stoff. Vanessa und Adrian bringen dem Journalisten noch einen weiteren Begriff bei: „Hexenspucke“. Eine spezielle Schicht auf diesem Stoff, auch Viledon benannt, haftet nach dem Bügeln auf einem anderen Stoff.

„Wen interessiert was du trägst?“

Dass Kleider Leute machen wie es der Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller in einer Novelle vor 150 Jahren geschrieben hat, ist zwar nicht fein, eine Sache von Vorurteilen – und dennoch kommt es viel zu oft immer wieder vor. Da helfen auch die vielen kreativen Outfits, die sich Kinder und Jugendliche für Kids in Fashion einfallen lassen, nicht so viel wie es wünschenswert wäre.

Dem Thema widmet sich eine Performance im Theaterhaus für junges Publikum im Wiener MuseumsQuartier, dem Dschungel Wien, zur Saison-Eröffnung (21. bis 24. September 2024 – Details siehe Info-Box).

„Who cares what you wear?“ („Wen interessiert was du trägst?“) will die Zusammenhänge von Kreativität, Mode, gesellschaftlichem Wandel und gerechter Nachhaltigkeit sichtbar machen, wie es in der Ankündigung der Koproduktion mit der Austrian Fashion Association – basierend auf einer Idee und in Zusammenarbeit mit Fashionclash und Mayke Roels (Niederlande) heißt. Begleitend sollen auch Workshops mit Mode-Designer:innen stattfinden.

Ob da eventuell auch einige der (sehr) jungen kreativen Designer:innen von Kids in Fashion angefragt werden? KiJuKU hat dies jedenfalls beim Dschungel angeregt…

Follow@KiJuKUheinz

Siegerin in der jüngsten Altersgruppe (4 bis 10 Jahre), Theodora Devuyst, mit jenem Model, das ihren Stoff gewordene Zeichnunge auf dem Laufsteg präsentierte

Laute, bunte, aber auch nachdenklich machende Mode

In knapp weniger als einem Jahr, genauer geschrieben am 5. Oktober 2024 steigt die dann 30. Kids-in-Fashion-Gala – anlässlich des runden Jubiläums dann zum dritten Mal im Wiener Rathaus. Das wurde gegen Ende der diesjährigen 29. Show in der Mensa der Wiener WirtschaftsUniversität bekanntgegeben.

Zuvor führten jugendliche Models rund fünf Dutzend meist farbenfrohe, jedenfalls sehr kreative Gewänder – nicht nur aus Stoff – auf dem Laufsteg vor. Es handelt(e) sich wie immer um die verwirklichten Entwürfe von Kindern und Jugendlichen, die in diesem Jahr sogar mehr als 3000 schräge, ver-rückte Designs an die Wiener Jugendzentren eingeschickt haben.

Jedes Jahr in der Top-Liga

Sozusagen Stammgästin mit ihren Entwürfen ist Sophie Zheng, mehrmals schon stachen ihre Designs der Jury ins Auge und wurden in den Sommermonaten von Modeschüler:innen in den Werkstätten verwirklicht. Sogar Preisträgerin war sie in mehreren Jahren; heuer nicht, aber wieder erregte eine Zeichnung von ihr so viel Aufmerksamkeit, dass sie Stoff wurde. Zwei riesige Tränen von den Augen ausgehend, werden zu einem riesigen Kleid. „Weinen war mir zu der Zeit als ich den Entwurf gezeichnet habe, sehr wichtig!“, verrät die nunmehr 14-Jährige Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im Bereich der Ausstellung aller ausgewählten Designs. Um das Kleid tragbar zu machen, wurde in der Werkstatt aus den Tränen nicht das ganze Kleid, sondern diese wallern über einem Kleid in der Farbe der gemalten Tränen – tatsächlich unter den Augen wurden zwei feine, leichte Stofftücher fixiert, die bis zur Höhe des Kleidsaumes unter dem Knie immer breiter werdend „fließen“.

Dino als Hai 😉

Ihre gleichaltrige Freundin Xu Xueli sorgte sowohl bei Schneider:innen als auch bei Jennifer Zenz, die als Model die zum Gewand gewordene Zeichnung präsentierte, für Verwirrung. Was alle als Haifisch sahen – das Model hatte sogar für die Stunden im Backstage-Bereich entsprechende Patschen mitgebracht – hatte die Designerin als Dinosaurier angelegt.

Laut und bunt

Modelkollegin Yasmin Bozkurt hatte beim Backstage-Besuch von KiJuKU schon bunte Würfel im Haar. Die sind die passende Kopfbedeckung zum aus verschiedenfärbigen Quadraten bestehenden Kleid, die in vielen bunten, langen Fransen enden. Modeschöpferin dieses Kleides war Isabella Gawin (9). „Mein Kleid sollte laut und bunt sein“, erläutert die Designerin dem Journalisten den Hauptbeweggrund für ihre Zeichnung. „Und ich mag diese viereckigen Formen“, ergänzt sie die zentralen Elemente ihres Mode-Entwurfes, der zu ihrer Freude auch verwirklicht wurde; was sie, ihre Schwester und die Eltern überhaupt erst zum Besuch der KiF-Gala brachte.

Ozeanisch

„Ozean überhaupt und Quallen besonders faszinieren mich“, so Valentin Steiner (13), der mit diesem Entwurf die mittlere Alterskategorie gewonnen hat. „Ich habe aber gleich mehrere Bilder eingeschickt und bin froh, dass wenigstens eines genommen worden ist. Und das sogar 1. Platz wurde.“

Als Stift

Das Werkzeug zum Inhalt gemacht hat Milena Gulshadayan. „Ich hab beim Zeichnen auf meinen Schreibtisch geschaut, überlegt und mir dann gedacht, ich mal ein Kleid als Buntstift.“ Und so spazierte bei der Show ein Stift über den Laufsteg 😉

Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder
Noch warten die Models auf den Großteil ihrer Gewänder

Models

KiJuKU schaute und hörte sich auch wieder ein wenig im Backstage-Bereich um, wo die Models, die die Gewänder am Laufsteig vorführen oft schon seit Stunden unterwegs sind. Bis alle kunstvollen Frisuren angefertigt sind – immer wieder auch Elementen aus den Kinder- bzw. Jugendzeichnungen angereichert, jede und jeder geschminkt ist – das dauert schon so seine Zeit.

Constantin Ruf (15) modelt seit rund fünf Jahren. Auftritte vor Publikum hat er aber auch als Schauspieler mit Theatergruppen. Die schon weiter oben erwähnte Yasmin Bozkurt hat schon 2019 bei Kids in Fashion ge-modelt. Heuer präsentierte sie ein Kleid mit bunten Würfeln auf dem Kopf (Zeichnung: Isabella Gawin). Sie sieht, „wenn ich mir die Entwürfe jetzt und vor der Pandemie anschaue, schon zum Teil ganz andere Perspektiven. So ein Kleid mit Riesentränen (Sophie Zheng) hätte es vorher wahrscheinlich nicht gegeben“, meint sie, die seit kurzem als Hortpädagogin arbeitet, weil sie Kinder mag und mit diesem Beruf „etwas total Sinnvolles tun kann“.

Wenngleich sie in einem ganz anderen Bereich tätig ist, schätzt Model-Kollegin Jennifer Zenz (19) aus genau demselben Grund ihren Job: Sie hat die Lehre als Orthopädie-Technikerin absolviert. „Ich wollte etwas im medizinnahen Bereich, aber jedenfalls etwas Handwerkliches machen. Ob Prothesen oder angepasste Rollstühle – du erlebst wie du mit deiner Arbeit das Leben von Menschen einfach erleichtern kannst.

Moderationsduo

Natürlich moderierten auch dieses Mal wieder Jugendliche die KiF-Show: Zum ersten Mal die 21-jährige Ronja Rößner und schon zum dritten Mal Fatih Yalcın – und sowieso in sehr kreativen, bunten Outfits. Es war übrigens – wie schon eingangs erwähnt – die bereits 29. – samt Ankündigung, dass die nächstjährige Jubiläums-Show im Wiener Rathaus über die Bühne gehen wird – 5. Oktober 2024, Arkadenhof mit Backstage-Bereich in der Volkshalle.

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Zwei Dutzend Fotos von den ausgewählten Zeichnungen

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Vier Dutzend Fotos von der Gala

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