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Szenenfoto aus "Cosma Superheldin" im Dschungel Wien

Lehrerschreck 2.0 und andere Erfindungen verleihen Cosma Superkräfte

Na bumm. Ein spannender Turmbau aus Bretter, Sofas, Kasten- die zu Wohnungstüren werden, einem dicken Schlauch, Rohren, die wie der Weg eines Labyrinths über die verschiedenen Stockwerke der Bühne führen (Ausstattung aus viel Recycling-Material: Karoline Hogl). Ein altes, breites Sofa auf der mittleren Ebene. Ziemliches Chaos dazwischen und rundherum.

Noch viel größer ist das Chaos, dem sich die zentrale Protagonistin in „Cosma Superheldin“ ausgesetzt sieht. Das nicht Sichtbare ist viel heftiger. Cosma – irgendwo zwischen Kind und Jugendlicher angesiedelt – hat eine Mutter, die ständig beruflich tourt. Und vielleicht noch heftiger, nicht wirklich da ist, wenn sie sich rein körperlich in der gemeinsamen Wohnung aufhält. Fragen an die Tochter stellt, doch nie auch nur ansatzweise Raum lässt für eine Antwort. Der Vater ist zwar bemühter, schon präsenter, aber taumelt zwischen hochfliegenden Erfindungs-Experimenten und Phasen, in denen er sich als französischer König Ludwig XIV. (römische Ziffern für 14) fühlt. Was abfärbt, weil auch Cosma immer wieder (halb-)französische Floskeln in ihre Sätze einflicht. Drittes Vater-Daseins-Element: Verzweiflung, Depressionen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Fantasie

Und das alles soll das Mädchen aushalten. Sie muss die Erwachsenen-Rolle übernehmen, die Verantwortungsvolle sein. Klingt mega-heftig. Ist es auch. Und dennoch wurde aus dieser Grundkonstellation ein starkes, immer wieder auch recht lustiges Stück der Gruppe „Theater foXXfire!“. Wie das Vorgängerstück „Cosmo Superheld“ hat Alexandra Ava Koch den Text geschrieben und Richard Schmetterer Regie geführt.

Gleich ist auch, dass die Superheld:innen-Kraft die Fantasie ist. Cosma rettet sich in den Begegnungen mit der Nachbarin, die sich nur Hexe nennen lässt, bei der sie ein bisschen ihr Herz ausschütten kann und vor allem Ernst genommen wird. Ob es diese in echt gibt oder sie nur in der Vorstellungswelt Cosmas existiert? Nicht so wichtig. Wie auch immer, hier holt sich Cosma die Kraft und Energie. Vielleicht stellt sie sich auch die anfangs blöd, fast karikaturhaft mobbenden Mitschüler:innen auch „nur“ vor.

Diese beiden eröffnen aber auch dem Vater-Darsteller Franz Quitt eine weitere andere Rolle und der Spielerin der Mutter, Lisa Kärcher, noch eine dritte Figur, denn sie switcht von der abwesenden Mutter immer wieder in die sehr präsente „Hexe“.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Erfindungsreichtum

Die Fantasie beflügelt ihre Sinne – angesteckt von ihrem Vater wird sie auch zur Erfinderin, bringt nur – auch wenn wie beim lehrerschreck 2.0 nicht alles auf Anhieb so funktioniert wie geplant – doch einiges mehr weiter als der in seiner eigenen Welt lebende Herr Papa.

Grandios die erst 14-jährige Emma Filipović, die mit überzeugender, ziemlicher Leichtigkeit die schwere Last der Cosma trägt. Viel Text und den noch zwischen all dem Herumturnen auf den vielen Ebenen der Chaos-Wohnung. Dabei gelingen ihr auch die Gratwanderungen zwischen der an sich überfordernden Situation, der Meisterung dieser und dem nötigen Schuss Humor, Witz, Ironie und das nie auch nur annähernd irgendwie aufgesetzt.

Schon immer…

… wollt Emma Filipović singen, tanzen, schauspielen, erzählt sie nach der umjubelten Premiere des beschriebenen Stücks im Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum im MuseumsQuartier Kinder I Jugend I Kultur I und mehr… Vor fast vier Jahren hat sie dann erstmals bei einem der X-Mas-Musicals des Performing Center Austria die Bühne erobert, „später hab ich dann im English Theatre gespielt, aber das hier ist meine erste Hauptrolle – mit so viel Text. Das war schon aufregend und gleichzeitig herausfordernd, so viel zu sprechen, auf der Bühne herumzuturnen ohne zu erschöpft zu wirken.“

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien

Der starke Applaus am Ende so wie die vielen Gratulationen im Foyer des Theaters, vor allem von einer sehr jungen Fanin, die sie sichtlich anhimmelte, lassen die 14-Jährige ziemlich entspannt im Interview wirken.

Vielsprachig

Die französischen Wörter und Floskeln kamen ihr leicht über die Lippen, habe ich in meiner Schule, dem AKG (Akademisches Gymnasium in der Wiener Innenstadt), diese Sprache schon seit der ersten Klasse. Außerdem bin ich – in Wien – zuerst mit Bosnisch aufgewachsen, dann hab ich im Kindergarten, wo nur Englisch gesprochen wurde, diese Sprache gelernt. Mit Deutsch hab ich erst in der Volksschule angefangen. Und in der Schule lernen wir auch noch Latein.“

Schauspiel, Gesang und Tanz ist ihre Leidenschaft, das will sie später auch einmal zum Beruf machen, „am liebsten beim Film, aber Theater find ich auch sehr gut“, verrät Emma Filipović dem Journalisten ihre – fast naheliegenden – Träume.

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Szenenfoto aus „Cosma Superheldin“ im Dschungel Wien