KiJuKU: Dieser Film war nicht dein erster, bei der Vorbereitung auf dieses Interview hab ich im Internet recherchiert, aber „nur“ deine Insta-Site gefunden, wo unter anderem ein Posting mit „Warten auf Godot“ oder „Pippi Langstrumpf“ zu sehen sind. Hast du in beiden gespielt und in Filmen oder Theaterstücken?
Finn: Es war nicht mein erster Film, stimmt, bei „Warten auf Godot“ hatte ich nur eine ganz kleine Rolle, bei Pippi war es ein Hörspiel, wo ich den Tom (Bruder von Annika – die beiden Nachbarsfreund:innen von Pippi Langstrumpf) gesprochen habe.
KiJuKU: Wie bist du überhaupt zum Schauspiel gekommen?
Finn: Als ich noch recht klein war, hab ich schon zu Hause kleine Theaterstücke für di Familie gespielt. Da haben mich meine Eltern dann gefragt, ich mich nicht bei einer Casting-Agentur bewrben möchte. Das hab ich gemachtund wrude dann eben immer wieder für Rollen genommen.
KiJuKU: Und wann hast du damit begonnen?
Finn: Alss so ungefähr mit vier oder fünf Jahren.
KiJuKU: Ab wann warst du dann bei der Casting-Agentur?
Finn: Dort hab ich mit neuen Jahren begonnen. Dann hat es ungefähr ein Jahr gedauert und dann kam eine Anfrage nach der anderen.
KiJuKU: Spielst du lieber Theater, wo das Publikum gleich direkt reagieren kann und eine Geschichte im Ganzen gespielt wird oder lieber im Film, wo immer nur zerhackt einzelne Szenen gedreht werden und die Leute erst im Kino oder bei der Ausstrahlung reagieren können und du ja meistens nicht dabei bist?
Finn: Ich finde beides gut, aber Film mag ich jetzt lieber, weil ich das auch schon öfter gemacht habe.
KiJuKU: Ist das etwas, das du später auch beruflich machen willst?
Finn: Ja, jedenfalls – was nicht übersetzt werden musste, weil er dabei voll strahlend gelächelt hat.
KiJuKU: Du hast im Kino bei dem Q & A mit dem Publikum auf eine Frage geantwortet, deine Superkraft ist, dass du immer weißt wo alle aus der Familie was hingegeben haben, wenn sie es suchen, weil du ein fotografisches Gedächtnis hast. Heißt das, dass du dir auch in der Schule urleicht tust, weil du dir alles gleich aufs Erste merkst?
Finn: Ja, das gilt auch für die Texte aus dem Drehbuch, die ich lernen muss.
KiJuKU: Gibt es die eine oder andere Superkraft, die du nicht hast, aber gerne hättest?
Finn: Ich will fliegen, das ist für mich Freiheit, also nicht mit dem Flugzeug, sondern abheben wie ein Vogel.
KiJuKU: Was machst du am liebsten in deiner Freizeit, außer Schauspielen?
Finn: Ich dreh selber gern Filme und spiele gern mit Lego.
KiJuKU: Welche Art von Filmen drehst du dann, eher Fantasiegeschichten oder reale aus dem Leben gegriffene Szenen und gemeinsam mit Freund:innen oder allein?
Finn: Ich mach gern Musicals mit meinen Freunden, das sind dann immer Fantasiegeschichten, aber natürlich nicht mit special effects.
KiJuKU: Das heißt, singst du gerne, oder spielst du Instrumente?
Finn: Ich spiele kein Instrument, aber ich besuche eine Musical-Schule wo Gesang und Tanz unterrichtet wird.
KiJuKU: Das ist neben der Schule oder hat deine Schule diesen Schwerpunkt?
Finn: Nein, das ist eine Spezialausbildung neben der Schule, die ist einmal in der Woche eher zum Spaß. Daneben hab ich auch Schauspielunterricht und der ist mir noch wichtiger.
KiJuKU: Welche Fächer oder Gegenstände magst du in der regulären Schule sehr und gibt es auch welche, die du weniger schätzt?
Finn: Mathematik find ich nicht so nett, Geografie und darstellendes Spiel mag ich sehr.
KiJuKU: Das heißt, ihr habt auch in der regulären Schule Theater und Schauspiel, in Österreich gibt es das nur in ganz, ganz wenigen Schulen?
Finn: Bei uns in den Niederlanden gibt es das in vielen Schulen, aber in meiner Schule ist es doch auch besonders, weil man da sogar in Schauspiel maturieren kann.
KiJuKU: In den Hintergrundinformationen zum Film hab ich gelesen, dass der auf der Basis eines Coaching-Buches („Dein Kopf, der Superheld – Wecke die 15 Superkräfte in dir“ von Wouter de Jong) für Kinder entstanden ist, kanntest du dieses Buch schon oder hast es, als du für den Film ausgesucht wurdest zur Vorbereitung gelesen?
Finn: ich kannte es zuerst nicht, aber für das Casting hab ich es mir gekauft und gelesen.
KiJuKU: Gibt es aus dem Buch oder aus dem Film Tipps, die du für dich und dein Leben mitgenommen hast?
Finn: Aus dem Buch nicht, aber aus dem Film hab ich diese sehr positive Lebenseinstellung von Ravi, dem Freund von Lev, mitgenommen.
KiJuKU: Hast du somit mehr von der Figur es Ravi Ravi (gespielt von Mex Vrolijks, was übrigens übersetzt aus dem Niederländischen Glücklich bedeutet) mitgenommen als von der, die du gespielt hast?
Finn: Natürlich hab ich vom Charakter des Lev, den ich spiele und mich in ihn hineinverestzt habe, auch viel mitgenommen.
KiJuKU: Hat diese Rolle des Lev, der ja humpelt, deine Sicht auf Kinder oder generell Menschen mit einer Behinderung verändert?
Finn: Da hat sich sicher was verändert, davor hatte ich nicht viel Kontakt mit Menschen mit Behinderung und sie höchstens da oder dort gesehen und den Gedanken, okay, die oder der ist irgendwie anders. Aber durch diese genaue Beschäftigung mit dieser Figur ist mir jetzt klar, dass der Charakter ja nicht davon abhängig ist, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht.
Video von den Publikumsfragen und Finn Vogels Antworten – übersetzt von Anna Hofmann – im Gartenbaukino ganz unten am Ende nach den Links zu anderen Beiträgen über das 37. internationale Kinderfilmfestival in Wien.
„Das geheime Stockwerk“ verspricht nicht nur im Titel Spannung. Der Knapp mehr als 1½-stündig Film hält sogar noch mehr als das. Zum einen beinhaltet er eine kriminalistische Räuber-Suche durch drei Kinder-Detektiv:innen, zum anderen eine Zeitreise. Und was für eine! Samt einfühlsamer, gut nachvollziehbarer Geschichtsstunde auch schon für ein recht junges Publikum.
Karli (12, gespielt von Silas John) zieht mit seinen Eltern in eine mondäne Baustelle, das alte „Grand Hotel Europe“ in den Alpen, das diese renovieren. Einerseits hilft er ein bisschen mit, andererseits geht er auf Entdeckungstour. Und landet mit dem uralten Aufzug plötzlich in einem ganz eigenartigen Stockwerk. Wie in den Fantasy-Geschichten durch ein Portal landet er plötzlich in einem nicht renovierungsbedürftigen, aber aus einer ganz anderen Zeit stammenden Ambiente. Alle starren ihn an, er wirkt ja als Fremdkörper. Sie sind irritiert von seinem kleinen Kästchen, das angeblich telefonieren, fotografieren und Musik spielen kann. Was natürlich nicht funktioniert. Klar gibt’s da keinen Empfang. Und Akku auch leer.
Er ist – das ist schnell klar – in der Zeit, als Österreich nicht mehr eigenständig existierte und Teil des deutschen faschistischen Reichs unter Adolf Hitler war, Hakenkreuzfahnen und die Nazi-Propaganda-Zeitung „Der Stürmer“ rücken ins Bild. Es ist „erst“ der Anfang vom Ende für Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, wenn sie nicht rechtzeitig flüchten konnten, Frühjahr 1938.
Noch wohnt im Hotel auch Hannah Friedländer (dargestellt von Annika Benzin) mit ihrem Vater. Gleichzeitig hetzt aber auch schon ein höchst unangenehmer, unsympathischer Gast, Otto Hartwig (Maximilian Simonischek) gegen diese Juden. Angestachelt vom Vater gehen auch seine beiden Söhne Heinrich (Konstantin Horn) und Hermann (Ben Winkler) immer wieder gegen Hannah vor – und damit auch gegen Karli, der sich mit ihr anfreundet.
Die vielleicht spannendste Figur unter den Kindern, die allesamt im Zentrum des Geschehens dieses Films stehen – weshalb er ja Teil des 37. Internationalen Kinderfilmfestivals in Wien ist: Der Schuhputzer-Junge Georg. Anfangs ist er voll auf Linie seiner Zeit, hetzt gegen Hannah und die Juden im Allgemeinen. Schön langsam kommt er drauf, dass er Vorurteilen aufsitzt, ändert seine Meinung und Haltung und wird zum Dritten in der Detektiv-Crew mit Karli und Hannah. Dieser Georg wird von Max Reinwald gespielt. Er war – mit Regisseur, einigen weiteren Darsteller:innen und Crew-Mitgliedern – bei der Wien-Premiere von „Das geheime Stockwerk“ beim Wiener Kinderfilmfestival. Dort konnte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… übrigens mit ihm ein Interview führen – unten am Ende des Beitrages verlinkt; ein weiteres Interview mit Ben Winkler, der Hermann Hartwig spielt, ebenfalls verlinkt.
Was und wie sich da auch an Diebstählen, Erkenntnissen der Kinder über den Täter und da wieder eine ganz dramatische Wendung ergibt, und wie da das viel größere Verbrechen mitspielt, sei hier sicher nicht gespoilert (Drehbuch: Antonia Rothe-Liermann und Katrin Milhahn; Regie: Norbert Lechner). Erstens kommt der Film im März des nächsten Jahres (2026) regulär in österreichische Kinos. Und zweitens könnte es ja sein, dass dieser Film einen der Preise des Festivals – einen von der Kinderjury, einen vom Publikum, einen der neuen erwachsenen Fachjury – bekommt. Und dann würde er eine Woche nach dem Festival (bis 23. November, also am 30. November) noch einmal gezeigt werden.
Einige Preise hat „Das geheime Stockwerk“ schon bekommen, unter anderem den „Children‘s Jury Main Award“ des großen internationalen Kinderfilmfestivals im tschechischen Zlín und den der Kinderjury beim Festival „Goldener Spatz“ (Gera und Erfurt, Deutschland) für den besten Film (Fiktion-Langfilm) und für den besten Darsteller Maximilian Reinwald.
Max Reinwald (14) spielt Georg, einen Buben, der im Hotel – in jenem „geheimen Stockwerk“, das 1938 am Beginn der Nazizeit in Österreich spielt, einen jungen Schuhputzer spielt, der noch dazu eines Diebstahls bezichtigt wird, anfangs gegen Jüdinnen und Juden hetzt, sich dann mit Hannah und Karli – der ist aus der Gegenwart in einer Zeitreise hier gelandet – anfreundet und als Detektiv-Trio den wahren Dieb sucht – und der einen Wandel in seiner Sichtweise durchmacht.
KiJuKU: Auch für dich war das nicht der erste Film?
Max Reinwald: Mein erster Film war „Der Fuchs“ von Adrian Goiginger, beim Dreh war ich da noch unter zehn Jahren, dann hab ich noch in zwei Kurzfilmen mitgespielt.
KiJuKU: Wie kamst du zum „geheimen Stockwerk“?
Max Reinwald: Meine Mama hat auf Facebook gesehen, dass für diesen Film ein Bub gesucht wird, ein Lehrer hat mich auch darauf angesprochen, dann hab ich mich mit einem Video beworben, war beim Casting, dem Recall, da hab ich dann auch schon Silas John (spielt den Karli) und Annika Benzin (Rolle des jüdischen Mädchens Hannah) kennengelernt.
KiJuKU: Warst du mit der Rolle des Georg zufrieden?
Max Reinwald: Als ich genommen worden bin und das Drehbuch gelesen hab, fand ich diese Rolle voll cooool.
KiJuKU: Wusstest du schon vor dem Film einiges über diese schreckliche Zeit?
Max Reinwald: Ich hab mich schon davor ein bissl für die Themen der Nazizeit interessiert, aber mit dem Norbert (Regisseur) haben wir uns einen Film dazu angeschaut und bei Proben am Starenberger See einiges darüber geredete.
KiJuKU: Wie ist es dann als Georg zuerst so gegen die Jüdinnen und Juden hetzen zu müssen, noch dazu auch gegen Kinder wie Hannah?
Max Reinwald: Das ist ja nur die Rolle als Schauspieler. Und Georg sieht das ja dann auch ein, dass eben die Juden nicht lügen und böse sind.
KiJuKU: Schuhe hast du schon vorher zu Hause auch geputzt, oder erst im Film?
Max Reinwald: Mein Opa hat ein richtiges Schuhputzzeug gehabt, aber mit dem Norbert haben wir dann in München einen richtigen Schuhputzkurs für diese Szenen gemacht.
KiJuKU: Georg wird dann ja zum Tellerwaschen strafversetzt, machst du das zu Hause auch?
Max Reinwald: Wir haben eine Jugendherberge, da gibt’s viel Gschirr zum Waschn.
KiJuKU? Aber wahrscheinlich auch einen Geschirrspüler?
Max Reinwald: Schon, aber die Speisereste müssen vorher mit der Hand weggespült werden.
KiJuKU: Willst du Schauspielen zu deinem Beruf machen?
Max Reinwald: Naja, zuerst geh ich in eine landwirtschaftliche Fachschule in Bruck an der Glocknerstraße und danach möchte ich eine Lehre als Landmaschinentechniker machen. Mit dem Schauspielen, das lass ich auf mich zukommen, ist für mich aber eher ein Hobby und macht Spaß.
KiJuKU: Was magst du in der Schule und was eher nicht so besonders?
Max Reinwald: Mathe gefällt mir recht gut, auch wenn ich da nicht der Beste bin. Die anderen Hauptfächer sind auch nicht so schlecht, eigentlich find ich eh alles ganz gut. Naja, Fit for Life mag ich nicht so, da haben wir zwei Stunden, wo wir nur reden über alles mögliche und das find ich langweilig.
KiJuKU: Aber du machst ja – auf der Bühne und jetzt nicht den Eindruck, dass du ungern redest?
Max Reinwald: Ich red eh sehr gern, aber nix Langweiliges und ich mach noch lieber was Handfestes.
KiJuKU: Deine liebsten Freizeitbeschäftigungen sind?
Max Reinwald: Ich geh gern im Winter Skifahren und im Sommer geh ich gern Fischen, früher mit meinem Opa, aber der ist heuer leider gestorben, jetzt mach ich das mit seinem Neffen. Und mit dem geh ich auch Jagern.
In „Das geheime Stockwerk“ spielen – natürlich wie bei allen Filmen dieses zum 37. Mal stattfindenden internationalen Festivals – Kinder die zentralen Rollen. Zwei junge Darsteller waren auch bei der Premiere am zweiten Tag des Kinderfilmfestivals in Wien im Cinemagic, dem wienXtra Kinder- und Jugendkino in der Urania anwesend, vor allem sie wurden vom Publikum befragt. Danach durfte auch Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Ben Winkler (9) und Max Reinwald (14) interviewen; hier zunächst das mit Ben Winkler, das Interview mit Max Reinwald ist am Ende verlinkt.
Ben Winkler spielt Hermann, einen der beiden Söhne des autoritären, oft Watschen austeilenden Vaters, eines unbedingten Anhängers von Adolf Hitler. Er ist trotz seiner erst neun Jahre schon ein einigermaßen erfahrener junger Filmschauspieler.
KiJuKU: „Das geheime Stockwerk“ ist nicht dein erster Film, wann hast du mit Drehs begonnen?
Ben Winkler: Mein erster Film war „Macht der Kränkung“, da war ich vier Jahre.
KiJuKU: Wie kamst du so jung zum Film?
Ben Winkler: Mein Bruder Jan hat schon Theater gespielt, kam zu einer neuen Agentur, um Fotos zu machen. Dort bin ich dann gefragt worden, ob sie von mir auch Fotos machen sollen. Meine Mama hat „Nein“ gesagt, aber ich habe sie angefleht, ich wollte so sein wie mein großer Bruder. Und so hat das angefangen.
KiJuKU: In diesem Film spielst du den Hermann, einen der beiden Brüder in Lederhosen, die gegen Jüdinnen und Juden hetzen. Wie ist es, so jemanden zu spielen?
Ben Winkler: Im Film müssen eben alle Rollen besetzt werden. Auch schon in dieser kurzen Lederhose hab ich mich nicht wohlgefühlt. Aber das Interessante ist, dass du beim Film – auch im Theater – in andere Rollen schlüpfst, einen anderen Menschen spielst als du selbst bist.
KiJuKU: Hast du schon vor dem Film etwas darüber gewusst, wie die Nazis gegen Menschen wie Jüdinnen und Juden hetzten, sie verfolgten, umgebracht haben…?
Ben Winkler: Nein, ich hab das erst mit der Arbeit bei diesem Film gelernt, der Regisseur hat mit uns einen Film dazu angeschaut.
Anmerkung der Redaktion: Regisseur Norbert Lechner hatte zuvor im Publikumsgespräch auch erwähnt, dass er eine überlebende Zeitzeugin eingeladen hatte, um mit dem Team über die Zeit zu sprechen.
KiJuKU: Spielst du im echten Leben auch manches Mal Theater?
Ben Winkler: Beim Fußballspielen kann ich gut Schwalben machen.
KiJuKU: Spielst du in einem Verein?
Ben Winkler: Ja, im Tor bei Wimpassing und Eishockey spiel ich auch im Verein.
KiJuKU: Wowh, geht sich das alles neben der Schule aus?
Ben Winkler: Die Schule ist immer das Wichtigste. Ich bin sogar schon ein oder zwei Mal zu spät zum Training gekommen, weil ich zuerst immer meine Hausübungen fertig mache; außer wenn noch eine Leseübung offen ist, die kann ich auch nach dem Training machen.
KiJuKU: Was magst du in der Schule am liebsten?
Ben Winkler: Turnen und Werken, Zeichnen hasse ich, das mag ich aber auch so nicht; manches Mal hab ich Phasen wo ich gern was anmale.
KiJuKU: Soll Schauspiel später dein Beruf werden?
Ben Winkler: Jaaaaa!
Im fast übervollen größten „Lichtspieltheater“ Österreichs, dem Gartenbaukino fand am Leopolditag (15. November) die vielumjubelte Eröffnung des Kinderfilmfestivals statt – zum 37. Mal und wie immer international mit Filmen aus vielen Ländern, Kulturen und den entsprechenden Sprachen – Deutsch live im Kino eingesprochen. „Superkräfte im Kopf“ – wie vier weitere Filme dieses Mal aus den Niederlanden, die sogar vom Botschafter vertreten war. Mehr über diesen beeindruckenden, berührenden und über viele Strecken auch humorvollen Film in einem späteren Beitrag – samt Interview mit dem jungen Hauptdarsteller Finn Vogels.
Auf der Bühne stellten sich auch die sieben Mitglieder der Kinderjury gegenseitig vor – siehe Video. Am Sonntag vor der Premiere von „Das geheime Stockwerk“ im ebenfalls vollbesetzten Cinemagic, dem Kinder- und Jugendkino von wienXtra in der Urania am Donaukanal durfte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… Arto, Lea, Livia, Matilda, Mathis, Noa und Philemon (alphabetisch sortiert) treffen. Neben Schule und anderen Verpflichtungen haben sie ein dichtes Festivalprogramm: Gemeinsam acht Filme anschauen und das sehr konzentriert, danach darüber besprechen gemeinsam mit ihren Betreuerinnen Annelies und Paula, bewerten und am Ende Preise vergeben.
KiJuKU durfte zunächst zuhören, wie sie gerade noch den dänischen Film „Honey“ sehr detailliert diskutierten – bis hin zu Details von Hintergrundmusik. „Aber nicht nur die Hintergrund-, sondern die ganze Musik des Films ist sehr gut“, meinten einige der jungen Juror:innen. Gesamteindruck ungefähr so: Gefühlvolle Drama-Komödie mit einigen lustigen Szenen…
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte vor allem wissen, was die Jurymitglieder bewogen zu dieser Tätigkeit bewogen hatte.
Matilda, 12: Ich schau liebend gern Filme, weil ich mich gern in andere Welten reinversetze und mit Charakteren mitfühle. Ich will wissen, wie sie ticken und schreib auch gern selber Geschichten, hab da viele Ideen und fantasievolle Dinge im Kopf. Seit ich schreiben kann, mach ich das. Im Kopf Geschichten ausgedacht hab ich mir aber schon davor. Und ich lese gerne, am liebsten Fantasybücher.
Livia, 11: Ich bin da, weil ich’s von einer Freundin erfahren habe und gern viel Filme schaue und viele Geschichten lese. Außerdem ist meine Mama Regisseurin und so hab ich schon einige Erfahrungen rund um Filme. Aber ich bin sehr aufgeregt, wenn ich auf der Bühne sprechen soll. „Superkräfte im Kopf“ fand ich extrem cool und eine sehr gute Entscheidung, ihn zum Eröffnungsfilm zu wählen, auch weil er von dem Mut handelt, über Gefühle zu reden. Und weil die Oma im Film sagt, wenn man nie etwas macht, das einem peinlich ist oder Angst bereitet, dann hat man keinen Spaß im Leben. Das ist auch eine ganz wichtige Sache, um dann doch auf die Bühne zu gehen und zu sprechen!
Arto, 11: Ich schau gern viele Filme und Serien, geh überhaupt gerne auf Veranstaltungen wie Game City und andere, wobei ich das manchmal gerne ein bisschen übertreibe. Ich mein, in der Festivalwoche machen wir schon sehr viel.
„Superkräfte im Kopf“ fand ich am Anfang sehr traurig, weil Lev (Hauptfigur) von seinen Eltern nur rumkommandiert wird. Aber dann kommt zum Glück die Oma und es gibt für ihn nun viele Ausnahmen. Das Ende fand ich sehr schön, weil er dann doch auf die Comic Con geht, neue Freunde gewinnt und alle mitgerissen hat als er über Gefühle geredet hat.
Lea, 12: Ich war vorher schon öfter beim Kinderfilmfestival und hab andere Kinderjurys gesehen, meine große Schwester wollte auch einmal in die Jury, ist aber nicht gezogen worden – es gibt so viele Bewerbungen, dass das Los entscheidet. Ich hatte mehr Glück. Ich mag es, auf Bühnen zu stehen und etwas zu präsentieren. Und ich liebe es natürlich, Filme anzuschauen. Mit meine Schwester und meiner Mama hab ich auch schon früher über Filme, die wir gemeinsam gesehen haben, geredet. Und ich mag es, andere Meinungen zu verstehen und auch wie es zur Vergabe von Preisen kommt.
„Honey“ fand ich einen emotionalen Film, ich konnte mich in diese Welt reinversetzen, in der gespielt wurde. Er war für mich sehr traurig, aber auch ernst und man kann vestehen, wie das alles passiert.
Noa, 12: Mit meiner Mutter hab ich schon vor einigen Jahren die Kinderjury gesehen, mich früher aber nicht angemeldet, weil ich da so viele Schularbeiten hatte. Heuer geht sich’s aus. Ich mag gern Filme schauen, wir machen das auch in der Schule oft – zu Genderthemen oder antirassistische Filme und reden dann darüber. Außerdem arbeite ich gern in Gruppe, mag diskutieren und steh auch gern auf der Bühne.
„Superkräfte im Kopf“ fand ich cool und der Titel ist gut ausgesucht. Er ist kindlicher als „Honey“, beide sind traurig aber gut.
Mathis, 12: Ich schau natürlich auch sehr gern Filme und ich mag es, darüber zu sprechen. Bevor ich in der Kinderjury war, hab ich über Filme weniger nachgedacht als jetzt, wo wir auch auf vieles achten, zum Beispiele wie so ein Film aufgebaut ist. Beim Eröffnungsfilm fand ich auch sehr gut, dass der junge Hauptdarsteller da war und ihm viele ihre Fragen stellen konnten.
Philemon, 11: Ich bin ein leidenschaftlicher Film-Schauer, diskutieren auch mit meiner Familie oft über Filme. Und ich arbeite gern in Gruppen wie hier. Beim Eröffnungsfilm finde ich, war einfach für jede und jeden was dabei.
KiJuKU wollte dann auch noch wissen, ob sich durch die Tätigkeit in der Jury etwas beim Betrachten von Filmen geändert hat.
Praktisch alle äußerten Gedanken wie
„Ich achte jetzt mehr auf Details wie die Musik oder was sich im Hintergrund abspielt.“
„Ich schaue viel konzentrierter und versteh dann auch Sachen, die ich vorher vielleicht gar nicht so genau beachtet habe.“
„Mehr Achtgeben auf Effekte.“
„Früher hab ich mich nur auf den Inhalt konzentriert, der Rest war mir wurscht, jetzt hab ich gelernt, dass ein guter Inhalt noch nicht genug für einen guten Film ist.“
„Ich hab vorher auf die Musik fast gar nicht beachtet.“
Mehrere der Kinderjury-Mitglieder gestehen, dass sie auch ihr Schauverhalten zu Hause verändert haben. „Früher hab ich oft nebenbei aufs Handy geschaut, ich hab ja auch so die Handlung mitgekriegt. Jetzt drück ich auf Pause oder spule sogar zurück, um mir eine Szene noch einmal genauer anzuschauen.“
„Mir ist jetzt immer wichtig, den ganzen Film aufmerksam zu sehen, wenn ich aufs Klo muss, drück ich auf Pause, ich mag nicht das Gefühl haben, irgendwelche Details zu verpassen.“
Schon lange gibt es nicht nur Pippi Langstrumpf als starke Mädchenfigur. In Kinderbüchern, -Theaterstücken und -filmen haben Autor:innen immer wieder solche erfunden oder Anleihen bei realen Vorbildern genommen. Beim diesjährigen, dem 37., Internationalen KinderFilmFestival (in Wien, in der Steiermark dem 17.) haben die für die Auswahl zuständigen Leiterinnen – Anna Hofmann, Elisabeth Lichtkoppler und Ines Wagner, die aus 100 bei internationalen Festivals gesichteten Filmen – einen Fokus auf Powergirls gelegt. Generell sind die beim Festival gezeigten Filme immer aus der Sicht von Kindern, ihrer Gedanken, Sichtweisen, Sorgen, Nöte, Freuden – und das in verschiedensten Ecken und Enden der Welt.
Und: Die Filme werden immer in Originalsprache gespielt – mit live im Kino eingesprochenen Dialogen und Zwischentexten in Deutsch.
Gezeigt werden – von 15. bis 23. November 2025 in drei Wiener Kinos – 16 Lang- und sieben Kurzfilme in Deutsch, Dänisch, Englisch, Französisch, Katalanische (in Spanien), Ladakhi (einer Sprache in Indien), Niederländisch, Schwedisch, Spanisch (aus Kolumbien), Tibetisch und Ungarisch. Die Palette reicht von Nina, die Schriftstellerin werden will, über Simone, die ihr Haus am Land mit vielen Tieren verlassen muss und Honey, die als Kind viel zu viel Verantwortung für die Familie übernimmt oder Laureana, die im abgelegenen, stromlosen kolumbianischen Dorf La Suprema eine gemeinsame TV-übertragung organisieren will bis zu einem dokumentarischen Film über den elfjährigen Santino aus und in einer Zirkusfamilie.
Neben Spiel- gibt es bei diesem Festival natürlich auch etliche Animationsfilme, nicht nur in dem aus sieben Kurzfilmen zusammengestellten Vor- bzw. Nachmittag, sondern auch längere Beiträge, unter anderem mit dem kleinen Gespenst Laban, das vor allem Angst vor Dunkelheit, Monstern, dem Keller und unheimlichen Geräuschen hat Und Victor, eine Fledermaus zeichnet sich ebenfalls durch Ängstlichkeit aus, zeigt aber Mut, indem er sich in einen Vogel – Feinde von Fledermäusen – verliebt…
Im Folgenden werden alle Filme mit Fotos daraus und -aus dem Programmheft – gekürzten Texten über sie vorgestellt; mehr über einen der Filme, „Chuskit“ aus Indien, mit dem 2019 das Festival eröffnet wurde, gibt es in einem Link – damals waren die Hauptdarstellerin Jigmet Dewa Lhamo und Regisseurin Priya Ramasubban zu Gast in Wien – und wurden vom Kinder-KURIER, dem Vorläufer von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… interviewt.
Über „Chuskit“ samt Interview mit der jungen Hauptdarstellerin <— damals noch im Kinder-KURIER
Obwohl Laban ein Gespenst ist, fällt ihm das Spuken schwer. Laban hat nämlich Angst: Vor der Dunkelheit, vor Monstern, vor dem Keller und vor den unheimlichen Geräuschen, die seine kleine Schwester Labolina macht. In sechs humorvollen Episoden wird vom turbulenten Nachbarschaftsalltag auf Schloss Gutenmorgensonne erzählt, wo die Königsfamilie und Labans Geisterfamilie in Harmonie leben.
Regie: Lasse Persson
Animationsfilm; Schweden 2024; 44 Minuten; ab 4 Jahren
Es war einmal in der Drachenstadt
Regie: Marika Herz
Frankreich / Schweiz 2024; 9,15 Minuten
Kopf in den Wolken
Regie: Rémi Durin
Frankreich / Belgien 2023; 10,20 Minuten
Desaster
Regie: Tommaso Mangiacotti, Marolyn Ávila, Constanza Melio, María Antonieta Fernández, Kuang-Yi Lee
Spanien 2024; 8,11 Minuten
Das See-Ungeheuer
Regie: Frits Standaert
Frankreich / Belgien 2024; 9,07 Minuten
MÛ
Regie: Malin Neumann
Deutschland 2024; 6,25 Minuten
Wenn ich einmal reich bin
Regie: Lucas Camps
Nieerlande, 7,45 Minuten
Das Aufräum-Rennen
Regie: Annette Saugestad Helland, Johan Kaos
Norwegen 2024; 8,40 Minuten
Als Fledermaus sollte er nachts jagen gehen, aber da gibt es ein Problem: Er hat Angst vor der Dunkelheit und ist auch sonst anders als die anderen seiner Art. Er liebt es, zu singen wie ein Vogel. Vögel wiederum sind als Feinde der Fledermäuse bekannt und daher wird sein Dilemma noch größer, als er sich in Sherida verliebt, ein tropisches Singvögelchen.
Regie: Patrick Raats, Sarah Sutter
Animationsfilm; Niederlande / Luxemburg 2024; 77 Minuten; ab 6 Jahren
Villads hat gerade mit der Schule angefangen, aber viel lieber würde er weiterhin den ganzen Tag mit seiner Freundin Frida spielen, Streiche aushecken und im Wald spannende Geschichten erzählen. Stattdessen muss er stillsitzen und sich beim Ritterspiel mit dem Lehrer an doofe Regeln halten. Aber mit viel Einfallsreichtum geht er beharrlich seinen Weg und lässt sich nicht so leicht darin beirren.
Regie: Frederik Meldal Nørgaard
Dänemark 2015; 78 Minuten; ab 6 Jahren
Chuskit ist ein fröhliches, wissbegieriges Mädchen, das sich schon auf den Schulbeginn freut. Doch nach einem Unfall ist Chuskit querschnittsgelähmt und ihr Traum zerplatzt, denn der Schulweg im Bergland von Ladakh ist beschwerlich. Der Großvater, der sie zu Hause zu unterrichten versucht, ist kaum ein Ersatz, aber Chuskit ist eine Kämpferin und gibt nicht auf.
Regie: Priya Ramasubban
Indien 2018; 90 Minuten; ab 7 Jahren
Über Chuskit, samt Interview <— damals noch im KiKu
Duojie, ein aufgeweckter Junge, verbringt mit seiner Mutter und einer Schafherde die Sommermonate im fruchtbaren tibetischen Hochland. Sein sehnlichster Wunsch ist es, die weiße Fohlenstute Jiang Mi Er zu besitzen. Trotz Einwände seiner Mutter versucht er mit seinen Freund:innen durch das Sammeln von Kuhfladen, wertvollen Wurzeln und Pilzen 1.500 Yuan für den Kauf zu sparen.
Regie: Chaofeng Pan
China 2023; 98 Minuten; ab 8 Jahren
Lev liebt Superhelden und Gamen mit seinem Freund Ravi. Weniger heldenhaft ist der Alltag des schüchternen Jungen. Da er seit einem Unfall humpelt, finden die überfürsorglichen Eltern sogar Stiegensteigen zu gefährlich für ihn. Oft wünscht sich Lev seinen Lieblingssuperhelden Healix an die Seite, besonders in der Schule. Glücklicherweise bringt Levs lebenslustige, überdrehte Oma Schwung in das Leben des Healix-Fans.
Regie: Dylan Haegens
Niederlande 2024; 92 Minuten; ab 8 Jahren
Santino ist elf Jahre alt und der Zirkus ist sein Zuhause. Das ganze Jahr über ist der aufgeweckte Junge unterwegs und packt, wie alle Mitglieder seiner großen Zirkusfamilie, bei Vorstellungen und beim Auf- und Abbau der Zelte mit an. Besonders gerne verbringt Santino Zeit mit seinem Opa Ehe, der aus seinem bewegten Leben als Zirkusdirektor erzählt.
Regie: Anna Koch, Julia Lemke
Deutschland 2025; 86 Minuten; ab 8 Jahren
Der zwölfjährige Karl ist verliebt in seine Klassenkollegin Lea, ihm fehlt aber der Mut
ihr seine Gefühle zu gestehen – nicht nur, weil Lea um einiges größer ist als er. Plateauschuhe helfen dem zurückhaltenden Jungen allerdings ebenso wenig wie die saloppen Ratschläge seines großen Bruders Tom. Auf der Projektwoche dreht die Klasse einen Dokumentarfilm zum Thema „verliebt“…
Regie: Bernd Sahling
Deutschland 2025; 80 Minuten; ab 9 Jahren
Wie schnell eine heile Welt zerfallen kann, müssen Olivia und ihre Familie am eigenen Leib erfahren. Nachdem die Schauspielangebote für die alleinerziehende Mutter ausbleiben, wird die finanzielle Notlage immer ernster. Schließlich steht die Zwangsräumung bevor. Mittellos und verzweifelt kommen sie in einem neuen Wohnviertel an, in dem die meisten nicht viel Geld besitzen, aber dafür viel Gemeinschaftssinn, Wärme, Humor und Hoffnung.
Regie: Irene Iborra
Spanien / Frankreich / Belgien / Chile / Schweiz 2025; 70 Minuten; ab 9 Jahren
Die Waise Simone muss ihr geliebtes Haus voller Tiere am Land verlassen und zu ihrem Onkel Philippe in dessen Stadtwohnung ziehen. Das eigensinnige Mädchen bringt dabei nicht nur ihr Stinktier Stiefelette mit, sondern auch jede Menge Unruhe in das Leben des Einzelgängers, der als Komponist in einer Schaffenskrise steckt. Unerwartet ist es ausgerechnet Simone, die ihn mit ihrer Kreativität und Lebensfreude beflügelt.
Regie: Yan Lanouette Turgeon
Kanada 2024; 92 Minuten; ab 10 Jahren
Nina liebt es, Geschichten zu erzählen. Sie möchte Schriftstellerin werden – was nicht so einfach ist, wie es sich das selbstbewusste Mädchen vorstellt. Geschichten sind dann spannend, wenn sich die Hauptfigur weiterentwickelt: Die Schriftstellerin Lídia rät Nina, über einen Moment zu schreiben, der ihr Leben verändert hat.
Regie: Nóra Lakos
Ungarn / Niederlande 2024; 98 Minuten; ab 10 Jahren
Die Eltern des 12-jährigen Karli renovieren ein historisches Grand Hotel. Als der Fahrstuhl in einem geheimen Stockwerk die Türen öffnet, findet sich Karli im Jahr 1938 wieder. Dort freundet er sich mit dem jüdischen Mädchen Hannah und dem Schuhputzerjungen Georg an. Sie staunen besonders über Karlis „schwarzes Kasterl“ – zugleich Fotoapparat, Grammophon und Fernsprecher.
Regie: Norbert Lechner
Österreich / Deutschland / Luxemburg 2025; 96 Minuten; ab 11 Jahre
Honey ist immer für ihre Familie da: Für ihre überarbeitete Mutter, ihren kleinkriminellen Vater und ihre Schwester mit Down-Syndrom. Ständig übernimmt das taffe Mädchen Aufgaben, für die eigentlich ihre Eltern verantwortlich wären.
Regie: Natasha Arthy
Dänemark 2025; 95 Minuten; ab 11 Jahren
Lampje, die Tochter des Leuchtturmwärters, zündet jeden Tag das Licht im Turm an. Als ihr die Streichhölzer ausgehen, geschieht ein Schiffsunglück und Lampje wird zur Strafe in das geheimnisvolle Schwarze Schloss verbannt. Dort lebt ein Monster, erzählt man sich im Dorf.
Regie: Margien Rogaar
Niederlande 2024; 93 Minuten; ab 11 Jahren
Ben liebt es, zu kochen und zu essen. Das sieht man dem humorvollen, schlagfertigen Teenager auch an: Er ist übergewichtig. Als ihm die Schulärztin dringend zu einer Diät rät, findet Ben in der von ihm angebeteten Mitschülerin Klara zunächst die ideale Motivation. Aber es ist nicht leicht, neben Bandproben, Idioten in der Schule oder der Hosensuche in Übergröße auch noch Durchhaltevermögen für eine Gewichtsreduktion zu finden.
Regie: Kristina Dufková
Tschechien / Slowakei / Frankreich 2024; 80 Minuten; ab 12 Jahren
Kolumbien, 2001. Das abgelegene Dorf La Suprema scheint vom Fortschritt vergessen
worden zu sein, und so geht das Leben hier äußerst gemächlich zu. Doch als bekannt wird, dass Laureanas Onkel bei der Box-Weltmeisterschaft antritt, ist der Aufruhr groß. Gemeinsam mit den anderen setzt Laureana alles daran, eine Fernsehübertragung im Dorf zu organisieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn es gibt weit und breit weder einen Fernseher noch Strom.
Regie: Felipe Holguín Caro
Kolumbien 2023; 83 Minuten; ab 13 Jahren
Sie kicken mit Pomelos und anderen runden Früchten: Aimei, gespielt von Liangfeng Tang, und ihre Freundinnen in ChengZhiGuCun, einem kleinen Dorf in der chinesischen Provinz Yunnan. Die Buben des Dorfes haben einen richtigen Fußball, lassen die Mädchen aber nicht mitspielen. Diese spielen auf Flachdächern der Häuser. Nicht selten fällt ein Ball in eine Reisschüssel oder auf Mais – was wunderschöne Spritz-Bilder ergibt.
Die Buben des Dorfes verlieren die meisten Matches gegen andere Teams. Die Mädchen holen sich mit dem Dorf-Säufer noch dazu einen Außenseiter der Gemeinschaft. Der Film „Fußball am Dach“ wird aber zu einer Art Märchen. Gerade die Mädchen gewinnen Spiele – nun mit richtigem Fußball – und werden sogar zu einem internationalen Spiel gegen ein japanisches Jugend-Mädchenteam eingeladen. Das sie natürlich auch – in letzter Minute – gewinnen.
Neben dieser spannenden Geschichte bietet der Film Einblicke in chinesisches Dorfleben und eine weitere Geschichte: Aimei und ihre ältere Schwester Ayiduo (Xinyu Tan) wachsen bei Fremden auf, Vater? Vor allem die Jüngere will ausfindig machen, wo ihre Mutter ist und Kontakt zu ihr herstellen. Wenn sie eine Super-Fußballerin wird, kommt sie sicher ins Fernsehen. Und dann kann ihre Mutter sie sehen und will vielleicht oder hoffentlich doch was von der Tochter, den Töchtern wissen. Mutter sitzt – da kommen sie erst später drauf – im Gefängnis. Aimei besucht sie, die Elfenbein geschmuggelt hat, um den Lebensunterhalt für die Familien finanzieren zu können.
Dieser Film wurde beim 36. Internationalen Kinderfilmfestival, das rund um den Kinderrechte-Tag (20. November) in Wien stattgefunden hat und nun in steirischen Städten über Kinoleinwände läuft, von der Kinderjury zum besten Film gewählt. Damit wird er wie die anderen preisgekrönten Filme – Publikumsfavorit und Unicef-Preis – am 1. Dezember 2024 noch einmal gespielt – Detail im unten verlinkten Beitrag.
Gewinnerfilme nochmals zu sehen: 1. Dezember
Alle Preisträgerfilme sind am 1. Dezember nochmals auf der großen Leinwand zu erleben – Details siehe Info-Box.
Mehr über den Film „Grüße vom Mars“
Beitrag über die Filme des Festivals – mit Infobox auch zu den noch verbleibenden Terminen in der Steiermark
„Der diesjähriger Kinderjury-Preis geht an einen sehr schönen Film, der uns außergewöhnlich berührt hat. Er entführt uns auf einen anderen Kontinent und zeigt Kinder, die alleine klarkommen müssen. Ein wahrer Frauenpower-Film, in dem Geschlechterklischees keinen Platz haben. Aber auch Jungs spielen eine wichtige Rolle und wachsen letztendlich über sich hinaus.“ So begründeten Agathe, Alma, Keren, Luisa, Mila, Nils und Wenzel, die sieben Mitglieder der diesjährigen Kinderjury, die Entscheidung für den ihrer Meinung nach besten Film – „Fußball am Dach“ (aus China).
Mit den Entscheidungen endete das diesjährige internationale Kinderfilmfestival, das mittlerweile 36.in Wien; in der Steiermark hat das 16. erst am Sonntag begonnen (dauert bis 1. Dezember 2024).
Die Kinderjury hatte aber noch für einen weiteren Film eine „lobende Erwähnung“ parat, für den belgischen Film „Young Hearts“ (Junge Herzen). „Ein herzerwärmender Film mit großartiger Filmmusik über die erste Liebe, die anders verläuft als gedacht. Besonders die Beziehung zwischen Elias und seinem Opa hat uns sehr beeindruckt. Es ist sehr schön, wenn man zu seinen Gefühlen stehen kann“, begründeten die sieben jungen Film-Auskenner:innen ihr Urteil.
Seit vielen Jahren vergibt die Kinderjury auch einen Unicef-Preis. Unicef ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNO). Dieser Preis gebührt immer einem Film, in dem Kinderrechte eine wichtige Rolle spielten. Das Festival findet übrigens immer rund um den internationalen Kinderrechtetag (20. November) statt.
Die Juror:innen wählten für diesen Preis „Lars ist LOL“ (Norwegen) aus. „Lars wird aufgrund seines Down-Syndroms gemobbt und ausgegrenzt und dann sogar von einer Freundin verraten. Ein Film über Freundschaft, Ehrlichkeit und den Mut, zu sich selbst zu stehen. Wir finden es sehr schön, dass sich fast alle Figuren am Ende weiterentwickelt haben und füreinander einstehen“, lautet die Begründung für diese Wahl.
Auch beim Unicef-Preis hatte die Kinderjury eine „lobende Erwähnung“. Und die deckt sich übrigens mit dem Publikumspreis: „Grüße vom Mars“. Während das Publikum natürlich keine Begründung hatte, sondern „nur“ mit Hilfe der Abschnitte der Eintrittskarten abstimmte, lieferte die Kinderjury natürlich auch ein Statement zu ihrer Entscheidung: „Wir konnten uns in den Hauptdarsteller von Grüße vom Mars sehr gut hineinversetzen. Dabei geholfen haben uns die Kamera aus Toms Perspektive, die verstärkenden Geräusche und auch die schauspielerische Leistung. Es hat uns sehr bewegt, in die Welt eines autistischen Jungen einzutauchen und zu sehen, dass seine Familie immer für ihn da ist.“
In diese Rolle hineinzuschlüpfen war übrigens für den 12-jährigen Darsteller Theo Kretschmer, der nicht Autist ist und davor auch keinen Kontakt zu Autist:innen hatte, nicht einfach, wie er in einem Interview mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… schilderte – Link dazu unten am Ende des Beitrages.
Alle Preisträgerfilme sind am 1. Dezember nochmals auf der großen Leinwand zu erleben – Details siehe Info-Box.
Diesen Sonntag (26. November 2023) findet sozusagen die „Zugabe“ zum eben zu Ende gegangenen 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien statt: Die drei Gewinner-Filme werden nachmals – in den drei Festivalkinos gezeigt.
Die Kinderjury – Beitrag über sie am Ende dieses Berichts verlinkt – vergab den „Großen Preis“ an den norwegischen Film „Dancing Queen“.
„Der Tanzfilm rund um Mina hat uns ziemlich beeindruckt. Sie ist ein mutiges Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt und während des Films eine große Veränderung durchmacht, die auch an ihrer Kleidung zu erkennen ist“, beginnt die Filmkritik der Kinderjury.
Dieser Film überzeugte die jungen, kritischen Filmbetrachter:innen weiters durch eine fesselnde Erzählweise, die Themen wie Tanz, Body Shaming, Tod und Liebe anspricht. Die poppige Machart, trendige Outfits und herausragende Schauspieler*innen machen diesen norwegischen Film zu einem Highlight des Festivals.
Die Kinderjury vergibt seit Jahren aber auch einen eigenen UNICEF-Preis für jenen Film, der am besten/meisten Kinderrechte transportiert. Dafür wählten die jungen Juror:innen „Große Träume“ aus. Zwei der jungen Hauptdarsteller:innen aus Tschechien waren am Eröffnungswochenende sogar in Wien.
Die Jury befand, es handelt sich um einen unterhaltsamen Film, der den Zusammenhalt einer Kindergruppe in den Fokus rückt. Die Geschichte verdeutlicht eindrucksvoll verschiedene Kinderrechte, darunter das Recht auf Schutz vor Gewalt, das Recht auf Mitbestimmung und das Recht auf Freizeit und Spiel.
Der dritte Preis ist jener, den das Publikum mit den Kinotickets in jeweils einer der drei Röhren mit Smilies – lächelnd, neutral, und weniger gut – gewählt hat. Und dieser geht an den Animationsfilm (übrigens auch aus Norwegen) „Drei Räuber und ein Löwe“.
Die Kinderjury vergab neben ihren beiden Preisen auch zwei lobende Erwähnungen, und zwar an:
„Hühnerfarm“ aus Kanada für seine humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, in der Kinder eine entscheidende Rolle spielen sowie
„Kokon und Schmetterling“ (Iran) für seine nachdenkliche Darstellung und den Einblick in eine andere Welt. Kinderrechte wie das Recht auf Bildung, ärztliche Versorgung und Mitbestimmung werden hier thematisiert.
Die drei preisgekrönten Filme sind am Sonntag, 26. November zu sehen – siehe Infobox. UND: In der Steiermark (Graz, Kapfenberg, Leibnitz, Liezen) hat das 15. internationale Kinderfilmfestival erst am vergangenen Wochenende begonnen – und läuft bis 26. November 2023.
Mittwoch, 15. November 2023, mitten im 35. Internationalen Kinderfilm-Festival. Für Kinder und Jugendliche in Niederösterreich und Wien ist schulfrei – Leopoldi ist dem Landespatron Leopold (Markgraf Leopold III, ein Babenberger, der vor rund 900 Jahren lebte und „der Heilige“ genannt wird) gewidmet. Viele Kinder – und Eltern – nutzen dies, um sich einen der Filme aus verschiedensten Ländern der Welt anzuschauen und so ein bisschen die „Luft“ anderer Kulturen zu schnuppern.
Sieben Kinder schauten sogar zwei Filme an diesem Tag an – und in der ganzen Festivalwoche sogar neun. Emma, Finni, Franzi, Mathilda, Mia, Oliver und Ruth sind die heurige Kinderjury des Festivals. Sie schauen die Filme – jene, die für Sechs- bis 12-Jährige angegeben sind – nicht nur an, sondern sie diskutieren jeweils rund eine Stunde darüber. Dabei geht’s – wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… an diesem Mittwoch nach dem ersten Film miterleben durfte – um vielfältige Aspekte.
Doch bevor sie zu diskutieren anfangen, schnappt sich jede und jeder ein kleines Heftchen. „Filmtagebuch“ steht auf der Titelseite. Jedem der Filme sind zwei Seiten gewidmet – eine, um selber Gedanken zum jeweiligen Film zu notieren, auf der gegenüberliegenden sind oben zwei Zeilen mit je neun verschiedenen Smilies gedruckt. „Da können wir so viele auswählen wie wir wollen. Darunter laden Felder und „Wolken“ ein, die Lieblingsszene aufzuschreiben, was gefallen hat und was nicht und – darüber stöhnen einige verständlicherweise – den Film in drei Wörtern zu beschreiben.
Neben der gezeigten Geschichte, tauschen sich die jungen Filmjuror:innen auch über Kameraführung, Farben, Ton, Verständlichkeit, die einzelnen – wichtigsten – Figuren aus, darüber wie diese gespielt haben… Oder auch – wie bei „Kokon und Schmetterling“ (dem Mittwoch-Vormittagsfilm im Cine-Center, übrigens noch am 16. November zu sehen – siehe Infoblock) ob sie den Titel zum Film passend finden.
In dem Film in einem kleinen Dorf im Norden des Iran darf das Mädchen Parvaneh (was übrigens zu Deutsch Schmetterling bedeutet) nicht in die Schule. Ihr Bein wurde bei einem Brand schwer verletzt, der Vater kann – und will – sie nicht in die weit entfernte Schule tragen. Außerdem scheint er nicht davon überzeugt, dass auch Mädchen Bildung brauchen und wollen. Der Nachbarsbub Yavar versucht zunächst vor allem heimlich Parvaneh beizubringen, was er schon in der Schule gelernt hat. So baut er ein „Becher-Telefon“, um von Fenster zu Fenster mit ihr reden zu können, hält Rechnungen auf Papier an seine Scheibe, sie haucht ihre Fensterscheibe an und malt die Ziffern nach…
Sehr oft fallen in diesem Film-Nachgespräch Worte wie „sehr süße, wie sich der Junge bemüht“, aber auch Sätze wie „sehr langgezogen, weil so wenig geredet wird“. Die Altersangabe „ab 7 Jahren“ finden praktisch alle Juror:innen für zu niedrig angesetzt. Sie selber, die alle – das ist Vorgabe für die Teilnahme – zwischen 11 und 13 Jahren sind, hätten selbst mit 8 Jahren wenig mit dem Film anfangen können. Ziemlich unzufrieden waren alle mit dem offenen Ende. Parvaneh darf doch wenigstens zur Prüfung in die Schule, der Vater schaut beim offenen Fenster rein – und nicht mehr so böse und grantig.
Die Jurorinnen und der Juror reden, wie sie selber die Geschichte weiterspinnen würden oder gerne hätten, dass sie fortgesetzt und dann anders geendet hätte.
Paula, die gemeinsam mit Annalies, für das Festival die Kinderjury begleitet, bittet, noch einen weiteren Gesichtspunkt zu diskutieren: Welche Kinderrechte werden denn in diesem Film angesprochen? Denn die Kinderjury vergibt nicht nur einen Preis für den ihrer Meinung nach insgesamt besten Film, sondern auch einen weiteren für den Film, in dem Kinderrechte am besten thematisiert werden.
„Dass alle Kinder ein Recht auf Bildung haben“ – kommt fast zeitgleich von allen Jury-Mitgliedern. Aber auch Gesundheitsversorgung. Denn als sich Yavar den Arm verletzt, behandelt ihn der Arzt, Parvanehs kaputtes Bein bleibt unbehandelt, weil der Vater dafür zahlen müsste. „Im Winter haben die Kinder nur dünnes Gewand“, ist einigen aufgefallen. „Und die Kinder haben gar keinen Raum für sich, keine Privatsphäre“.
„Der Film macht sehr nachdenklich“, ist einer der Sätze, die Paula in den Laptop tippen soll. „Und dass wir viel dankbarer sein könnten, was wir hier haben, wenn diese Kinder nicht alle in die Schule gehen dürfen oder kein warmes Gewand.“ Beeindruckend fanden einige die Landschaftsaufnahmen.
Aus den Sätzen, die sie von der Kinderjury einsammelt, stellt sie Filmkritiken zusammen, die auf der Homepage des Festivals veröffentlicht werden – Link dazu am Ende des Beitrages.
Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte dann noch von den jungen Juror:innen wissen, was sie bewogen hat, Teil der Kinderjury zu werden, wie das nun ist und ob sie vorher schon über Filme (so intensiv) gesprochen hätten.
Da sich viele Aussagen decken, seien die Antworten gar nicht einzeln angeführt. Viele der Jury-Mitglieder haben ältere Geschwister, die schon Teil der jeweiligen Kinderjury waren. Was diesen sehr gefallen hat – und deren Begeisterung sich auf sie übertragen hat. Dass sie selbst schon mal in früheren Jahren beim Kinderfilm-Festival waren ist eine der Voraussetzung, da die Bewerbungen nur dort fürs jeweilige kommende Jahr abgegeben werden können.
Das meiste Wort das bei der Einschätzung fiel: Cool. Auf die Nachfragen, was das Coole sei, kam oft: Weil wir uns gemeinsam die Filme anschauen und dann darüber reden, man deshalb auf Dinge achtet, auf die man vorher nicht so geschaut hat. Vor der Jury-Tätigkeit sei nach Filmen höchstens über Handlung, vielleicht noch über Charaktere gesprochen worden, aber nie so viel auch über Kamera, Bilder, Dialoge, ob etwas logisch oder weniger ist, wie die Darsteller:innen spielen – immerhin sind bei allen Filmen des Kinderfilm-Festivals Kinder bzw. Jugendliche die Hauptdarsteller:innen. Jedenfalls ist große Begeisterung deutlich herauszuhören.
Erst als Anneliese und Paula zaghaft ansprechen, dass es doch auch ganz schön anstrengend sei, fällt den Mitgliedern der Kinderjury ein: „Ja, sehr zeitaufwendig ist es schon!“. Immerhin schauen sie in einer Woche neun Filme – samt ausführlicher Gespräche und Diskussionen darüber.
Die ersten Sekunden des Films bleiben schwarz, nur die Stimme eines Sportreporters ist zu hören. Eine sehr aufgeregte noch dazu, die sich fast überschlägt. Hier wird das Original des Kommentators eines historischen Eishockeymatches eingespielt: Tschechien gegen Kanada bei den Olympischen Winterspielen im japanischen Nagano 1998. Österreichs nördliches Nachbarland hat nicht nur dieses Halbfinal-Spiel, sondern später auch das Finale gegen Russland gewonnen und damit Gold geholt.
Aber im Halbfinale gegen Kanada wurde der Tormann Dominik Hašek zum Helden, weil er im Penalty-Schießen kein Tor zugelassen hat.
Die ersten Bilder des Films „Große Träume“ (im tschechischen Original: Děti Nagana /Kinder Naganos) blenden dann in eine Schulklasse, die das Match verfolgt, jubelt und bei Dom, einem der Schüler, den Traum auslöst, selber Eishockey-Tormann werden zu wollen. Und genau darum dreht sich der knapp mehr als 1 ½-stündige Film. Der ist übrigens noch am Dienstag, 14. November, 15 Uhr im Rahmen des Kinderfilm-Festivals zu erleben – im Cinemagic in der Wiener Urania.
Doms Stiefvater macht den Buben ständig runter, nichts traut er ihm zu, verdonnert ihn ständig dazu, ihm bei Arbeiten im Garten zu helfen, er lässt ihn gar nicht zum Hockey-Training – mit Tennisbällen, weil Sommer ist. Er schleicht sich doch immer wieder weg, beim ersten Spiel – gegen deutlich ältere und noch dazu eingespielte Jungs – verliert Doms Team, in dem mit Katka auch ein Mädchen mitspielt. Aber… – natürlich kommt’s zu einer Wendung, ein Film lebt schon auch von Spannung. Mehr sei nicht verraten – oder doch eines noch: Der oben genannte seinerzeitige Held von Nagano, der damalige Torhüter Dominik Hašek hat einen Kurzauftritt im Film – und in Tschechien kennen ihn viele, wahrscheinlich nicht weniger als in Österreich den Fußballer Hans Krankl, der noch immer – obwohl heuer schon 70 Jahre geworden – besonders für seine zwei Tore gegen Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 (!) in Cordoba bekannt ist.
„Ungefähr zu 80 Prozent ist die Geschichte wahr. Es ist die vom Regisseur (Dan Pánek), der auch das Drehbuch geschrieben hat“, sagt der 13-jährige Tom Brenton (volle Vornamen Tomáš Ríchard). Er spielt den schon genannten Dom. Und er war gemeinsam mit Fabian Šetlík, der in die Rolle des wichtigen Mitspielers des Hockeyteams Dvořka schlüpfte, am Eröffnungs-Wochenende des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien. Nach dem Film beantworteten die beiden viele Fragen von Kindern – und einigen Erwachsenen – im vollbesetzten Kino-Saal. Und schon vor dem Film durfte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die beiden – auf Englisch – interviewen (KiJuKu hatte vom Festival den Film – mit englischen Untertiteln – vorher bekommen, im Kino wurde über das tschechische Original – wie bei allen internationalen Filmen des Festivals der Text, vor allem die Dialoge, live Deutsch eingesprochen.
Zu dem Interview mit den beiden jungen Hauptdarstellern geht es hier unten.
Tom Brenton (volle Vornamen Tomáš Ríchard) spielt in „Große Träume“ (im tschechischen Original: „Děti Nagana“ / Kinder Naganos) Dom, den Torhüter im Hockey-Team, für den der reale tschechische Eishockey-National-Tormann Dominik Hašek DAS Vorbild ist. Sein bester Freund ist Dvořka. Diesen spielt Fabian Šetlík. Die beiden 13-Jährigen aus Prag waren am Eröffnungs-Wochenende des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien. Zum ersten Mal ohne den Regisseur, mit dem sie schon bei anderen Kinderfilmfestivals waren. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte die beiden interviewen.
KiJuKU: War es dein erster Film?
Tom Brenton: Es ist mein dritter Film, aber es war meine erste Hauptrolle.
KiJuKU: Was waren die beiden anderen Filme?
Tom Brenton: Im ersten Film „Vlastníci“ (einer Komödie) hab ich nur eine sehr kleine Rolle, da komm ich nur ungefähr fünf Minuten vor, der zweite war ein Dokumentarfilm.
KiJuKU: Wie alt warst du beim ersten Film?
Tom Brenton: Ich hab mit neun Jahren mit Film-Schauspiel begonnen.
KiJuKU: Wie kam’s vor vier Jahren dazu, dass du begonnen hast für Filme zu spielen?
Tom Brenton: Ein Freund meiner Schwester hat in Filmen gespielt. Meine Schwester wollte das dann auch. Als sie zu einer Casting-Agentur gegangen ist, war ich dabei und sie haben mich gefragt, ob ich mich auch bewerben will. Wir haben gesagt: Warum nicht. Und zwei Monate später wurde ich für den ersten Film eingeladen.
KiJuKU: Wie waren die ersten Drehs – vor der Kamera, warst du nervös oder happy?
Tom Brenton: Es war sehr interessant. Da waren so viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler – also viele kannten sie, ich kannte nur Jiří Lábus, er ist ein in Tschechien sehr bekannter Schauspieler. Ich bin mit meiner Mutter angekommen – die war voll fasziniert von den vielen bekannten Darsteller:innen, ich hatte von den meisten keine Ahnung.
Natürlich war ich nervös, aber schon am zweiten, dritten Tag hatte sich das gelegt, weil alle so nett waren.
KiJuKU: Wie war das mit den vielen, ewig langen Wartezeiten, bis du selber dran warst oder auch damit, eine Szene drei, vier Mal oder noch öfter wiederholen zu müssen?
Tom Brenton: Anfangs war das schon ein bisschen nervig, aber dann hab ich mich schnell auch daran gewöhnt. Da der Film ungefähr zu 80 Prozent die echte Kindheit des Regisseurs Dan Pánek zeigt – also genau meine Rolle -, konnte er mir immer wieder gut und genau erklären und erzählen, wie er sich in der jeweiligen Szene wirklich gefühlt hat. Das hat mir für mein Schauspiel sehr viel geholfen. So konnte ich mich reinfühlen in die Figur des Dom. Und es ist gelungen so zu spielen, als wäre da gar keine Kamera und nicht all die Leute vom Film, sondern nur meine Freund:innen und ich und wir spielen ein Match.
KiJuKU: Wie war es, so einen Buben zu spielen, der vom Stiefvater ständig runtergemacht wird, dem so viel misslingt?
Tom Brenton: Daran hab ich gar nie gedacht, ich hab mich konzentriert auf den Dom, der immer versucht, sein Bestes zu geben.
KiJuKU: Es war dein dritter Film, ist das dein Berufswunsch, Filmschauspieler zu werden?
Tom Brenton: Schon, ich liebe das, weil es wirklich jeden Tag – obwohl wir um ½ 6 oder 6 Uhr früh aufgestanden sind – ein so schönes Gefühl war, zum Dreh zu gehen oder fahren. Alle waren so nett und freundlich. Der Regisseur hat auch keinen Druck gemacht, sondern wir hatten auch viel Spaß bei den Dreharbeiten. Es gab immer gute Stimmung. Es war wie ein Sommer-Camp von Montag bis Freitag (insgesamt 26 Drehtage).
KiJuKU: Hast du „nur“ für Filme gespielt oder auch auf Theaterbühnen?
Tom Brenton: Noch nie im Theater, und ich denke, das wäre auch nichts für mich. Vor der Kamera fühl ich mich wohl. Wenn etwas nicht gleich passt, kann ich’s wiederholen. Das geht im Theater nicht, das macht mehr Druck, würde mich nervös machen. Und wenn ich nervös bin, ist mein Mund wie verschlossen, dann krieg ich kein Wort raus.
Da käme ich fast in eine Situation wie Dom nach dem ersten Match, das sie haushoch verloren haben. Da wollte er zuerst gar nicht mehr spielen. Ich fürchte, das würde mir dann am Theater passieren.
KiJuKU: Was machst du gern in der Freizeit?
Tom Brenton: Ich spiele seit neun Jahren Eishockey in Prag.
KiJuKU: Neun Jahre, das heißt du hast mit vier Jahren begonnen, wowh!
Tom Brenton: Naja, das ist jetzt meine neunte Saison, das heißt ich hab zwischen vier und fünf Jahren begonnen.
KiJuKU: Und bist du in deinem Team Tormann?
Tom Brenton: Nein, ich spiele Verteidiger.
KiJuKU: Wie oft in der Woche trainierst du?
Tom Brenton: Wir trainieren vier Mal in der Woche und einmal haben wir Match.
KiJuKU: Daneben geht sich Schule noch aus?
Tom Brenton: Der Trainer stimmt den Zeitplan auf die Schule ab.
KiJuKU: Auch an dich als erste Frage, war das dein erster Film?
Fabian Šetlík: Für mich war’s der erste Film, aber ich hab davor schon oft und viel im Theater gespielt – und in einigen TV-Werbungen.
KiJuKU: Theater hast du in der Schule gespielt oder auch auf anderen Bühnen?
Fabian Šetlík: In professionellen Theatern spiele ich in Stücken für kleine Kinder.
KiJuKU: Wie war für dich der Wechsel vom Theater zum Film?
Fabian Šetlík: Das war eine komplette Umstellung für mich. Hier konntest du manches mehrmals wiederholen, womit es perfekter wird.
KiJuKU: Bevorzugst du eines der beiden und willst du weiter sowohl im Theater als auch für Filme spielen?
Fabian Šetlík: Ich mag beides, aber jetzt bevorzuge ich schon Film-Schauspiel ein bisschen.
KiJuKU: Warum?
Fabian Šetlík: Weil du etwas nochmals spielen kannst, wenn’s nicht so gut war.
KiJuKU: Du willst auch Schauspieler werden?
Fabian Šetlík: Ich liebe Schauspiel, aber ich sehe mich selber nicht als späteren Berufs-Schauspieler, sicher wird es nicht meine zentrale Karriere.
KiJuKU: Was schwebt dir als Berufsweg vor?
Fabian Šetlík: Ich weiß es noch nicht genau, aber ich liebe Mathematik und Zahlen – irgendetwas in diese Richtung möchte ich vielleicht machen. Oder Physik, Wirtschaft…
KiJuKU: Was machst du gern in deiner Freizeit?
Fabian Šetlík: Seit sechs Jahren spiele ich Tennis und seit einem halben Jahr geh ich auch noch klettern und bouldern.
KiJuKU: Mit deiner Rolle im Film – Dvořka, Mitspieler im Hockeyteams – warst du zufrieden?
Fabian Šetlík: Ja, er ist ja der beste Freund von Dom – also dem Regisseur als der jung war.
„Der geheime Garten“ nach dem Roman von Frances Hodgson Burnett in einer Neuinszenierung der Stückfassung von vor 18 Jahren im Theater der Jugend (Wien).
Drei rund zehnjährige Kinder entdecken den geheimen, ja sogar verbotenen Garten im weitläufigen Anwesen von Lord Craven. Es wird ihr verschworener Treffpunkt, in dem sie aufblühen – und mithelfen, den seit Jahren vernachlässigten Garten auch wieder zum Blühen zu bringen.
Das ist kürzest zusammengefasst der Kern des seit wenigen Tagen im Renaissancetheater, dem großen Haus des Theaters der Jugend in Wien, laufenden Stücks „Der geheime Garten“. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frances Hodgson Burnett (1911 erstmals veröffentlicht als The Secret Garden). Und recycelt die Stückfassung des Direktors aus der Saison 2005/06, allerdings unter neuer Regie (Nicole Claudia Weber), die den Fokus noch stärker auf die gewandelte Mary legt – überzeugend stark gespielt von der noch sehr jungen Fabia Matuschek.
Der Garten ist geheim – und verboten. Niemand darf ihn betreten, so will’s Lord Craven. Es war der Lieblingsort seiner vor zehn Jahren verstorbenen Ehefrau. Gleich alt ist sein Sohn Colin, dem eingeredet wird, dass er sterbenskrank ist und nur im Bett liegen muss/darf.
Zu diesem Lord wird nun die zehnjährige Nichte Mary Lennox nach Misselthwaite Manor „verpflanzt“. Sie ist in Indien aufgewachsen, wo die britischen noblen Eltern nie Zeit für die Tochter hatten. Nun sind sie außerdem gestorben – im Roman an Cholera, im Film sowie der Version im Theater der Jugend bei einem Erdbeben.
Wie auch immer, sie wurde in Indien von Hausangestellten vorne und hinten bedient, nicht einmal selber anziehen musste/konnte sie sich. Mit sanftem, liebevollem Druck durch ihre nunmehrige englische Bedienstete Martha Cunningham (sehr herzlich und überzeugend Christine Tielkes) vollführt sie rasch Schritte in Richtung Selbstständigkeit. Ihre frühere zickige Sturheit scheint hingegen das richtige Gesundungsmittel für den ständig ins Bett und in ein Korsett verbannten Colin (Jonas Graber) zu sein. Er ist der zehnjährige Sohn des Lords, den der Sohn aber fast nie zu Gesicht bekommt. Bei Colins Geburt starb dessen Mutter, für die der besagte Garten der Lieblingsort war. Weshalb Craven (Valentin Späth) – hier differenzierter als im Roman dargestellt – an einer Art gebrochenem Herzen leidet, den Sohn nur nachts, wenn dieser schläft, besucht und an den Garten nicht erinnert werden will.
Dritter im Bunde der Kinder ist Dickon (Haris Ademovic), Marthas jüngerer Bruder (und nicht wie hier zunächst irrtümlich gestanden ist, Kindern). Er ist DER Freund aller Pflanzen und vor allem Tiere sowie bei (fast) allen Menschen sehr beliebt. Er hilft Mary, die ihn als erstes ins Vertrauen zieht, bei der Restaurierung des Gartens, in den sie später auch Colin, anfangs im Rollstuhl bringen. Die frische Luft, das Wachsen und Gedeihen im Garten lässt auch Colin schnell gesunden.
Gegenspielerin ist die hier noch heftiger als im Roman hartherzig und autoritär gezeichnete Chefin des Lord’schen Personals, Mrs. Medlock Karoline-Anni Reingraber (die im Übrigen auch die indische Ayah, das Kindermädchen Marys in den allerersten Szenen spielt). Die droht Mary angesichts deren Widerständigkeit mit Abschieben ins Erziehungsheim. Worauf ihr Colin „Asyl“ unter seinem Bett gewährt. Medlock droht übrigens auch dem Gärtner Ben Weatherstaff (Frank Engelhardt), der erst heimlich und dann offen zum Verbündeten der Kinder wird, mit Kündigung.
Aber natürlich gibt’s ein Happy End. Weil aber offenbar die von der Autorin Frances Hodgson Burnett angelegte rein positive Entwicklung der Figuren zu wenig dramatisch erschien, baute Thomas Birkmeir, Autor der Stückfassung, einen Konflikt ein – Dickon verliebt sich in Mary und es kommt, obwohl Colin ja ihr Cousin ist, zu einer Eifersuchts-Rauferei im Garten. Wobei sie beide nicht auf Mary hören, die klipp und klar sagt: „Ich gehöre nichts und niemandem!“
Den Wickel hätte es gar nicht gebraucht, das Ensemble – zu dem noch Uwe Achilles (Soldat bzw. Diener) zählt, spielt derart spannend, dass auch die Jüngsten im Publikum durchgehend – zwei Stunden (eine Pause) drangeblieben sind. Eine Vierjährige (angesetzt ab 6) meinte zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „mir hat alles gefallen“, besonders beeindruckend in Erinnerung geblieben ist ihr eine der allerersten Szenen, als „das Bett von Mary so gewackelt hat und zusammengebrochen ist“ (beim Erdbeben).
Pauline (12) fand das Stück „sehr toll, besonders gefallen haben mir die Bühne (Judith Leikauf, Karl Fehringer) und die Kostüme (Nina Holzapfel, Julia Klug). Erstaunt war ich, dass nur so wenige Leute gespielt haben.“ Das fand auch die elfjährige Filis: „Wirklich so wenige Leute – das hat sich nach viel mehr angefühlt. Und die Kostüme waren echt urcool!“
Eine bisher nicht genannte Figur ist das Rotkehlchen Robin, das Mary den Weg zum Schlüssel – und zu Gefühlen für ein Lebewesen – zeigt. Robin wird als Stabpuppe von unter dem Boden aus geführt und hüpft so am Bühnenrand manchmal auf und ab. Wobei es da leider für einen Großteil des Publikums nicht zu sehen ist. Wenn Robin fliegt, dann als Lichtspiele über die Kulissen.
Nach der Premiere wartete die 6-jährige Julia, der „alles gefallen“ hat, geduldigst auf das Auftauchen der Schauspieler:innen, um sich von diesen Autogramme am Programmheft zu holen. „Ich war vorher noch nie in so einem großen Theater, nur in Schwechat im Theater Forum.“ Sie war so beeindruckt, dass sie fast sprachlos war, als sie dann Fabia Matuschek gegenüberstand. Die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verriet, „das ist auch erst mein zweites Autogramm, das ich gebe!“
„Der Geheme Garten“ wurde auch mehrfach verfilmt. Die Us-amerikanische-britische aus dem Jahr 1993 wird in einer deutschen Synchronfassung beim diesjährigen KinderFilmFestival gezeigt (13., 15. und 19. November 2023 – siehe Info-Box)
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