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Bildmontage aus Bildern der drei Gewinnerfilme: DAncing Queen, Große Träume und Drei Räuber und ein Löwe

And the Winners are…

Diesen Sonntag (26. November 2023) findet sozusagen die „Zugabe“ zum eben zu Ende gegangenen 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien statt: Die drei Gewinner-Filme werden nachmals – in den drei Festivalkinos gezeigt.

Die Kinderjury – Beitrag über sie am Ende dieses Berichts verlinkt – vergab den „Großen Preis“ an den norwegischen Film „Dancing Queen“.
„Der Tanzfilm rund um Mina hat uns ziemlich beeindruckt. Sie ist ein mutiges Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt und während des Films eine große Veränderung durchmacht, die auch an ihrer Kleidung zu erkennen ist“, beginnt die Filmkritik der Kinderjury.

Dieser Film überzeugte die jungen, kritischen Filmbetrachter:innen weiters durch eine fesselnde Erzählweise, die Themen wie Tanz, Body Shaming, Tod und Liebe anspricht. Die poppige Machart, trendige Outfits und herausragende Schauspieler*innen machen diesen norwegischen Film zu einem Highlight des Festivals.

Die Kinderjury vergibt seit Jahren aber auch einen eigenen UNICEF-Preis für jenen Film, der am besten/meisten Kinderrechte transportiert. Dafür wählten die jungen Juror:innen „Große Träume“ aus. Zwei der jungen Hauptdarsteller:innen aus Tschechien waren am Eröffnungswochenende sogar in Wien.

Die Jury befand, es handelt sich um einen unterhaltsamen Film, der den Zusammenhalt einer Kindergruppe in den Fokus rückt. Die Geschichte verdeutlicht eindrucksvoll verschiedene Kinderrechte, darunter das Recht auf Schutz vor Gewalt, das Recht auf Mitbestimmung und das Recht auf Freizeit und Spiel.

Der dritte Preis ist jener, den das Publikum mit den Kinotickets in jeweils einer der drei Röhren mit Smilies – lächelnd, neutral, und weniger gut – gewählt hat. Und dieser geht an den Animationsfilm (übrigens auch aus Norwegen) „Drei Räuber und ein Löwe“.

Lobende Erwähnungen

Die Kinderjury vergab neben ihren beiden Preisen auch zwei lobende Erwähnungen, und zwar an:
„Hühnerfarm“ aus Kanada für seine humorvolle und gleichzeitig spannende Geschichte, in der Kinder eine entscheidende Rolle spielen sowie
„Kokon und Schmetterling“ (Iran) für seine nachdenkliche Darstellung und den Einblick in eine andere Welt. Kinderrechte wie das Recht auf Bildung, ärztliche Versorgung und Mitbestimmung werden hier thematisiert.

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(Wieder) sehen

Die drei preisgekrönten Filme sind am Sonntag, 26. November zu sehen – siehe Infobox. UND: In der Steiermark (Graz, Kapfenberg, Leibnitz, Liezen) hat das 15. internationale Kinderfilmfestival erst am vergangenen Wochenende begonnen – und läuft bis 26. November 2023.

Die Kinderjury: Oliver (11 Jahre), Emma (12), Mathilda (11), Finni (12), Franzi (11), Ruth (13), Mia (11) im Foyer des Gartenbaukinos mit dem Plakat des Kinderfilm-Festivals

Cool, weil wir so viele Filme anschauen und darüber ausführlich reden

Mittwoch, 15. November 2023, mitten im 35. Internationalen Kinderfilm-Festival. Für Kinder und Jugendliche in Niederösterreich und Wien ist schulfrei – Leopoldi ist dem Landespatron Leopold (Markgraf Leopold III, ein Babenberger, der vor rund 900 Jahren lebte und „der Heilige“ genannt wird) gewidmet. Viele Kinder – und Eltern – nutzen dies, um sich einen der Filme aus verschiedensten Ländern der Welt anzuschauen und so ein bisschen die „Luft“ anderer Kulturen zu schnuppern.

Sieben Kinder schauten sogar zwei Filme an diesem Tag an – und in der ganzen Festivalwoche sogar neun. Emma, Finni, Franzi, Mathilda, Mia, Oliver und Ruth sind die heurige Kinderjury des Festivals. Sie schauen die Filme – jene, die für Sechs- bis 12-Jährige angegeben sind – nicht nur an, sondern sie diskutieren jeweils rund eine Stunde darüber. Dabei geht’s – wie Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… an diesem Mittwoch nach dem ersten Film miterleben durfte – um vielfältige Aspekte.

Bevor die Jurydiskutiert, schreiben alle ihre ersten Notizen ins
Bevor die Jury diskutiert, schreiben alle ihre ersten Notizen ins „Film-Tagebuch“

Filmheftchen

Doch bevor sie zu diskutieren anfangen, schnappt sich jede und jeder ein kleines Heftchen. „Filmtagebuch“ steht auf der Titelseite. Jedem der Filme sind zwei Seiten gewidmet – eine, um selber Gedanken zum jeweiligen Film zu notieren, auf der gegenüberliegenden sind oben zwei Zeilen mit je neun verschiedenen Smilies gedruckt. „Da können wir so viele auswählen wie wir wollen. Darunter laden Felder und „Wolken“ ein, die Lieblingsszene aufzuschreiben, was gefallen hat und was nicht und – darüber stöhnen einige verständlicherweise – den Film in drei Wörtern zu beschreiben.

Neben der gezeigten Geschichte, tauschen sich die jungen Filmjuror:innen auch über Kameraführung, Farben, Ton, Verständlichkeit, die einzelnen – wichtigsten – Figuren aus, darüber wie diese gespielt haben… Oder auch – wie bei „Kokon und Schmetterling“ (dem Mittwoch-Vormittagsfilm im Cine-Center, übrigens noch am 16. November zu sehen – siehe Infoblock) ob sie den Titel zum Film passend finden.

Foto aus
Bild aus dem Film „Kokon und Parvaneh“

„Kokon und Parvaneh“

In dem Film in einem kleinen Dorf im Norden des Iran darf das Mädchen Parvaneh (was übrigens zu Deutsch Schmetterling bedeutet) nicht in die Schule. Ihr Bein wurde bei einem Brand schwer verletzt, der Vater kann – und will – sie nicht in die weit entfernte Schule tragen. Außerdem scheint er nicht davon überzeugt, dass auch Mädchen Bildung brauchen und wollen. Der Nachbarsbub Yavar versucht zunächst vor allem heimlich Parvaneh beizubringen, was er schon in der Schule gelernt hat. So baut er ein „Becher-Telefon“, um von Fenster zu Fenster mit ihr reden zu können, hält Rechnungen auf Papier an seine Scheibe, sie haucht ihre Fensterscheibe an und malt die Ziffern nach…

Offenes Ende

Sehr oft fallen in diesem Film-Nachgespräch Worte wie „sehr süße, wie sich der Junge bemüht“, aber auch Sätze wie „sehr langgezogen, weil so wenig geredet wird“. Die Altersangabe „ab 7 Jahren“ finden praktisch alle Juror:innen für zu niedrig angesetzt. Sie selber, die alle – das ist Vorgabe für die Teilnahme – zwischen 11 und 13 Jahren sind, hätten selbst mit 8 Jahren wenig mit dem Film anfangen können. Ziemlich unzufrieden waren alle mit dem offenen Ende. Parvaneh darf doch wenigstens zur Prüfung in die Schule, der Vater schaut beim offenen Fenster rein – und nicht mehr so böse und grantig.

Die Jurorinnen und der Juror reden, wie sie selber die Geschichte weiterspinnen würden oder gerne hätten, dass sie fortgesetzt und dann anders geendet hätte.

Einige der jungen Juror:innen im Gartenbaukino
Einige der jungen Juror:innen im Gartenbaukino

Kinderrechte

Paula, die gemeinsam mit Annalies, für das Festival die Kinderjury begleitet, bittet, noch einen weiteren Gesichtspunkt zu diskutieren: Welche Kinderrechte werden denn in diesem Film angesprochen? Denn die Kinderjury vergibt nicht nur einen Preis für den ihrer Meinung nach insgesamt besten Film, sondern auch einen weiteren für den Film, in dem Kinderrechte am besten thematisiert werden.

„Dass alle Kinder ein Recht auf Bildung haben“ – kommt fast zeitgleich von allen Jury-Mitgliedern. Aber auch Gesundheitsversorgung. Denn als sich Yavar den Arm verletzt, behandelt ihn der Arzt, Parvanehs kaputtes Bein bleibt unbehandelt, weil der Vater dafür zahlen müsste. „Im Winter haben die Kinder nur dünnes Gewand“, ist einigen aufgefallen. „Und die Kinder haben gar keinen Raum für sich, keine Privatsphäre“.

Kinderjury auf der Bühne des Gartenbaukinos bei der Eröffnung des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals
Kinderjury auf der Bühne des Gartenbaukinos bei der Eröffnung des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals

Nachdenklich, dankbar

„Der Film macht sehr nachdenklich“, ist einer der Sätze, die Paula in den Laptop tippen soll. „Und dass wir viel dankbarer sein könnten, was wir hier haben, wenn diese Kinder nicht alle in die Schule gehen dürfen oder kein warmes Gewand.“ Beeindruckend fanden einige die Landschaftsaufnahmen.

Aus den Sätzen, die sie von der Kinderjury einsammelt, stellt sie Filmkritiken zusammen, die auf der Homepage des Festivals veröffentlicht werden – Link dazu am Ende des Beitrages.

Warum dabei?

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… wollte dann noch von den jungen Juror:innen wissen, was sie bewogen hat, Teil der Kinderjury zu werden, wie das nun ist und ob sie vorher schon über Filme (so intensiv) gesprochen hätten.

Da sich viele Aussagen decken, seien die Antworten gar nicht einzeln angeführt. Viele der Jury-Mitglieder haben ältere Geschwister, die schon Teil der jeweiligen Kinderjury waren. Was diesen sehr gefallen hat – und deren Begeisterung sich auf sie übertragen hat. Dass sie selbst schon mal in früheren Jahren beim Kinderfilm-Festival waren ist eine der Voraussetzung, da die Bewerbungen nur dort fürs jeweilige kommende Jahr abgegeben werden können.

Das meiste Wort das bei der Einschätzung fiel: Cool. Auf die Nachfragen, was das Coole sei, kam oft: Weil wir uns gemeinsam die Filme anschauen und dann darüber reden, man deshalb auf Dinge achtet, auf die man vorher nicht so geschaut hat. Vor der Jury-Tätigkeit sei nach Filmen höchstens über Handlung, vielleicht noch über Charaktere gesprochen worden, aber nie so viel auch über Kamera, Bilder, Dialoge, ob etwas logisch oder weniger ist, wie die Darsteller:innen spielen – immerhin sind bei allen Filmen des Kinderfilm-Festivals Kinder bzw. Jugendliche die Hauptdarsteller:innen. Jedenfalls ist große Begeisterung deutlich herauszuhören.

Erst als Anneliese und Paula zaghaft ansprechen, dass es doch auch ganz schön anstrengend sei, fällt den Mitgliedern der Kinderjury ein: „Ja, sehr zeitaufwendig ist es schon!“. Immerhin schauen sie in einer Woche neun Filme – samt ausführlicher Gespräche und Diskussionen darüber.

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kinderfilmfestival -> kritiken-der-kinderjury

Szenenfoto aus dem Film "Große Träume" (Děti Nagana /Kinder Naganos)

Großteils eine wahre Geschichte verfilmt

Die ersten Sekunden des Films bleiben schwarz, nur die Stimme eines Sportreporters ist zu hören. Eine sehr aufgeregte noch dazu, die sich fast überschlägt. Hier wird das Original des Kommentators eines historischen Eishockeymatches eingespielt: Tschechien gegen Kanada bei den Olympischen Winterspielen im japanischen Nagano 1998. Österreichs nördliches Nachbarland hat nicht nur dieses Halbfinal-Spiel, sondern später auch das Finale gegen Russland gewonnen und damit Gold geholt.
Aber im Halbfinale gegen Kanada wurde der Tormann Dominik Hašek zum Helden, weil er im Penalty-Schießen kein Tor zugelassen hat.

Szenenfoto aus dem Film
Szenenfoto aus dem Film „Große Träume“ (Děti Nagana /Kinder Naganos)

Die Folgen

Die ersten Bilder des Films „Große Träume“ (im tschechischen Original: Děti Nagana /Kinder Naganos) blenden dann in eine Schulklasse, die das Match verfolgt, jubelt und bei Dom, einem der Schüler, den Traum auslöst, selber Eishockey-Tormann werden zu wollen. Und genau darum dreht sich der knapp mehr als 1 ½-stündige Film. Der ist übrigens noch am Dienstag, 14. November, 15 Uhr im Rahmen des Kinderfilm-Festivals zu erleben – im Cinemagic in der Wiener Urania.

Kurzauftritt des echten Helden von Nagano

Doms Stiefvater macht den Buben ständig runter, nichts traut er ihm zu, verdonnert ihn ständig dazu, ihm bei Arbeiten im Garten zu helfen, er lässt ihn gar nicht zum Hockey-Training – mit Tennisbällen, weil Sommer ist. Er schleicht sich doch immer wieder weg, beim ersten Spiel – gegen deutlich ältere und noch dazu eingespielte Jungs – verliert Doms Team, in dem mit Katka auch ein Mädchen mitspielt. Aber… – natürlich kommt’s zu einer Wendung, ein Film lebt schon auch von Spannung. Mehr sei nicht verraten – oder doch eines noch: Der oben genannte seinerzeitige Held von Nagano, der damalige Torhüter Dominik Hašek hat einen Kurzauftritt im Film – und in Tschechien kennen ihn viele, wahrscheinlich nicht weniger als in Österreich den Fußballer Hans Krankl, der noch immer – obwohl heuer schon 70 Jahre geworden – besonders für seine zwei Tore gegen Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 (!) in Cordoba bekannt ist.

Szenenfoto aus dem Film
Szenenfoto aus dem Film „Große Träume“ (Děti Nagana /Kinder Naganos)

Besuch zweier Hauptdarsteller

„Ungefähr zu 80 Prozent ist die Geschichte wahr. Es ist die vom Regisseur (Dan Pánek), der auch das Drehbuch geschrieben hat“, sagt der 13-jährige Tom Brenton (volle Vornamen Tomáš Ríchard). Er spielt den schon genannten Dom. Und er war gemeinsam mit Fabian Šetlík, der in die Rolle des wichtigen Mitspielers des Hockeyteams Dvořka schlüpfte, am Eröffnungs-Wochenende des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien. Nach dem Film beantworteten die beiden viele Fragen von Kindern – und einigen Erwachsenen – im vollbesetzten Kino-Saal. Und schon vor dem Film durfte Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… die beiden – auf Englisch – interviewen (KiJuKu hatte vom Festival den Film – mit englischen Untertiteln – vorher bekommen, im Kino wurde über das tschechische Original – wie bei allen internationalen Filmen des Festivals der Text, vor allem die Dialoge, live Deutsch eingesprochen.

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Zu dem Interview mit den beiden jungen Hauptdarstellern geht es hier unten.

KiJuKU-Interview mit Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Cine-Center, wo der Film im Rahmen des Internationalen Kinderfilm-FEstivals (auch) gezeigt wurde

Konnten uns gut in die Rollen der Hockey-Jungs reinfühlen

Tom Brenton (volle Vornamen Tomáš Ríchard) spielt in „Große Träume“ (im tschechischen Original: „Děti Nagana“ / Kinder Naganos) Dom, den Torhüter im Hockey-Team, für den der reale tschechische Eishockey-National-Tormann Dominik Hašek DAS Vorbild ist. Sein bester Freund ist Dvořka. Diesen spielt Fabian Šetlík. Die beiden 13-Jährigen aus Prag waren am Eröffnungs-Wochenende des 35. Internationalen Kinderfilm-Festivals in Wien. Zum ersten Mal ohne den Regisseur, mit dem sie schon bei anderen Kinderfilmfestivals waren. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… durfte die beiden interviewen.

KiJuKU: War es dein erster Film?
Tom Brenton: Es ist mein dritter Film, aber es war meine erste Hauptrolle.

KiJuKU: Was waren die beiden anderen Filme?
Tom Brenton: Im ersten Film „Vlastníci“ (einer Komödie) hab ich nur eine sehr kleine Rolle, da komm ich nur ungefähr fünf Minuten vor, der zweite war ein Dokumentarfilm.

KiJuKU: Wie alt warst du beim ersten Film?
Tom Brenton: Ich hab mit neun Jahren mit Film-Schauspiel begonnen.

KiJuKU: Wie kam’s vor vier Jahren dazu, dass du begonnen hast für Filme zu spielen?
Tom Brenton: Ein Freund meiner Schwester hat in Filmen gespielt. Meine Schwester wollte das dann auch. Als sie zu einer Casting-Agentur gegangen ist, war ich dabei und sie haben mich gefragt, ob ich mich auch bewerben will. Wir haben gesagt: Warum nicht. Und zwei Monate später wurde ich für den ersten Film eingeladen.

Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Kino - auf der Leinwand der Trainer des Film-Hockey-Teams
Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Kino – auf der Leinwand der Trainer des Film-Hockey-Teams

KiJuKU: Wie waren die ersten Drehs – vor der Kamera, warst du nervös oder happy?
Tom Brenton: Es war sehr interessant. Da waren so viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler – also viele kannten sie, ich kannte nur Jiří Lábus, er ist ein in Tschechien sehr bekannter Schauspieler. Ich bin mit meiner Mutter angekommen – die war voll fasziniert von den vielen bekannten Darsteller:innen, ich hatte von den meisten keine Ahnung.
Natürlich war ich nervös, aber schon am zweiten, dritten Tag hatte sich das gelegt, weil alle so nett waren.

KiJuKU: Wie war das mit den vielen, ewig langen Wartezeiten, bis du selber dran warst oder auch damit, eine Szene drei, vier Mal oder noch öfter wiederholen zu müssen?
Tom Brenton: Anfangs war das schon ein bisschen nervig, aber dann hab ich mich schnell auch daran gewöhnt. Da der Film ungefähr zu 80 Prozent die echte Kindheit des Regisseurs Dan Pánek zeigt – also genau meine Rolle -, konnte er mir immer wieder gut und genau erklären und erzählen, wie er sich in der jeweiligen Szene wirklich gefühlt hat. Das hat mir für mein Schauspiel sehr viel geholfen. So konnte ich mich reinfühlen in die Figur des Dom. Und es ist gelungen so zu spielen, als wäre da gar keine Kamera und nicht all die Leute vom Film, sondern nur meine Freund:innen und ich und wir spielen ein Match.

KiJuKU: Wie war es, so einen Buben zu spielen, der vom Stiefvater ständig runtergemacht wird, dem so viel misslingt?
Tom Brenton: Daran hab ich gar nie gedacht, ich hab mich konzentriert auf den Dom, der immer versucht, sein Bestes zu geben.

KiJuKU: Es war dein dritter Film, ist das dein Berufswunsch, Filmschauspieler zu werden?
Tom Brenton: Schon, ich liebe das, weil es wirklich jeden Tag – obwohl wir um ½ 6 oder 6 Uhr früh aufgestanden sind – ein so schönes Gefühl war, zum Dreh zu gehen oder fahren. Alle waren so nett und freundlich. Der Regisseur hat auch keinen Druck gemacht, sondern wir hatten auch viel Spaß bei den Dreharbeiten. Es gab immer gute Stimmung. Es war wie ein Sommer-Camp von Montag bis Freitag (insgesamt 26 Drehtage).

KiJuKU-Interview mit Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Cine-Center, wo der Film im Rahmen des Internationalen Kinderfilm-FEstivals (auch) gezeigt wurde
KiJuKU-Interview mit Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Cine-Center, wo der Film im Rahmen des Internationalen Kinderfilm-FEstivals (auch) gezeigt wurde

KiJuKU: Hast du „nur“ für Filme gespielt oder auch auf Theaterbühnen?
Tom Brenton: Noch nie im Theater, und ich denke, das wäre auch nichts für mich. Vor der Kamera fühl ich mich wohl. Wenn etwas nicht gleich passt, kann ich’s wiederholen. Das geht im Theater nicht, das macht mehr Druck, würde mich nervös machen. Und wenn ich nervös bin, ist mein Mund wie verschlossen, dann krieg ich kein Wort raus.
Da käme ich fast in eine Situation wie Dom nach dem ersten Match, das sie haushoch verloren haben. Da wollte er zuerst gar nicht mehr spielen. Ich fürchte, das würde mir dann am Theater passieren.

KiJuKU: Was machst du gern in der Freizeit?
Tom Brenton: Ich spiele seit neun Jahren Eishockey in Prag.

KiJuKU: Neun Jahre, das heißt du hast mit vier Jahren begonnen, wowh!
Tom Brenton: Naja, das ist jetzt meine neunte Saison, das heißt ich hab zwischen vier und fünf Jahren begonnen.

KiJuKU: Und bist du in deinem Team Tormann?
Tom Brenton: Nein, ich spiele Verteidiger.

KiJuKU: Wie oft in der Woche trainierst du?
Tom Brenton: Wir trainieren vier Mal in der Woche und einmal haben wir Match.

KiJuKU: Daneben geht sich Schule noch aus?
Tom Brenton: Der Trainer stimmt den Zeitplan auf die Schule ab.

Die beiden Hauptdarsteller des Films - in Dressen des Film-Hockeyteams - im Kino beim Q & A mit dem Publikum
Die beiden Hauptdarsteller des Films – in Dressen des Film-Hockeyteams – im Kino beim Q & A mit dem Publikum, links: Fabian Šetlík, rechts: Tom Brento

Fabian Šetlík: Schon an professionellen Theater gespielt

KiJuKU: Auch an dich als erste Frage, war das dein erster Film?
Fabian Šetlík: Für mich war’s der erste Film, aber ich hab davor schon oft und viel im Theater gespielt – und in einigen TV-Werbungen.

KiJuKU: Theater hast du in der Schule gespielt oder auch auf anderen Bühnen?
Fabian Šetlík: In professionellen Theatern spiele ich in Stücken für kleine Kinder.

KiJuKU: Wie war für dich der Wechsel vom Theater zum Film?
Fabian Šetlík: Das war eine komplette Umstellung für mich. Hier konntest du manches mehrmals wiederholen, womit es perfekter wird.

KiJuKU: Bevorzugst du eines der beiden und willst du weiter sowohl im Theater als auch für Filme spielen?
Fabian Šetlík: Ich mag beides, aber jetzt bevorzuge ich schon Film-Schauspiel ein bisschen.

Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Kino - auf der Leinwand der Trainer des Film-Hockey-Teams
Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Kino – auf der Leinwand der Trainer des Film-Hockey-Teams

KiJuKU: Warum?
Fabian Šetlík: Weil du etwas nochmals spielen kannst, wenn’s nicht so gut war.

KiJuKU: Du willst auch Schauspieler werden?
Fabian Šetlík: Ich liebe Schauspiel, aber ich sehe mich selber nicht als späteren Berufs-Schauspieler, sicher wird es nicht meine zentrale Karriere.

KiJuKU: Was schwebt dir als Berufsweg vor?
Fabian Šetlík: Ich weiß es noch nicht genau, aber ich liebe Mathematik und Zahlen – irgendetwas in diese Richtung möchte ich vielleicht machen. Oder Physik, Wirtschaft…

KiJuKU: Was machst du gern in deiner Freizeit?
Fabian Šetlík: Seit sechs Jahren spiele ich Tennis und seit einem halben Jahr geh ich auch noch klettern und bouldern.

KiJuKU: Mit deiner Rolle im Film – Dvořka, Mitspieler im Hockeyteams – warst du zufrieden?
Fabian Šetlík: Ja, er ist ja der beste Freund von Dom – also dem Regisseur als der jung war.

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KiJuKU-Interview mit Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Cine-Center, wo der Film im Rahmen des Internationalen Kinderfilm-FEstivals (auch) gezeigt wurde
KiJuKU-Interview mit Tom Brenton (im Film Dom) und Fabian Šetlík (m Film Dvořka) im Cine-Center, wo der Film im Rahmen des Internationalen Kinderfilm-FEstivals (auch) gezeigt wurde
Szenenfoto aus "Der geheime Garten" im Renaissancetheater (Theater der Jugend, Wien): Jonas Graber als Colin und Fabia Matuschek als Mary

Außenseiterkinder finden in einem verboten Stück Natur zu sich und zueinander

„Der geheime Garten“ nach dem Roman von Frances Hodgson Burnett in einer Neuinszenierung der Stückfassung von vor 18 Jahren im Theater der Jugend (Wien).

Drei rund zehnjährige Kinder entdecken den geheimen, ja sogar verbotenen Garten im weitläufigen Anwesen von Lord Craven. Es wird ihr verschworener Treffpunkt, in dem sie aufblühen – und mithelfen, den seit Jahren vernachlässigten Garten auch wieder zum Blühen zu bringen.

Das ist kürzest zusammengefasst der Kern des seit wenigen Tagen im Renaissancetheater, dem großen Haus des Theaters der Jugend in Wien, laufenden Stücks „Der geheime Garten“. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frances Hodgson Burnett (1911 erstmals veröffentlicht als The Secret Garden). Und recycelt die Stückfassung des Direktors aus der Saison 2005/06, allerdings unter neuer Regie (Nicole Claudia Weber), die den Fokus noch stärker auf die gewandelte Mary legt – überzeugend stark gespielt von der noch sehr jungen Fabia Matuschek.

Verpflanzt, verboten

Der Garten ist geheim – und verboten. Niemand darf ihn betreten, so will’s Lord Craven. Es war der Lieblingsort seiner vor zehn Jahren verstorbenen Ehefrau. Gleich alt ist sein Sohn Colin, dem eingeredet wird, dass er sterbenskrank ist und nur im Bett liegen muss/darf.

Zu diesem Lord wird nun die zehnjährige Nichte Mary Lennox nach Misselthwaite Manor „verpflanzt“. Sie ist in Indien aufgewachsen, wo die britischen noblen Eltern nie Zeit für die Tochter hatten. Nun sind sie außerdem gestorben – im Roman an Cholera, im Film sowie der Version im Theater der Jugend bei einem Erdbeben.

Rascher Wandel

Wie auch immer, sie wurde in Indien von Hausangestellten vorne und hinten bedient, nicht einmal selber anziehen musste/konnte sie sich. Mit sanftem, liebevollem Druck durch ihre nunmehrige englische Bedienstete Martha Cunningham (sehr herzlich und überzeugend Christine Tielkes) vollführt sie rasch Schritte in Richtung Selbstständigkeit. Ihre frühere zickige Sturheit scheint hingegen das richtige Gesundungsmittel für den ständig ins Bett und in ein Korsett verbannten Colin (Jonas Graber) zu sein. Er ist der zehnjährige Sohn des Lords, den der Sohn aber fast nie zu Gesicht bekommt. Bei Colins Geburt starb dessen Mutter, für die der besagte Garten der Lieblingsort war. Weshalb Craven (Valentin Späth) – hier differenzierter als im Roman dargestellt – an einer Art gebrochenem Herzen leidet, den Sohn nur nachts, wenn dieser schläft, besucht und an den Garten nicht erinnert werden will.

Der mit den Tieren spricht

Dritter im Bunde der Kinder ist Dickon (Haris Ademovic), Marthas jüngerer Bruder (und nicht wie hier zunächst irrtümlich gestanden ist, Kindern). Er ist DER Freund aller Pflanzen und vor allem Tiere sowie bei (fast) allen Menschen sehr beliebt. Er hilft Mary, die ihn als erstes ins Vertrauen zieht, bei der Restaurierung des Gartens, in den sie später auch Colin, anfangs im Rollstuhl bringen. Die frische Luft, das Wachsen und Gedeihen im Garten lässt auch Colin schnell gesunden.

Gegenspielerin ist die hier noch heftiger als im Roman hartherzig und autoritär gezeichnete Chefin des Lord’schen Personals, Mrs. Medlock Karoline-Anni Reingraber (die im Übrigen auch die indische Ayah, das Kindermädchen Marys in den allerersten Szenen spielt). Die droht Mary angesichts deren Widerständigkeit mit Abschieben ins Erziehungsheim. Worauf ihr Colin „Asyl“ unter seinem Bett gewährt. Medlock droht übrigens auch dem Gärtner Ben Weatherstaff (Frank Engelhardt), der erst heimlich und dann offen zum Verbündeten der Kinder wird, mit Kündigung.

Eingebauter Wickel

Aber natürlich gibt’s ein Happy End. Weil aber offenbar die von der Autorin Frances Hodgson Burnett angelegte rein positive Entwicklung der Figuren zu wenig dramatisch erschien, baute Thomas Birkmeir, Autor der Stückfassung, einen Konflikt ein – Dickon verliebt sich in Mary und es kommt, obwohl Colin ja ihr Cousin ist, zu einer Eifersuchts-Rauferei im Garten. Wobei sie beide nicht auf Mary hören, die klipp und klar sagt: „Ich gehöre nichts und niemandem!“

Den Wickel hätte es gar nicht gebraucht, das Ensemble – zu dem noch Uwe Achilles (Soldat bzw. Diener) zählt, spielt derart spannend, dass auch die Jüngsten im Publikum durchgehend – zwei Stunden (eine Pause) drangeblieben sind. Eine Vierjährige (angesetzt ab 6) meinte zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… „mir hat alles gefallen“, besonders beeindruckend in Erinnerung geblieben ist ihr eine der allerersten Szenen, als „das Bett von Mary so gewackelt hat und zusammengebrochen ist“ (beim Erdbeben).

Bühnenbild und Kostüme beeindruckten

Pauline (12) fand das Stück „sehr toll, besonders gefallen haben mir die Bühne (Judith Leikauf, Karl Fehringer) und die Kostüme (Nina Holzapfel, Julia Klug). Erstaunt war ich, dass nur so wenige Leute gespielt haben.“ Das fand auch die elfjährige Filis: „Wirklich so wenige Leute – das hat sich nach viel mehr angefühlt. Und die Kostüme waren echt urcool!“

Eine bisher nicht genannte Figur ist das Rotkehlchen Robin, das Mary den Weg zum Schlüssel – und zu Gefühlen für ein Lebewesen – zeigt. Robin wird als Stabpuppe von unter dem Boden aus geführt und hüpft so am Bühnenrand manchmal auf und ab. Wobei es da leider für einen Großteil des Publikums nicht zu sehen ist. Wenn Robin fliegt, dann als Lichtspiele über die Kulissen.

Julia (6) holt sich ihr erstes Autogramm - von Fabia Matuschek, die großartig di Mary Lennox spielt
Julia (6) holt sich ihr erstes Autogramm – von Fabia Matuschek, die großartig di Mary Lennox spielt

Erste Autogramme

Nach der Premiere wartete die 6-jährige Julia, der „alles gefallen“ hat, geduldigst auf das Auftauchen der Schauspieler:innen, um sich von diesen Autogramme am Programmheft zu holen. „Ich war vorher noch nie in so einem großen Theater, nur in Schwechat im Theater Forum.“ Sie war so beeindruckt, dass sie fast sprachlos war, als sie dann Fabia Matuschek gegenüberstand. Die Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verriet, „das ist auch erst mein zweites Autogramm, das ich gebe!“

Foto aus dem Kinofilm
Foto aus dem Kinofilm „Der geheime Garten“ (1993)

Übrigens demnächst: Verfilmung (1993) beim KinderFilmFestival

„Der Geheme Garten“ wurde auch mehrfach verfilmt. Die Us-amerikanische-britische aus dem Jahr 1993 wird in einer deutschen Synchronfassung beim diesjährigen KinderFilmFestival gezeigt (13., 15. und 19. November 2023 – siehe Info-Box)

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