Neugierig schaut die schwarze – oder auch nur schwarz gezeichnete – Katze vom Giebel eines Daches auf ein Hügelchen hinter Häusern gegenüber. Dort sitzt ein offenbar alter, ergrauter Bär auf einer Bank und schaut recht traurig zu Boden. Das ist die erste Doppelseite des poetischen und berührenden Bilderbuchs „Wenn der Wind vom Meer erzählt“ – geschrieben und illustriert von Sonja Stangl.
Der Bär war hier neu aufgetaucht. Die Menschen kamen, bestaunten ihn, wollten mit ihm reden – aber er reagierte nicht. Sie machten sich zwar den einen oder anderen Gedanken, weshalb; ob es an der Sprache, an seinen Ohren oder woran auch immer liegen könnten. Blieben dann aber aus.
Außer einem Kind, das zur Ich-Erzählerin ab der dritten Doppelseite wird. Sie bastelt aus Karton eine Art große, offene Tüte. So wird ihre Stimme wie in einem Megafon lauter, der Bär kann sie hören. Zum ersten Mal erhellt sich seine Miene, die beiden kommen ins Gespräch.
Und der Bär beginnt davon zu erzählen, dass er vor allem die Geräusche der Natur vermisse, seit er nicht mehr gut hören kann. Das Kind dreht einfach den Trichter um und so kann der Bär nicht nur sie, sondern auch wieder den Wind, das Wasser und noch viel mehr wunderbare Geräusche und Töne vernehmen – und er nimmt die Erzählerin mit in den Wald, an den Bach, ans Meer, in den Regen.
Da es sich um kein Hörbuch handelt, erklingen all diese Geräusch natürlich nicht direkt aus den Buchseiten, aber über die kurzen, knappen Texte und die eindrucksvollen Bilder, entstehen vielleicht in deinem Kopf die beschriebenen und gezeichneten Töne – so du solche selber schon einmal gehört hast. Wenn nicht, ist es vielleicht ein Anlass, sich aufzumachen in die Natur und ihr zu lauschen. Vieles davon bleibt dann sicher „ewig“ lang in dir hängen wie es vielleicht auch Gerüche sind, selbst wenn du dann nicht an diesem oder jenem Ort weilst.
So ergeht’s dem Kind im Buch auch am Ende als der Bär eines Tages nicht mehr da ist: „Obwohl sein Platz jetzt leer war, hatte Bär mein Leben voller hinterlassen.“
Draußen scheint die Sonne, der Himmel ist wolkenlos blau. Das freut Emma nicht so wirklich. Sie hat vor wenigen Tagen zu ihrem Geburtstag einen coolen gelben Regenmantel mit Kapuze geschenkt bekommen.
Doch Emma kümmert das nicht viel. Sie schlüpft dennoch in ihr Geschenk und führt es sozusagen aus. Ihre Mutter gibt zu bedenken, dass Leute auf der Straße und dem Spielplatz komisch schauen und reagieren könnten.
Und tatsächlich schauen einige Menschen – in diesem Bilderbuch sind es nur Erwachsene – nicht gerade freundlich erstaunt (Text: Kashi Grobe; Übersetzung aus dem Englischen: Isabel Abedi). Den gezeichneten ganz unterschiedlichen Kindern (Andrea Stegmaier) ist’s egal, sie schaukeln, turnen oder spielen unbeeindruckt weiter in der Sandkiste.
Auch im Kindergarten nehmen ihre Kolleg:innen Emma wie bisher und lassen sie auf dieser Doppelseite Schnurspringen. Erwachsene fragen das Mädchen nach dem Regen, als Emma mit ihrem Vater, der sie vom Kindergarten abgeholt hat, einkaufen geht.
Emma ist nicht nur selbstbewusst und steht dazu, das anziehen zu wollen, was ihr gefällt – und nun ist es eben das Geburtstagsgeschenk -, sondern sie ist auch schlagfertig und hat spontan humorvolle Antworten auf die Regen-Frage.
Und klar, irgendwann kommt die Zeit, in der auch andere Regenjacken, -mäntel und -schirme brauchen. Emma ist da längst vorbereitet 😉
Das Buch trägt übrigens noch einen Untertitel – „eine Geschichte über Selbstvertrauen“, also ob sich das nicht von selber aus Text und Bildern von selber ergeben würde.
kijuku_heinz
„Hoch den Zusammenhalt, nieder mit der Hetze!“ schallte es über den Wiener Heldenplatz. Samstagnachmittag strömten – trotz strömenden Regens – Tausende Demonstrant:innen aller Altersstufen hierher. Es war die zweite unter dem Motto „Demokratie verteidigen – gegen Rechtsextremismus“ innerhalb von zwei Monaten.
Ausgangspunkt im Jänner war das von der Plattform Correctiv aufgedeckte Geheimtreffen bekannt gewordenen Rechtsextremer mit Konservativen als Plan massenhafter Deportierungen von Menschen aus Deutschland – sogar mit deutscher Staatsbürger:innenschaft.
Und da in diesem Jahr, in dem in vielen Ländern – und in der EU insgesamt das Parlament gewählt wird – Koaltionen mit rechtsextremistischen Kräften drohen, fanden sich für die jüngste Demonstration sogar mehr als 100 Organisationen, Vereine, Initiativen zusammen.
Tenor war aber nicht nur gegen, sondern vor allem eben für: Zusammenhalt, Gemeinsamkeit, Solidarität, Verteidigung der Demokratie. Was natürlich auch gegen – Hetze und Rechtsextremismus bedeutet.
In der sehr verspielten Art einer „Wettershow“ verschafft der Schauspieler Moritz Alfons dem Publikum – ob sehr jungen Kinder oder Erwachsenen – viele Wowh-Momente. Staunen. Verzauberung.
Zu Beginn im zweiten Raum der Lok-Remise in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes St. Gallen (Schweiz), dem Hauptspielort des Festivals „jungspund“, liegt er schlafend auf dem Boden unter einer dunklen Decke. Der Morgen naht, die Decke zieht sich zurück. Komm bleib noch ein bisschen, liebe Nacht, sagt er in etwa – auf Bern-Deutsch. Weshalb der Rezensent es nur erahnen kann 😉
Aber bald ist’s dann doch Zeit aufzustehen, er verstaut die „Nacht“ in einem Schrank und wünscht ihr angenehme Schlafenszeit. Er selbst zieht sich hektisch an, das Radio schaltet sich ein. Der Wetterbericht für diesen Tag hält alles bereit – vom strahlend blauen Himmel mit Sonnenschein über bewölkt bis Regen und sogar Schnee. Also notiert sich der Spieler in „Was macht ds Wätter?“ alles, um die entsprechenden Kleidungsstücke vorzubereiten.
So liebevoll wie er die Nacht in Form der dunklen Decke zur Ruhe legt, so überraschend holt er aus einem metallenen Koffer einen gelben Sitzball und pumpt ihn auf, um daraus zunächst mit der Sonne zu spielen bevor er sie hoch oben auf der Leiter platziert. Einer Kiste lässt er eine große blaue Decke entsteigen, die in seinen Händen zur Tänzerin wird und dann auf der Wäscheleine als der strahlende Himmel erscheint.
In ähnlicher Manier und doch immer wieder verblüffend erweckt der Spieler Objekte zu lebendigen Elementen verschiedener Wettersituationen – bis hin zu Sturm, Blitz und Donner. Watteähnliche Dinge schweben als Mobile an Angel-ähnlichen Stäben als Wolken über dem Geschehen. Nur der Regen, der will – obwohl im Radio angesagt – nicht in Erscheinung treten. Da scheint die Heimat des Regens, eine Gießkanne Schabernack mit dem Spieler zu treiben, zieht ihn kreuz und quer über die Bühne, verwandelt sich in eine Spritzkanne und … – nein alles sei nicht verraten – vielleicht, ja hoffentlich landet diese wunderbare, be- und ver-zaubernde 3/4 -stündige Show ja auch einmal in deiner Nähe – es gibt, so wurde Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… anvertraut – auch eine standard- oder hochdeutsche Version. Das verrieten Emily Magorrian und Luzius Engel nach der vielumjubelten Show.
Die beiden hatten die Idee und auch Regie geführt. Entwickelt haben die beiden das Stück gemeinsam mit dem oben schon genannten Schauspieler, der auch für die Musik(auswahl) sorgte. Den immer wieder auch verspielten Text steuerte Matto Kämpf bei. In die Passagen mit den Wetternachrichten baute er immer wieder skurrile scheinende Werbespots ein wie „das Wasser widmete ihnen…“ Nach der Vorstellung wurde dem Reporter versichert, solche seien „nur“ aus der Wirklichkeit Schweizer Privatradios entliehen.
Bühne und Objekte, die anfangs wie eine Art unaufgeräumtes Zimmer wirken und zu einem ganzen Tag im Freien mit unterschiedlichsten Witterungen werden, schuf – ebenso wie die Kostüme – Linda Rothenbühler. Fast die ganze Dauer hindurch lässt das Stück die Zuschauer:innen in ein Spiel eintauchen, wie es Kinder sich durchaus auch ausdenken können, wo aus Laden, Kisten, Tüchern ganze Fantasiewelten entstehen.
PS: Als hätten die Festival-Organisator:innen einen „Draht nach oben“ gab’s am ersten Tag als gespielt wurde Sonnenschein und am zweiten Schneefall!
Follow@kiJuKUheinz
Compliance-Hinweis: Die Berichterstattung kann nur erfolgen, weil das Festival „Jungspund“ Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … für fünf Tage nach St. Gallen eingeladen hat.
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