Zwei kulinarische Entdeckungen am Rande des Wiener Kultursommers; erstere biologisch, regional, plastikfrei.
Der Wiener Kultursommer bringt/brachte (bis 15. August 2021) nicht nur rund 2000 Künstler:innen auf rund eineinhalb Dutzend Bühnen quer über die Stadt verteilt, sondern auch – trotz insgesamt nicht allzu üppigen Gastro-Angebots (insgesamt rund 20 wechselnde Gastronom:innen meist an den größeren Standorten) mindestens zwei spannende kulinarische Schmankerln.
Der Name legt schon das Programm nahe. Nancy und Manolito Taubmann haben sich – und Pommes – neu erfunden und bieten gar nicht so kleine Speisen unter dem Motto „Fries for Future“ an, derzeit bei der Bühne Oberlaa.
„Wir haben viele Jahre lang ein Strand-Café an der Alten Donau betrieben“, erzählen die beiden, während sie handgeschnittene biologische Erdäpfel in Bio-Sonnenblumenöl frittieren, dem Reporter. Das allein wär’s aber noch nicht, was den Anklang an Fridays For Future rechtfertigen würde.
„Wir waren von dieser Bewegung so angetan, dass wir ein Jahr lang ein einem neuen Gastro-Konzept für uns getüftelt haben“, so Nancy, geborene Schneeberger und mit den beiden bekannten Musikern Diknu und Joschi verwandt. „Es sollte alles regional und biologisch sein“, setzt sie fort. „Und es sollten mehr als nur Pommes Frites werden, richtige kleine Menus“, ergänzt Manolito. „Pommes kennen und mögen alle, ob Kinder oder Erwachsene.“
Mit hausgemachtem warmen Szegediner Kraut, Speck usw. – als Hungarian Fries. Oder mit Basilikum Pesto, Rucola, Paradeisern Oliven, Parmesan und Balsamico-Creme als Italienische, mit Avocado, Rucola, Radieschen und Chiasamen als vegane Fries. „Auch bei den Fisch- und Fleisch-Pommes sind unsere Toppings sehr gemüselastig“, so die Taubmanns.
Weiters derzeit auf der Speisekarte noch griechische, jamaikanische, bayrische oder Hawaiian Fries. Immer alles frisch zubereitet, weitgehend biologisch und so weit möglich regional. „Die Erdäpfel kommen von einem Biobauern in Niederösterreich.
Die Speisekarte ist international, so wie wir als Sinti, sagt Nancy. Tochter Vivian (18) steht vor der Abschlussklasse in der BAfEP (BundesAnstalt für Elementarpädagogik und erzählt, „meine Diplomarbeit mach ich über Roma und vor allem Sinti in Österreich von 1938 bis heute“. Wenige Tage vorher (am 2. August) hatte auf dem Ceija-Stojka-Platz in Wien-Neubau die Gedenkveranstaltung für den Völkermord an Roma und Sinti durch den Hitler-Faschismus stattgefunden.
„Außerdem war von Anfang an klar, dass wir kein Plastik verwenden“, sagt Nancy So sind die Gäbelchen aus Holz und die Schüsserln biologisch abbaubar. Eigentlich könntest du die essen“, so Manolito, „nur sie schmecken halt nach Nichts!“
Und zumindest die ungarische Variante verkostet: Das ist wirklich eine Speise. Die Pommes haben nichts mit den klischeehaft klassischen gatschigen Bäder-Pommes zu tun, sind knackig aber nicht hart und haben Geschmack. „Vorsicht vorm kleinen sehr scharfen Chili“ – diese Warnung serviert Nancy mit dem liebevoll zubereiteten Schüsselchen mit. Nicht ohne die Tochter zu bitten, eines ihrer Musik-Videos auf dem Handy zu zeigen und zu Gehör zu bringen. Fantastische Stimme. „Nach der Matura will ich auch Musik studieren“, so Vivian. Als Sängerin wird sie Suhni genannt, das bedeutet Traum in Sintadikes, einer der Sinti-Sprachen. Bruder Laurent (9) ist nicht nur als Rapper gestylt, das ist auch sein bevorzugtes musikalisches Ding.Die Familie runden an diesem Sonntagvormittag neben der Bühne in Oberlaa noch die vierjährige Niala-Fee (Niala heißt übrigens Sommer in Sintadikes) und Oma Rosa – „ich bin aus Kärnten“ – ab.
Eine weitere Gastro-Entdeckung beim Kultursommer Wien: Ein kleiner, roter Moped-Roller mit aufklappbarem Anhänger wird zur „Würstelbude“ und serviert von der Wilden bis zur Wiener Hilde. Der Name geht auf die Großmutter der Firmengründerin zurück, die hieß Hildegard Wurst und hatte den Spitznamen „Wurst-Omi“, weil sie der Enkelin immer schmackhafte entsprechende Speisen zuschob. Dabei hatte sie beruflich mit ihrem Nachnamen rein gar nichts zu tun.
2012 kam die Gründerin aus New York zurück und begann, von den mobilen an jeder Ecke Würstelständen der US-Großstadt inspiriert, mit dem roten Moped samt Anhänger ein ähnliches Business in Wien aufzuziehen. Das ist behördlich aber hierzulande nicht so einfach. Damit verlegte sie sich auf mobiles Catering.
Das betrieb sie bis 2018 und dann übernahm der jetzige Besitzer, Daniel Stopper, Fahrzeug samt Würstlkocher im Anhänger. Gemeinsam mit Jovanka Djokić setzten die beiden weiter auf eher geschlossene Firmen- und private Feiern, benannten jedoch die exotischen Hot-Dog-Namen der Vorbesitzerin in eine neue Linie um: „Der Name Hildegard Wurst ist schon so treffend, dass wir einfach eine Hilde-Serie daraus gemacht haben – neben den schon genannten wie Wilde und Wiener noch Curry und Scharfe bzw. Hilde Classic“, so Stopper zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr …
Und diese Art der Hot Dogs, eben mehr als einfach Frankfurter in ein Weckerl reingesteckt und dazu Senf oder Catch-Up, bewogen Verantwortliche des Wiener Kultursommers bei „Hildegart Wurst“ anzufragen, ob das Moped nicht an einigen Orten – Karl-Marx-Hof und Neu-Marx – die Kreationen mit Röstzwiebel, Spezialsenf, Hot Chili-soße usw. verkaufen wolle.
Auch wenn die Homepage bewusst Retro-Charme versprüht, geht Hildegard Wurst mit der Zeit – und bietet sämtliche Hilde-„Hot-Dogs“ auch vegetarisch an.
„Die Bio-Bergkäse-Käsekrainer und die Bio-Currywurst sind von einer regionalen Bio-Wurstmanufaktur und die dazu gehörenden Semmeln sind auch biologisch – von Joseph Brot“, teilt Stoppe auf Journalisten-Anfrage mit und bedauert „Die Hotdogs sind nicht BIO. Ich hab trotz intensiver Suche noch keinen gefunden, der die Hotdog-Würste oder die Hotdog-Brötchen in Bio-Qualität liefern kann.“
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