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Rote Herzen der Solidarität
Rote Herzen der Solidarität
01.02.2025

Pfiffe, Sprech-Chöre, rote Hände und Herzen

Hunderte solidarisierten sich Samstagmittag in Wien mit den Protesten in Serbien gegen die Verantwortlichen des Bahnhofdach-Einsturzes in Novi Sad. Mehr als 100 Fotos, zwei Videos.

Ohrenbetäubender Protestlärm aus Hunderten Trillerpfeifen erfüllte die kleine, fast versteckte Ölzeltgasse beim Heumarkt in Wien-Landstraße Samstagmittag. Aus allen Seiten vor allem aus Richtung Stadtpark strömten ununterbrochen Menschen vor die serbische Botschaft. Viele hatten handgeschriebene (lateinisch und kyrillisch) und gemalte Plakate mitgebracht. So manche hatten auf die Plakate rote Handabdrucke gemalt, andere reckten ihre mit roten Handschuhen überzogene Hände in die Höhe und den Kameras entgegen.

Um 11.52 wurde es besonders laut. Pfiffe und Sprech-Chöre unter anderem „Vučiću odlazi“ – der Name des Präsidenten dieses Landes mit der Aufforderung „geh (weg)!“ erinnerten an die 15 Toten von Novi Sad (ca. 70 Kilometer von Beograd entfernt). Die Protestbewegung in Serbien – und die Solidaritätsaktionen in anderen Ländern geben sich nicht zufrieden mit dem „Bauernopfer“ des Rücktritts von Premierminister Miloš Vučević.

Kurz nach dem lautstarken Höhepunkt wurden alle Demonstrant:innen zu Schweigeminuten gebeten – im Andenken an die 15 Getöten.

Korruptionsvorwürfe

Am 1. November des Vorjahres war genau zu diesem Zeitpunkt das Vordach des Bahnhofes dieser 300.000-Einwohner:innen-Stadt eingestürzt und hatte die eineinhalb Dutzend Menschen unter sich begraben, darunter ein fünfjähriges Kind. Bald danach begannen Proteste, die sich nach und nach auf ganz Serbien ausweiteten. Der Vorwurf an Regierungs- und Staats-Spitze: Korruption und mangelnde Bau-Aufsicht bei der Renovierung des Bahnhofes im Zuge der Kooperation mit China.

Ghandi-artig

Getragen wurde und wird – nach einem Generalstreik in der Vorwoche gab es Ende dieser Woche einen Protestmarsch von der Hauptstadt (Belgrad) nach Novi Sad – werden die Aktionen vor allem von Studierenden. Und dies äußerst friedlich. Sogar als – mittlerweile zum dritten Mal – Gegner:innen der Proteste mit Autos in Demonstrationen fuhren, wurden weder diese Autos noch deren Fahrer:innen attackiert. Dafür wurden sie – wie Ende Jänner der Dramatiker Sinisa Kovačević auf „X“ twitterte kollektiv für ihren Ghandi-artigen Protest für den Friedensnobelpreis dieses Jahres nominiert.

So friedlich reagierten die Protestierenden in der Ölzeltgasse auch auf zwei nationalistische Männer, die die Kundgebung missbrauchten und mit entsprechenden Fahnen den Kosovo für Serbien reklamierten. Cool down ersuchten sie die beiden wenigsten ihre Sprechchöre einzustellen.

Für Hündin Dona

Bei der Kundgebung vor der serbischen Botschaft nahmen nicht zuletzt aufgrund des fünfjährigen Todesopfers in Novi Sad auch so manche Kinder mit eigenen handgeschriebenen Plakaten und roten Kartonherzen teil. Und Marina hatte sogar ihrem Hund Nika ein Plakat umgebunden: „Für Dona – wir geben nicht auf!“ Denn auch eine Hündin namens Dona wurde bei einer der Demonstrationen in Serbien von einem gegnerischen Autofahrer niedergeführt und getötet.

Der Tod der Hündin und die Proteste „verzögerten“ Mitte dieser Woche auch den Beginn der Oper „Der Barbier von Sevilla“ im Nationaltheater Belgrad, weil das Orchester im Chor das Gedicht „Protest“ von Nikola Radošević vortrug.

2. Generation wünscht der 3., dass sie nicht auch die Heimat verlassen muss
2. Generation wünscht der 3., dass sie nicht auch die Heimat verlassen muss

Damit nicht auch noch die nächste Generation abhauen muss

Marina, ihre Schwester Andrea hatten aber auch Plakate, dass sie als Tanten der zweiten Generation in Wien, ihrer Nichte Sofia in Serbien wünschen, dass sich dieses Land unter der Protestbewegung so demokratisiere, dass Sofia nicht auch noch ihre Heimat verlassen muss. Lilijana, die Mutter der beiden längst erwachsenen Schwestern, hatte ein anderes Plakat geschrieben – mit einem seit Kurzem weit verbreiteten Spruch, der Bezug darauf nimmt, dass auch die Schüler:innen streiken – und bewusst einen Fehler in des Spruch einbaut 😉

Shame on you und Vorbilder

Außerdem unter anderem zu sehen englischsprachige Losungen wie Schande an hochrangige Politiker:innen der EU, die eher auf Seiten der Herrschenden als jener der Protestierenden Sebiens stehen. Ein anderes Plakat wies darauf hin, dass gerade die protestierenden Studierenden in Serbien Europa deren eigene Werte lehren…

kijuku_heinz

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instagram -> nominiert für den Friedens-Nobelpreis

orf.at -> Proteste in Novi Sad