Stefano Bernardin schlüpft in einer „one man show“ in alle zentralen Rollen in Shakespeares „Hamlet“ und lässt nebenbei Aktuelles anklingen. Neue Termine Ende Jänner und Anfang März 2022.
Der Anfang ist das Ende und doch wiederum ein Anfang. Der Vorhang im Akzent Theater hebt sich. Zum Vorschein kommt der Schauspieler Stefano Bernardin (Regie: Hubsi Kramar) in der Rolle des Hamlet. Freeze im Moment des tödlichen Degenstichs.
Und von da an läuft in seinem Kopf in wenigen Augenblicken der Großteil seines Lebens ab – fürs Publikum in rund eineinhalb Stunden – sehr dicht, sehr klar von einer in die andere Rolle switchend mit vielen witzigen Momenten. Der verzweifelte Prinz, mit einer billigen Krone, breitbeinig, proletenhaft sein Onkel Claudius, der sich zum König machte, indem er seinen Bruder, Hamlets Vater, vergiftete. Im Komplott mit Hamlets Mutter Gertrude, die nun Claudius‘ Frau wird. Oder den speichelleckenden Claudius-Berater Polonius, Vater von Ophelia, unerfüllte Liebe Hamlets.
Und dann noch seine Jugendfreunde Güldenstern und Rosenkranz, die ihn verraten. Die beiden zuletzt Genannten werden, bei ersterem schaltet Bernardin auf Stimme und Tonfall Falcos, kommen als immer wieder auflockerndes Karikaturen-Duo zu oftmals auch nur Sekunden-Auftritten. Zu kurz kommen in dieser „Hamlet“-Version allerdings die Frauen, noch dazu fast nie selbst, sondern nur vom jeweiligen Gegenüber angespielt.
Der Allein-Unterhalter des Abends, der natürlich auch noch die Schauspieler-Truppe, die Claudius einen Spiegel seiner Tat vorspielt, mimt, überzeugt aber auch noch mit mehreren fulminanten Schlagzeug-Soli, balladenartigen Liedern zur Akustik-Gitarre und zornigen E-Gitarren-Einlagen.
Und so nebenbei sorgt der eine oder andere Satz, manchmal auch nur ein Wort, etwa „Unschuldsvermutung“ für aktuelle Anklänge an skrupellose Machtspiele, die (nicht nur) Hamlet verzweifeln lassen. Bei der Premiere gab’s zwischendurch mehrmals Szenenapplaus und am Ende minutenlange standing ovations.
Die nächste Vorstellung fällt dem Lockdown zum Opfer, jene am 16. Dezember könnte sich ausgehen, so die Sperre für Geimpfte wie versprochen ab 13. Dezember wieder aufgehoben wird. Außerdem sind noch zwei Vorstellungen im Jänner, eine am Vormittag, geplant. Sollten dann Schulen wieder Ausflüge machen dürfen, eine gute Gelegenheit. Immerhin meinten sogar erfahrene Theaterbesucher:innen nach der Premiere, jetzt hätten sie den Hamlet ganz verstanden.
von William Shakespeare
mit Stefano Bernardin
Regie und Idee: Hubsi Kramar
Fassung: Stefano Bernardin
Sounddesign: SteinHof Musikproduktion GmbH
28. Jänner 2022, 19 Uhr
29. Jänner 2022, 19.30 Uhr
11. März 2022, 10 Uhr
Theater Akzent: 1040, Theresianumgasse 18
Telefon: 01 501 65-0
Theater Akzent -> Hamlet