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Aleyna Bice, Lajean Aziz und Laura Jevtić mit programmierten Robotern
Aleyna Bice, Lajean Aziz und Laura Jevtić mit programmierten Robotern
11.04.2022

Roboter programmieren, Künstliche Intelligenz und Techno-Feminismus

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … auf Lokalaugenschein bei zwei Projekten der Schulen des BFI Wien. Ca. 90 Fotos.

Bevor’s in die Spezialausstellung über „Künstliche Intelligenz“ im Technischen Museum Wien geht, zeigen Jugendliche der 1AK der Handelsakademie des BFI (BerufsFörderimgsInstitut) dem Reporter – und anderen Fotografen unter anderem in der Schule selbst zusammengebaute und programmierte Roboter. Laura Jevtić hält ein Gefährt aus Lego-Bausteinen in Händen und erklärt, „das Programm funktioniert auch ähnlich wie Lego-Bausteine oder ein Puzzle. Du ziehst und schiebst Elemente hinter- oder ineinander. Der Roboter soll dann eine schwarze Linie entlangfahren.“

Coding, Coding …

Klar, seien beim Programmieren immer wieder auch Fehler passiert, gestehen sie und ihre beiden Kolleginnen Aleyna Bice und Lajean Aziz. „Aber in einer Stunde waren wir mit dem Coding (Programmieren) fertig.“

Eine aufs erste unscheinbare Kugel konnten Klassenkolleg:innen mit Hilfe einer handy-App gezielt über den Boden steuern und sie in verschiedenen Farben aufleuchten lassen. Ein anderes „Ding“ läuft nur am SmartPhone. Die oben schon genannte Laura Jevtić zeigt ein Video mit animierten Pandas, „das hab ich mit PocketCode programmiert“.

Vom Flötenautomaten vor 170 Jahren …

Dann geht’s in die genannte Schau. Ein rund ein Meter hoher Roboter könnte auch begrüßen – mit der Frage, ob er seine Vorfahren präsentieren darf. Bei einem „Nein“ bleibt er stehen, bei „Ja“ fährt er zu Vitrinen, in denen unter anderem ein „Flötenspielautomat“ aus dem Jahr 1849 steht. Vor 172 Jahren funktionierte diese Maschine in Menschengestalt über ein Uhrwerk und Druckluftschläuche. Nach dem Spiel einiger Melodien, konnte dieser Automat sich aus einer sitzenden Position erheben, den Kopf neigen und mit den mechanischen Augen rollen.

… bis Rembrandt-Bild und Potter-Kapitel

Im Falle der Exkursion dieser Schulklasse wurde sie allerdings von einer menschlichen Vermittlerin durch die Ausstellung geleitet, immerhin geht’s dabei auch einige Stockwerke über Stufen hinauf. Bis hin zu Kunstwerken, bei denen es schwer fällt, drauf zu kommen, ob sie von Menschen oder schon von programmierten Maschinen, also Künstlicher Intelligenz, erschaffen worden sind. Dazu zählt ein Rembrandt-Selbstportrait – gespeist aus digitalisierten Bildern des berühmten Malers und ein Harry-Potter-Kapitel.

Techno-Feminismus

Die Schulen des BFI – die ursprünglich von Berufsförderungsinstitut kommende Abkürzung wird seit geraumer Zeit mit den drei Wörtern Bildung. Freude Inklusive „übersetzt“ – verschreiben sich nicht nur der Förderung von Vielfalt, sondern hinterfragen klischeehaftes Rollenverhalten. So programmieren Schülerinnen und Burschen der IT-Schule des BFI beschäftigten sich in einem mehrwöchigen Projekt – beginnend am internationalen Frauentag (8. März) mit Techno-Feminismus. Knapp vor den Osterferien stellte etwa Olivier Ansari seine Recherchen über Viktorija Moskajova vor, die nach ärztlichem Pfusch auf Prothesen angewiesen war und sich für High-Tech-Varianten solcher entschied und als Viktoria Modesta sich damit in der Öffentlichkeit immer wieder präsentiert.

Vielfalt

Im Schnelldurchlauf ließ Setara-Anna Lorenz, die gemeinsam mit Elisabeth Lehner (beide von Bildungsgrund“) die Workshops (vom OeAD finanziert) zu Techno-Feminismus leitete, noch Präsentationen anderer Schüler durchlaufen, etwa über die Geschichte und Bedeutung der Regenbogenfahne als Symbol für Vielfalt. Zum Projektabschluss war auch die Quantenphysik-Uniprofessorin Beatrix Hiesmayr in die IT-Schule des BFI gekommen. Sie war in ihrem Fachgebiet damals fast die einzige Studentin und ist heute als Professorin noch immer eine Ausnahme.

Vielfalt lag/liegt vor allem Jan Zoder am Herzen. Immer wieder brachte er sich in die Diskussion ein mit dem Wunsch: „Menschen sollten doch danach beurteilt werden, wie sie sind und nicht wie sie aussehen, welches Geschlecht oder Religion sie haben“. Sein Kollege Seyed Parwizi, ursprünglich aus Afghanistan geflüchtet, erzählte davon, dass in seiner geflüchteten Großfamilie mehr Frauen akademisch gebildet sind.

Chat-Bot zu FakeNews

Gegen Vielfalt wird oft mit Vorurteilen und Ideologie vorgegangen und Fakten ignoriert. Um (besser) zu erkennen, was Fake News generell sind, hat Philipp Raab aus dieser IT-Klasse einen Chat-Bot mit Antworten auf häufig gestellte Fragen dazu programmiert. Noch läuft er auf Desktop-Computern und Tablets deutlich besser als auf Handys. „Das Thema wird immer wichtiger, finde ich“, so der 16-Jährige zu Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … „ich war neugierig, wollte selber mehr erfahren, hab mich mit Quellenangabe beschäftigt und diesen Chat-Bot programmiert. Den reicht er beim Wettbewerb Youth-Hackathon ein.

Seit drei Jahren codet der Jugendliche, „mit 13 hab ich begonnen, zuerst mit Websiten-Programmierung, dann hab ich mehrere Programmiersprachen gelernt, jetzt gerade C++“. Täglich sitzt er auch außerhalb der Schulzeit am Computer und beschäftigt sich mit Codes. „Den Chat-Bot hab ich vom Design her an WhatsApp angelehnt, weil das viele Jugendliche kennen.“ Fragen können auch akustisch gestellt werden und so manche Tippfehler bei geschriebener Eingabe kann Raabs Chat-Bot ignorieren. „Dabei kann der Chat-Bot auch immer wieder dazu lernen“, bringt der Schüler KI, also Künstliche Intelligenz, auf den springenden Punkt.

Follow@kiJuKUheinz

Chatbot-Programmierung in der 1bDV | Schulen des BFI Wien (schulenbfi.at)