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Montage aus Fotos aller fünf Finalprojekte der Kategorie "Engineering I"
Montage aus Fotos aller fünf Finalprojekte der Kategorie "Engineering I"
14.06.2022

Anatomisch angepasste Patschen, ein Rüttelstuhl und …

… weitere auch technische ausgereifte Projekte in der Kategorie Engineering I bei Jugend Innovativ 2021/22 – der vorletzte Beitrag in der Serie über alle 35 Projekte, die es ins Bundefinale geschafft haben.

Brauchst du Einlagen in deinen Schuhen, weil du Plattfüße oder andere Fehlstellungen hast, die ein gesünderes, besseres Gehen unterstützen, so stehst du bisher über viele Stunden des Tages an. Es gibt kaum Hausschuhe, in die einlagen passen. Das gilt aber nicht nur für daheim, in vielen Schulen herrscht Patschenpflicht. Das war für Leo Probst und Bernhard Böhm der Ausgangspunkt für die Entwicklung neuartiger und damit gesünderer Hausschuhe, die sie „PantoPlus“ nannten. Und damit den Sieg in der Kategorie Engineering I beim nunmehr 35. Schulbewerb Jugend Innovativ in die HTBLA Eisenstadt holten. Vielleicht noch nie haben zwei Projekte aus dem Burgenland zwei Kategorien gewonnen – mit ihrer „vertikalen Windkraftanlage“ haben Michael Strudler und Andreas Strommer das nachhaltigste Projekt abgeliefert (Kategorie Sustainability).

Das Pantoffel-Duo hat ein Verfahren entwickelt, bei dem du deine Einlegesohle mitbringst, die wird eingescannt. Über eine automatisierte CNC-Fräse wird ein hölzerner „Pantoletten-Rohling“ erstellt. Im Schuhgeschäft deiner Wahl wird daraus ein Hausschuh – mit sozusagen eingebauter Einlage, also anatomisch richtig „angegossen“. Das Verfahren ist in der Patentierungsphase, die beiden Jugendlichen haben Kontakt mit einem traditionsreichen Holzschuhunternehmen aufgenommen, die nun den digitalen Zwischenweg einbauen, um passgerechte „Patschen“ herzustellen, die natürlich auch modisch sein dürfen 😉

Rüttel-Stuhl

Der Gesundheit dient auch die Erfindung von Tobias Unterweger, Felix Sterner und Alexander Neuwirth (beim Gespräch und Foto mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … verhindert) aus der HTL Wolfsberg (Kärnten). Ein Trick der Tante einer der drei sportbegeisterten Schüler brachte die Jugendlichen auf die Idee, etwas Schlaueres zu erfinden, den „Faszienrollen-Stuhl“.

Faszien sind Weichteilkomponenten des Bindegewebes, die bei Massagen durchgeknetet werden (sollen). Als Hilfsmittel – so keine Masseurin/kein Masseur zur Verfügung steht, gibt es sogenannte Faszienrollen. Die besagte Tante, selbst Leichtathletik-Trainerin, ist draufgekommen, wenn sie ihre Waden nach dem Training auf die Waschmaschine legt, wenn die gerade in Betreib ist, werden die Beine richtig gut und richtig durchgerüttelt.

In Zusammenarbeit mit Mediziner:innen und Sportwissenschafter:innen entwickelte das sportliche und technische Schülertrio einen Sessel mit vielen Rollen im Rücken-, Oberschenkel- und Wadenbereich, die über Motoren bewegt werden – und mittels einer – auch von den Jugendlichen programmierten – SamrtPhone-App (Bluetooth-Verbindung) leicht und flexibel zu steuern sind.

Segelflieger abschleppten

Bisher braucht es ganz schön viel Kraft – und vielleicht sogar noch mehr Geschick, um Segel- und andere Kleinflugzeuge auf Flugplätzen in oder aus dem Hangar zu schieben. Nicht selten kommt’s zu kleinen Zusammenstößen. Dem wollen vier Jugendliche der HTL Rennweg (Wien) ein Ende bereiten. Johannes Swientek, Tobias Rubitzko, Christoph Zill und Manuel Valenta entwickelten mit TOWY Hard- und Software einer fernsteuerbaren Abschlepp-Vorrichtung.

Valenta, selbst Pilot eines Segelflugzeugs, brachte die eingangs genannten Probleme als Aufgabenstellung mit in die Gruppe, die daraus ihr Diplomprojekt machten. Die Vorrichtung, in die das Bugrad des Flugzeugs eingehängt wird, funktioniert mit einem Antrieb auf Raupen-Kettenbasis. Dadurch kann sich „Towy“ auch im Stand drehen, was die Rangierrichtungen flexibler gestaltet.

„Der Prototyp“, so das Quartett zum Reporter, „muss noch optimiert werden.“ Im Optimalfall wollen die vier Maturanten „Towy“ letztlich dazu bringen, sogar vollautomatisch, also autonom den Flieger – kollisionsfrei – abzuschleppen – in die Park- oder Flugposition.

Powerpaste

Aus der selben Schule arbeiteten Tobias Laun, Daniel Lueger, Fabian Reicher, Maximilian Hrdina und Mohammed Shah daran, ein anderes Problem anzugehen. Wasserstoff wird als eines der Mittel zur sauberen Lösung von Energiefragen angesehen. Größte Herausforderung noch immer ist die mögliche Speicherung. Hrdina und Shah erklären Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … den Zugang des Quintetts. „Powerpaste“. Die, so gestehen sie von vonrherein „haben wir nicht erfunden, die gibt es, allerdings ist sie kaum erhältlich. Sie würde aber andere sehr kostspielige und höchst komplizierte Verfahren zur Speicherung von Wasserstoff erleichtern und verbilligen, so die Erkenntnisse aus den theoretischen Überlegungen und Versuchsanordnungen der fünf Jugendlichen. Der Strom, im Idealfall aus erneuerbaren Energien wie Sonne oder Wind erzeugt, wird in dieser Paste sozusagen gesammelt. „Unser System hat eine Steuerungs-Unit, einen Behälter für diese Powerpaste sowie eine Brennstoffzelle, einen Wasserbehälter und einen Reaktionsbehälter. Wenn der Strom dann gebraucht wird, kommt Wasser zur Paste, wodurch Wasserstoff freigesetzt wird. Mit Hilfe der Brennstoffzelle können wir so Strom erzeugen, der in einen Akku fließt – und über den verwendet wird.

Weiter, nicht schneller

Bei Autorennen geht es nicht immer nur darum, wer das Fahrzeug schneller über einen Kurs lenken kann. Umweltschutzgedanken und Nachhaltigkeit haben längst auch andere Bewerbe erschaffen – etwa einen für „verbrauchsarme Fahrzeuge“. Gewinnt, wer mit möglichst wenig Energie am weitesten kommt. Dabei geht es nicht nur um den idealen Antrieb. Es kommt auch auf die Konstruktion an, je windschlüpfriger, aber auch je leichter, desto und so weiter…

Alexander Ploy, Vanessa Pugl-Pichler, Michael Bäuchler, Paul Sommer, Niko Serdar und Dominik Hohla von der HTBLuVA Salzburg entwickelten nicht die bisherigen Fahrzeuge weiter, sondern „erfanden“ ihr Vehikel neu. „Wir arbeiten jetzt an der dritten Generation so eines Autos. Seit zehn Jahren beteiligt sich unsere Schule an dem Bewerb. Aus umweltfreundlichen Materialien haben wir uns eine „Gitter-Rohr-Konstruktion überlegt, die wir dann mit einer reißfesten, dünnen Folie bespannen, wie sie auch im Flugzeugbau verwendet wird.“

Ihr Fahrzeug, das – so gestehen die sechs Jugendlichen ein – noch nicht einsatzbereit ist, nannten sie Scorpion. „Es ist ein Forschungsprojekt, an dem im nächsten Schuljahr ein anderes Team weiterarbeiten wird. Ziel ist, dass 2023 ein Team aus unserer Schule bei dem Wettbewerb mitfahren kann.“

Follow@kiJuKUheinz

INFOS: WAS? WER?

Kategorie Engineering I bei Jugend Innovativ 2021/22

1. Preis: PantoPlus (HTBLA Eisenstadt, Burgenland)
Einlagen in Patschen, das geht nicht. Zwei burgenländische Schüler haben daher eine intelligente Fertigungseinheit gebaut, mit der direkt im Schuhfachhandel ein orthopädischer Hausschuh maßgefertigt werden kann.

2. Preis: Faszienrollen-Stuhl, HTL Wolfsberg

3. Preis: Towy, HTL Rennweg

Anerkennungspreise

Neuentwicklung des Elektrorennfahrzeugs Scorpion, HTBLuVA Salzburg
H2Charge – Die Energieversorgung der Zukunft, HTL Rennweg

Der Bewerb

Am österreichweiten Schulwettbewerb Jugend Innovativ haben seit der Gründung vor 35 Jahren bisher mehr als 11.000 Projekt-Teams mit rund 60.000 beteiligten Jugendlichen teilgenommen. Der Bewerb wird im Auftrag der Ministerien für Arbeit und Wirtschaft (noch heißt es offiziell Digitalisierung und Wirtschaftsstandort), Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) abgewickelt.

Für Platz 1 gibt es 2000 €, der zweite Preis bringt 1.500 Euro ein, die Drittplatzierten bekommen jeweils 100 Euro und schließlich entfallen auf die Anerkennungspreise auch noch je 500 €.

Jugend Innovativ