„Krieg der Welten“ in einer spannenden, berührenden aktualisierten Version im Theater der Jugend. Hoffentlich bald. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … war bei einer der Endproben und führte Interviews mit Schauspielerinnen, dem Regisseur und dem Theaterdirektor.
Marsbewohner landen auf der Erde. In kriegerischer Absicht. Sie sind der Menschheit technisch haushoch überlegen und gewinnen den „Krieg der Welten“. Herbert George Wells (meist abgekürzt H. G. Wells), englischer Science-Fiction-Autor, veröffentlichte dieses Buch 1898. Der Roman sorgte in einer Hörspielversion in den USA im Jahre 1938 für Irritationen, weil einige dachten, das alles würde sich in echt abspielen. Was allerdings nicht stattgefunden hat ist eine Massenpanik von der später oft die Rede/Schreibe war.
Wells dachte den Roman als Kritik an kolonialistischen Eroberungen des britischen Königreiches, aber auch am Umgang der Menschen mit der Natur. Der Autor lässt die Hauptfigur, seinen forschenden Erzähler, mehrmals sinnieren, dass die Eroberung und der brutale Umgang der Marsianer mit den Menschen jenem gleiche, mit der Menschen sich die Erde untertan machen. So „nebenbei“ sorgen die Mars-Mensch-Maschinen für heftiges Pflanzenwachstum eines roten Gewächses, an deren Bakterien sie jedoch dann selbst zugrunde gehen.
Ranken solcher roter Blätter dominieren das Bühnenbild in der Version des Theaters der Jugend im kleineren der beiden Häuser in Wien (Theater im Zentrum in der Liliengasse). Die Natur-Erholung wird hier sogar zum Schutz überlebender Menschen – in einem Gewächshaus voller Orchideen. Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … durfte eine der Endproben des Stücks besuchen. Alle Beteiligten stehen sozusagen in den Startlöchern und warten nur darauf, was Wien sagt. Ob ab 19. Mai gespielt werden darf.
Aus der Hauptfigur hat Regisseur Jethro Compton, der eine eigene Fassung geschrieben hat (Deutsch von Birgit Kovacsevich) drei Personen gemacht, drei jugendliche Frauen aus dem hier und jetzt. Drei unterschiedliche Typinnen, die erst durch heftige Konflikte untereinander zu einer Fluchtgemeinschaft werden. Ihr heftiger Wickel in der Schule bringt ihnen gemeinsames Nachsitzen ein. Währenddessen erfolgt der Angriff der Marsianer…
Laura (Maria Astl) attackiert Amira (Soffi Povo) rassistisch, reißt ihr das Kopftuch vom Haupt. Julia (Johanna Hainz) versucht Amira zu verteidigen, die das wiederum fast als übergriffig bevormundend empfindet. Und diese drei müssen nun um ihr Leben rennen. Immer wieder kommt es zum Streit nach der besten, vernünftigsten Fluchtvariante. Ein Konflikt jagt fast den nächsten. Und immer mehr begreifen sie, was und wie auch immer, wenn überhaupt, dann können sie nur überleben, wenn sie zusammenhalten.
Je länger sie miteinander unterwegs sind, desto mehr bauen sie Vorurteile gegen die anderen ab. Und das beschränkt sich nicht darauf, dass Laura ihren Rassismus hinterfragt. Auch Amira – die sich in mehreren Einzelszenen an die eigene Flucht vor Krieg – auch wenn unausgesprochen, offenkundig Syrien – erinnert, gesteht sich und den anderen beiden ein: Ich habe nie nach meiner verschollenen Schwester Laila gesucht. Und Julia checkt, dass sie immer meinte, im Vollbesitz aller Wahrheiten zu sein und andere zu maßregeln.
Aus dem – in unterschiedlichen Konstellationen – Wir/Ihr-Gegensatz wird ein: Trotz und bei allen Unterschieden gemeinsames Wir. Das hoffentlich auch nach der Überwindung der Bedrohung von außen bleibt …
Neben dem beeindruckend spielenden Trio überzeugen noch Enrico Riethmüller als ein Bursch namens Adam, der zeitweise zum Trio dazustößt und sich schließlich opfert, Valentin Späth als herrschsüchtige Soldat sowie Uwe Achilles vor allem als Orchideen-Gewächshaus-Betreiber. In unterschiedlichen Konstellationen treten die genannten Männer auch als erzählende Forscher auf.
Bühne (Diana Zimmermann), Kostüme (Andrea Bernd), Licht (Lukas Kaltenbäck und ein ganzes Team) sowie Musik (Jonny Sims) runden diese „Krieg der Welten“-Version (Dramaturgie: Sebastian von Lagiewski) zu einer sehr gelungenen Produktion aus Spannung, mitfiebern, nachdenklicheren Phasen ab. Und Staunen darüber, was trotz aller Aktualisierungen schon im mehr als 120 Jahre alten Original angelegt war.
Hier unten geht’s zu den Interviews
Alle drei Rollen sich gleichwertig, spannend und interessant
Aliens als fremde Außenseiter*innen
Theater lebt davon, dass die Akteur*innen in andere Rollen schlüpfen
Krieg der Welten
nach H.G. Wells
von Jethro Compton
Deutsch von Birgit Kovacsevich
Amira: Soffi Povo (Schweighofer)
Julia: Johanna Hainz
Laura: Maria Astl
Adam: Enrico Riethmüller
Soldat: Valentin Späth
Botaniker: Uwe Achilles
in weiteren Rollen: Ensemble
Regie: Jethro Compton
Bühne: Diana Zimmermann
Kostüme: Andrea Bernd
Licht: Lukas Kaltenbäck
Musik: Jonny Sims
Dramaturgie: Sebastian von Lagiewski
Assistenz und Teilinspizienz: Charlotte Morschhausen
Teilinspizienz: Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz: Lisa Rodlauer
Wann & wo?
Bis 21. Juni 2021
Theater im Zentrum: 1010 Wien, Liliengasse 3
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