Im Zirkus des Wissens der Linzer Universität läuft derzeit ein Stück zum Thema Zeit, entwickelt vom Landestheater.
Es läutet, klingelt, schrillt… Wecker auf Rädern rollen über den Bühnenboden – und im Hintergrund über die Projektionswand. Kaum hat die Schauspielerin den einen und anderen zum Schweigen gebracht, meldet sich schon wieder ein weiterer – in nun anderen Formen. Eines der Aufwachgeräte fliegt sogar durch den Raum, ein Propeller-Wecker. So beginnt die 1 ¼-stündige Wissenschafts-Show „Hast du Zeit?“ im „Zirkus des Wissens“.
Der steht am Ende des Geländes der Johannes-Kepler-Universität in Linz. In diesem zu einem Hörsaal mit steil ansteigenden Sitzreihen umgebauten alten Stadel soll Wissenschaft nicht in hochkomplizierten Fachsprachen, sondern einfach und doch spannend vermittelt werden – aus allen möglichen Fachgebieten und für alle Altersgruppen, nicht zuletzt Kinder.
Tausende Kinder eilen in – oft sehr heißen – Ferienwochen in Hörsäle, Labore und Ateliers von Universitäten. So wie praktisch alle Kinder viiiiiele Fragen haben, neugierig sind, wissen wollen, so stürmen sie Lehrveranstaltungen der Kinderuniversitäten. Dass ihnen die Freude am Lernen zu oft gerade in Schulen, die für Wissensvermittlung da sind, viel mehr sein sollten, genommen wird, ist tragisch.
Neben Wissenschafter:innen, die vor allem bei Kinderunis beweisen, dass sehr wohl komplexe Inhalte auch allgemeinverständlich dargeboten werden können, bereiten Künstler:innen so manches Thema auf. Die eingangs schon begonnene Zeit-Show wurde am Linzer Landestheater entwickelt. Isabella Campestrini, die den läutenden Weckern hinterherläuft, um sie abzuschalten, spielt eine Requisiteurin. Ihren Rollennamen Philomena gibt sie erst spät preis. Sie redet vor allem über Alex. Der sollte schon da sein und seinen Vortrag über Zeit halten (Inszenierung: Nele Neitzke & Ensemble, zu dem neben der genannten Schauspielerin noch Studierende für Informatik, Kommunikation, Medien sowie der Kunstuni – Namen und Details in der Infobox zählen).
Einstweilen will sie, weil sie schon bei Proben dabei war und den Ablauf kennt, das Publikum unterhalten, damit sich dieses nicht fadisiert. Klappt den Laptop auf, blendet Zwischentitel zu verschiedenen Abschnitten über Zeit samt Videos, Animationen und Bildern ein – und spricht mit dem Publikum darüber, wann die Menschen draufgekommen sind, wie Zeit zu messen – und von den Kindern bei der Premiere kommen immer wieder Antworten auf Fragen, hin und wieder auch Fragen selbst.
Hin und wieder läuft sie raus, um zu schauen, ob dieser Alex denn endlich schon gekommen sei – und „gesteht“ ein, dass sie ein bisschen – oder doch viel mehr – in ihn verliebt sei. Unter anderem schildert sie einen höchst romantischen Moment beim gemeinsamen in den Himmel schauen und Sterne beobachten. So „nebenbei“ transportiert sie Lichtgeschwindigkeit und dass das Sonnenlicht, das wir sehen da schon eine 8-minütige Reise hinter sich hat. Oder dass wir sozusagen in die Vergangenheit schauen, Sterne vielleicht schon gar nicht mehr existieren, wenn wir deren Licht sehen, das Millionen von Jahren unterwegs war.
Dass es nicht nur unser Kalenderjahr mit 365 bzw. in Schaltjahren 366 Tagen gibt und Kalender, die nicht mit dem 1. Jänner beginnen, sondern wechselnde Jahresanfänge und unterschiedliche Monatslängen. So befinden wir uns nach dem islamischen Kalender im Jahr 1444, dem jüdischen Kalender zufolge sind wir jetzt im Jahr 5783 – im Herbst startet 5784.
Ob der Alex noch kommt oder doch vergessen – oder vielleicht verschlafen hat – das sei hier natürlich nicht verraten.
Wissenschaft für Kinder
Ab 8 Jahren; ca. 1 ¼ Stunden
Von Nele Neitzke & Ensemble
Inszenierung: Nele Neitzke
Philomena: Isabella Campestrini
Visualisierungen: Nils Gallist*, Manuel Lattner*
Bühne & Kostüm: Ilona Eidinger**, Elisabeth Valerie Maurer**
Video: Stephanie Bergwinkl**
Sound: Pia Ina Hochstrasser**
Dramaturgie: Elias Lehner, Martin Schönbauer
Alex: Kevin Bianco
Dr. Kofler: Univ.-Ass. DI Dr. Johannes Kofler
* Studierende der Fachhochschule (FH) Oberösterreich, Fakultät für Informatik, Kommunikation, Medien, Fachbereich Digital Arts, Prof. Jürgen Hagler
** Studierende der Kunstuniversität Linz im Rahmen der Lehrveranstaltung Stage-Design bei Stefan Brandtmayr
Bis 17. Mai 2023
Zirkus des Wissens
Johannes Kepler Universität: 4020 Linz, Altenberger Straße 69 (Endstation Straßenbahnlinien 1 und 2 – ca. ½ Stunde vom Bahnhof entfernt)
Telefon: 0732 2468 0
Eintritt: Spenden, um jenen, die sich einen Eintritt nicht leisten könnten, den Besuch von Veranstaltungen im Zirkus des Wissens zu ermöglichen.