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Szenenfoto aus "Bajka o tihom princu i tužnoj princezi" ("Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin") nach Hans Christian Andersens "Der Schweinehirt"
Szenenfoto aus "Bajka o tihom princu i tužnoj princezi" ("Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin") nach Hans Christian Andersens "Der Schweinehirt"
07.04.2024

„Armer“ Prinz und superreiche Prinzessin

Gastspiele aus Mittel- und Südosteuropa im Wiener Figurentheater Lilarum – mit anschließendem pädagogischem Sprachenprogramm.

Drei längliche Tische stehen auf dem Podest vor der Bühne im Wiener Figurentheater Lilarum – jeweils mit weißen Tüchern bedeckt. Als so ziemlich alle auf ihren Plätzen sitzen, wuchtet eine Hand von hinter den Tischen einen grünen Baum auf den mittleren Tisch, dazu einen alten Wecker, noch einen Baum und noch einen… Dann erscheint unter dem mittleren Tisch ein Gesicht, irgendwie erinnert seine Schminke an die eines Clowns. So, offenbar auf dem Boden unter dem Tisch liegend, beginnt er sich mit den Kindern zu unterhalten. Was sie da machen, worauf sie etwa warten… – auf Serbisch.

Das nach dem serbischen Journalisten und (Kinderbuch-)Autor Duško Radović (1922 – 1984) benannte „Malo pozorište“ (kleines Theater) aus Beograd (Hauptstadt Serbiens) gastierte in Wien-Landstraße und spielte ein Stück nach dem weniger bekannten Märchen „Der Schweinehirt“ von Hans Christian Andersen: „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ (Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin).

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Charmant gespielt unperfekt

Mladen Vuković schlüpfte hin und wieder in die Rolle des „stillen“ Prinzen eines kleinen Königreiches am Rande – des einen Tisches. Vor allem aber verlieh er dessen Figur ebenso wie den weiteren Figuren in dem Stück seine Stimme – und seine Hände, um sie zu bewegen. Hin und wieder fällt eine Figur um, oder irgendwo runter – obwohl sicher nicht jedes einzelne „Missgeschick“ genau geplant ist, gehört es dennoch – wie KiJuKu nachher anvertraut wurde, dazu. Es passt zum Charakter des Harlekins und macht einen Teil des Charmes dieses Spiels aus und sorgt immer wieder für Lacher. Da der Harlekin die Szenerie rund um den „armen Prinzen“ und die superreiche Prinzessin bald nach Beginn in die Atmosphäre einer Art Zirkusmanege verwandelt, holt er sogar wilde Tiere – als Spielfiguren, die sich auf dem Plattenteller eines alten tragbaren drehen…

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Die Märchenvorlage

Sehnsüchtig schaut der Prinz in Richtung einer mächtigen Schloss-Anlage – aus Karton-Häusern und -Türmen am Ende des dritten Tisches. Dort wohnen der mächtige Kaiser, seine Tochter, Hofdamen und, und, und… Der Prinz ist im Vergleich dazu arm, aber reich an Kreativität und Zuwendung. So pflegt er einen Rosenstrauch, der nur alle fünf Jahre blüht. Und auch da trägt sie nur eine Rose, die jedoch so intensiv und betörend riecht, dass es nicht nur eine Freude ist, sondern sie auch Sorgen vertreiben kann. Diese sowie eine Nachtigall, die alle Melodien der Welt singen konnte, ließ er ins Kaiserschloss liefern, um sich um die Prinzessin zu bewerben.

Doch diese verabscheute Rose und Vogel – weil „zu natürlich“.

Da verfiel der Prinz auf die Idee, sein Gesicht eher schmutzig zu bemalen und sich als Gehilfe beim Kaiser zu bewerben – er wurde Schweinehirt. Und hatten dabei noch genügend Zeit, um einen Zaubertopf zu bauen und später eine magische Ratsche. Als die Prinzessin von ersterem erfuhr, wollte sie den Topf haben, dessen Schellen Melodien spielten, sobald etwas kochte. Außerdem konnte man einen Finger in den Dampf des Topfes halten und dann riechen, wer und wo in der ganzen Stadt was gekocht hatte.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Küsse erzwingen?

Zehn Küsse verlangte der „Schweinhirt“ dafür. Was sie erst nicht „zahlen“ wollte, dann aber siegte doch ihre Besitzgier, die Hofdamen müssten sich halt schützend davor hinstellen, damit niemand sie sieht…

Für die später produzierte Ratsche (im Original) – hier ein kleines Ringelspiel als Spieluhr – verlangte der Erfinder 100 Küsse – selbe Prozedur, doch die dauerte offenbar so lange, dass der Kaiser dies entdeckte, Hirten und Tochter verstieß – der Schau- und Puppenspieler zieht die drei Tische auseinander – einer für den Kaiser, einer für die Prinzessin und der dritte für den „Schweinehirten“, sprich Prinzen. Dazwischen unüberwindbare Gräben…

Nun bedauerte die Prinzessin, nicht den Prinzen mit Nachtigall und Rose genommen zu haben. Der Schweinhirt ergab sich zu erkennen. Sie verbeugte sich vor ihm, wollte zu ihm in sein für ihre Verhältnisse ärmliches Schloss, er aber „machte ihr die Tür vor der Nase zu. Da konnte sie draußen stehen und singen: Ach, Du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!“ – wie es in Andersens Märchen heißt.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Bajka o tihom princu i tužnoj princezi“ („Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin“) nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“

Anderes Ende

Das hier dann doch ein wenig anders gespielt wird (Regie, Adaption, Musikauswahl und Choreografie: Aleksandar Nikolić; Kostüm-, Bühnen- und Puppendesign: Tanja Žiropadja). Wie sollten oder könnten die beiden doch noch zusammenkommen, fragt der Spiele das Publikum – und munter rufen die Kinder die unterschiedlichsten Varianten in Richtung Bühne. Da besteigt der Prinz den Korb eines fahrenden Ballons und schwebt dorthin, wo die Prinzessin tief gefallen ist…

Und setzt der Geschichte ein so vom Märchendichter nie gewolltes herkömmliches „Happy End“ auf.

„Malo pozorište Duško Radović“ gibt es seit knapp mehr als 70 Jahren. Fast 20 Jahre war es ein wanderndes Puppentheater, Anfang Juni (6.) 1968 konnte es ein eigens errichtetes Kindertheaterhaus im Zentrum der Hauptstadt – damals noch Jugoslawiens – beziehen. Gespielt wird schon lange sowohl für Kinder als auch für Jugendliche und Erwachsene, in erster Linie aber doch für ein junges und jüngstes Publikum, weshalb es sich auch den Namen Malo pozorište (Kleines Theater) gab.

Das Theaterhaus Malo pozorište „Duško Radović“ in Beograd (Serbien)
Das Theaterhaus Malo pozorište „Duško Radović“ in Beograd (Serbien)

Gastspiele aus Mittel- und Südosteuropa

Seit 2019 lädt das Wiener Figurentheater Lilarum immer wieder Gruppen aus mittel- und osteuropäischen Ländern (CEE Central and East-Europe) zu Gastspielen in der jeweiligen dominierenden Landessprache ein. In erster Linie spricht dieses Kindertheater in Wien-Landstraße (3. Bezirk) damit zwei- bzw. mehrsprachigen Familien mit Herkünften oder Verwandten in diesen Ländern an. Die Kinder können so auch – sonst eher selten – Theater in ihrer jeweiligen Erst- oder Familiensprache erleben.

Die jüngste Aufführung war die erste, wo im Anschluss Pädagog:innen mit den Kindern zweisprachig – in dem Fall Serbisch und Deutsch – einerseits das Stück, andererseits anhand von Zeichnungen Wörter besprochen haben.

Gleich am Sonntag, 7. April 2024 geht’s weiter – dieses Mal mit einem Gastspiel aus Bratislava (Slowakei) mit einem Märchenmix aus Aschenputtel, Hässlichem Entlein und weiteren Elementen – ein Puppenspiel über den Blick auf sich selbst und andere, Selbstachtung, Stolz und schiefe Spiegel wie es in der Ankündigung heißt – Details in der Info-Box ganz am Ende des Beitrages.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Bajka o tihom princu i tužnoj princezi
Ein Märchen über einen stillen Prinzen und eine traurige Prinzessin

Nach Hans Christian Andersens „Der Schweinehirt“
Gastspiel von Malo pozorište (kleines Theater) „Duško Radović“ (Belgrad, Serbien) in serbischer Sprache
Ab 4 Jahren; ca. eine Stunde

Regie, Adaption, Musikauswahl und Choreografie: Aleksandar Nikolić
Spiel: Mladen Vuković
Kostüm-, Bühnen- und Puppendesign: Tanja Žiropadja

malopozoriste.co.rs

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Gastspiel aus Bratislava (Slowakei)

Sonntag, 7. April
14.30 Uhr
Theater Lilarum: 1030, Göllnergasse 8
Telefon: 01 710 26 66

Popolvár (Die Asche)

Bratislavské Bábkové Divadlo (Bratislava, SK)
Vystúpenie hostí v slovenskom jazyku / Gastspiel in slowakischer Sprache
ca. eine Stunde
Theaterstück von Pavel Dobšinský, Kolektív und Katerina Schwarzová
Regie: Marek Becka, Zuzana Bruknerová, Radek Beran
Bühne, Kostüme: Markéta Plachá
Puppen: Sonja Mrázová
Spieler:innen: Michal Adam, Miroslava Dudková, Róbert Laurinec, L’ubomír Piktor, Lukáš Tandara

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