Zwei Konzerte an einem Abend – anlässlich des Internationalen Roma Tages.
8. April ist der Internationale Roma-Tag. Beim Eingang des Wiener Rathauses wurden zwei Roma-Fahnen gehisst, im Parlament fand eine Festveranstaltung mit hochkarätiger Besetzung statt und wie seit Jahren feiert – nicht nur – die Community im renommierten, weltbekannten Wiener Jazzlokal Porgy & Bess. Es ist ein Feiertag, den dieser erinnert an die erste internationale Roma-Konferenz: Sagt nicht Z zu uns – oder G, sondern Roma. Wir haben auch eine eigene Hymne und eine Flagge. Und Forderungen nach Gleichberechtigung! (Mehr im Info-Block ganz am Ende.)
On Stage natürlich als Fixstern Harri Stojka, überirdischer Gitarrist im unterirdischen Lokal. Finger, die so schnell über die Saiten gleiten, als könnten sie gar nicht vom Hirn gesteuert sein, weil die -Signale in die Hände länger brauchen.
Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt – unten am Ende verlinkt – trat der geniale Gitarrist schon zu Beginn des Abends in kleinster Formation auf. Im Konzert dann mit zwei verschiedenen Gruppen. Zunächst mit dem Acoustic Drive Trio – Bläser Herbert Berger, Kontrabassist Peter Strutzenberger und Schlagzeuger Sigi Meier. Schon da – und erst recht danach bei der „Little Big Band“ zeichnete sich das Konzert durch unheimlich viel Spielfreude – samt unterschiedlichster verspielter Soli aus.
Obwohl alles unter seinem Namen firmiert, ist Harri Gleicher unter Gleichen, lässt immer wieder seinen Mitspielern viel Zeit und Raum für umjubelte Solo-Passagen oder liefert sich mit ihnen instrumentale Dialoge, manchmal auch witzige Wett-Spiele, viel Schmäh liegt neben der Virtuosität in der Luft, schwebt durch den Raum, reißt das Publikum mit, teils auch von den Sitzen.
In der größeren Formation mit dabei wieder die auch schon vom Trio bekannten Meister am Kontrabass, am Schlagzeug und am Saxofon. Wobei Herbert Berger als Leiter der Bläser, auch schon mal zur Mundharmonika greift oder die Querflöte bespielt. Dazu noch Daniel Nösig an der Trompete, Robert Bachner Zugposaunist und Valerian Schwärzler mit der großen Tuba. Und im Hintergrund neben dem Schlagzeuger Percussionist Andi Steirer, der nicht zuletzt in einer Nummer sogar ein Triangel in ein zauberhaftes Instrument verwandelt. Er und Drummer Sigi Meier bekamen eine eigene Nummer, bei der sich die anderen Herren an die Bühnenseite verabschiedeten und nach unglaublichen Trommel- und andern ekstatischen Schlägen erste später wieder an ihre Arbeits- und Spaßgeräte wanderten, um in ein gemeinsames Spiel einzusteigen.
Am 8. April 1971 beschlossen 23 Vertreter*innen aus 9 Ländern bei der ersten internationalen Roma-Konferenz in London. Dabei sprachen sein sich gegen die Bezeichnungen Gipsy bzw. Zigeuner aus und setzten dem den Begriff Roma entgegen. 1990 bei der vierten Weltkonferenz in Serock (Polen) sprachen sich die Teilnehmer:innen dafür aus, den 8. April zum internationalen Aktionstag zu machen: „Opre Roma! Erhebt euch Roma!“
Dabei beschlossen sie unter anderem eine gemeinsame Hymne: „Đelem, đelem“ bzw. „Gyelem gyelem“ und eine…
… oben: blauer Himmel, unten: grüne Erde sowie ein rotes diese beiden Flächen verbindendes Chakra bzw. Speichenrad
„Porajmos“ – das Romanes-Pendant zur Shoah an Jüd:innen – ist auch fast acht Jahrzehnte nach dem Ende der faschistischen Diktatur der Nazi fast so etwas wie ein unsichtbarer Völkermord, dem rund eine halbe Million Menschen dieser Volksgruppen zum Opfer gefallen sind.
Spät, aber immerhin im April 2015 beschloss das europäische Parlament, der 2. August sollte zum europaweiten Gedenktag werden. Anlass ist die sogenannte „Z-Nacht“, in der im Vernichtungslager Auschwitz vom 2. auf den 3. August 1944 auf einen Schlag etwa 4300 Angehörige der Roma und Sinti ermordet worden sind. In Wien wird seit 2015 auf dem Ceija-Stojka-Platz (Wien-Neubau) dieser Mordnacht und dem Völkermord gedacht, immer wieder unter dem Motto: „Dikh he na bister – Schau und vergiss nicht“.
2004 hatte das ukrainische Parlament einen Gedenktag für den Völkermord an Roma beschlossen. Heute gibt es ihn offiziell in einigen Ländern, etwa Polen, der Slowakei und sogar Ungarn, in dem Roma heftig diskriminiert werden, ist es ein amtlicher Gedenktag. Anfang Februar 2023 hat der österreichische Nationalrat einstimmig den 2. August als internationalen Gedenktag ratifiziert.
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