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Eine Wand voller "Augsutin"-Cover in der Ausstellung im Wien Museum
Eine Wand voller "Augsutin"-Cover in der Ausstellung im Wien Museum
17.09.2025

Straßenzeitung goes Museum

„Mehr als eine Zeitung – 30 Jahre Augustin“ – Ausstellung im Wien Museum bis 23. November 2025.

So viele Angebote, die aktuelle Ausgabe des „Augustin“, der Straßenzeitung Wiens, zu kaufen auf einem Fleck ist eine Seltenheit. Üblicherweise stehen sie vereinzelt bei oder in U-Bahn-Stationen, vor Supermärkten und so weiter. Doch Mitte dieser Woche (17. September 2025) waren sie auch nicht auf der Straße, sondern im relativ neu renovierten Wien Museum am Karlsplatz.

Dort feierten Macher:innen, Verkäufer:innen, Freund:innen und andere Interessierte den 30. Geburtstag dieses „Zentralorgans der solidarischen Stadt“.

Journalismus und Sozialarbeit

1995 gegründet von den Journalisten Robert Sommer und Max Wachter, die vier Jahre vorher schon den „Uhudla“ (Unabhängig, Heiß, Urig, Demokratisch, Landläufig, Außergewöhnlich) natürlich angelehnt an den ähnlich klingenden Wein, zunächst als Spaß-Projekt, und der Sozialarbeiterin Erika Parzer, orientierte sich der „Augustin“ an internationalen Vorbildern: Seriöser, kritischer, widerständiger Journalismus, Partei ergreifend für an den Rand gedrängte bzw. ausgegrenzte Menschen, gegen Armut und nicht gegen Menschen, die davon betroffen sind auf der einen Seite. Gepaart damit, dass die Verkäufer:innen Menschen aus solchen Gruppen, nicht zuletzt Obdachlose, sind – und die Hälfte des Verkaufspreises ihnen bleibt.

Weil der „Augustin“ – natürlich benannt nach dem viel besungenen „lieben Augustin“ (Volkssänger Marx Augustin) – eben oft von auf der Straße Lebenden im öffentlichen Raum verkauft wird, nennt er sich auch „die österreichische Boulevardzeitung“, im Gegensatz zu den häufig unter diesem Begriff zusammengefassten Zeitungen, die meist gegen Arme statt Armut schreiben.

Historisches

In der Community-Galerie des Wien Museums ist nun eine kleine Ausstellung zu sehen, hören und teils auch betasten. Ein Exemplar der allerersten Ausgabe liegt in einer Vitrine, daneben der Schriftzug – handgeschrieben vom Mitgründer Robert Sommer, darunter in Brailleschrift die dazugehörige Beschriftung, die dann – wie alle Ausstellungstexte noch in Deutsch und Englisch zu finden ist.

Apropos Englisch – in einer Vitrine liegen auch einige Beispiele von Straßenzeitungen anderer Länder, von Mexiko bis Taiwan. Auf einem Monitor laufen Interviews mit Verkäufer:innen, an anderer Stelle kann in einem Teil des digitalisierten Archis gewischt und gelesen werden. Die Rückwand der Ausstellung ist vollgepflastert mit „ungefähr 380 Titelseiten der bisher erschienenen 627 Ausgaben“, wie es Lisa Bolyos von der „Augustin“-Redaktion von der Bühne im 3. Stock des Museums wo nicht nur die Schau zu sehen ist, sondern der Veranstaltungssaal liegt, verkündete, die auch einiges über Geschichte und Grundsätze der Zeitung, die eben mehr als ein Medienprodukt, sondern ein selbstverwaltetes gesellschaftspolitisches und zivilgesellschaftliches Sozial- und Journalismus-Projekt ist, zu dem unter anderem auch der Chor „Stimmgewitter“, die Fußballer:innen von „Schwarz-Weiß-Augustin“, Radiosendungen, der Opferball  und nicht zuletzt Schreibwerkstätten gehören.

Redaktion, Verkäufer:innen, Mitwirkende an der Gestaltung der Ausstellung – mehrfach wurde auf die offenen Türen und Arme des Museums hingewiesen – lieferten kurze Redebeiträge und Auftritt, umwerfend wie praktisch immer jener von Grace Marta Latigo, die sich als „afroslowakische Wienerin, sozialisiert im Zwarazwanzigstn Beziak“ jenen vorstellte, die sie (noch) nicht kannten.

kijuku_heinz

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Mehr Informationen

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Mehr als eine Zeitung – 30 Jahre Augustin

Kurator:innen: Henrie Dennis, Oke Fijal, Claudia Poppe (Augustin)
Kuratorische Mitarbeit: Andrea Ruscher
Ausstellungsgrafik: Cati Krüger
Foto: Martina Gasser
Ausstellungsarchitektur: Robert Rüf
Kooperationspartner: Augustin (unterstützt im Rahmen einer SHIFT-Förderung)

Wann & wo?

Bis 23. November 2025
Wien Museum
1040 Wien, Karlsplatz 8
wienmuseum -> 30_jahre_augustin
augustin.or.at