„Die Räuber“, sehr, sehr, sehr frei nach Friedrich Schiller – in einer Bronski- und Grünberg-Version – tourt mit dem Volkstheater durch Wiens Bezirke.
Viel näher am Original als bei „Romeo und Julia“ tourt ab nun eine aber genauso witzige, spielfreudige Überschreibung von Friedrich Schillers „Die Räuber“ durch Veranstaltungszentren in Wiener Bezirken. Das Volkstheater schickt – wieder in Kooperation mit dem innovativen, kreativen Bronski und Grünberg Theater – diesen Klassiker durch Volkshochschulen und Häuser der Begegnung. Als zusätzliches Element spielt Stefan Galler live auf der Bühne – schon lange vor Vorstellungsbeginn die gesamte Phase wenn das Publikum in den Saal kommt – auf dem Keyboard, später auch Gitarren, mit und ohne Strom. Wobei das Repertoire von Klassikern einerseits Versionen aus dem Pop- und Rockuniversum (Neil Diamond, Iggy Pop, Aretha Franklin, Jimi Hendrix, Rolling Stones…) und andererseits eigens von ihm für dieses Stück komponierte sieben Songs umfasst. „Nebenbei“ schlüpft er in die Rolle des Boten und wird Luft-Drummer in Charly Moors Band.
Denn, aus Karl, dem erstgeborenen Lieblingssohn des Grafen Moor, wird Charly und das Doppel-o im Nachnamen natürlich englisch ausgesprochen. Er ist Leadsänger und Gitarrist einer Band mit seinem Namen „and the Buddy Boys“. Erst mit Popsongs, was den Vater, Chef des 50-Milliarden-Musikkonzerne „Easy Plate“ sehr freut. Deshalb investiert er in ihn, „macht“ ihn und seine Band erst – artig in grauen Anzügen und Pilzfrisur wie die frühen Beatles und andere Boy-Bands. So richtig ausleben und vor allem austoben und die Bühne im wahrsten Sinne rocken darf sich Julia Edtmeier aber erst in der späteren Phase der Klischee-Rockband.
Seine Mitmusiker sind zwei aus der Gefolgschaft Karls aus dem Schiller‘schen Original, Spiegelberg und Roller – gespielt von Doris Hindinger, die vor allem auch den sehr patriarchalen Vater der Lächerlichkeit preisgibt sowie Anton Widauer, der vor allem als des Schlossherren Pflegetochter Amalia – für damalige Verhältnisse (1781) schon recht selbstbewusst und emanzipiert von Schiller geschrieben – zwar den Grafen bedient, aber der blöden, übergriffigen Anmache von Franz Paroli bietet.
Ach ja, Franz, wehleidig und gleichzeitig bösartig verkörpert von Charlotte Krenz, ist der zweite Sohn Maximilian Moors, den der Vater so gar nicht mag, ihn oft „vergisst“ und der ob seiner ständigen Zurücksetzung immer nur als Opfer gesehen werden will. Und auf Rache sinnt – die Haupthandlung des ersten Stücks von Friedrich Schiller, ursprünglich nur als Lesedrama konzipiert: Intrigant verfasst er mehrere gefälschte Briefe und von einem Boten überbrachte Nachrichten – von Karl an den Vater samt Antwort, die den Erstgeborenen enterbt und somit ihn selbst begünstigt.
In knapp mehr als zwei Stunden mit einer Pause – spielt das kleine Ensemble das Drama aus der Sturm-und-Drang-Periode mit sehr viel Witz, (Selbst-)Ironie, Macho-Gehabe mit Text aus dem Original, das durchs Schauspiel offensichtlich demaskiert wird. Dennoch erachteten es die Macher:innen – Text & Konzept Kaja Dymnicki (auch Ausstattung – 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts) und Alexander Pschill (auch Regie) – für erforderlich, der Aufführung eine Triggerwarnung voranzustellen: Die Macho-Sprüche der Protagonist:innen und ihr toxisches männliches Agieren würden von deren Schauspieler:innen nicht geteilt, verkündete Co-Kuratorin für die Bezirkstourneen Anja Sczilinski, nachdem ihre Kollegin Julia Engelmayer, auch Dramaturgin dieser „Räuber“-Version Schillers Drama knapp zusammengefasst hat, bevor das Spiel bei der vielfach umjubelten Premiere im Veranstaltungszentrum der Brigittenauer Raffaelgasse (20. Bezirk) losging.
Die Vorbemerkung wirkt ein wenig irritierend, als ob das Publikum eine Gebrauchsanleitung für Theater nötig hätten. Doch, in der Pause darauf angesprochen, meinte der Regisseur zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: „Wir haben bei der vorigen Produktion (Rome & Julia) mehrfach böse Briefe und Reaktionen bekommen, sodass wir beschlossen haben, dass wir das jetzt jedes Mal davor klarstellen. Wir leben offenbar in einer sehr weidwund verletzlichen Zeit.“
Sehr frei nach Friedrich Schiller
Text & Konzept Kaja Dymnicki, Alexander Pschill
Volkstheater Bezirke in Kooperation mit dem Bronski & Grünberg Theater
2 ¼ Stunden (eine Pause)
Vater / Spiegelberg: Doris Hindinger
Franz: Charlotte Krenz
Karl: Julia Edtmeier
Amalia / Roller: Anton Widauer
Musiker / Bote: Stefan Galler
Regie: Alexander Pschill
Ausstattung: Kaja Dymnicki
Dramaturgie: Julia Engelmayer
Produktionsleitung: Julia Pacher
Bis 14. Jänner 2026
Volkstheater – Bezirke, verschiedene Spielorte – siehe Link
volkstheater –> die-raeuber
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