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Szenenfoto aus "Wurst, Obst, Stirbst"
Szenenfoto aus "Wurst, Obst, Stirbst"
08.05.2024

Heftiges Lachen über schiache Zustände und innere Seiten

Fortsetzung des bitterbösen Bouffon-Erfolgs des Herminentheaters im Theater An der Gumpendorfer Straße (Wien).

„Wurst, Obst, Stirbst“ – schon der Titel der Fortsetzung von „Ein bescheidener Vorschlag“ mit dem das Herminentheater den Nestroypreis für die beste Off-Theater-Produktion 2022 gewonnen hatte, greift in die Kiste des schrägen Humors. Sagen Sie sich einmal den neuen Stücktitel (halblaut) vor 😉

Vieles, auch sich selbst und das Publikum auf der Schaufel

Der Mut zur Hässlichkeit mit der die Figuren geschminkt und kostümiert (Eva-Maria Mayer) sind, der bei einem Erstbesuch vielleicht noch anfänglich Bedenken im Kopf entstehen lässt – „wäre das Body-Shaming über solche Charaktere zu lachen?“ – verfliegt bald. Die Typ:innen nehmen sich selbst und (hin und wieder) das Publikum auf die Schaufel. Und „entblößen“ vielleicht in ihrem bitterbösen-satirischen Schauspiel die eine oder andere dunkle Seite auch von Zuschauer:innen. Etwa wenn’s um die Verfrachtung der alten Frau Scherer (wunderbar schräg Ambra Berger) ins Pflegeheim geht und diese im Glauben lassen, es wäre nur ein kurzer Urlaub.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wurst, Obst, Stirbst“

Foto für die Medien

Eingebaut in komisch-schreckliche Szenen im Altersheim, sind „natürlich“ wieder solche der Polit-Satire: Der Bürgermeister (bitterbös Ida Golda, die auch Scherers Tochter spielt) ist Spritzwein-Fan und die Landeshauptfrau (Peter Bocek, auch Scherers Sohn und Arzt im Pflegeheim) ist keine Freundin von Gendern, weswegen sie lieber ein -mann am Ende ihres Titels trägt. Ach, natürlich brauchen sie ein nettes Foto mit Insaßinnen des Altersheimes für die Medien. Da ist es allen Beteiligten egal, dass die eine nur eine Aufblaspuppe, die von Pflegerin Lacrimosa mit östlichem Akzent (Anja Štruc) gehalten wird und die andere schon tot ist – „wurscht, ob’st stirbst“ sozusagen. Beim Gruppenfoto darf der schmierige Heim-Leiter (Kristóf Szimán) nicht fehlen.

Szenenfoto aus
Szenenfoto aus „Wurst, Obst, Stirbst“

Krieg & Krieg

Traten die Bouffons im Vorgänger-Stück immer wieder aus ihren genannten Rollen raus und verwandelten sich in Schauspieler:innen kürzest parodierter Shakespeare-Szenen, so nehmen sie sich dieses Mal russische Klassiker vor – „ja darf man das jetzt überhaupt?!“ Und so steht unter anderem „Krieg und Krieg“ von Leo Toystory (ausgehend von Lew Tolstois berühmten Roman „Krieg und Frieden“) auf dem Spielplan des Quintetts.

Mitunter gelingt der Versuch einen fulminanten Erfolg zu wiederholen nicht genau so gut wie beim ersten Mal – das muss, jedenfalls nach dem Besuch der zweiten Vorstellung drei Tage nach der Premiere – hier festgestellt werden. Menschen, die das Vorgängerstück nicht gesehen haben, waren dennoch ebenso sehr überzeugt wie eine offenbar eingefleischte Fangemeinde.

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Noch bis Ende Mai (29.) ist das Stück vorläufig im TAG (Theater an der Gumpendorfer Straße, Wien-Mariahilf) zu erleben – Detailas siehe Info-Box am Ende des Beitrages.

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Wurst, Obst, Stirbst

Von Hannelore Schmid und Thomas Toppler
Eine Produktion von Herminentheater in Kooperation mit dem TAG
Ca. eine Stunde, keine Pause

Konzept: Thomas Toppler
Text: Ensemble, Hannelore Schmid, Thomas Toppler
Regie: Thomas Toppler
Schauspiel
Frau Scherer: Ambra Berger
Sohn von Frau Scherer / Arzt im Pflegeheim / Frau Landeshauptmann: Peter Bocek
Tochter von Frau Scherer / Bürgermeister: Ida Golda
Pflegerin Lacrimosa: Anja Štruc
Pflegeheim-Direktor: Kristóf Szimán

Bühnenbild: Michael Strasser
Kostüm: Eva-Maria Mayer
Musik: Ensemble, Thomas Toppler
Dramaturgie: Ensemble, Thomas Toppler
Licht: Katja Thürriegl
Produktionsleitung: Lisa Anetsmann
Regieassistenz: Elisabeth Kneissl

Wann & wo?

Bis 29. Mai 2024
TAG – Theater an der Gumpendorfer Straße 67/Eingang Esterházygasse; 1060 Wien
Telefon: 01 586 52 22
dastag -> wurstobststirbst