Zum 25. Mal wurden einzelne Jugendliche, Projektteams sowie Lehrpersonen der privaten Handelsschulen und -akademien VBS mit gewichtigen Merkur-Statuen ausgezeichnet.
Ach wie ist das schön – eine Gala für tolle Schülerinnen und Schüler, ebenso Lehrpersonen sowie Projekte Jugendlicher. Würdig, feierlich, aber nicht steif und keineswegs pompös. Wertschätzung, Lob, Vor-den-Vorhang holen und auszeichnen, statt Fehler zu suchen und niedermachen. Innerhalb weniger Tage fanden knapp vor Pfingsten zwei solche Veranstaltungen statt.
Zum 35. Mal wurden die besten Projekte aus österreichischen Schulen in verschiedenen Kategorien bei „Jugend Innovativ“ an drei Tagen vorgestellt und am Ende in einer knackigen, multimedialen Award-Show mit Geld- und Reisepreisen bedacht. Am letzten Mai-Abend würdigte der Verbund der Vienna Business School (private Handelsschulen und -akademien an fünf Wiener Standorten und dazu in Mödling) die Top-Projekte in drei Kategorien sowie die besten Einzel-Jugendlichen und Lehrenden – zum 25. Mal.
Die ausführliche Story über alle 35 innovativen Projekt im – nach zwei virtuellen Jahren – endlich wieder analogen, Live-Bundesfinale samt einigen patentreifen Erfindungen erscheint hier in den nächsten Tagen. Nicht nur die Sieger:innen, sondern alle, die’s in diese Endrunde geschafft haben, sollen vorgestellt werden.
Dieser Beitrag dreht sich „nur“ um die Arbeiten in den genannten Wirtschaftsschulen des Fonds der Wiener Kaufmannschaft. Wobei schon eine der drei Kategorien zeigt, dass diese auch über Bilanzen, Buchhaltung, Kostenrechnung usw. hinausdenken. Neben den besten Projekten im Bereich Wirtschaft bzw. Innovation gibt’s einen Merkur, die rund fünf Kilo schwere Trophäe auch für das beste Sozial-Projekt.
Persönliche Betroffenheit durch Schilderungen von Gewalterfahrungen im eigenen Bekanntenkreis veranlassten Nina Mistak, Tobias Frömmel, Sascha Hanausek und Nevena Antonijević (die bei der Preisverleihung verhindert war) aus der VBS Schönborngasse (Wien-Josefstadt) „Recht hat §ie“ ins Leben zu rufen. Die drastisch gestiegenen Zahlen von Femiziden in Österreich, die dabei immer „nur“ die Spitze des Eisberges an Gewalt sind, die Frauen erleiden, verstärkten die Berichte aus dem privaten Umfeld. „Wir wollen, dass auch Frauen, die keinen so leichten Zugang zu Anwält:innen und zum Recht haben über eine App diesen bekommen“, so das genannte Trio mit dem Merkur in Händen zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … „Auch wenn es ein Schulprojekt war, haben wir das meiste in unserer Freizeit gemacht und dabei mit einer Rechtsanwaltskanzlei zusammengearbeitet.“ Die App ist noch nicht ganz veröffentlichungsreif. „Wir wollen die in einfacher Sprache gehaltenen Rechts-Informationen auch noch in mehrere Sprachen übersetzen und natürlich soll sie dann auch mit Hotlines und Hilfs- und Beratungseinrichtungen verknüpft sein“, so die engagierten Schüler:innen.
Selbst das beste Wirtschaftsprojekt hat einen nicht zu unterschätzenden Sozial-Aspekt. Fünf Schüler:innen der VBS Floridsdorf (21. Bezirk) widmeten ihre vorwissenschaftliche Teamarbeit dem traditionellen, doch insbesondere bei jüngeren Menschen zu wenig bis kaum bekannten Schlingermarkt. Immerhin ist er der einzige ständige Markt Wiens nördlich der Donau. Özge Polat, Fjolla Qerimi, Felix Cheriankalayil, Madeleine Werner und Stefan Simeunović betrieben nicht nur Markforschung, führten Umfragen durch, sondern ließen sich neben verstärkten Social-Media-Auftritte auch Veranstaltungsformate einfallen, schlagen beispielsweise „Unterricht unter freiem Himmel am Schlingermarkt“ vor. Immerhin kann dabei über regionale und saisonale Lebensmittel und damit Nachhaltigkeit ebenso gelernt werden wie über Geschichte. Der Markt war in den Tagen des Bürgerkriegs im Februar 1934 als Militär auf Arbeiterwohnungen geschossen hat, Schauplatz von Kampfhandlungen.
Irgendwas funktioniert nicht, hab keinen Zugriff auf diesen Ordner, jenes nicht hochladen oder was auch immer. Aus konkreter Not erfanden drei Schüler der VBS Mödling – Marcel Konvalina, Tobias Schuh und Julian Sommer – ein ganzes mehrstufiges System einer Online-IT-Unterstützung für alle ihre Kolleg:innen, aber genauso die Lehrpersonen. Zwar in Zusammenarbeit mit dem für die IT der Schule zuständigen Lehrer aber weitgehend selbstständig baute das Trio die Homepage auf, passte an, wo neuen Fragen auftauchten oder etwas nicht ganz verständlich erklärt war. Konvalina, so sein Kollege Schuh zum Reporter, „ist da ein echter Experte, der sich schon lange gut mit Programmieren auskennt“. Der so Gelobte winkt eher ab, so im Zentrum stehen möchte er offensichtlich nicht, erzählt aber auf die sich natürlich ergebende nachfrage: Ja, ich hab mir schon mit 14 autodidaktisch Programmieren beigebracht, mich reingekniet, ich mach das gern. Ich dreh auch gern YouTube-Videos.“
Außerdem hat Marcel Konvalina unzählige sehr übersichtliche Zusammenfassungen von Themen in verschiedensten Gegenständen geschrieben, die er als simple Matura-Leitfäden auf Instagram veröffentlicht – ZuBe (Zusammenfassungen – einfach Besser) – Link ganz unten.
Neben Projekten werden auch jeweils Students und Teachers of the Year mit Merkur-Statuen belohnt. Eine besonders herausfordernde Wahl für die Jury. Wenn du die Infos über die aus jeder der sechs Schulen nominierten Persönlichkeiten liest, eine sehr schwierige Entscheidung. Top-Schüler:innen sowieso alle, viele davon mehrsprachig, sozial engagiert, Sportaktivitäten dazu und, und, und. So war etwa – um nur ein Beispiel einer Nominierten, die dann doch nicht gewonnen hat, zu nennen – Anna Bahar Diğdiği, die erst dreieinhalb Jahre in Österreich lebt, erst rhythmische Sportgymnasistin – natürlich neben Top-schulischen Leistungen, dann professionelle Synchronschwimmerin im türkischen Nationalteam, trainiert nun in Österreich Kinder in der zuletzt genannten Sportart und ist Wertungs- und Schiedsrichterin für Synchronschwimmen. Neben Türkisch hat sie noch Russisch als weitere Erstsprache und lernt – neben Deutsch und Englisch in der Schule (VBS Mödling) – in der Freizeit Koreanisch.
Die Wahl fiel letztlich auf Victoria-Cara Bäck (VBS Augarten). Sie engagiert sich in der Freizeit, die sie fast täglich im Reitstall verbringt wo sie neben Stall-Ausmisten auch bei der Buchhaltung hilft, bei der Reittherapie mit Kindern mit Behinderung.
Angesichts der schier unglaublich vielen Aktivitäten die die nominierten Jugendlichen – und das alles neben einer doch recht fordernden Schule – leisten, meinte einer der Laudator:innen (Rudi Fußi; die anderen Würdigungsreden hielten Bildungsminister Martin Polaschek, Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer, Bildungsaktivist Daniel Landau, ÖBAG- und Flughafen-Aufsichtsrätin Susanne Höllinger, Unternehmer und Investor Martin Rohla, Presse-Karriere- und Lehrredaktions-leiter Michael Köttritsch sowie die Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer Margarete Kriz-Zwittkovits) in seiner lockeren Art: „Sagt’s einmal, habt’s ihr eigentlich auch noch ein Leben?“
Und wie. Das stellte die beste HAK’lerin der VBS in diesem Schuljahr unter Beweis. Katharina Eleonore Johanna Diebold hatte nicht nur einen völlig überraschten Auftritt zur Entgegennahme des Merkur auf der Bühne. Die Einser-Schülerin aus der VBS Akademiestraße, die schon ihre Mutter und ihre Großeltern besuchten, ist auch musikalisch höchst aktiv.
Neben einem Solo-Auftritt mit einem eigenen Song erfreute sie das Publikum in der Erste-Bank-Veranstaltungshalle beim Hauptbahnhof gemeinsam mit Alexa Lopez und Babak Malekzadeh. Vor zwei Jahren hatte sie mit der Eigenkreation „Revolution“ beim Protestsong-Contest als Kay Dee den vierten Platz unter den 188 gestarteten Musiker:innen erreicht. Engagement in sozialen Projekten sowie in Schüler:innen-Vertretungen sowie sportliches Schwimmen und Tanzen macht sie so „nebenbei“.
Der Merkur „Teacher of the Year“ ging diesmal an ein Trio. Anna Fröstl, Verena Karner und Birgit Scharitzer-Aubell hatten – zur besseren Vorbereitung von Schüler:innen auf Matura und Schularbeiten in Deutsch, aber auch brauchbar für andere Sprachen, im Vorjahr begonnen einen Textsorten-Podcast zu gestalten. Bisher sind 45 Folgen erschienen. Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … berichtete im Mai des Vorjahres über dieses Projekt der drei Lehrerinnen der VBS Hamerlingplatz (8. Bezirk Wiens) – Link zu dem Beitrag mit Interviews mit dem nun ausgezeichneten Trio hier unten.
In diesem Jahr räumt eine weitere Lehrerin einen Merkur ab. Ilse Stefanitsch (VBS Akademiestraße) hatte die Wahlwerbetrommel am besten gerührt und wurde mit dem – in Corona-Zeiten als die Preisverleihung online stattfinden musste, neu erfundenen – Publikums-Award belohnt.
Und noch ein Merkur für die VBS in der Inneren Stadt. Auch die Absolventin des Jahres, die Finanz-Investment-Managerin Ines Streimelweger hatte hier ihre Schulzeit verbracht.