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Lesende Kinder: Sujetfoto aus dem Buchklub-Jahrbuch
Lesende Kinder: Sujetfoto aus dem Buchklub-Jahrbuch
04.09.2024

Hilferuf des Buchklubs und Buchbaustein-Aktion

Seit mehr als 75 Jahren widmet sich die überparteiliche, gemeinnützige Initiative der Leseförderung in Schulen – und ist nun in der Existenz bedroht.

Dass Lesen wichtig ist – sagen und schreiben (fast) alle. Dass nicht wenige die Schule verlassen und ziemliche Schwierigkeiten haben, sinnerfassend zu lesen, wird genauso seit viiiielen Jahren beklagt. Eine Institution, die sich der Förderung von Lektüre bei Kindern und Jugendlichen widmet, ist der Buchklub – seit mehr als einem ¾ Jahrhundert (gegründet 1948). Und der gemeinnützige, überparteiliche Verein ist aber in seiner (finanziellen) Existenz bedroht. Darauf weist ein Offener Brief hin, der von zahlreichen (nicht nur) Autor:innen bereits unterzeichnet wurde. Außerdem fand am Mittwoch ein Mediengespräch dazu statt – Disclaimer: Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… konnte nicht dabei sein, weil in dieser Woche vom internationalen Theaterfestival „Luaga & Losna“ (schauen und hören) für junges Publikum aus dem Vorarlberger Feldkirch berichtet wird.

Leseschwächen

Die internationalen Studien PISA (Programme for International Student Assessment – 15 Jahre/Ende der Schulpflicht) und PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study – 10-Jährige (Ende Grundschule) erhoben, dass rund jede/r Fünfte (20%) schwache Leserin/ schwacher Leser ist. Im Vergleich zu PIRLS 2016 gab es eine leichte Verschlechterung der Lesekompetenz.

Lesende Kinder: Sujetfoto aus dem Buchklub-Jahrbuch
Lesende Kinder: Sujetfoto aus dem Buchklub-Jahrbuch

Der Buchklub erreicht jedes Schuljahr immerhin 300.000 Kinder und Jugendliche, was mithilft, dass doch mehr als die Hälfte der Schüler:innen (52 %)  mindestens ein- bis mehrmals in der Woche in einem Buch lesen, 14 % sogar täglich (KIM-Studie 2022 – Basisuntersuchung zum Medienumgang 6–13-Jähriger). Der Buchklub stellt jährlich ca. 100 aktuelle Kinder- und Jugendbücher vor und didaktisiert davon rund 30 für den Einsatz zur Literaturvermittlung und Leseförderung im Unterricht. (Primar- und Sekundarstufe I).

Leseförderung

Die Buchklub-Referent:innen sind Pädagog:innen an fast allen Schulstandorten, die sich um die Leseförderung bemühen – nicht zuletzt durch Verbreitung von zusätzlichem pädagogischen Material zu vielen Büchern. Die Idee des Buchklubs ist nicht zuletzt, dass Leseförderung längerfristig angelegt sein muss, um nachhaltig zu wirken. Kinder sollen beim Lesen nicht allein gelassen werden. Über das Gelesene soll gemeinsam gesprochen werden. Ebenso ist in vielen Studien eindeutig belegt, dass Vorlesen – auch wenn Kinder schon lesen können – nach wie vor wichtig ist.

Kinder brauchen moderne Texte. Es gibt sie: Die Klassiker der Kinderliteratur, aber viele beliebte und bewährte Titel erzählen von Lebenswelten, die nicht mehr dem Alltag der Kinder entsprechen. Jede Zeit braucht ihre Bücher und Geschichten, weil sich die Welt sowohl sprachlich als auch inhaltlich stetig verändert. Mit Buch-Auszügen und Empfehlungen bringt der Buchklub aktuelle Kinderliteratur an Schulen und in Familien.

Subventionen: Nur 10 Prozent

Zurück zum Problem. Viele, so klagt der Buchklub, glauben – fälschlicherweise – diese Einrichtung wäre ohnehin durchsubventioniert. Aber, so Geschäftsführerin Lydia Grünzweig zu Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr…: „Bis heute wurden die finanziellen Grundlagen des Buchklubs zum überwiegenden Teil eigenständig erwirtschaftet – der Anteil an öffentlichen Förderungen und Subventionen für das Gesamtbudget lag in all den Jahren bei unter 10%.“

Auf der Homepage des Bildungsministeriums steht: „Lesen ist ein wesentlicher Kompetenzbereich des österreichischen Schulsystems. Die OECD-PISA-Studie definiert Lesen als „Basiskompetenz für eine befriedigende Lebensführung in persönlicher, beruflicher und gesellschaftlicher Hinsicht sowie für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“. Lesekompetenz ermöglicht es den Schüler/innen, Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und in ihrer formalen Struktur zu verstehen, sie in einen größeren sinnstiftenden Zusammenhang einzuordnen sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht und zielgerichtet zu nutzen und zu produzieren.“

Buchbausteine

Dem folgen aber offenbar nicht genügend Taten. Wobei auch auf mehrfache Nachfrage der Buchklub keine konkrete Zahl des finanziellen Bedarfs nannte. Disclaimer: Stunden nach diesem Artikel kam per eMail auf die dritte Nachfrage doch noch eine konkrete Antwort: „Wir würden für die akute Überbrückung rund Euro 150.000,- benötigen, und für die Zukunft bemühen wir uns um Unterstützer – nicht nur die öffentliche Hand – die den Buchklub und die Leseförderung regelmäßig und nachhaltig unterstützen“.

Allerdings versucht der Buchklub nun nicht nur auf Finanzbedarf hinzuweisen, sondern hat auch eine „Buchbaustein“-Aktion ins Leben gerufen: „Mit jedem Buchbaustein um 85 Euro unterstützen Sie ein Kind ein ganzes Jahr lang dabei, leichter und besser Lesen zu lernen. Wir sind davon überzeugt, diesen wichtigen Beitrag zur Bildung muss uns jedes Kind wert sein“, heißt es unter anderem in dem Offenen Brief.

Theater – Schule

Nicht unspannend übrigens der zeitliche Zusammenfall des Buchklub-Mediengesprächs mit einem Vortrag im Rahmen des eingangs erwähnten internationalen Theaterfestival für junges Publikum „Luaga & Losna“ in Feldkirch (Vorarlberg). Die Theater-Aufführungen und Performances werden von einem Symposion begleitet unter dem Titel „Zusehen? Selber spielen? Zur Persönlichkeitsentwicklung mit Theater in der Schule“. Just Mittwochvormittag referierte Michael Schiemer, der schon viele Theaterprojekte in Schulen initiiert und geleitet hat und Theaterpädagoge am Vorarlberger Landestheater ist. 1 zu 1 projizierte er, was alles Gutes, Wichtiges zur Persönlichkeitsentwicklung, kritischem Denken und so weiter in den Lehrplänen steht, wie viel davon nicht im Schul-Alltag stattfinden und wie sehr und wie stark Theater(-projekte) dies aber ermöglichen könnten!

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