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Die sechs an diesem Tag weitergeschickten Landes-Finalist:innen Ela Hafaiedh, Adam Atabaev, Eneas Koban (alle Katgorie Berufsschule/klassische Rede) sowie Frederik Witjes, Elissa Wieland und Sven Rubik (Kategorie Spontanrede, aus verschiedenen Schulen
Die sechs an diesem Tag weitergeschickten Landes-Finalist:innen Ela Hafaiedh, Adam Atabaev, Eneas Koban (alle Katgorie Berufsschule/klassische Rede) sowie Frederik Witjes, Elissa Wieland und Sven Rubik (Kategorie Spontanrede, aus verschiedenen Schulen
03.04.2023

Junge, engagierte Reden – vor allem für Klima- und Umweltschutz

Bericht vom fünften und letzten Tag des Wiener Landesjugend-Redewettbewerbs 2023, Kategorien Berufsschule bzw. Spontanrede.

Klimawandel und was dagegen werden kann/könnte, um ihn doch noch aufzuhalten war das häufigste Thema, das in den Reden Jugendlicher am letzten Tag des Wiener Landesjugend-Redewettbewerbs zur Sprache kam. Sind es die Kaufentscheidungen jedes und jeder Einzelnen oder liegt es doch mehr an politischen Maßnahmen? Was an Änderungen braucht unser Bildungssystem? Wie ist das mit Religion und Politik? Was ist mit Vorurteilen und Ausgrenzungen? Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verfolgte diesen Tag, an dem einerseits Berufsschüler:innen in der Kategorie „klassische Rede“ antraten und andererseits Schüler:innen verschiedener Schultypen „spontane“ Reden gehalten haben.

Klassische Rede, Berufsschule

Eneas Koban (Berufsschule Längenfeldgasse, Gastgewerbe) eröffnete den fünften und damit letzten Tag des Wiener Landesjugend-Redewettbewerbs, das dieses Mal im großen Veranstaltungssaal des Volkskundemuseums über die Bühne ging. Zum Thema „Nachhaltigkeit überall! – auf unseren Tellern auch?“ wies er unter anderem darauf hin, dass viele hier im privilegierten Zentraleuropa im Winter Sommergemüse und -Obst verspeisen, Wasser verschwenden, während – der Weltwassertag (22. März) lag erst eine Woche zurück  – Millionen von Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Jede und jeder habe jeden Tag bei jedem Einkauf die Chance eine Entscheidung auch für oder gegen Klimawandel zu treffen, so der Berufsschüler im letzten Lehrjahr.

Bevor es zum letzten Block, der Spontanrede, kam, erwiesen sich Berufsschüler:innen auch in der Kategorie „klassische Rede“ ziemlich spontan. Vier Jugendliche, die sich für den Bewerb angemeldet hatten, fielen krankheitshalber aus, dafür entschlossen sich am Tag vor dem Bewerb noch zwei neue Berufsschüler:innen ihre Reden zu halten. Auch sie – wie der eingangs genannte – aus dem Berufsschulzentrum Längenfeldgasse und aus der Abteilung LTZ (Lebensmittel, Touristik, Zahntechnik).

Auch Adam Atabaev sprach über den Klimawandel, wollte aus lauter Nervosität vor dem Mikro gar aufgeben bevor er startete, aber sowohl Juror:innen, als auch Organisator:innen und Publikum ermunterten und bestärkten ihn, doch seine vorbereitete Rede zu halten.
Nicht nur jede und jeder Einzelne, vor allem auch die Politik müsste Verantwortung für Maßnahmen gegen den Klimawandel übernehmen, so der Redner. Würde sie das tun, müssten nicht junge Aktivistinnen und Aktivisten Maßnahmen ergreifen, die auch umstritten sind, so die Schlussfolgerung von Adam Atabaev.

Frauenrechte im Iran hatte Ela Hafaiedh zu ihrem Thema gewählt. Obwohl sie keine iranischen Wurzeln oder Verwandten hat, war mehr als deutlich zu spüren, wie sehr ihr das Thema der gegen Unterdrückung kämpfenden Frauen und nicht nur der Frauen ein zutiefst persönliches Anliegen ist. Mindestens genauso ein Anliegen war/ist der Rednerin, dass weder die Unterdrückung mit einer Religion begründet noch auf diese geschoben werden soll/darf. Und genauso dürfe das Kopftuch nicht als solches als Instrument oder Ausdruck von Unterdrückung gesehen werden, vielmehr gehe es darum, dass jede und jeder selbst entscheiden dürfe, wie sie oder er sich kleide, weshalb Hijab-Verbote genauso abzulehnen seien wie Kopftuchzwang.

Doppelt spontan

Übrigens erwiesen sich gleich zwei der drei Berufsschüler:innen noch ein weiteres Mal als sehr spontan. Noch während der Bewerb lief, meldeten sich Eneas Koban und Ela Hafaiedh zu einer weiteren, einer spontanen Rede – die sie nach jenen zwölf Teilnehmer:innen, die sich dafür angemeldete hatten, hielten – und nicht nur für diesen Mut große Applaus erhielten.

Die Spontanredner:innen

Im Folgenden sind die Reden jener Jugendlichen, die in der Kategorie „Spontanrede“ – das Überthema konnten sie selbst wählen, Unterthemen erfuhren sie kurz vor ihren Auftritten mit wenigen Minuten Vorbereitungszeit – in chronologischer Reihenfolge

Gaspar Panek vom Gymnasium Albertgasse wünschte sich für das Schulsystem ein Weg vom ständigen Bewerten durch Noten, das oft mehr einem Abwerten gleichkomme und ein Hin zu ehrlichem, weiterbringenden Feedback.

Für Larissa Arthofer aus dem BRG 19, Krottenbachstraße, war das Antreten in der Kategorie Spontanrede bereits der dritte Auftritt im Rahmen der Woche des Landesjugend-Redewettbewerbs nach „klassischer Rede/höhere Schulen“ und „Sprachrohr“. Die letztgenannte Kategorie ist die kreativste, bei der bis zu vier Jugendlichen im Team antreten dürfen – aber nicht müssen. Mit einem Poetry Slam hatte sie sich beim „Sprachrohr“ schon fürs Landesfinale qualifiziert. Bei der Spontanrede riss sie die Zuhörer:innen mit der Entscheidung, die Welt zu retten oder an ihrem Untergang mitzuwirken, mit.
Übrigens hat sie selbst erst vor wenigen Wochen eine Plattform zur Vernetzung von Jugend-Initiativen und -Angeboten gegründet: https://www.youthpowernetwork.at/

Mine Anna Akçay vom Lycée Français de Vienne sprach darüber, dass jede und jeder eine Familie brauche, wo sie bzw. er sich geborgen fühlen können sollte. Und wer sie habe, sollte dafür hin und wieder, eher öfter, dankbar sein und den anderen in der Familie sagen, dass sie/er sie liebhabe.

Florian Schneeweiss (Vienna European School) schlug in seiner Rede vor, dass viel mehr Bewegung und Sport in der Schule Einzug halten solle, „denn das hilft auch beim Lernen“.

Stanislaus Thun-Hohenstein (Vienna European School) sprach sich einerseits gegen Cancel Culture aus, denn freie Meinungsäußerung ist eine unerlässliche Basis für Demokratie. Andererseits sollte es im Sinne einer offenen Welt schon Grenzen des Sagbaren geben, die Gesellschaft müsse Stopp sagen bei Hass, Ausgrenzung und Rassismus.

Emma Richter aus der Mittelschule Santa Christiana wählte als Unterthema zu Umwelt und Nachhaltigkeit „Stadt ohne Autos“. Während das in einer Stadt wie Wien mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehr vielleicht sogar denkbar wäre, wie schaut es dann mit dem Umland aus. So leicht wie es sich sagt, ist es nicht, aber nicht jeder kurze Weg müsste mit Autos zurückgelegt werden und auch das (Um-)Land brauche einfach mehr gut erschließenden öffentlichen Verkehr.

Sven Rubik aus der Vienna Business School (privaten Handelsschulen und -akademien) Schönborngasse wählte Umweltschutz und Klimaproteste für seine Rede und meinte, dass es wohl spektakuläre Protestformen – Stichwort Klimakleber – brauche, um die notwendige Aufmerksamkeit zu erreichen. Die es dann nicht mehr brauche, wenn die Politik im Sinne des Klimaschutzes ausreichend handeln würde.

Moritz Matzka (ebenfalls VBS Schönborngasse) widmete seine Rede dem Thema Arbeitszeit(en). Die 40-Stunden-Woche (auch 38 ½) wäre längst nicht mehr zeitgemäß. Zum einen legen viel mehr Menschen Wert auf ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, zum anderen wären auch flexiblere Modelle gefragt.

Carolin Wotschke (auch VBS Schönborngasse) beschäftigte sich in ihrer Rede mit der Frage, was dem Leben einen Sinn gebe – und mit der Erfindung der Religionen durch die Menschen. Ihr Schluss: Jede und jeder müsse für sich selbst finden, wofür es sich zu brennen lohnt, um damit dem eigenen Leben Sinn zu geben.

Massimo Marković (Albertus Magnus Schule) setzte sich mit Verschwörungstheorien, sozialen Medien und damit auseinander, dass die kritische Beschäftigung mit Medien in der Schule mehr Raum gewinnen sollte.

Elissa Wieland aus dem tgm (technologisches Gewerbemuseum), die in dieser Schule der Technik den Zweig Kunststoff- und Umwelttechnik besucht, näherte sich dem Umweltthema von ihrer inhaltlichen Ausbildungsseite. So wäre Wasserstoff, der derzeit so gepriesen werde, von seiner Energie-Effizienz keine Alternative zu Erdöl. Und Biokunststoff hätte noch viel zu lange Transportwege. Mehr würde bringen, vor allem auf Vermeidung und Einsparung zu setzen und da könne jede und jeder selbst mitwirken.

Frederik Witjes (B/G/RG Alterbasse) sprach davon als Angehöriger der privilegierten wei0en CIS-Männer endlich mehr auf Diversität in vielen Bereichen zu achten. Erfahrungen zeigen, dass dies in Gruppen auch für alle bereichernd ist. Erster Punkt dabei wäre vor allem zuhörn, was die anderen zu sagen haben.

Danach sprachen – wie schon oben im Block über die Berufsschüler:innen erwähnt – zwei der Jugendlichen dieser Kategorie spontan.

Eneas Koban plädierte für eine strengere Trennung zwischen Politik und Religion wie er sie aus Frankreich kenne, wo er acht Jahre gelebt und zur Schule gegangen ist. Politik müsse zwar Religionsfreiheit gewährleisten, aber beispielsweise hätte sie in der Schule nichts zu suchen, sie sei Privatsache. Politische Bildung und Ethik sollten Religionsunterricht ablösen.

Ela Hafaideh sprach sich dafür aus, dass unter anderem Schule die Werte von Toleranz und Akzeptanz vermitteln solle, um gegen Hass und Ausgrenzung anzugehen. Und sie knüpfte in einem weiteren Abschnitt ihrer Rede thematisch bei ihrem ersten Beitrag (siehe oben) an. Kopftuch sei ein Stück Stoff, ein Kleidungsstück, und bevor jemand darüber ein Urteil fälle, möge sie/er gefälligst fragen, denn aus Unwissenheit könne auch Hass entstehen.

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INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Wiener Landesfinalist:innen

Von den rund knapp 130 Schüler:innen, die beim Wiener Landesjugendrede-Wettbewerb 2022/23 in der Vorrunde im Volkskundemuseum sprachen, haben es die folgenden Jugendlichen ins Landesfinale – 26. April im Rathaus – geschafft:,

Klassische Rede/8. Schulstufe
Mira Berger, Mittelschule Santa Christiana: Vollbremsung
Arthur Gepperth-Epply, Albertus Magnus Schule: Der Online-Handel – Fluch oder Segen?
Felix Krepper, AHS Wien West: Was wir nicht wissen
Gastrednerin außer Konkurrenz: Hanna Szöke, Europaschule Budapest: Mode

Klassische Rede/ Fachmittelschule (FMS)
Chelsey Pils, FMS Wien West: Wie ich wieder die Freude am Leben gefunden habe
Pia Riedl, FMS Wien 22: Tierhaltung – artgerecht oder menschengerecht?
Elina Visanbieva, FMS Wien 22: Kopftuchgedanken

Klassische Rede/ Oberstufe (AHS, BHS)
Zeno Grigkar, VBS Schönborngasse: Bildung neu denken
Melanie Lugar, Maygasse Business Academy: Wirtschaft in Bezug auf Nachhaltigkeit
Ella Wesemann, Döblinger Gymnasium: Leben ohne „grüne Lunge“?

Klassische Rede/ Berufsschulen
Eneas Koban, BS Längenfeldgasse, Gastgewerbe: Nachhaltigkeit überall! – Auf unseren Tellern auch?
Adam Atabaev, BS Längenfeldgasse, LTZ (Lebensmittel, Touristik, Zahntechnik): Klimawandel
Ela Hafaiedh, BS Längenfeldgasse, LTZ (Lebensmittel, Touristik, Zahntechnik): Frauenrechte im Iran

Sprachrohr (kreative Reden auch in Teams möglich)
Larissa Arthofer, BRG 19 Krottenbachstraße: Sei der Sonnenschein
Elisa Burtscher, Vienna European School: Der Gummistiefel
Constantin Gasser, Laurin Vierkens, Louis Kraft-Kinz, Vienna European School: Klima-Kleber-Chaos
Gastbeitrag außer Konkurrenz: Barbara Simon, Alex Arok, Barnabas Legendi, Europaschule Budapest: Fluch oder Segen

Spontanrede
Sven Rubik (VBS Schönborngasse): Umwelt, Nachhaltigkeit
Elissa Wieland (tgm Schule der Technik): Umwelt, Nachhaltigkeit
Frederik Witjes (B/G/RG Albergasse): Politik, Demokratie

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