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Schnappschüsse vom Landes-Jugendredewettbewerbs-Finale April 2022
Schnappschüsse vom Landes-Jugendredewettbewerbs-Finale April 2022
02.05.2022

Frauen stark am Wort

Beim jüngsten Finale des Wiener Landes-Jugendredewettbewerbs ersprachen sich Mädchen die ersten Plätze.

Diskussionsrunden im TV oder auf analogen Podien, Fachleute, die um Rat gefragt werden – nach wie vor dominieren in der Öffentlichkeit, in Medien Männer (nicht zuletzt Stichwort Mansplaining). Könnte vielleicht bald einmal anders sein. Ob beim Landes-Jugend- und anderen Redebewerben, etwa dem mehrsprachigen „Sag’s Multi! – in der aktuell jungen Generation ergreifen mindestens, oft weit mehr Mädchen als Burschen das Wort und sprechen sich in die Liste der Top-Redner:innen. Beim jüngsten Finale in Wien wurden alle Kategorien von Rednerinnen gewonnen.

Feminismus

Drei Finalistinnen beschäftigten sich explizit mit Frauenrechten, nach wie vor vorhandener Diskriminierung – und leider weit mehr, der Gewalt an Frauen bis hin zu Morden, Femiziden – Tötungs„grund“: Frau. Die spätere Siegerin der Kategorie „klassische Rede/höhere Schulen“, Tina Schmid aus der privaten Handelsakademie Schönborngasse (VBS – Vienna Business School; Wien-Josefstadt) musste aus leidvoller eigener Gewalterfahrung berichten, der sie nur zufällig durch ihr klingelndes Handy entkommen konnte. Die baute sie aber „nur“ ein in die traurige Tatsache, dass Österreich eine führende Rolle bei Gewalt an Frauen einnehme.

Valentina Madlener aus dem Hernalser Gymnasium bekam von der Jury die meisten Punkte in der Kategorie „klassische Rede/8. Schulstufe und PTS“ für ihre Ausführungen „Warum wir Feminismus noch brauchen“ und bei den älteren sprach Rosa Kronberger (BG 13, Fichtnergasse) über „Angst vor Feminismus?“

Mental Health

Ein ganz anderes Thema wählte Paria Kafai aus der Berufsschule für Verwaltungsberufe. Unter dem titel „Systemfehler“ rückte die Jugendliche aus dem zweiten Lehrjahr im Sozial- und Gesundheitsministerium vor allem Mental Health, also die psychische Gesundheit in den Fokus ihres Beitrages. Zwar würde seit der Pandemie und Studien, wie sich diese speziell für Kinder und Jugendliche auswirkt, mehr darüber geredet. Aber es fehle sehr viel an Angeboten – bis hin zu Mitarbeiter:innen bei Hotlines. Wenn es dir schlecht geht, hängst du auch nicht so leicht ewig lang in einer Warteschleife, merkte sie etwa an. Das System müsse für die Menschen da sein und nicht umgekehrt. Womit sie die Kategorie „klassische Rede/mittlere und Berufsschulen“ gewann.

Selbstdarstellung

Bleiben wir kurz in dieser Kategorie. Filip-Carlos Lazar aus der Fachschule für Sozialberufe Kavarienberggasse gestand in „Wir sind alle Meister der Selbstdarstellung“, dass er mit elf Jahren seinen ersten Insta-Account erstellt hatte und vor allem Cristiano Ronaldo nacheiferte – weniger fußballerisch als mehr lifestyle-mäßig. Im Laufe der Jahre entfernte er sich von dem Drang, sich optisch zu präsentieren, zu vergleichen. Heute sei es ihm viel wichtiger, er selbst zu sein.

Umwelt

Umwelt, ein für viele Kinder und Jugendliche wichtiges Thema sprach Emeriton Rama aus der Berufsschule für Verwaltungsberufe an und appellierte an alle Zuhörer:innen – nicht nur im Gemeinderatssitzungssaal, sondern vor allem dann via YouTube, selbst konkret zu handeln – von der Mülltrennung bis zum Energiesparen.

Schönheit

In diesem ehrwürdigen Sitzungssaal des Wiener Gemeinderates und Landtages, wo die erwachsenen Politiker:innen schon seit zwei Jahren – aus corona-sicherheits- und Abstandsgründen nicht mehr tagen, die Rede-Pulte aber mit durchsichtigen Kunststoff-Trennwänden umgeben sind – sprachen noch in der ältesten Kategorie Levi Lansky (Vienna European School) darüber, dass Gesundheit, weil sie so wichtig ist, nicht privatisiert werden dürfe. Tracy-Cindy Agbobge (BRG 8, Albertgasse) setzte sich umfassend mit dem Begriff Schönheit auseinander und wandte sich vor allem gegen Oberflächlichkeiten in diesem Zusammenhang.

Theatral

Da die Finalrede gleichzeitig im Sitzungssaal als auch im Beratungszimmer stattfanden, konnte der Berichterstatter bestenfalls manchmal hin und her switchen, weshalb nicht alle Reden gecovert werden können – alle sind unten in der ausführlichen Info-Box unten, samt Link zum YouTube-Channel, in dem demnächst Aufzeichnungen aller Reden zu sehen und hören sein werden.

Sprachrohr

Erwähnt sei nur, dass es seit vielen Jahren auch eine Kategorie namens Sprachrohr gibt, bei der nicht nur geredet, sondern auch theatral performt werden darf. Gewonnen hat diese heuer Ella Wollf von der AHS St. Ursula mit „Valentinstags-Vakuum“, Blumen, einen goldenen Herz-Ballon und Straßennamensschildern sowie Ausführungen über Egoismus, Beziehungen von Menschen, die intellektuell nicht zusammenpassen und leere Gerede, wie sie dem Reporter kurz zusammenfasst, der die Rede verpasste – weil bei Redner:innen im Sitzungssaal gewesen.

Gerade noch ausgegangen ist sich hingegen der Auftritt von vier Schülern der Europa-Schule in Budapest. Benedek Divinyi-toth, Dénes Brezinia, Àron Hegyi und Tamás Rajna-Orbán performten „Leben“ über unglückliche Liebe, Depression darüber und Lebensmüdigkeit sowie neuen Mut zum Weiterleben.

Gastbeitrag im „Wiener Hogwarts“

Sowohl den Saal als auch das Rathaus selbst bezeichnete eine Gastrednerin als Wiener Hogwarts, die bekannte Zauberschule von Harry Potter: Elif Duygu Sahan, vormalige Siegerin des mehrsprachigen Redebewerbs „Sag’s Multi!“ – demnächst erscheint hier ein Bericht über einen der jüngsten Finaltage der aktuell laufenden 13. Runde des Bewerbs – und vielfache erfolgreiche Poetry-Slamerin lockerte mit zwei ihrer Redekunst-Beiträgen den Finaltag vor der Preisverleihung auf. Sehr oft sei ihr als in Wien Aufgewachsene nur weil sie in der Türkei geboren wurde das Gefühl vermittelt worden, nicht dazuzugehören – wie ein Gurkerl im Cheeseburger. Den zweiten Text widmete sie der Liebe in vielen Facetten, u.a. slammte sie: „Dass Tom und Pierre sich lieben ist nicht jedem ganz recht, aber was diese Menschen nicht verstehen ist: Liebe kennt weder Herkunft, Religion, noch Geschlecht.“

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Zu einem eigene Beitrag über die Rede von Khaled Ibrahimi aus der PTS/FMS 22, der über eigene Fluchterfahrungen als kleines Kind sehr nahegehend sprach, geht es hier unten:

Weitere Fotos vom Wiener Finale des Landes-Jugendredewettbewerbs

INFOS: WAS? WER? WANN? WO?

Die Landessieger:innen aus Wien

Klassische Rede – 8. Schulstufe und Polytechnische Schule (PTS)
1. Platz: Valentina Madlener, Hernalser Gymnasium: Warum wir Feminismus noch brauchen
2. Platz: Destina Deniz, PTS/FMS 22: Warum Bücher so wichtig sind
3. Platz: Khaled Ibrahimi, PTS/FMS 22: Der Krieg

Klassische Rede – Mittlere und Berufs-Schulen
1. Platz: Paria Kafai, Berufsschule für Verwaltungsberufe: Systemfehler
2. Platz: Filip-Carlos Lazar, Fachschule für Sozialberufe Kalvarienberggasse: Wir sind alle Meister der Selbstdarstellung im Netz
3. Platz: Emeriton Rama, Berufsschule für Verwaltungsberufe: Umwelt

Klassische Rede – Höhere Schulen
1. Platz: Tina Schmid, VBS Schönborngasse: Die Gewalt an Frauen geht weiter
2. Platz: Rosa Kronberger, BG 13 Fichtnergasse: Angst vor Feminismus?
3. Platz: Levi Lansky, Vienna European School: Gesundheit geht vor
4. Platz: Tracy-Cindy Agbogbe, BGRG VIII Albertgasse: Schönes, schön, Schönheit

Sprachrohr
1. Platz: Ella Wolff, AHS St. Urusla: Valentintags-Vakuum
2. Platz: Emil Pokorny, Albertus Magnus Gymnasium: Wiener Luft
Gastredner: Benedek Divinyi-Toth, Dénes Brezina, Àron Hegyi, Tamás Rajna-Orbán, Europaschule Budapest: Leben

Spontanrede
1. Platz: Katarina Balazs, VBS Schönborngasse: Themenschwerpunkt Gesellschaft und Inklusion
2. Platz: Frederik Witjes, BGRG XIII Albertgasse: Themenschwerpunkt Politik und Demokratie
3. Platz: Felix Niederhuber, AHS St. Ursula: Themenschwerpunkt Politik und Demokratie

wienxtra.at/ -> redewettbewerb

youtube -> wienXtra_Redebewerb