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Bildmontage: Einerseits das Podium und andererseits das Auditorium bei der Vorstellung der Umfrage unter vor allem (ÖBB-)Lehrlingen
Bildmontage: Einerseits das Podium und andererseits das Auditorium bei der Vorstellung der Umfrage unter vor allem (ÖBB-)Lehrlingen
10.11.2023

Lehrlinge wünschen sich stabile Arbeitsverhältnisse

Große Umfrage vor allem unter Lehrlingen bei den ÖBB – mit manch überraschenden Ergebnissen.

Statt Balance mögen Lehrlinge lieber Separation, also Trennung, wenn es um die Bereiche Arbeit (work) und Freizeit (Leben/life) geht. Das ist eines der Ergebnisse einer großen Studie und Jugendlichen und teils auch jungen Erwachsenen, die einen Beruf erlernen, ein Gutteil von ihnen bei den Österreichischen Bundesbahnen. Folgerichtig wurden die Ergebnisse am Donnerstag auch in einer der ÖBB-Lehrwerkstätten, in jener in Wien-Favoriten vor gut 200 Lehrlingen – gemeinsam mit Pia Gsaller, Vorsitzende der Konzern-Jugendvertretung sowie der für den Ausbildungsbereich zuständigen Vorständin in der ÖBB-Infrastruktur AG (Silvia Angelo) präsentiert.

Studienautor Matthias Rohrer und sein Team (Das Zielgruppen Büro) hatten insgesamt rund 1700 Jugendliche/junge Erwachsene befragt – zunächst 800 Jugendliche (nicht nur Lehrlinge) zwischen 14 und 20 Jahren, darunter ein Viertel ohne ÖBB-Bezug. Weiters wurden 930 aktive ÖBB-Lehrlinge online bzw. etliche auch analog in Fokusgruppen um ihre Meinungen und Antworten zu Fragen gebeten.

Persönliche Erfahrungen aus dem analogen Live-Umfeld

Erstes vielleicht doch überraschendes Ergebnis: Mindestens genauso wichtig wie Internet waren bei der Berufswahl bzw. dem jeweiligen Arbeitgeber für die Befragten „Eltern, Verwandte, Freund:innen oder Bekannte (je ein Drittel). Rund ein Fünftel fand Schnuppertage in Unternehmen entscheidend für die Ausbildungssuche – und dies übrigens in der Gruppe aller befragten Jugendlichen – es wurden nicht nur (künftige) Lehrlinge befragt.

Soziale Medien eigenen sich der Umfrage (Februar bis Oktober 2023) zwar gut als erster Berührungspunkt, später dann, um mehr Einblick in das jeweilige Unternehmen zu gewinnen, aber weniger für ausführlichere (Aus-)Bildungsinformation; Ausnahme: YouTube.

Gutes Arbeitsklima sehr wichtig

Die befragten 14- bis 20-Jährigen fanden übrigens ein gutes Arbeitsklima mindestens genauso wichtig wie gute Bezahlung, wobei Mädchen viel stärker darauf setzten als Burschen. Während 36 Prozent (also knapp mehr als ein Drittel der weiblichen Befragten auf gutes Arbeitsklima setzten, taten dies ihre männlichen Kollegen „nur“ zu einem Fünftel (26 %). Die nannten als Priorität ein möglichst hohes Gehalt (28%).

Noch wichtiger als gutes Arbeitsklima ist für die Befragten ein sicherer Arbeitsplatz und ebenfalls ganz weit vorne rangieren: genügend Freizeit neben dem Beruf, eine interessante Tätigkeit.

Stabile Arbeitsverhältnisse

Was (künftige) Lehrlinge weniger mögen sind Deregulierung, Flexibilisierung sozusagen Dinge, die unter „neuen Selbstständigen“, Start-Ups usw. gang und gäbe sind. Diese Gruppe junger Menschen – die übrigens (noch?) immer medial weitgehend „übersehen“ wird, sehnt sich nach stabilen „normal-Arbeitsverhältnissen“, durchaus mit Arbeitszeitverkürzung 4-Tage-Woche wie die oberste Lehrlingsvertreterin im Gespräch danach Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… erzählte.

Erwartungen gut erfüllt

Doch zuvor noch zurück zur Studie. Ein Viertel fand die Erwartungen, die sie davor an ihre Lehrausbildung hatten, „voll und ganz“, weitere 56 % „eher schon“ erfüllt. „Eher nein“ gaben 14 %, „ganz und gar nicht“ zwei Prozent der Befragten an (drei % keine Angabe/weiß nicht). Übrigens gab es hier nur ganz minimale Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Lehrlingen.

Die allermeisten der ÖBB-Lehrlinge wollen übrigens im Unternehmen bleiben (mehr als ein Drittel „auf alle Fälle“ (35%) nochmals ein bisschen mehr (37%) „eher schon“. Nur 3 von 100 Befragten antwortete auf die Frage „planst du nach der Lehrer bei den ÖBB zu bleiben“ mit „auf gar keinen Fall“ und „eher nicht“ sagten 11 %.

Neben rund 200 Lehrlingen hörten auch ÖBB-Vorständin Silvia Angelo und Studienautor Matthias Rohrer der Konzernjugendvertretungs-Vorsitzenden Pia Gsaller aufmerksam zu
Neben rund 200 Lehrlingen hörten auch ÖBB-Vorständin Silvia Angelo und Studienautor Matthias Rohrer der Konzernjugendvertretungs-Vorsitzenden Pia Gsaller aufmerksam zu

Bei Frauenanteil: Viel Luft nach oben

In Sachen Frauen in die Technik – wobei es bei den ÖBB derzeit 27 Lehrberufe in technischen und kaufmännischen Berufen gibt (aktuell 2.100 Lehrlinge) – ist noch einiges Luft nach oben. „Mit aktuell 21 % weiblichen Lehrlingen liegen wir hier zwar im Branchenvergleich recht gut, aber das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht“, meint Silvia Angelo, Vorständin in der ÖBB-Infra.

Rund einem Drittel der befragten – ausschließlich weiblichen Lehrlinge – fehlen im Betrieb manchmal weibliche Ansprechpersonen. Was Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auch zur Frage veranlasste, wie viele Ausbildnerinnen es gibt. Da liegt der Anteil bei rund einer von zehn, also ca. zehn Prozent!

Studienautor Matthias Rohrer, Oberste ÖBB-Jugendvertreterin Pia Gsaller
Studienautor Matthias Rohrer, Oberste ÖBB-Jugendvertreterin Pia Gsaller

Verbesserungen in der Ausbildung möglich

Die Studie zeige, dass „die ÖBB im Großen und Ganzen ein guter Lehrbetrieb ist, dass es dabei aber Luft nach oben gibt“, meinte die Vorsitzende der Konzern-Jugendvertretung Pia Gsaller bei der Studienpräsentation, verwies aber auch darauf, dass generell ihre Generation der Belastung von Corona ausgesetzt war. Deshalb gelte es auch da genau hinzusehen, wie es den Lehrlingen psychisch gehe und wo sie mental welche Unterstützung brauchen. Die Studie habe ja gezeigt, dass das Arbeitsklima für die Lehrlinge sehr wichtig ist. Deshalb gelte es darauf zu schauen, wo und wie AusbildnerInnen noch besser pädagogisch geschult werden können. „Da kommen auch wir Jugendvertrauens-RätInnen ins Spiel. Wir müssen darauf schauen, dass es den Lehrlingen gut und immer wieder besser geht.“ Als einen ihr wichtigen Punkt nannte Gsaller, „dass wir mehr weibliche Ausbildnerinnen brauchen“. (Zu einem Interview mit Pia Gsaller geht es in einem eigenen Beitrag – unten verlinkt.)

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Reportage aus der ÖBB-Lehrwerkstätte Hebbelplatz -> damals noch im Kinder-KURIER