Viele spannend – manche schon bekannte, viele neue, erstaunliche – Beispiele, wie Natur (technische) Erfindungen inspiriert (hat). Ausstellung und Workshops im Technischen Museum Wien. KiJuKU-Lokalaugenschein.
„Dass sich Menschen für die Technik vieles von der Natur abschauen“, antwortete eines der Kinder fast schon bevor die Vermittlerin Alexandra noch ihre Frage in die auf dem Boden sitzende Runde gestellt hatte. Seit dem Nationalfeiertag läuft die neue Ausstellung „Bioinspiration“ im Wiener Technischen Museum (TMW). Die Natur als Vorbild für Erfindungen – das vielleicht bekannteste Beispiel ist der Klettverschluss. Oft schon wurde die zufällige Entdeckung erzählt, die dazu geführt hat. Wer sie schon kennt, kann die folgenden Absatz einfach überspringen, aber möglicherweise ist sie für manche auch neu:
Ein Schweizer Ingenieur namens Georges de Mestral entdeckte nach einem ausgedehnten Spaziergang mit seinem Hund Kletten (Früchte einer Pflanze) im Fell des Hundes und am Stoff seiner Hose. Warum haben sich die da festgekrallt wollt er wissen, schaute sich die Kletten unterm Mikroskop an und kam drauf, das was für unsere Augen ausschaut wie Stacheln hat am Ende kleine Häkchen. Und die haben sich in Fell und Stoff eingehängt. Und daraus entwickelte er ein Band mit kleinen Haken auf der einen und Schlaufen auf der anderen Seite. Erst später wurden die beiden verschiedenen Teile auf zwei Bänder aufgeteilt.
Der Lokalaugenschein von Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… im TMW fand bei einem der ersten Forschungslabore Bionik zu eben dieser Ausstellung, die vom Parque de las Ciencias in Granada entwickelt worden ist, nun in Wien und danach im DASA Dortmund (Deutschland) zu sehen und erleben sein. (Umgekehrt reist die in Wien erarbeitete vorige Ausstellung über Ernährung „Foodprints“ zu den beiden Partnermuseen.) Nach einer ersten kurzen Fragerunde erkundeten die Kinder eigenständig einige Stationen der Ausstellung – mit Hilfe eines Spagats verknüpften sie in einer Art großen Quizbögen Bilder von Tieren und Technik. Welches Tier war Vorbild für welche Erfindung.
Warum der Shinkansen so schnell (mehr als 300 Stundenkilometer) über Schienen brausen kann und doch nicht beim Verlassen von Tunnels explosionsartig laute Schallwellen erzeugt, verdanken die Menschen in Japan dem Eisvogel. Von diesem haben sich die Bahn-Techniker:innen die spezielle Schnabelform abgeschaut. Gleich neben diesem Vergleich in einer der Ausstellungsinseln findet sich ein großer Ventilator mit starker Windkraft. Aber ur-leise. Das wiederum ist „geklaut“ (wie es im Titel der Familienführungen lautet) von den Flügelfedern der Schleiereule (bekannt aus Harry Potters Zauberwelt).
Zu weiteren Vorbildern für technische Erfindungen, die in der Ausstellung zu bestaunen sind, zählen unter anderem der Flamingo-Schnabel (für eine spezielle Turbine) oder die Haifischhaut (unter anderem für Schwimmanzüge – die bei Wettbewerben schon lange verboten sind oder für Autoreifen). Die Haut der Haifische hat aber – und das ist noch nicht so lange bekannt – auch antibakterielle Wirkung.
Ein Stück Haifischhaut gibt es dann auch im anschließenden Workshop im Ideenlabor anzugreifen. Dort konnten unter anderem Maximilian, Fabio, Ekaterina, Boris, Alexander, Mia, Livio, Valentin (die dürfen fotografiert und genannt werden) unter anderem Brillen aufsetzen, die Bienen-Augen nachempfunden sind. Oder aus Teilen von Kunststoff-Trinkhalmen und Spagat (Schnur) eine künstliche Hand nachbauen. Dieser ausgetüftelten, doch einige Geduld erfordernden Aufgabe widmeten sich etwa Katja – unterstütz von ihrem Bruder Boris und Valentin. Alexander streicht farblosen Nagellack auf ein schwarzes Naturpapier und betrachtet es unter dem Mikroskop. Bei richtigem Lichteinfall ist auch ohne Mikroskop zu sehen, wie der farblose Auftrag bläulich schimmert – so ist es auch bei einer bestimmten Schmetterlingsart, die eigentlich farblose Flügel hat, aber ganz schön schillert.
Andere falten Papier in der Art so mancher (Baum-)Blätter und auf einem weiteren der Experimentiertische schneiden die jungen Forschungsfreund:innen – ebenfalls aus Papier – Fallschirme und Propeller aus, um sie anschließend dem Schweb- bzw. Flugtest auszusetzen. Mia (12) versucht sogar eine größere Ausgangsflughöhe zu erklimmen. Sie kam schon in früheren Reportagen über TMW-Workshops hier bzw. im Vorläufermedium (Kinder-KURIER) vor. „Ich interessiere mich sehr für Technik“, vertraut sie dem Reporter an, „aber beruflich will ich was anderes machen: Am liebsten Stunts für Filme. Früher wollte ich nur Schauspielerin werden“. Neben dem Besuch verschiedener Workshops, die ihr interessant vorkommen schwimmt sie synchron – und das mehr als die Hälfte ihres Lebens schon „und ich tanze viel“.
Zurück zum Propeller – der ist den Früchten des Ahornbaumes nachempfunden. Oft auch als „Nasenzwicker“ zum Schutz vor der Sonne bekannt und verwendet, schraubt sie sich nach unten, wenn sie losgelassen wird. „Übrigens“, so Vermittler Stefan zu KiJuKU, „ist auch die berühmte Etrich-Taube (von ihr hängt ein Exemplar im Technischen Museum Wien) nicht einem Vogel, sondern den Flugsamen einer Kürbispflanze (Zanonia) nachempfunden“.
Bis August 2023
Montag bis Freitag: 9 – 18 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 18 Uhr
(Schließtage: 25. und 31. Dezember sowie 1. Jänner)
Technisches Museum Wien: 1150, Mariahilfer Straße 212
Telefon: 01 899 98-0
information@tmw.at
„Alles nur geklaut? Ideen der Bionik“
Familienführung (7 – 12 Jahre)
¾ Stunde
Forschungslabor Bionik
7 – 12 Jahre
2 Stunden
Bionik – Natur als Inspiration
Jugendliche und Erwachsene
¾ Stunde
Diese Programme gibt es auch für Schulen
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