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Bildmontage aus zwei Titelseiten: Links: Bilderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" und rechts des Romans "Bei den wilden Kerlen"
Bildmontage aus zwei Titelseiten: Links: Bilderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" und rechts des Romans "Bei den wilden Kerlen"
24.12.2023

Ausführlich und lange bei den „wilden Kerlen“

Der Allzeit-Klassiker und eine spannende Roman-Version ausgehend von der Verfilmung des Bilderbuchs „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak.

Weil es derzeit – bis 27. Dezember 2023 – in der Opernversion im Wiener MuseumsQuartier (Halle E) zu erleben ist, ein kurze Besprechung eines fast Uralt-Bilderbuch-Klassikers: „Wo die wilden Kerle“ von Maurice Sendak ist – im Original – vor 60 Jahren erstmals erschienen, wenig später auch die erste deutsche Ausgabe, die letzte ist auch schon zehn Jahre alt.

Max ist offenbar gerne wild, tobt in seinem Wolfskostüm zu Hause herum. Das nervt die Mutter, sie schickt ihn auf sein Zimmer – droht ihm allerdings gleich an, er kriege nichts zu essen. Sein Zimmer verwandelt sich in einen wilden Wald, er findet an einem Ufer ein Boot, segelt weit und lang und landet auf einer Insel bei wilden Kerlen. Die machen ihm gar keine Angst, er fordert sie sogar zum Krachmachen auf und sie krönen ihn zu ihrem König…

Maurice Sendak, der die Geschichte erfunden hat, ganz, ganz knapp textete und vor allem mit bunten, wilden Bildern zeichnete, lässt den physisch und psychisch unverhältnismäßig bestraften Buben die Rettung in einer wilden Fantasiewelt finden. Diese positive Besetzung kindlicher Wut führte anfangs zu heftigen Reaktionen Erwachsener bis hin zu teilweisen Verboten in US-Büchereien. Aber in der Folge zu vielen Preisen für dieses Buch.

Roman mit Vorgeschichte und umfangreichen Insel-Erlebnissen

Dave Eggers, der gemeinsam mit Spike Jonze das Drehbuch für eine Real-Verfilmung (2009) geschrieben hat, gesteht im Nachwort seines Romans „Bei den wilden Kerlen“, dass im Sendaks Bilderbuch in seiner Kindheit Angst eingejagt hat. Als junger Erwachsener hätte er sich mit dem Buch versöhnt und sich gefreut als er für das Drehbuch angefragt worden war.

Für den Kinofilm braucht es deutlich mehr als die Grundgeschichte – eine längere Vorgeschichte, eine umfangreichere Familie – Schwester, getrennte Eltern, guter Kontakt auch zum Vater, neuer Freund der Mutter. Und eine ganz lange Zeit bei den wilden Kerlen – mehr von dieser Sorte…

Während der Arbeit am Film fragt Sendak himself Eggers, ob er nicht danach noch einen Roman schreiben wolle. Ausgehend vom Drehbuch mit Änderungen und Ergänzungen entstand dieser auf neudeutsch am ehesten als Page-Turner zu bezeichnende Abenteuerroman.

Max baut schon zu Hause aus Schnee ein Fort, um Freund:innen seiner Schwester Claire zu bekämpfen. Fühlt sich zu Hause mehr als ungeliebt, ja oft nicht einmal wahrgenommen und haut ab – über den Wald (dieses Mal nicht in seinem Zimmer), Boot, Meer, Insel und viele wilde Kerle. Dort beansprucht er aber hier selber die Rolle des Königs. So manches, das er für seine Untertanen vorschlägt, geht allerdings schief. Der Bau eines großen Fotos scheint die Lösung. Macht lange Spaß, scheitert aber schließlich wieder – nachdem der „König“ einen eigenen Geheimraum beansprucht. Erst sein Plan, auch hier wieder abzuhauen, vereint die „wilden Kerle“. Aber er bleibt dabei und landet doch recht schnell wieder zu Hause…

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BUCH-INFOS

Text und Illustration: Maurice Sendak
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Claudia Schmölders
Wo die wilden Kerle wohnen
40 Seiten
Diogenes Verlag
20,60 €

Zu einer kleinen Lese-/Schauprobe (drei Doppelseiten) geht es hier

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Text: Dave Eggers
Übersetzung aus dem Englischen: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Bei den wilden Kerlen
261 Seiten
Kiepenheuer & Witsch
Taschenbuch: 9,90 €
eBook: 8,49 €

Zu einer Leseprobe (13 Textseiten) geht es hier