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die siegreiche Autorin mit einigen ihrer Tiere
die siegreiche Autorin mit einigen ihrer Tiere
23.10.2021

Da merkst du schonungslos, ob du verstanden wirst

Claudia Schäfer, Siegerin des Literaturbewerbs leichte Sprache von capito wien im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr …

Claudia Schäfer, Siegerin des Literaturbewerbs leichte Sprache von capito wien im Gespräch mit Kinder I Jugend I Kultur I und mehr … Mit ihrem abenteuerlichen Text – in leichter Sprache – „Der Weg ins Tal“ gewann Claudia Schäfer den erstmals ausgetragenen Wettbewerb „Literatur in Leichter Sprache“ von Capito-Wien. Letzteres ist ein professionelles, zertifiziertes Unternehmen zur Übersetzung von Texten eben in „Leichte Sprache“.

Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr … – mit einem eigenen Bereich „Einfach“ auf der Homepage – veröffentlicht Auszüge aus den Texten der drei Erstplatzierten eben in diesem Bereich. Hier folgen zwei Interviews mit der Siegerin sowie der Zweitplatzierten Katharina Gernet – um nicht „ewig“ hinunter-scrollen zu müssen als zwei getrennte Beiträge – jeweils auch verlinkt mit den Text-Auszügen.

Claudia Schäfer ist seit 30 Jahren Lehrerin in einem sonderpädagogischen Schul- und Beratungszentrum in Schwäbisch Hall (Süddeutschland, 80 Km entfernt von Stuttgart). „Da bin ich mit Menschen zusammen, die auf leichte Sprache angewiesen sind. Seit ein paar Jahren schreib ich Geschichten, 2016 oder 2017 hab ich damit angefangen. Ich habe Texte bei Wettbewerben eingesandt, die wurden jedes Mal auch veröffentlicht. Jetzt hab ich das erste Mal einen Preis bekommen.

Leichte oder auch einfache Sprache ist ja noch eine sehr junge Disziplin, vor 30 oder 25 Jahren gab es die ja noch gar nicht.
Claudia Schäfer: 2010 haben wir ein neues Leitbild für unsere Schule erarbeitet. Das wurde vom Büro für Leichte Sprache in Bremen professionell in Leichte Sprache übersetzt. Das war für mich ein Schlüsselpunkt. Ich fand diese für mich neue Leichte Sprache genial, einfach und prägnant, manchmal kommt man damit einfach auf den Punkt. Unsere Schülerinnen und Schüler können das verstehen. Alles andere ist für sie oft schwer zu verstehen. Selbst Angebote in einfacher Sprache – es gibt zum Beispiel eine Wochenzeitschrift „Klar & deutlich“ – sind für viele unserer Schülerinnen und Schüler noch zu schwierig.

die siegreiche Autorin mit einigen ihrer Tiere
Autorin mit einigen ihrer Tiere …

Wie haben Sie das davor in der Schule gemacht?
Claudia Schäfer: Da hat man die Arbeitsblätter selber gemacht. Aber seit ich das kenne ist mein Ziel, Texte zu schreiben, wo jedes Wort verstanden wird, wenn ich schwierigere Wörter verwende, füg ich ein Wörterbuch an, in dem ich diese erkläre – natürlich in Leichter Sprache. Damit hab ich gemerkt, wie unsere Schülerinnen und Schüler in einen richtigen Lesefluss kommen.

Wenn Sie nicht unterrichten, sondern eigene Texte schreiben, ist es da ein Ringen darum, was kann ich wie ausdrücken, was an Differenzierung weglassen?
Claudia Schäfer: Bei der geprüften leichten Sprache ist wichtig, dass es von Menschen aus der Zielgruppe geprüft wird, also beispielsweise Informationen übers Impfen für Menschen mit Migrationshintergrund, Lernschwierigkeiten und so weiter – dann müssen solche Menschen das auch prüfen.

Da sieht man dann schonungslos, was verstanden wird und was nicht. Es gibt so viele Regeln in der leichten Sprache, aber für mich die absolut wichtigste ist die Prüfung durch die Zielgruppe.

Was war der Ausgangspunkt für die nun siegreiche Geschichte, eigene Erinnerung an Kindheit oder Erzählungen von Schülerinnen oder Schülern?
Claudia Schäfer: Nein, es war einfach kalt, Februar, ich hab vom Wettbewerb gelesen, mich gefragt, welches Genre will ich dieses Mal bedienen und dann kam mir diese abenteuerliche Geschichte in den Sinn.

Die erste Geschichte, die ich geschrieben habe, über Nela, einen der Hunde aus einem spanischen Tierschutzheim, stimmt zur Hälfte stimmt, zur anderen ist sie erfunden, könnte aber stimmen. Alle weiteren Geschichten sind reine Fiktionen – es ist doch schön, sich Geschichten auszudenken.

Lassen Sie auch ihre Bewerbstexte von der Zielgruppe prüfen?
Claudia Schäfer: Ich schreib meist in den Ferien, schick solche Texte aber dann an einige Schülerinnen und Schüler und frage, ob alles logisch ist oder es Verständnisfragen gibt.

Schreiben auch Schülerinnen und Schüler von Ihnen für Bewerbe?
Claudia Schäfer: Ja, „Die Wortfinder“ in Bielefeld geben jedes Jahr einen Literaturkalender heraus. Das Motto ist „Kreatives Schreiben & Literatur von besonderen Menschen und Menschen in besonderen Lebenslagen“ Nächstes Jahr will ich mit meinen Jugendlichen bei einem Bewerb der Lebenshilfe Berlin teilnehmen.

Schäfer ist gelernte Erzieherin „und wollte von der Stuttgarter Ecke nach Schwäbisch Hall, weil mir die Stadt so gefallen hat. Ich wohne mit meinem Mann und vielen Tieren ein paar Kilometer außerhalb. Ich hab mich damals vor mehr als 30 Jahren beim Arbeitsamt um eine Stelle beworben und dann diese gefunden.

Unterrichten sie einzelne Fächer?
Claudia Schäfer: Nein, ich bin Allgemeinlehrerin in Berufschulstufenklassen für Jugendliche bis Erwachsene mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Schwächen.

die siegreiche Autorin mit einigen ihrer Tiere
Autorin mit einigen ihrer Tiere …

Wie hat das mit Ihrem eigenen Schreiben von Texten begonnen?
Claudia Schäfer: Wir haben viele Tiere, da passiert viel, manches davon erzähle ich gerne. Ein Kollege in der Schule hat dann gesagt, schreib das mal auf. Das hab ich gemacht, es war ein Text über Nela, einen unserer Hunde. Den Text hab ich dem Verlag naundob für einfache Sprache geschickt, die haben gesagt, ich soll noch ein paar Geschichten über sie schreiben. Im Vorjahr ist es dann als ganzes buch erschienen „Sie nennen mich Nela“.

Eigentlich bin ich gar kein Wettbewerbstyp, aber es ist schon toll, deine Geschichten veröffentlicht zu sehen.

Sie haben von vielen Tieren gesprochen, wie viele und welche haben Sie?
Claudia Schäfer: Wir haben neun Tierarten und dann beginnt die Lehrerin und Autorin aufzuzählen: Fünf Hunde, zwei Esel, zwei Pferde, drei Katzen, jede Menge Hühner, Wachteln, Landeinsiedlerkrebse, Achatschnecken, Schildkröten und einen Blutegel, ach Meerschweinchen haben wir auch noch. Womit wir im Übrigen bei elf Arten sind 😉

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Hier unten geht’s zu Auszügen aus dem preisgekrönten Text

Und hier geht es zu Interviews mit den beiden anderen Gewinnerinnen