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Foto einer der Doppelseiten aus einem der UMUT-Bände
Foto einer der Doppelseiten aus einem der UMUT-Bände
04.01.2024

Elefant Umut mit zwei verschiedenen Ohren…

… nimmt dich mit zu wundersamen, traumhaften Geschichten, versprüht Hoffnung und wünscht sich, dass du sie weiterspinnst oder wenigstens dazu zeichnest.

Traumhafte Geschichten – sozusagen im wahrsten Sinn des Wortes, das sind die Bücher rund um den kleinen Elefanten namens Umut, oder wie ihn die Autorin Mirjam Ploteny manches Mal auf ihrer Website auch schreibt uMut (!). Ein Elefant aus der Fantasie, denn einen solchen gibt es im echten Leben gar nicht: Mama indische Elefantenkuh, Papa afrikanischer -bulle. Äußeres Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten, die sich in Wirklichkeit nicht miteinander vermehren können: Erstere haben kleinere Ohren, dafür aber längere Rüssel als die Zweiteren.

Dieser Umut – ein türkisches Wort mit persischen Wurzeln (Omed) für Hoffnung, als Vorname sowohl bei Mädchen als auch Buben gebräuchlich und genau deswegen bewusst von Ploteny so benannt – hat ein rechtes überdimensional riesiges Ohr, über das er fast stolpern könnte, dafür aber ein recht kleines linkes Ohr. Vor allem aber hat er ein offenes Herz. So geht er ganz sanft und zart um mit einem kleinen Vögelchen, das in Band 5 (dem letzten) vor dem großen, grauen Riesen landet. Auch wenn Umut mit den Rufen „Afrika, Afrika“ des verletzten und damit viel zu früh zwangsweise gelandeten Langestreckenfliegers so gar nichts anfangen kann.

Was ist dieses Afrika. Umut kennt nur Manege, Zirkuszelt und das wenig Drumherum in den Orten, wo der Zirkus Halt macht. Jetzt beginnt er seine Eltern danach zu fragen, was das Vögelchen meinen könnte… Denn Umut will nicht nur Hoffnung verbreiten, sondern ist vor allem auch neugierig. In Band drei will er unbedingt wissen, was in einem geheimen, irgendwie unheimlichen Häuschen passiert, das neben dem Zirkuszelt versteckt ist. Und natürlich hat er auch genügend Mut, sich hineinzutrauen…

Anregung zu eigener Kreativität

Das Besondere an diesem Buch und seinen vier „Geschwistern“ ist nicht nur der wunderbar ausgedachte kleine Elefant – und seine warmherzigen Begegnungen mit unterschiedlichsten anderen Tieren, aber auch Menschen, sondern auch die Gestaltung der Bücher. Neben den Zeichnungen von Matthias Zech zeichnen sie sich auch durch das verspielte Zusammenwirken von Text in verschiedenen Schriften, Größen, Formen, manchmal wie bei Erstlesebüchern Bildchen statt Wörtern mit den Illustrationen aus (Grafikdesign/ Gestaltung: Florian Solly). Und mindestens genauso mit den Hinweisen und Bitten, selber Geschichten weiterzuspinnen oder etwas dazu zu zeichnen.

Für Letzteres bieten neben vier leeren Seiten am Ende auch noch die sehr ungewöhnliche Bindung der Bücher Gelegenheiten. Die sogenannte „japanische Bindung“ bedeutet, dass immer zwei Seiten zusammenhängen, vorne gefaltet sind, womit sich dazwischen eine Art Versteck bildet, wo du Zeichnungen hineinstecken kannst. Genauso gut kannst du aber auch die Verbindung der jeweils zwei Seiten aufzuschlitzen und auf den dann vor dir liegenden jeweils zwei inneren weißen Seiten malen.

Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten
Autorin mit einem ihrer Bücher und dem Stoff gewordenen Hauptdarsteller ihrer Umut-Geschichten

Geträumt

Und jetzt kurz zurück zum ersten Wort dieses Beitrages: Die Autorin hat in einem Telefonat mit Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… verraten, dass „ich die Figur geträumt habe. Da war auch so mancher Blödsinn dabei, den hab ich dann immer aufgeschrieben“. Das ist schon ein Weilchen her. Es hat dann auch lange gedauert, bis sie sie eine Buchbinderei (Ira Laber, die immer wieder auch Buchmach-Workshops mit Kindern abhält) gefunden hat, die das Buch so herstellen konnte. Denn auch das hatte sich Ploteny in den Kopf gesetzt.

Autorin und Plüsch-Elefant
Autorin und Plüsch-Elefant

Als Kind wurde ihre Kreativität beschränkt

Auf die Idee des Weiterspinnens und vor allem -zeichnens sei sie gekommen, „weil mir als Kind Bilderbücher immer zu bunt, zu fertig zu plastisch waren und kaum bis keinen Platz für meine eigene Fantasie gelassen haben. Deswegen hab ich in diesen Umut-Büchern viel Freiraum gelassen, damit die Kinder ihre eigene Fantasie spielen lassen können.“

Seltsame Strafe

Mirjam Ploteny kommt aus dem Schauspiel, hat lange Zeit in Wien im Theater in der Josefstadt und auch in Mailand im Piccolo Teatro (später Teatro d‘Europa) bei Giorgio Strehler sowie für Filme gespielt. Weil sie, wie sie im Telefon-Interview erzählt, „eine schlechte Schülerin war, durfte ich in der Schule nicht am Schauspiel teilnehmen. Aber das schulische Lernen war nicht so mein’s. Ich hab lieber Wände angemalt, bin herumgelaufen und hab dabei Text für Stücke gelernt, die’s gar nicht gegeben hat.“

Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher
Autorin (Mitte) mit Illustrator und Grafikdesigner/ Gestalter der Bücher

Doch sie hatte das Glück, dass ihre Eltern sie in ihrer Kreativität bestärkten, sie haben gesagt, „dann probier‘ halt Schauspiel“. Jetzt schreibt sie, organisiert auf einem renovierten Weingut mit kleinem Freilufttheater im Burgenland Kulturprojekte und hat rund um ihre Umut-Bücher die Website „Blog-Hupferl“ (Bücher Lesen Online Gestalten) gebaut, wo sie einerseits Umut als Plüschtier auf Fotos an verschiedenen Orten auftauchen lässt und dies mit Quizfragen verbindet und andererseits User:innen einlädt, ihr Zeichnungen oder Fotos zu senden, die sie dann dort veröffentlicht.

Follow@kiJuKUheinz

Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
Der Elefant auf dem Schuber mit allen fünf Bänden
BUCH-INFOS

Texte: Mirjam Ploteny
Illustration: Matthias Zech
Grafikdesign/ Gestaltung: Florian Solly
Händische japanische Fadenbindung: Ira Laber

Umut ein kleiner Wirrkopf (Band 1)
Umut entdeckt den Zirkus (Band 2)
Umut und das unheimliche Häuschen (Band 3)
Umut de Pirat (Band 4)
Umut und der Langstreckenflieger im Frack (Band 5)

Kauderwels Coop Ploteny
Jeweils: 24 + 4 (leere) Seiten
je 35 €
bloghupferl