Christine Nöstlingers ausgezeichneter Klassiker „Rosa Riedl Schutzgespenst“ bis Jahresende (2024) im Dschungel Wien.
In der Bühnenversion von „Rosa Riedl Schutzgespenst“ von Christine Nöstlinger, die bis Ende des Jahres 2024 im Dschungel Wien gespielt wird, lebt Anstasia, genannt Nasti, allein mit ihrem Vater; im Gegensatz zum vor 45 Jahren mit dem österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichneten rund 200-seitigen Buch der preisgekrönten Autorin (1936 – 2018).
Kern der Geschichte ist und bleibt aber: Die rund 11-Jährige – gespielt von Pippa Fee Rupperti – hat sehr viel Angst – im Gegensatz zu ihrer Freundin Tina (Pilar Borower, die gegen Ende noch in die Rolle von Berta, der Haushälterin von Ing. Filzmeier schlüpft). Vielleicht liegt’s daran, dass Tina um ihren Hals ein Ketterl mit Schutzengel hat. Ein solches hätte Nasti auch gern. Eines Tages aber taucht bei ihr – vom Dachboden – ein Schutzgespenst auf.
Rosa Riedl, die einst hier lebte, wurde von einer Straßenbahn tot gefahren, als sie die Straße überqueren wollte. Das war 1938. Rosa Riedl wollte schnell über die Straße laufen, um einzuschreiten. Zwei Nazis von der SA (Sturmabteilung) hatten den jüdischen Uhrmacher Fischl getreten und beschimpft. Alle Leute rundum haben nur zugeschaut, schlimmstenfalls die Schläger noch angefeuert.
„Da ist in mir die Wut und der Zorn und die Empörung ganz heiß und rot und wild aufgestiegen. Ich wollt hinüber über die Straße. Ich wollt dem Fischl helfen. Ich wollt denen, die keine Nazis waren, sagen, dass wir was tun müssen, dass es so was nicht geben darf. Und da bin ich über die Straße hinüber, ohne zu schauen. Die Straßenbahn hat leider nicht so schnell bremsen können. ›Herr Fischl‹, hab ich noch gerufen, ›Herr Fischl, ich komm ja schon!‹ Aber ›So helfts ihm doch!‹ hab ich nimmer rufen können“, steht darüber in Nöstlingers Buch.
Die tote Frau wurde zu einem guten Geist, lebte auf dem Dachboden – und Jahrzehnte später verspürte Rosa Riedl wieder das dringende Bedürfnis, zu helfen. Dieses Mal der Nasti gegen verschiedene ihrer Ängste. Ihr gibt sie sich zu erkennen. Im Buch kann sie sich höchstens für einige Momente „materialisieren“, in der Bühnenversion (Regie: Anna Horn) gelingt ihr das viel länger und öfter, aber nur gegenüber von Kinder– was fürs Schauspiel natürlich einfacher ist als unsichtbar in den Szenen zu agieren. Dieses Schutzgespenst spielt Caroline Koczan in einer herzlichen Art mit einem Schuss Nöstlinger’scher Herbheit „Ja, Madl…“
Den Vater, einen Beamten im (Unterrichts-)Ministerium gibt Wolfram Rupperti, der später auch den Ing. Filzmeier spielt, der ein Truhe kauft, in der sich die Rosa Riedl wegen des Patschuli-Geruchs gelegt hat.
Natürlich ist das nicht so einfach mit dem Angst-Abbau Nastis. Das Auftauchen des Schutzgespensts sorgt für so manche Verwirrung – was zu köstlichen Szenen samt vielen Lachern im Publikum sorgt. Und es kommt zur dramatischen Situation, wie oben angedeutet, dass die Truhe weit weg ans andere Ende der Stadt verfrachtet wird. Rosa Riedl, das weiß Nasti, hat zudem Platzangst.
Außerdem kommt’s zum heftigen Streit zwischen Nasti und ihrer besten Freundin, weil erstere nun viel Zeit mit Rosa Riedl verbringen will, was natürlich lange ihr Geheimnis bleiben muss… Aber natürlich Happy End. Nun aber, wo Nasti die meisten ihrer Ängste los ist, findet Rosa Riedl, dass sie woanders mehr gebraucht würde. Und da keimt in der Jugendlichen ganz schön viel Eifersucht und Egoismus auf, aber auch das… Immerhin gibt ja Nasti selbst der Rosa Riedl den Tipp, dass ihre Mitschüler Hannes, der offenbar zu Hause nicht liebevoll behandelt wird, dringend Hilfe benötigen würde.
Die Inszenierung im Dschungel spielt auf zwei Ebenen. Neben dem Schauspiel wird so manches mit Miniatur-Figuren – Ebenbilder der Bühnenakteur:innen und liebevolle Detail-Utensilien – in Kasteln und Laden gespielt, gefilmt und live groß projiziert (Ausstattung: Petra Schnakenberg; Mitarbeit: Ida Bekić). Die Filmer:innen sind die Schauspieler:innen selbst – immer, wer grad nicht zentral in der jeweiligen Szene dran ist.
Von Christine Nöstlinger
Ab 6 Jahren; 70 Minuten
Autorin: Christine Nöstlinger
Regie: Anna Horn
Schauspiel:
Rosa Riedl, das Schutzgespenst: Caroline Koczan
Anastasia, genannt Nasti: Pippa Fee Rupperti
Anastasias Vater / Ing. Filzmeier, Käufer der Truhe, in der sich Rosa Riedl gelegt hat: Wolfram Rupperti
Tina, Nastis beste Freundin / Berta, Filmeiers Haushälterin: Pilar Borower
Ausstattung: Petra Schnakenberg
Dramaturgie: Armela Madreiter
Musik: Nikolaj Efendi
Live-Kamera: die Schauspieler:innen
Outside Eye (dramaturgische Beratung): Götz Leineweber
Licht: Hannes Röbisch, Christo Novak
Regie-Assistenz: Alexandra Kurcikova
Mitarbeit Ausstattung: Ida Bekić
Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Bis 31. Dezember 2024
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: 01 522 07 20-20
dschungelwien -> rosa-riedl-schutzgespenst
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Text: Christine Nöstlinger
Rosa Riedl Schutzgespenst
(Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 1979)
196 Seiten
Ab 8 Jahren
Verlag Fischer / Sauerländer, 2019
erstmals erschienen 1979 bei Jugend & Volk
Gebundene Ausgabe: 13,40 €
Taschenbuch (Verlag Gulliver): 8,30 €
eBook: 9,99 €
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