„Die Rebellen von Salento“, spannender – fiktiver – Kinderroman mit Berührungspunkten zu korrupten Erwachsenen.
Paolo, Bea, Elena, Laerte und Antonio, letzterer meist begleitet von seinem jüngeren Bruder Luca, sind eine eingeschworene freundschaftliche Gruppe. Eines Tages entdecken sie in einer Hirtenhütte auf dem Grundstück von Paolos Eltern bei den Olivenbäumen eine kleine Holzkiste. Darinnen ein uralter Brief eines Vorfahrens von Paolo – sechs Mal Ur und dann Großvater dazu. Der hatte sich zum Räuberhauptmann und das Grundstück zur eigenen Republik erklärt – zu einer Zeit als Italien gerade aus unterschiedlichen Teilen zu einem Land zusammengewachsen ist.
Die Kinder kommen schnell auf die Idee, das aufzugreifen und eine eigene Republik der Kinder zu gründen. Das ist für Davide Morosinotto der Ausgangspunkt in seinem spannenden, ja packenden, sehr schnell zu lesenden knapp mehr als 200 Seiten Roman (ab 10 Jahren) „Die Rebellen von Salento“.
Bea und Elena checken auf Paolos Laptop, dass es etliche Kleinststaaten auf der Welt gibt, Mikronationen. Und was es dazu braucht. Sie diskutieren lang und geben sich eigene Gesetze. Das erste ist von Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie der Konderrechtskonvention inspiriert: „Alle Bürger sind vor dem Gesetz gleich und verfügen über dieselben Rechte und Pflichten, unabhängig von ihren Ämtern, ihrem Alter und ihrem Geschlecht.“
Gesetz Nummer 2: „Alle Bürger haben ein Recht darauf, respektiert zu werden. Jeder kann seiner eigenen Meinung Ausdruck geben. Wenn jemand, zum Beispiel ein Erwachsener, einem Bürger einen Befehl gibt, hat er die Pflicht, die Gründe für diesen Befehl zu erläutern.“ Im dritten Gesetz heißt es: „Niemand darf einen Bürger beleidigen, ihm etwas Schlechtes antun oder ihm Schaden zufügen.“
Halten die Erwachsenen das Projekt Kinder-Republik zuerst für Kinderspiel und Spintisiererei, so setzt es – dank der Initiative vor allem von Bea und Elena, die den virtuellen Auftritt in Internet und sozialen Medien organisieren – sozusagen einen Siegeszug an. Von nah und fern wollen Kinder Teil dieses eigenen Staates werden. Darunter allerdings auch eine Bande böser Buben, vor denen sich vor allem Antonio und Paolo fürchten, weil sie von Mattia und seinen Kumpanen immer wieder auch tätlich angegriffen werden. Machtkampf im Kinderstaat. Erinnerungen an DEN Klassiker eines Kinderstaates „Herr der Fliegen“ werden wach – hier unten.
Doch der Autor hier, verknüpft die Kinderrepublik mit einem Konflikt unter den Erwachsenen des fiktiven Städtchens Pagliarano. Der Bürgermeister und ein Fabriksbesitzer machen krumme Geschäfte, Letzterer entließ Arbeiter, darunter Paolos Vater und andere, die Grundstücke rund um Paolos Eltern besitzen. Sie wollen, dass die Leute so verarmen, dass sie ihren Grund billig verkaufen – die beiden Genannten wollen eine mondäne Luxus-Hotelanlage errichten.
Wie die Republik der Kinder den Menschen gegen den korrupten Politiker und den ebensolchen Unternehmer hilft – nein, lieber selber lesen, es zahlt sich echt aus – mit etlichen Wendungen. Hier sei nicht mehr verraten.
Nur so viel noch: In „Die Rebellen von Solento“ wird es niemals so dystopisch wie im Klassiker eines Kinder„landes“, „Herr der Fliegen“ – siehe auch hier verknüpfter Artikel – wo aus den überlebenden Kindern eines Flugzeugabsturzes eine grausame Dystopie wird, was auch für „Die Tribute von Panem“ gilt.
Ganz anders beschreibt die berühmte österreichische Kinderbuchautorin Mira Lobe (u.a. bekannt von „Die Geggis“ oder „Das Kleine ich Bin Ich“) das Zusammenleben junger und jüngster Menschen in „Insu-Pu. Die Insel der verlorenen Kinder“ – siehe auch dazu ein eigener Beitrag.
Text: Davide Morosinotto
Übersetzung aus dem Italienischen: Cornelia Panzacchi
Illustrationen: Iacopo Bruno
Die Rebellen von Salento
ca. 215 Seiten
Ab 10 Jahren
Verlag Thienemann
15,95 €
eBook: 9,99 €
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