Gedichte rund um Objekte, Bilder, Fotos aus dem Wien Museum bzw. der Stadt.
Ein fliegender Wal, einst fix auf dem Dach eines Gasthauses im Wiener Prater montiert, seit Wieder-Eröffnung des renovierten, ausgebauten Wien-Museums von der Decke schwebend, zeigt seine Barten schon auf der Titelseite. Und hat auch im Buch eine Sonderstellung. Alle anderen Tiere – ob als 3-D-Figuren aus unterschiedlichsten Materialien wie Stein und Metall oder an Hauswänden gemalt oder als Mosaike bzw. Reliefs – haben je eine Doppelseite. Der Wal erstreckt sich über drei Doppelseiten.
Einerseits ist „stopptanzstill!“ ein üppiges Buch mit Fotos von Objekten aus dem Museum bzw. aus der Stadt Wien – genauso ist es aber auch ein Gedichtband. Das Wien Museum hatte den bekannten Kinder-Lyriker Michael Hammerschmid gefragt /gebeten zu solchen Objekten und Bildern Gedichte zu verfassen. Dabei kam er, der schon etliche Preise – dann auch für dieses Buch – bekommen hatte, drauf, dass er, obwohl für Kinder dichtend, noch kaum Tierreime geschrieben hatte.
Rasch ließ sich der Autor auf dieses Abenteuer ein, bekam vom Museum Vorschläge, suchte aber auch selber viel in Foto-Datenbanken wie er Kinder I Jugend I Kultur I Und mehr… auf die entsprechende Anfrage anvertraute. „Ganz wichtig natürlich war, welche Figuren mich zu einem Gedicht angeregt haben. Also ich durfte mich da auch intuitiv bewegen und so entstand eine irgendwie wilde Auswahl, hoffe ich zumindest, die kreuz und quer durch Zeit und Raum führt.“
Zeitlich spannt sich der Bogen übrigens von einem rund 12 Millionen Jahre alten Objekt bis zu einer erst sechs Jahre jungen Wandmalerei. Das älteste eben angesprochene Ding ist der Wirbel eines Delfins, der einst in Hernals (17. Bezirk) gefunden wurde, dem Naturhistorischen Museum gehört, das diesen Knochen dem Wien Museum leiht. Und das aufs erste ganz anders aussieht – wie eine Fledermaus. Wie in vielen anderen seiner Gedichte philosophiert der Autor über das Gesehene, manchmal scheint er auch mit dem jeweiligen Gegenstand oder Bild zu sprechen. Nicht selten wirft er Fragen in den Raum.
Erst 2018 malten die Straßen-Künstler:innen (Street Art) Lunar, Smack und Ruin eine riesige Katze im Comic-Stil an eine große Hausmauer in Favoriten (10. Bezirk; Franz-Koci-Straße 14).
Obwohl Kinder Gedichte lieben, sind Hammerschmids Texte sicher anfangs, vor allem für noch wenig geübte Leser:innen, ein wenig gewöhnungsbedürftig. Reime sind nicht seine bevorzugte Sache; und häufig beginnt ein Satz, ein Gedanke – übrigens alles in Kleinschreibung und oft ohne, meist jedenfalls mit sehr wenigen Satzzeichen – in der einen Zeile unvermittelt und setzt sich erst nach dem Absatz fort.
Für eine Doppelseite ließ sich der Autor etwas ganz Besonderes einfallen. Da suchst du das Tier vergeblich. In der rechten unteren Ecke wirken zwei ovale helle Öffnungen in einem schwarzen runden Ding lediglich wie Augen. Das dazugehörige Gedicht auf der Seite daneben: „das tier das man nicht sieht“ mit vielen Fragen, was es sein könnte, ob es noch da ist, oder…
Vielleicht ist es gerade diese Doppelseite, die zum eigenen Fantasieren mit Gedanken- und Wortspielen einlädt. Und die anderen Gedichtformen auch dazu, sich beim Dichten nicht unbedingt an vorgegebene Regeln aus der Schule halten zu müssen 😉
PS: Auf der vorletzten Seite im Buch gibt’s einen QR-Code – über den kommst du zu Audio-Dateien. Der Autor selbst hat alle Gedichte eingesprochen. Jedes Gedicht ist eine eigene Datei.
Text: Michael Hammerschmid
Illustrationen: Wien Museum / Birgit und Peter Kainz, Stephan Doleschal, Christian Phillipp
stopptanzstill!
Eine Publikation zur Dauerausstellung des Wien Museums
90 Seiten
Ab 5 Jahren
18 €